Montag, 28. Dezember 2015

Mezzo Rosso

Heute endete Melanies Sportverbot, die letzten Auswirkungen von ihrer Mandel-OP. Das mussten wir natürlich ausnutzen und auch das Wetter war ganz auf unserer Seite. Mit der ersten Bahn fuhren wir auf den Untersberg und da waren wir nicht die Einzigen die eine weihnachtliche Klettertour am Plan hatten. Nach einem kleinen Umweg beim Zustieg waren wir die vierte Seilschaft, die sich über den Blausandpfeiler abseilte.
Zwei Seilschaften stiegen auch in unsere Tour ein. Beide waren aber recht zügig unterwegs und so störte es kaum. Der Vorsteiger der ersten Seilschaft war sogar so freundlich und befreite unser Seil, das sich beim Abziehen verklemmte. Die Temperaturen waren herrlich und überhaupt fanden wir perfekte Kletterbedingungen vor. Die unteren Seillängen wurden dominiert von genussvoller, sehr dicht abgesicherter Plattenkletterei die nur gelegentlich unterbrochen wurde von kaum störenden, grasigen Passagen. Die Ausstiegslängen waren dann doch sehr grasig, aber auch dort war in jedem kleinen Felsblock der unter dem Gras hervorstand und der fest mit dem Untergrund verbunden war ein Haken zu finden. Zurück beim Ausstieg genossen wir noch ein wenig das tolle Panorama und die Einsamkeit bevor wir wieder in den Trubel rund um die Untersbergbahn eintauchten.
Allzu homogen ist die Tour "Mezzo Rosso" zwar nicht, dennoch findet man einige sehr schöne Kletterpassagen. Abgesichert ist sie sehr dicht und durch den kurzen Zustieg Dank der Bahn auch für den faulen Kletterer geeignet.

Sonntag, 27. Dezember 2015

Voldöpper Spitze

Da Melanie ab Jänner in Tirol arbeitet, haben wir uns eine nette Mietwohnung dort gesucht. Nachdem wir heute die Schlüssel erhalten hatten, erforschten wir noch unseren neuen "Hausberg". Direkt von der Haustür aus wanderten wir auf die Voldöpper Spitze. Das schöne Wetter nutzten nicht nur wir, am Weg und auch auf dem aussichtsreichen Doppelgipfel waren Unmengen an Menschen. Oben angekommen gönnten wir uns eine Jausenpause bei milden Temperaturen und windstille im Sonnenschein.
Tirol zeigte sich bei unserer ersten Erkundungstour von seiner schönsten Seite mit traumhaftem Ausblick auf das Inntal und die umliegenden Berge. Wärend des Abstieges begann es zu dämmern, was uns noch weitere stimmungsvolle Momente bescherte. Ein besseres Ankommen in der neuen Heimat hätten wir uns wohl nicht wünschen können.

Freitag, 13. November 2015

Frauenmauer

Heute war mal wieder Bastelstunde angesagt, Alex und ich bastelten ein wenig an unserer Neutour in der Frauenmauer weiter. Bei den warmen Temperaturen bot es sich an, einen Versuch zu unternehmen, den Ausstieg endlich zu erreichen. Gelungen ist es uns leider nicht, aber fangen wir vom Anfang an. Den Zustieg hatten wir bald hinter uns gebracht und den Einstieg von unserer eigenen Tour mussten wir nicht lange suchen. Heute wollten wir uns zum ersten Mal im Haulen versuchen, also dem nachziehen des Rucksackes nachdem man den nächsten Stand erreicht hat. Da die ersten beiden leichteren Seillängen in einem Bogen über einen überhängenden Bereich querten, dachten wir uns es wäre eine gute Idee, den Rucksack erst im zweiten Stand vom Boden nachzuholen. Leider hatte der Plan einen wesentlichen Schönheitsfehler; irgendwo verfing sich das Seil in Latschen oder Grasbüscheln. Daher konnte Alex das Seil, wenige Meter bevor er bei mir im zweiten Stand gewesen wäre, nicht mehr nachziehen. Mit Köpfelschlinge und Seilrolle schaffte er es schlussendlich, das Seil frei zu bekommen. Endlich im Stand angekommen ging das Nachraufziehen erstaunlich gut, auch mit unsererm nicht ganz optimalen Rucksack zog es sich schnell und relativ leicht. In der schweren dritten Seillänge konnte ich ein paar Abschnitte schon gut lösen, über die härtesten Stellen schummelte ich mich aber mit Bandschlinge und Keil drüber da ich mir noch ein wenig Kraft für die neuen Meter aufsparen wollte. Auch dieser Plan ging nicht ganz auf und nach ein paar Klettermetern, zwei mittellangen Stürzen und zwei neuen Bohrhaken musste ich mir eingestehen, dass die Kraft und der Kopf heute nicht mehr ausreichten um weiter voran zu kommen. Somit war mal wieder Abseilen angesagt.
Trotz des mäßigen Erfolges mit nur wenigen neu erschlossenen Klettermetern war der Tag sehr intensiv und lehrreich und so werden wir beim nächsten Mal noch besser vorbereitet sein und vielleicht doch endlich den Ausstieg nach oben schaffen.

Sonntag, 8. November 2015

Werfenerhütte

Die Idee, das schöne Herbstwetter zum Wandern zu nutzen, hatten nicht nur meine Eltern und ich. Der Parkplatz in der Wengerau war bereits zum Bersten voll als wir dort ankamen. Auf der Straße Richtung Werfenweng fanden wir dann doch noch ein Plätzchen und machten uns auf den Weg durch die malerische Wengerau hinauf zur Elmaualm. Weiter gings über den Tanzboden hinauf zur Werfenerhütte. Auf den Serpentinen durch die Latschen tummelten sich Unmengen an Wanderern, teils hinauf, teils hinab, da wurde es gelegentlich etwas eng. Auf der Werfenerhütte angekommmen ergatterten wir noch ein gemütliches Plätzchen zum Sitzen. Dort genossen wir einen Radler und die schöne Aussicht. Beim Abstieg war zumindest der Gegenverkehr nicht mehr so schlimm und kurz vor der Elmaualm gönnten wir uns noch ein Päuschen.
Da der Abstieg in die Wengerau bereits im Schatten lag, verabschiedeten wir uns bald von der Sonne und bewunderten die schöne, herbstliche Stimmung auf den letzten Metern zum Auto.

Sonntag, 1. November 2015

Kaffee&Kuchen

Nach einer erholsamen Nacht in der Casa-Hans starteten wir gegen halb 5 zu unserem heutigen Ziel am Traunsee, der Tour "Kaffee&Kuchen" in der Traunstein Westwand. Bei Dunkelheit und 5°C marschierten wir vom Parkplatz am Ostufer lost. Der Zustieg überraschte mit steilen Erd- und Grasleitn sowie leichter Kraxelei, da kann man schon fast von alpinem Charakter sprechen. Beim Einstieg angekommen dämmerte es bereits und der Blick hinab auf den Traunsee öffnete sich. Zu dem Zeitpunkt war bereits klar, dass auch heute wieder eine landschaftlich und wettertechnisch traumhafte Tour vor uns lag. Die Wärme vom Zustieg nahmen wir gleich mit in die ersten Seillängen und so musste ich an diesem schönen Tag nie frieren, nur den Zehen wurde zu Beginn etwas kühl. Den ersten Abschnitt über die Plattenrampe brachten wir schnell hinter uns und bald befanden wir uns in der bereits von weitem zu sehenden, spektakulär-steil wirkenden Flasche. Die vier ansprechenden Seillängen durch die Flasche waren, auch wenn nicht immer alles ganz fest war, von der Kletterei her sehr schön und lösten sich super auf. Die darauf folgenden leichten Seillängen erledigten wir in einem Rutsch und gönnten uns vor der 16. Seillänge eine Müsliriegel Pause. Gestärkt ging es weiter, doch leider lösten sich die Rotpunkt-Ambitionen sogleich auf den nächsten Metern in Luft auf. Eine nicht ganz leicht zu lesende Einzelstelle in der 16. Seillänge forderte den ersten Sitzer, doch es sollte nicht der einzige bleiben. Ab der Pause wurde die Felsqualität deutlich besser, in großteils kompaktem Fels ging es genussvoll weiter. In der 20. Seillänge wartete eine glatte Reibungsstelle auf uns, die wir um Kraft und Zeit zu sparen kurzerhand nullten. Ein paar weitere schöne Klettermeter führten uns zur 24. Seillänge, wo ein toller Steilaufschwung die schon etwas müden Unterarme noch mal gehörig forderte. Die anschließende Schlüsselseillänge nahmen wir von Anfang an gemütlich in Angriff, ich setzte mich alle paar Haken ins Seil um mir noch Kraft für das Finale aufzusparen. Grundsätzlich löste sich aber alles sehr gut auf und es gibt brauchbare Rastpunkte, weshalb die Bewertung vermutlich gut passt. Vor einem Höhlenportal gab es eine kurze Suppenpause bevor wir den letzten Abschnitt angingen. Auch wenn die Fluchtmöglichkeit durch den natürlichen Tunnel äußerst lustig aussah, wir hätten dadurch drei sehr schöne Seillängen versäumt. Das Finale ließ unser Klettererherz noch einmal höher Schlagen und insbesondere die letzte Seillänge war Genuss pur. Allein der Ausblick vom Abschlussstand war es Wert, die müden Unterarme ein letztes Mal zupacken zu lassen.
Vom Ausstieg ging es teils durch Latschen, teils dem Grat entlang aufwärts. Ich vermute, dass wir den Weg nicht ganz ideal erwischten. Egal, schlussendlich waren wir bei der Naturfreundehütte, wo wir leider feststellen mussten, dass sie nicht mehr bewirtschaftet war. Im Winterraum standen aber noch ein paar Getränke weshalb es anstelle von Kaffee&Kuchen Radler&Allerheiligenstriezel gab. War mir aber sowieso lieber, ich mag eh keinen Kaffee. Gestärkt traten wir den Abstieg über den Naturfreundesteig an, wo es bald zu dämmern anfing und wir ungefähr ab der Hälfte die Stirnlampen benötigten. Stimmungsvoll verabschiedete sich die Sonne und bald gingen die Lichter in den Häusern um den Traunsee an. Die nächtlichen Lichtspiele im See rundeten das Gesamterlebnis des Tages noch mal wunderschön ab.
Für einen reinen Plaisier-Kletterer ist die Tour "Kaffee&Kuchen" sicherlich nicht das Richtige, dazu ist alleine der Zustieg schon zu abenteuerlich. Die Absicherung in der Tour selbst ist dafür wiederum dichter als in vielen Plaisier-Routen, dafür ist der Fels nicht immer ganz fest. Für einen ambitionierten Kletterer bietet die Tour jedenfalls ein tolles Gesamterlebnis bei dem keinerlei Vorstiegsmoral nötig ist aber die Unterarme ordentlich auf Langzeitbelastung getestet werden.

Samstag, 31. Oktober 2015

Seeblick

Die Klettermotivation von Hans und mir lässt sich bei derartig grandios prognostiziertem Wetter zu dieser Jahreszeit gar nicht mehr in Worte fassen. Da war es klar, dass wir was anreißen. Heute wurde es die Tour "Seeblick" in der Trisselwand über dem Altausseer See. Dank der südwestseitigen Exposition und dem eher geringen Zeitaufwand der Tour konnte ich sogar halbwegs ausschlafen bevor ich die lange Anreise von Graz aus antrat. Am gebührenpflichtigen Parkplatz beim Gasthof Trisselwand traf ich mich mit Hans, der eine etwas kürzere Anreise hatte. Kurz nach uns kam eine weitere Seilschaft mit dem gleichen Ziel am Parkplatz an und als wir am Einstieg ankamen stieg kurz vor uns eine Seilschaft gerade in die Tour ein. Auf die Idee das schöne Wetter zu nutzen kamen scheinbar mehrere Kletterer. Die beiden leichten Zustiegsseillängen über die Tour "Reinl" brachten wir bald hinter uns und nach der ersten Seillänge in der Tour "Seeblick" hatten wir die Seilschaft vor uns eingeholt. Es folgte nun immer wieder eine sehr leichte Seillänge und eine etwas schwierigere. Beim Klettern war die Seilschaft vor uns zwar recht flott, am Stand brauchten sie aber doch öfter etwas länger und so ließen sie uns bald überholen. Die siebte Seillänge selbst war noch etwas splittrig, ab da wurde der Fels aber immer besser und das etwas schwierigere Finale wurde zum vollen Genuss. Die Bewertung war eher nett, für einen 7er löste sich alles erstaunlich gut auf.
Am Ausstieg bewunderten wir noch mal den traumhaften Ausblick auf den See und genossen die Sonnenstrahlen auf der Haut. Die paar Minuten zum Gipfel der Trisselwand waren noch leicht im Zeitbudget und so wurde ich dort von Hans mit einem köstlichen Allerheiligenstriezel verwöhnt (von Corina gebacken - vielen Dank auch an die Bäckerin). Beim Abstieg musste ich leider ein wenig aufs Tempo drücken, da ein Toilettenbesuch für mich unabwendbar war. Beim Gasthof Trisselwand angekommen war die Erleichterung groß und so war die Fahrt nach Plainfeld viel entspannter. Bei Hans zuhause wurde ich noch mit Schweinebraten und Schnitzel verwöhnt. Allzu lange blieben wir aber nicht auf, schließlich stand am nächsten Tag noch einiges am Plan.
Die Tour "Seeblick" ist landschaftlich wie klettertechnisch sehr genussvoll und offensichtlich auch sehr beliebt, immerhin waren heute drei Seilschaften in der Wand. Die Absicherung lässt keine Wünsche offen, Bohrhaken in rauen Mengen sind auch in den leichteren Passagen vorhanden.

Samstag, 3. Oktober 2015

Steinerweg

Schönes Wetter und Hans hat sturmfrei, da war klar, dass wir heute etwas machen. Leider war ich Anfang der Woche ein wenig krank und fühlte mich noch nicht wieder topfit. Also beschlossen wir eine relativ leichte Tour zu gehen, die bei Hans schon auf der ToDo Liste stand bevor ich zum Klettern anfing und auf meiner ToDo Liste Einzug hielt kurz nachdem ich von Hans zum Klettern gebracht wurde: den Steinerweg durch die Dachstein Südwand. Kurz nach 5 starteten wir von der Talstation der Hunnerkogelbahn, wo ich meine neue Stirnlampe einweihte. Begeistert spazierte ich im perfekt gleichmäßigen Lichtkegel zur Südwandhütte. Von dort ging es weiter über den gut markierten Weg in Richtung Johann-Klettersteig, welchen wir nach einer Stahlseil-Passage bald links abbiegend verließen. Der Zustieg war durchgehend gut mit ziemlich neuen roten Punkten markiert und zusätzlich von einigen Stirnlampen ausgeleuchtet. Wir waren nämlich nicht die einzige Seilschaft, die das gute Wetter am Wochenende nutzen wollte. Vor uns war noch eine Seilschaft und hinter uns kamen auch noch 3-5 Seilschaften nach. Beim Einstieg trafen wir auf die beiden Anführer des Laternenumzuges, sie machten sich gerade bereit zum Losklettern. Wir taten es ihnen nach und beschlossen, das Seil auf ca. 35m zu kürzen, um effizienter simultan gehen zu können. Da die zwei Kletterer vor uns nicht simultan gingen, ließen sie uns netter Weise beim zweiten Stand überholen und wir zischten vorbei. Den ersten Vorstieg überließ Hans mir und es lief richtig gut; als ich mein gesamtes Material los war und das erste Mal Stand machte hatten wir fast 9 Seillängen und somit das Plattendach hinter uns gelassen. Hans machte in der gleichen Tonart weiter und so war unser zweiter Stand nach dem Salzburger Band. Auch bei meinem zweiten Vorstieg lief es noch mal sehr gut und ich ging alle vier Tiblocs aus. Die dabei gemeisterte lange Verschneidungsrampe hatte es aber scheinbar doch ein wenig in sich, in unserem dritten Stand teilten wir uns einen Müsliriegel und beschlossen, die Sache ab jetzt ein wenig gemütlicher anzugehen. Nachdem wir 2/3 der Tour in quasi 3 Seillängen vereint hatten, meinten wir, dass wir uns ein wenig Gemütlichkeit redlich verdienten. Also hängten wir ab jetzt im Schnitt nur mehr zwei Seillängen zusammen was klarerweise mehr Pausezeit für den nicht Kletternden bedeutete. Nach ein paar kleineren Topo-Unklarheiten und dem etwas gefinkelten, berüchtigten Schluchtüberhang, standen wir somit bald am Ausstieg beim Westgrat-Klettersteig und etwas später am Gipfel.
Eigentlich dachten wir uns, dass im Steinerweg schon viel los war. Was sich beim Abstieg zur Seilbahn am Schulter-Klettersteig abspielte war aber nicht mehr normal. Scheinbar wollte ganz Mitteleuropa das schöne Wetter nutzen um den Dachstein zu erklimmen. Auf Grund des permanenten Gegenverkehrs kamen wir nur sehr mühsam voran, was uns aber eigentlich ziemlich egal war, da wir sowieso sehr gut in der Zeit lagen. Bei der Bergstation angekommen jausneten wir noch Äpfel und Tee und gönnten uns anschließend die horrend-teure Talfahrt.
Der Steinerweg ist wohl einer der schönsten Anstiege auf den Dachstein. Nichts desto trotz sollte er nicht unterschätzt werden, UIAA IV sollte man auch über längere Distanz sicher beherrschen und ein wenig Erfahrung in der Wegfindung schadet auch nicht. Durch die teilweise etwas weiteren Sicherungsabstände, insbesondere im letzten Abschnitt, muss man schon das nötige Auge für die Linie haben sowie das Selbstvertrauen und die Moral es dann auch ohne Bestätigung der richtigen Linienwahl durch Haken durchzuziehen. Für mich war diese Tour heute jedenfalls das ideale Gesund-Werde-Programm nach meiner Krankheitspause.

Dienstag, 22. September 2015

Johnsbacherrunde - Gesäuseüberschreitung mal anders

Die Tage werden immer kürzer und morgen soll es weit herab schneien. Da war heute vielleicht die letzte Chance in diesem Jahr die von mir schon länger geplante Ausdauerrunde im Gesäuse durchzuziehen. Schließlich ist es nicht sicher ob sich der Schnee noch mal aus der Hochtor Nordwand zurückzieht. Und genau das war meine erste Etappe; vom Parkplatz Haindlkarhütte ging es mit Stirnlampe um 4:00 los in Richtung Hochtor, das über die Route "Jahn-Zimmer" erklommen werden soll. Beim Zustieg verlor ich gelegentlich etwas Zeit, da die Wegfindung in der Finsternis nicht immer ganz leicht war. Im Großen und Ganzen war der Zustieg aber sehr gut markiert und dadurch unproblematisch. Beim Einstieg angekommen setzte die Dämmerung ein und kurz vor dem Appellplatzl ging die Sonne auf und zauberte die Wolkenfetzen in ein schon fast kitschig schönes Morgenrot.
In der Tour war so gut wie alles trocken und kompakt. Die Kraxelei löste sich immer schön auf und die gelegentlichen roten Punkte und Pfeile ersparten mir einige Zeit, schließlich musste ich dadurch nicht so oft ins Topo schauen. Am Gipfel begrüßte ich erfreut die Sonne und packte die Stirnlampe ein. Auf dem Weiterweg schob ich mir zwei Riegel ein und wenig später stand ich am Festkogel. Nach einem kleinen Versteiger beim Abstieg vom Festkogel und der nicht ganz leichten Passage zwischen Abseilturm und Ödstein war ich bald am Großen Ödstein angekommen. Der Abstieg nach Johnsbach über den Kirchengrat kam meinen Knien ewig vor, war aber zeitlich erstaunlich schnell erledigt. Eigentlich wollte ich in Johnsbach eine Mittags-Jausenpause einlegen. Da ich aber etwas früher als gedacht dort angekommen war, beschloss ich noch ein wenig weiter zu gehen und mir ein schönes, sonniges Plätzchen zu suchen. Ich fühlte mich gut und machte noch einige Höhenmeter bis ich schließlich zu Essen begann. Leider bekam mir etwas nicht und mein Magen rebellierte nach der Pause. Ganz anders als vor der Pause waren nun die Schritte langsam, schwer und von leichter Übelkeit begleitet. Die Erinnerung an die Schitour vor eineinhalb Jahren, wo ich mir Dank eines Magenproblemes mein Immunsystem für ungefähr zwei Monate zerstört hatte, kamen wieder. Klarer Weise nahm ich daher die leichten Vorzeichen heute sehr ernst und suchte mir eine sonnige, trockene Wiese wo ich mich für ungefähr eine Stunde hinlegte. Danach ging es mir ein wenig besser und ich stieg zur Mödlingerhütte auf, wo ich meinen Bauch mit einer Suppe und Saft beruhigte - zum Glück funktionierte es. Da ich mein Glück aber nicht herausfordern wollte, entschied ich mich dafür die Runde abzukürzen und den am wenigsten anstrengenden Weg zurück zum Auto zu nehmen. Dieser führte mich über die Oberst-Klinke-Hütte zu einer Kurve der Straße zwischen Kaiserau und Admont auf 1039m, wo ich in der Früh mein Fahrrad hinterlegt hatte. Von dort aus ging es mit dem Rad über Admont zurück zum Auto, wo ich meinen Magen mit Salzkrackern weiter beruhigte. Zuhause angekommen fühlte er sich bereits wieder halbwegs wohl. Anscheinend übernimmt mein Bauchi die Prinzessinenrolle in meinem Körper; auch wenn der restliche Körper Top motiviert und leistungsbereit ist kann die Prinzessin einfach so sagen 'heute mag ich nicht' und sogleich wird gemacht was Prinzessin gebietet.
Natürlich ist es schade, wenn man seinen Plan nicht vollenden kann. Dennoch begeisterte mich die heutige Tour und vor allem der erste Teil war landschaftlich, stimmungsmäßig und auch bergsteigerisch ein Traum. Da habe ich das schöne Wetter zwar nicht perfekt, aber wirklich gut genutzt.

Samstag, 12. September 2015

Differential dx/dy

Nachdem das drei monatige Praktikum von Melanie uns mittlerweile schon fast zwei Wochen lang getrennt hatte, wurde es höchste Zeit, dass wir uns mal wieder sahen. Naja, ganz so verzweifelt sind wir glücklicherweise nicht. Tatsächlich hatte Melanie einen Termin in Triol und wir nutzten die Gelegenheit um uns in Salzburg ein schönes gemeinsames Wochenende zu machen. Dabei stand auch eine kurze Kletterei im Bluntautal am Programm. Vom Flughafen ging es direkt nach Golling, wo wir noch den Rucksack fertig packten und uns auf den Weg zum Einstieg machten. Dank der Föhnwetterlage kam ich ganz schön ins Schwitzen und auch beim Klettern selber war es angenehm warm. Die erste Seillänge habe ich vermutlich nicht ganz richtig erwischt. Ich denke, dass ich bei der Tour "Supremum" eingestiegen bin und erst nach der ersten Hälfte in die Tour "Differential dx/dy" gewechselt habe. So war die Kletterei jedenfalls auch sehr schön und unser 55m Seil reichte ziemlich genau aus. Ab dem ersten Stand blieben wir dann auf Spur. Insbesondere die Seillängen im Mittelteil waren sehr schön und teilweise auch abwechslungsreich. Nur gelegentlich wurde die Kletterei von grasigen oder erdigen Passagen unterbrochen. Im letzten Stand angekommen gab es ein "Klettertour-aus-Foto" bevor wir uns ans Abseilen machten.
Dadurch dass man nicht wirklich irgendwo oben ist oder über einen Abstiegsweg hinunter geht, hatte der Endpunkt dieser Tour für mich einen etwas seltsamen Umkehrpunkt-Charakter. Jedenfalls waren wir nach vier angenehmen Abseilfahrten wieder am Einstieg und bald darauf beim Auto.
Die Tour "Differential dx/dy" im Bluntautal ist eine gute Wahl wenn man einen Halbtag in gut abgesicherter, netter Kletterei verbringen will.

Mittwoch, 9. September 2015

Liesingtalrunde

Ein bisschen Ausdauer schinden schadet nie dachte ich mir. Also nichts wie ab ins Liesingtal wo heute so gut wie alle rundum liegenden Gipfel am Plan standen. Inspiriert wurde ich dabei von Alex, der vor einiger Zeit fast die gleiche Runde drehte. Ich startete von der Hauptstraße im Liesingtal auf 990m Höhe auf einer Forststraße Richtung Süden. Diese führte mich in den Ripplgraben von wo aus ich dem gelegentlich markierten Wanderweg über die Schönebenalm und das Schönebentörl auf den Hochreichhart folgte. Auf ungefähr 2200m Höhe war die Schneegrenze was mich ein wenig an meiner Schuhwahl zweifeln ließ. Ganz optimal passten meine Schuhe heute definitiv nicht, aber da es recht kalt war und der Schnee daher ziemlich trocken war, wurden meine neuen Zustiegsschuhe kaum nass. Nach dem Hochreichhart ging es über den Hirschkarlgrat zum Geierhaupt. Der Grat selber war nahezu schneefrei und sehr schön; die Kletterschwierigkeiten hielten sich sehr in Grenzen (ich würde schätzen großteils I mit vereinzelten IIer Stellen). Trotzdem machte es Spaß die Hände ein wenig zu verwenden. Auf den letzten Metern zum Geierhaupt wurde es wieder mehr Schnee, weshalb ich sehr froh über die Stapfspuren eines anderen Wanderers (vermutlich in den letzten Tagen am Geierhaupt gewesen) vorhanden waren. Als der Schnee wieder weniger wurde, und es deshalb klarerweise auch ein wenig wärmer wurde, gönnte ich mir das erste mal ein wenig Energienachschub. Ein Müsliriegel und ein Obstriegel mussten daran glauben, dafür waren meine Schritte gleich wieder ein wenig schneller. Weiter ging es über den Schrimpfkopf auf den Kerschkern. Dort fand ich nur mehr winzige Flecken Schnee und das auch nur ganz am Gipfel. Da die weiteren Gipfel kontinuierlich niedriger wurden, ließ ich nun die letzten Schneereste hinter mir. Beim Bärensulsattel gönnte ich mir eine 10 minütige Pause mit Mittagessen und leckerer Suppe. Gestärkt trat ich den Anstieg zum Himmeleck an, von wo aus ich einen herrlichen Blick auf die bisher zurückgelegte Strecke und die mittlerweile nur mehr kleine Restetappe hatte. Auch den Silberling ließ ich bald hinter mir und so stand ich schon auf dem letzten Gipfel des Tages, dem Großen Schober.
Hier entschloss ich mich doch noch ein Selfie für den Blog zu machen. Naja, mein Gesichtsausdruck bringt glaube ich die Mischung aus Anstrengung und Freude ganz gut rüber. Der Abstieg zum Auto zog sich dann doch noch ganz schön. Mittlerweile waren meine Knie nicht mehr die bessten und der lange, fast ebene Abstieg über die Forststraße zehrte an meiner Geduld. Schlussendlich kam ich aber doch noch an und fand an der Fensterscheibe einen Zettel. In der Früh hatte ich mir gedacht, dass ich das Auto so geparkt hatte, dass es die Forstarbeiten im Graben nicht stört. Ich hatte mich ganz in eine scheinbar ungenutzte Ecke eines Holzlager- und Umladeplatzes gestellt. Leider waren meine Überlegungen offensichtlich nicht ganz richtig und der Zettel an der Fensterscheibe machte mich darauf aufmerksam das in Zukunft zu beachten. Ich Entschuldige mich hiermit bei der Forstverwaltung für die Unannehmlichkeiten und nutze die Gelegenheit diese Information weiter zu geben: Auch wenn das Auto noch so angemessen platziert wirkt, es hat auf einem Holzlager- und Umladeplatz nichts zu suchen.
Die Runde ist sehr schön und auch einigermaßen abwechslungsreich. Die Länge sollte aber nicht unterschätzt werden, nicht nur Kondition sondern auch Durchhaltevermögen sind gefordert. Das beruhigende ist aber, dass es einige Exitpoints gibt an denen man die Runde abkürzen könnte. Leider kann ich mit Höhen- und Kilometerangaben nicht dienen, ich hab mir heute weder Alex's GPS-Gerät noch Melanies Uhr ausleihen können - sind momentan beide nicht im Lande. Für die besonders Interessierten und potentiellen Nachahmungstäter kann ich aber zumindest mit (ungefähren) Zwischenzeiten dienen: Hochreichhart 2h, Geierhaupt 3h40min, Kerschkern 4h45min, Bärensulsattel 5h45min, Himmeleck 6h30min, Großer Schober 7h30min, Gesamt 9h30min.

Samstag, 29. August 2015

Serengeti

Eine letzte Tour ist sich heute noch ausgegangen bevor Melanie ihr Praktikum in Geesthacht antritt. Ein "Grazer-Berglandl" sollte es sein, um genau zu sein: die Tour "Serengeti" in der Roten Wand hatten wir uns ausgesucht. Warm soll es werden, daher schliefen wir nicht übermäßig lang und waren um ca. 8 Uhr beim Einstieg. Um beim Zustieg nicht auszurinnen, hätten wir wohl noch viel früher aufstehen müssen. Egal, los ging es in die erste, schöne Seillänge. Nach den vielen Klettermetern in der Obersteiermark hatte ich schon ganz vergessen, wie sich speckiger Fels angreift. Die Tour ist zwar für Grazer-Bergland-Verhältnisse nicht wirklich poliert, im Vergleich zum rauen Fels im Gesäuse und im Hochschwab war er aber sehr hautschonend. Angenehmerweise war die erste Hälfte der ersten Seillänge noch im Schatten, danach durften wir wieder in der Sonne schwitzen. Die Bohrhakenreihe führte uns über sehr schöner Platten und nur kurze grasige Passagen weiter hinauf. Immer wieder ließen nette Passagen unser Klettererherz frohlocken und insbesondere die fünfte Seillänge war durchgehend in schönem Fels ohne jegliche Grasberührung.
Von meiner letzten Begehung vor einigen Jahren meinte ich mich zu erinnern, dass die letzten beiden Seillängen noch ein wenig zum Anhalten wären. Heute lösten sie sich aber wunderbar auf, vielleicht waren ja in der Zwischenzeit ein paar neue Henkel gewachsen. Am Ausstieg angekommen setzten wir uns noch ein wenig in den Schatten eines Baumes und genossen einen Apfel bevor wir den Abstieg antraten.
Als eine der homogensten Klettereien in diesem Schwierigkeitsgrad kann ich die Tour "Serengeti" in der Roten Wand sehr empfehlen. Auch die Gras-Passagen sind meist kurz und im Gesamtbild kaum störend, ein klarer Fall von "wiederholenswert".

Sonntag, 23. August 2015

Peterkaführe

Vor einigen Jahren waren Hans und ich in die Tour "Peterkaführe" in der Festkogel Südwand eingestiegen. Nachdem ich damals in der ersten Seillänge moralisch etwas überfordert gewesen war und wir in der zweiten Seillänge das Topo verloren hatten, hatten wir beschlossen abzuseilen. Heute half mir Melanie dabei diese Altlast aufzuarbeiten. Im Festkogel-Vorbau entschieden wir uns diesmal für die "Klassische". Leider war die erste Seillänge noch im Schatten, weshalb meine Finger ziemlich Taub wurden. Die Kletterei war aber trotzdem sehr schön und kurz nachdem ich im ersten Stand war, genoss ich die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut. Auch Melanie war froh, als wir den Schatten unter uns zurück ließen. Die zweite Seillänge im Vorbau begeisterte mich mit traumhafter aber nicht ganz geschenkter Wasserrillenkletterei und in der letzten Seillänge war fast nur mehr leichte Kraxelei. Während Melanie zu mir herauf nachkam, brach der letzte Nachsteiger einer Dreierseilschaft in der links von uns gelegenen Tour "Regenschauer" einen großen Felsblock (ca. 80x40x40cm) heraus. In der Hälfte der Wand schlug er das erste Mal auf und zerbrach in einige immer noch recht große Einzelteile, die schlussendlich mit gewaltiger Wucht im Schotterfeld detonierten. Glücklicherweise wurde niemand getroffen und es blieb lediglich ein erhöhter Adrenalinpegel bei allen Beteiligten zurück.
Für das Gehgelände zwischen Vorbau und Hauptwand zogen Melanie und ich schlauerweise wieder die Zustiegsschuhe an. Am Einstieg angekommen wirkte der damals so grimmige Kamin auf mich überhaupt nicht mehr einschüchternd und auch beim Klettern war ich positiv überrascht wie gut sich alles auflöste und wie wenig brüchig der Fels eigentlich war. Auch die weiteren Seillängen waren kaum brüchig und die Kletterei war unglaublich abwechslungsreich und schön. Kamine, Verschneidungen, Platten - alles war dabei, da ließ die klassische Linienführung keine Wünsche offen. Die Schwierigkeiten sollten gut beherrscht werden, die Absicherung ist ziemlich spärlich. Immerhin waren die Standplätze saniert, so war ich mir zumindest sicher, dass ich die Linie richtig gefunden hatte. Nachdem wir den lustigen "Reitriss" und den abschließenden Rucksack-feindlichen Kamin hinter uns gelassen hatten, standen wir bald am Festkogel-Gipfel.
Hinunter ging es über den teils mit roten Punkten und teils mit Steinmännern markierten Steig durch eine bizarre Felslandschaft. Es ist immer wieder beeindruckend, welche massiven und dennoch fragil wirkenden Gebilde das Wasser aus dem Kalkstein formt. Im Schneeloch trafen wir auf den Wanderweg, der uns zurück zum Auto geleitete. Zur Abrundung ließen wir uns ein köstliches Schnitzel beim Kölblwirt schmecken.
Die "Klassische" im Festkogel-Vorbau und auch die "Peterkaführe" in der Südwand sind beides sehr empfehlenswerte Touren in abwechslungsreicher Linienführung. Um Freude darin zu haben sollte der Vorsteiger aber unbedingt eine gefestigte Moral mitbringen.

Samstag, 22. August 2015

Waidhofnerweg

Bevor Melanie drei Monate lang in den flachen Norden Deutschlands geht machten wir uns noch ein schönes Bergwochenende im Gesäuse. Als erste Tour des Wochenendes hatten wir uns den "Waidhofnerweg" in der Südwand des Kleinen Ödsteins ausgesucht. Beim Einstieg angekommen waren wir eine von vier Seilschaften, immerhin aber zumindest an zweiter Stelle in der Schlange. Nachdem die erste Seilschaft meinte, dass wir alle vor dürfen, freuten wir uns schon auf ungebremstes Klettern. Wenige Sekunden bevor ich losklettern wollte, pfiff aber der Vorsteiger der dritten Seilschaft an uns vorbei. Also hieß es doch warten. Glücklicherweise waren die beiden schnell unterwegs und bogen bald zum Gummikiller ab. Nach dem ziemlich leichten Anfangsdrittel warteten im Mittelteil Wasserrillen bis zum Abwinken auf uns, sehr genial.
Weiter oben wurden die Platten etwas stärker geneigt mit kaum mehr Wasserrillen und stattdessen leichter Reibungskletterei. Zum Abschluss entschieden wir uns für die Hauerplatte wo unser 55m Seil ungefähr einen Meter vor dem Stand ausging. Da die ersten Meter beim unteren Stand Gehgelände sind, war das aber überhaupt kein Problem. Die Hauerplatte selbst war eine wirklich herrliche Genusskletterei mit ein paar schönen Moves. Am Ausstieg angekommen beschlossen wir direkt über den blau markierten Steig hinunter zu gehen. Der Steig ist sehr dicht markiert und im Grunde sehr angenehm zum Absteigen. So waren wir bald wieder am Ausgangspunkt und gönnten uns noch einen leckeren Kuchen beim Kölblwirt.
Der "Waidhofnerweg" in der Südwand des Kleinen Ödsteins ist eine wirklich herrliche, mit vielen Wasserrillen garnierte und hauptsächlich über schöne Platten führende Kletterei in gemäßigter Schwierigkeit. Die Absicherung ist gut aber nicht plaisirmäßig, man muss schon auch mal vom Haken wegklettern. Für den Abstieg kann ich, soweit er schneefrei ist, den blau markierten Steig sehr empfehlen; Man muss sich zwar hin und wieder anhalten, wirklich schwierig oder unangenehm wird er aber eigentlich nie.

Sonntag, 16. August 2015

Plattenverschneidung

Für heute Nachmittag war nun endgültig der erwartete Wetterumschwung angekündigt. Darum ließen Melanie und ich das Wanderwochenende bei einer schönen, kurzen Kletterei in der Nähe der Voisthalerhütte ausklingen. Nach einem köstlichen Frühstück auf der Hütte ging es los und wenig später standen wir schon am Einstieg. Die Plattenverschneidung mit Bergzigeuner-Einstieg und Waiblkanten-Ausstieg an den Edelspitzen war geplant. Die Einstiegsseillänge sah teilweise ziemlich brüchig aus, war aber tatsächlich erstaunlich kompakt. Der henkelige Überhang löste sich schön auf und ein paar Züge weiter standen wir unter der markanten, imposanten Verschneidung. Die erste Seillänge in der Verschneidung war absolut genial, eine grandiose Rissverschneidung mit immer wieder großartigen Piaz-Metern. Der Stand in der vermeintlichen Mitte der Verschneidung war nicht allzu gemütlich, da wäre es möglicherweise klüger gewesen, die beiden Verschneidungsseillängen gleich zusammen zu hängen. Mit unseren 55m Halbseilen wäre es sich vermutlich ausgegangen. Na gut, im Nachhinein ist man immer schlauer, wir haben jedenfalls den Zwischenstand gemacht. Von diesem aus waren es nur mehr wenige Meter im schwereren Gelände; es ging etwas gefinkelt ums Eck - gewusst wie löste es sich aber sehr schön auf. Das anschließende, leichte Gelände führte uns in die Waiblkante, wo wir noch eine Seillänge angeseilt hinaufkraxelten. Das leichte, schon beinahe wanderwegsmäßige Gelände zum Gipfel gingen wir dann frei.
Am Gipfel machten wir nur eine kurze Pause, weil wir noch trocken nach Seewiesen kommen wollten und es etwas finster aussah. Vom Gipfel aus seilten wir uns ein Stück ab und stiegen dann den Steig zur Voisthalerhütte ab. Dort packten wir unser restliches Zeug zusammen und verabschiedeten uns von den netten Wirtsleuten. Beim Abstieg hielt das Wetter und wir kamen trockenen Fußes nach Hause.
Die Tour Plattenverschneidung ist in dieser Kombination eine absolut empfehlenswerte und gut abgesicherte Genusskletterei. Insbesondere die erste Seillänge in der Plattenverschneidung ist für Piaz-Freunde ein Traum.

Samstag, 15. August 2015

Bohrnografie

Zweiter Tag beim Wanderwochenende, Hans und ich starteten von der sympathischen Voisthalerhütte zur Fölzalm, die Tour "Bohrnografie" in der Schartenspitz Nordwand stand an. Von der Fölzalm bogen wir auf einen Steig durch die Latschen ab, der uns in weiterer Folge quer durch ein Schotterfeld zum Einstieg führte. Nachdem Hans im ersten Stand war zog es ein wenig zu und dunkle Wolken häuften sich über der Fölzalm. Die zweite und angeblich schwerste Seillänge entpuppte sich als eine ziemliche Einzelstelle, die sich aber nach ein paar Sitzern gut löste. Der Rest war zwar nicht geschenkt, aber deutlich leichter. Danach war Hans wieder am Zug und die dritte Seillänge hatte es ganz schön in sich. Der leichte Rechtsschwenk zu Beginn sollte in der richtigen Höhe erwischt werden, den Runout im etwas leichteren Gelände in der Mitte entschärfte Hans gut mit einem Klemmkeil und am Ende war die Linie über diverse bessere und schlechtere Löcher zum Stand nicht ganz leicht zu lesen. Die vierte Seillänge durfte ich wieder vorsteigen. Zu Beginn wartete ein netter Überhang, der sich recht gut auflöste und anschließend kam etwas leichteres Gelände gefolgt von einem genialen Riss, einem Quergang auf einem schönen Absatz und leichtem Gelände zum nächsten Stand. Dass ich in dieser Seillänge eine saubere Halbseiltechnik anwenden sollte, bemerkte ich leider etwas zu spät und so plagte ich mich auf den letzten Metern zum Stand ordentlich mit der Seilreibung.
Mittlerweile regnete es bereits zum zweiten Mal und abermals bekamen wir Dank der konstant leicht überhängenden Wand nichts davon mit. Als Hans bei mir heroben war, tröpfelte es noch ein wenig und die Sonne kam heraus, weshalb wir unter uns quer über der Fölzalm einen wunderschönen Regenbogen bestaunen konnten. Nach einer kurzen Stärkungspause nahm Hans die letzte und am stärksten überhängende Seillänge in Angriff. Mit ein paar Sitzern kam er gut hinauf und auch ich musste im Nachstieg öfter Pause machen, weil die Unterarme viel zu schwer wurden. Die Kletterei ist absolut genial an nahezu ausschließlich super henkeligen, scharfen Griffen - da muss man noch mal richtig zulangen. Die letzte Seillänge ist dann noch ein netter und verhältnismäßig flacher Ausklang in großteils eher leichtem Gelände. Die letzten Meter zum Gipfel brachten wir auch bald hinter uns und schon läuteten wir die Glocke im Gipfelkreuz. Lange blieben wir nicht am Gipfel, da wir dem momentan blauen, nahezu wolkenlosen Himmel nicht ganz trauten. Nach ein wenig Kraxelei im Abstieg und zwei Abseilfahrten standen wir wieder im Schotterfeld und kurz darauf beim Einstieg, wo wir die Rucksäcke deponiert hatten. Beim Rückweg zur Voisthalerhütte trafen wir noch auf Corina, Melanie, Geri und Karin, die gerade von der Mitteralm zurückkamen.
Die Tour Bohrnografie ist absolut empfehlenswert, die Kletterei ist genial und die Absicherung klug gemacht - dort wo man leicht mobile Sicherungsmittel einsetzten kann soll man das auch tun und ansonsten sind ausreichend Bohrhaken vorhanden.

Freitag, 14. August 2015

Himmelsleiter

Unser heuriges Wanderwochenende führte uns in den Hochschwab, zwei Nächte verbrachten wir in der gemütlichen Voisthalerhütte. Melanie und ich hatten die kürzeste Anreise und mussten daher auch nicht besonders früh aufstehen. Trotzdem sollt sich die Tour "Himmelsleiter" in der Hochschwab Südwand leicht ausgehen. Am Parkplatz in Seewiesen war einiges los und auch andere Kletterer machten sich bereit zum losgehen. Bis zur Voisthalerhütte waren wir noch beide mit Rucksack unterwegs. Den Übernachtungsrucksack durften wir in der Hütte lassen und so ging es deutlich leichteren Fußes durch die Obere Dullwitz zum Trawiessattel und über markante Steigspuren zum Einstieg. Dort stießen bald die anderen beiden Seilschaften zu uns. Sie hatten die Tour "Lufthammer" am Programm, welche direkt neben unserer verlief. Unsere ersten beiden Seillängen verliefen durch wunderschöne Wasserrillen-Platten und machten Lust auf mehr. Im Anschluss folgte ein wenig schrofiges Gelände und der Hangelquergang in der vierten Seillänge war überraschend einfach. Aus dem darauffolgenden Stand hatte man einen genialen Tiefblich auf die Karstlöcher rund um den Trawiessattel, landschaftlich ist es dort oben so richtig traumhaft.
Die nächste Seillänge fehlte in unserem Topo leider komplett (Topo von www.bergsteigen.com) weshalb ich in der darauffolgenden Seillänge im Schrofengelände ein wenig länger suchen musste. Die Kollegen, die den Lufthammer kletterten, waren dabei netterweise ein große Hilfe, da mein Stand direkt neben ihrem war. Da ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen konnte, dass in dem Topo tatsächlich eine ganze Seillänge fehlte, glaubte ich nun in die letzte Seillänge einzusteigen. Die Kletterei selbst war traumhaft schön, jedoch ging es sich mit unserem Seil klarerweise nicht bis zum Ausstieg aus. Außerdem lockte mich ein Bohrhaken in eine traumhafte Platte, die mich schlussendlich in die Nachbartour direkt zum Kollegen brachte. Er war sich aber auch nicht ganz sicher, ob er noch richtig war und ob das überhaupt sein Stand sei. Ich kletterte noch ein wenig weiter bis das Seil aus war und so musste Melanie noch ungefähr 10m simultan nachsteigen bevor ich zu einem brauchbaren, doch etwas ungemütlichen Stand kam. Von dort aus war es nur mehr ein kurzer Bauch der ins Schrofengelände und zum letzten Stand führte. So hatten wir es doch noch zum Ausstieg geschafft, zwar nicht ganz über den Originalweg, aber über eine lohnenswerte, schöne Variante. Beim Abstieg lockte der Radler in der großen Gruppe auf der Voisthalerhütte schon sehr und am Abend wurden wir mit einem köstlichen Freiluftbuffet von den Hüttenwirten Tom und Julia verwöhnt.
Vor allem die ersten und letzten Seillängen in der Himmelsleiter sind wirklich super. Die Kletterei zwischen drinnen ist auch herrlich, aber im Vergleich zu den anderen Seillängen eher durchschnittlich schön und gelegentlich durch schrofiges Gelände unterbrochen. Beim Topo von www.bergsteigen.com ist Vorsicht geboten; dort ist die fünfte Seillänge, die 30m haben sollte, in Wahrheit ungefähr 80m lang und es sind eigentlich zwei Seillängen.

Sonntag, 9. August 2015

Frauenmauer

Seit fast zwei Jahren bin ich gedanklich immer wieder in der Frauenmauer Ostwand, wo Alex und ich damals eine neue Klettertour angefangen hatten. Leider ging es sich bisher zeitlich und wettertechnisch nicht aus die Route zu vollenden. Mit diesem Vorsatz brachen wir heute von Graz aus auf. Nach einem schweißtreibenden Zustieg standen wir gegen 10 Uhr am Einstieg und machten uns bereit zum Losklettern. Die optimale Adjustierung hatte ich immer noch nicht gefunden, insbesondere der Akkubohrhammer und die Fifi-Haken waren beim Klettern etwas im Weg und auch bei der Handhabung unpraktisch. Da ist noch reichlich Verbesserungspotential vorhanden. Die ersten beiden Seillängen, die wir bereits vor zwei Jahren ausgekundschaftet hatten, liefen ganz gut. Ich merkte, dass ich moralisch nicht ganz auf der Höhe war und daher sehr vorsichtig, bedacht und deshalb klarer Weise langsam kletterte. Aber egal, wir hatten eh den ganzen Tag Zeit. Im zweiten Stand machten wir noch eine Trink- und Jausenpause bevor ich ins Neuland aufbrach. Eine halbe Seillänge war noch bekannt, dann kam ich zu der Stelle an der wir vor zwei Jahren umgekehrt waren. Ich versuchte eine brauchbare Linie zu erkennen und glaubte, zumindest soweit ich sehen konnte, leicht nach rechts über eine Platte fündig geworden zu sein. Zunächst löste es sich tatsächlich gut auf, die Kletterei war zwar nicht leicht aber es waren immer wieder schöne Löcher und Leisten zu finden. Mit Fifi-Haken und Bohrmaschine kämpfte ich mich Meter für Meter aufwärts in immer schwereres Gelände.
Wenige Meter bevor ein vermeintlich leichter, rettender Riss begann, wurde es noch mal richtig knackig. Da werden wir für einen Durchstieg noch ordentlich auschecken müssen. Als ich mich endlich zum Riss hinaufgearbeitet hatte, war ich scheinbar doch schon ziemlich erschöpft von der Anstrengung beim Bohren oder der Riss ist doch nicht ganz so leicht wie gedacht. Jedenfalls plagte ich mich auch dort noch mal anständig bevor ich endlich in leichteres Gelände kam und den nächsten Stand einrichtete. Alex ließ es sich natürlich nicht nehmen, die neuen Meter auch zu begutachten. Der schwere Rucksack dämpfte zwar die Begeisterung ein wenig, gefallen hat ihm die Kletterei aber trotzdem. Da es schon recht spät war und ich schon ziemlich erledigt war, beschlossen wir es hier gut sein zu lassen und seilten uns ab.
Das Fazit des Tages ist zwar nicht allzu berauschend, schließlich sind wir nur eine halbe Seillänge weiter gekommen. Die Erfahrungen die wir dabei gesammelt hatten waren jedoch unbezahlbar und ich hoffe, dass wir bald wieder neuen Frauenmauer-Fels in die Hände bekommen.

Mittwoch, 5. August 2015

Herbst Scholz

Sommerzeit ist Gesäusezeit, juhujuhu. Das hat mittlerweile auch Melanie verinnerlicht und so parkten wir heute bei der Oberst-Klinke-Hütte. Beim Zustieg zur Kalbling Südwestwand musste Melanie regelmäßig auf mich warten, da ich die Tour vom Vortag noch ordentlich in den Beinen spürte. Schnaufend und schwitzend kam ich beim Einstieg an, wo es im Schatten ein wenig kühl war. Da war ich froh, dass ich meine Weste dabei hatte. Die ersten beiden Seillängen erledigten wir recht flott, schließlich kannten wir sie noch vom letzten Mal. Nach wenigen Metern im unbekannten Gelände schaffte ich es bereits, den nächsten Stand nicht zu finden und nach einiger Sucherei baute ich einen Stand an einem Köpfl und einem Riss. Dank Melanies Adleraugen gelang es uns schließlich, die Linie wieder zu finden und so kamen wir in weiterer Folge gut voran.
In der ersten Seillänge nach der Einmündung in den Südgrat erwartete uns noch ein interessanter Spreitzschritt über einen 3+ Bauch und in der abschließenden Seillänge lachte mich eine nette Abkürzung links des Originalweges so sehr an, dass ich sie einfach nehmen musste. Da die Seile nun dort lagen kam Melanie auch in den Genuss dieser Abkürzung, was sie aber nicht störte, da die Kletterei wirklich schön war. Die letzten paar Meter zum Gipfel hatten wir auch bald geschafft und dort angekommen gönnten wir uns eine schön lange Pause. Auch der Abstieg über den gemütlichen Wanderweg war bald erledigt und zurück in Graz holten wir uns eine Pizza vom Sägewerk.
Auch wenn sie sehr beliebt und dementsprechend etwas poliert ist, ist diese Tour sehr schön. Eine derartig spektakuläre Linienführung findet man in dieser Schwierigkeit sehr selten.

Dienstag, 4. August 2015

Alle Zeit im Zenit

Die letzte Nacht war trocken und für den heutigen Tag war Sonne Sonne Sonne prognostiziert. Grund genug für Ulrich und mich die Tour 'Alle Zeit im Zenit' noch mal zu probieren. Unsere Vermutung, dass es trockener als beim letzten Mal sein würde, bewahrheitete sich zwar, ein paar nasse Streifen waren dennoch bereits von unten zu erkennen. Diesmal ließen wir uns aber nicht abschrecken und so startete ich in die erste Seillänge. Kurze Abschnitte waren etwas brüchig und in Kombination mit der Feuchtigkeit und der sparsamen Absicherung forderte der Start bereits höchste Konzentration. Leider folgte ich einem Band zu früh nach rechts und benötigte einige Zeit um den Stand zu finden. In der nächsten Seillänge querte die Linie einmal direkt durch einen nassen Streifen, was aber dank der Rauigkeit des Felsens nicht so dramatisch war. Nach den ersten beiden Aufwärm-Seillängen steilte das Gelände mächtig an und wir waren im ersten harten Abschnitt angekommen. Es ging über einen kräftigen Bauch und einen gebogenen Riss hinüber zu einer schönen Piazschuppe. Nach der Schuppe wurde es schwerer und leider auch nasser, weshalb ich einige Anläufe benötigte bis ich die Stelle überwand. Das Topo hatte ich anschließend leider nicht genau genug studiert. Sonst hätte ich gewusst, dass an einem einzelnen Bohrhaken der Stand gewesen wäre und es dann nach links gegangen wäre. Für mich sah die Linie gerade hinauf über schöne Risse aber dermaßen einladend aus, dass ich voller Motivation den Stand überging. Zwei Friends und ungefähr 8m höher bemerkte ich dann, dass ich falsch war. Ulrich ließ mich zum Stand ab und nachdem er die nächste Seillänge vorgestiegen war, kletterte ich meine schönen Risse wieder hinauf, sammelte beim abklettern die beiden Friends ein und stieg dann die schöne vierte Seillänge nach. Die nächste Seillänge war auch super und den anschließenden leichten Abschnitt ist Ulrich gleich in einem Aufschwung hinübergegangen. Die folgende, schwerere Seillänge war unten leider wieder ein wenig nass. Das hat aber glücklicher Weise nicht wirklich gestört und so ging es zunächst noch genussvoll den schönen Piazriss hinauf. Auf den letzten Metern verlangte mir der Piaz noch mal alles ab und ich flog einige Male ins Seil, bis ich den richtigen Reibungstritt gefunden hatte, um die knifflige Sequenz zu lösen. Ulrich war zu dem Zeitpunkt schon ein wenig erledigt und gab daher seine restlichen Vorstiege an mich ab. Die anschließende Platte über dem Bauch hätte sich vermutlich über rechts ganz gut gelöst, ich habe die Stelle aber nicht wirklich genau betrachtet, sondern kurzerhand genullt. Genussvoll ging es in der anschließenden Seillänge über großteils gut absicherbare Platten und Risse aufwärts. In der darauffolgenden, elften Seillänge nahm ich zum Bauch kurz vor dem nächsten Stand einen größeren Runnout in Kauf und bescherte Ulrich einen kurzen Herzstillstand. Über dem Bauch waren relativ brauchbare Griffe, jedoch - wie eben üblich bei einem Bauch - fehlten die Tritte. Nach kurzem Überlegen und Suchen fand ich einen brauchbaren Tritt auf Brusthöhe. Da ich meinen Fuß nicht so weit hinauf stellen wollte (und vermutlich auch nicht gekonnt hätte, ohne den Halt mit dem anderen Fuß zu verlieren), entschied ich mich den Tritt anzuspringen. Wie ich später erfuhr, rutschte genau in dem Moment Ulrichs Herz in die Hose. Ich bekam davon jedenfalls nichts mit und befand mich kurze Zeit später im letzten Stand.
Die abschließende Seillänge fand ich sehr schön und überraschend gut abgesichert. Auch die Schwierigkeiten hielten sich für mich in Grenzen. Jedoch muss ich zugeben, dass ich den guten Griff in der Schlüsselstelle leicht von unten erreichte. Ulrich war dafür etwas zu klein und so war für ihn diese Einzelstelle deutlich knackiger. Den Abstieg über den Peternpfad gingen wir so rasch wie möglich an, da ich schon seit längerem dringenst aufs Klo musste. Bei der Haindlkarhütte war die Erleichterung groß und danach traute ich mich endlich mal wieder einen Riegel zu essen und einen Schluck Wasser zu nehmen. Leicht wie eine Feder schwebte ich den restlichen Abstieg zum Auto hinunter.
Die Tour ist absolut genial mit herrlicher Kletterei und toller Linienführung. Die schweren Stellen sind sehr gut abgesichert, im leichteren Gelände muss man aber mit etwas weiteren Runnouts rechnen und sollte mit mobilen Sicherungsmitteln umgehen können. Vom Gesamtanspruch ist sie recht fordernd und die Schwierigkeitsangaben sind dem Gesäuse würdig.

Dienstag, 28. Juli 2015

Juniperus und Dschungelbuch

Eigentlich wollten Melanie und ich zum Klettern in die Dolomiten fahren und anschließend unseren Meer-Strand-DWS Urlaub machen. Das Wetter hat uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht und so sind wir gleich nach Pula gefahren (da kann man übrigens sehr gut DWS'n). Als nach ein paar Tagen Strand liegen und am Fels hängen immer noch keine Wetterbesserung in Sicht war, haben wir beschlossen die Dolomiten aufzugeben und das möglicherweise etwas bessere Wetter in Salzburg zu nutzen und gleich mit einem Familienbesuch zu Kombinieren. Nachdem wir uns also gestern von meinen Eltern sowie meinem Bruder und seiner Familie verwöhnen ließen, stand heute bei der Heimfahrt eine Kletterei am Heimweg am Plan.
So, dass war jetzt viel Blabla über die etwas umwegige Anreise, aber egal, schlussendlich landeten wir jedenfalls beim Plombergstein in St. Gilgen. Der Himmel war bedeckt, es schien aber zu halten und der Fels war Trocken. Zunächst stiegen wir in die Tour Juniperus ein, die uns nach zwei früheren Schlechtwetter-Abbrüchen heute endlich gnädig gestimmt war. Melanie startete im Vorstieg und war scheinbar so motiviert, dass sie den ersten Stand übersah und gleich die ersten beiden Seillängen zusammen hängte. Ein paar Meter gingen wir daher simultan, war aber kein Problem. Die dritte Seillänge war eine sehr schöne Henkelplatte, die ich vorsteigen durfte. Den Spreizschritt in der vierten Seillänge setzte Melanie etwas zu früh und kürzte über teilweise etwas brüchig-erdiges Gelände ab. Nach dem Quergang kam sie von unten direkt zur Hakenreihe zurück und nach einer weiteren sehr schönen Seillänge standen wir am Ausstieg mit einem wunderbaren Ausblick auf den Wolfgangsee.
Wir lagen sehr gut in der Zeit und zogen daher unseren Plan, eine zweite Tour zu gehen, durch. Wenig später standen wir beim Einstieg der Tour Dschungelbuch. Diesmal durfte ich anfangen und so eierte ich über die etwas schmierig-nasse Schlüsselstelle gleich zu Beginn. Im weiteren Verlauf machte die Tour ihrem Namen alle Ehre, immer wieder unterbrach erdig-wiesig-waldiges Gelände die kurzen Felspassagen. Die vierte Seillänge bot dann doch noch eine längere, schöne Felspassage und die Abschlussseillänge überraschte auch noch mit ein paar netten Zügen. Den Abstieg kann man bei den vielen Markierungen gar nicht verfehlen und so waren wir bald zurück beim Auto.
Die Tour Juniperus bot großteils sehr schöne Kletterei an Henkelplatten und ist auf jeden Fall empfehlenswert. Die Tour Dschungelbuch hatte zwar auch immer wieder schöne Kletterpassagen, diese sind aber im Allgemeinen kürzer und häufiger durch grasiges Gehgelände unterbrochen. Zusammengefasst haben wir jedenfalls das nicht ganz stabile Wetter gut genutzt.

Samstag, 18. Juli 2015

Admonter Reichenstein

Frühstart aus Graz ins Gesäuse war heute wieder angesagt, diesmal mit Ulrich. Geplant war eigentlich die Tour 'Alle Zeit im Zenit' in der Planspitze-Nordwand. Daher ging es über den Höllersteig, der übrigens in bestem Wanderweg-Zustand ist, zum Einstieg der Tour. Dort angekommen mussten wir aber feststellen, dass zumindest die ersten vier Seillängen auf Grund der nächtlichen Gewitter ziemlich nass waren. Da wir kein Ersatztopo für eine leichtere, trockenere Tour mit hatten und ich keine Lust verspürte, mich an eine der vielen anderen Seilschaften anzuhängen, die über den Höllersteig herauf pilgerten, entschieden wir kurz entschlossen wieder abzusteigen und auf den Admonter Reichenstein zu gehen. Auf den wollte ich schon länger mal rauf und er erschien mir als das passendste Ausweichziel. Gesagt getan und wenig später gingen wir schweißgebadet bei der Mödlingerhütte vorbei. Weiter ging es über das Heldenkreuz und die sonnige Südseite des Admonter Reichenstein in leichter Kraxelei zum Gipfel.
Beim Abstieg gönnten wir uns auf der Mödlingerhütte eine Suppe und Kuchen. Energiegeladen ging es anschließend zurück zum Auto, wo wir im Bach die Füße und die rauchenden Knie kühlten, bevor wir Heim fuhren.
Es war zwar am Admonter Reichenstein erstaunlich viel los, trotzdem finde ich war es ein schönes Ausweichziel und das Beste was wir noch machen konnten.

Sonntag, 12. Juli 2015

Diagonale

Juhujuhu, ab ins Xeis und obendrein ging es auch noch in die Dachl Nordwand. Da war ich aufgeregt wie ein Kind vor seinem ersten Schultag. Gegen halb 7 starteten Alex und ich vom Parkplatz in Richtung Haidlkarhütte. Laut Topo dauert der Zustieg 3h, als wir nach gut 1,5h beim Rucksackdepot unter der Dachlschlucht waren, hätte ich mir nicht gedacht, dass wir so lange brauchen würden. Aber ich wurde eines Besseren belehrt, die Kraxelei zum Einstieg nahm doch noch einige Zeit in Anspruch und schlussendlich stiegen wir ziemlich genau 3h nachdem wir unten losgegangen waren in die Tour ein. Nach einem leichten Einstiegsquergang durfte Alex die Seitelberger Platte im Vorstieg genießen, ein wunderbarer und angenehmer Start in die Tour. In der nächsten Seillänge warteten auf mich ein netter Bauch und eine nicht ganz einfache aber kurze und durchaus schöne Plattenstelle. In der Schlüsselseillänge holte sich Alex einen ordentlichen Pump ab und auch ich schaffte es im Nachstieg nicht den steilen, ausdauernden Riss durchzusteigen.
Die anschließende 5. Seillänge war grundsätzlich wunderschön und die erste Hälfte löste sich sehr gut auf mit einigen brauchbaren Rastpunkten. Leider hatte ich mir in der vorherigen Seillänge aber einen zu großen Pump abgeholt und auch in dieser Seillänge wurde der Riss nach und nach wieder steiler. Somit wurden die Unterarme wieder dicker und dicker bis schließlich selbst die Henkel in der Hand nicht mehr hielten. So musste ich mich leider auch ein paar Mal ins Seil setzen. Beim Stand angekommen war ich froh, dass sich meine dicken Unterarme endlich ausruhen durfte. Einen so gewaltigen Pump hatte ich mir schon lange nicht mehr abgeholt. Die anschließende Seillänge war vergleichsweise entspannend mit einer etwas diffizilen Stelle über dem Bauch im Mittelteil und bald standen wir am Fußballplatzl wo wir eine Trink- und Müsliriegelpause einlegten. Top motiviert und ausgeruht startete ich in die nächste Seillänge. Die beiden Bäuche lösten sich beide sehr gut auf und das abschließende Kriechband war auch noch sehr lustig. Keine Ahnung ob man auf dem Band wirklich kriechen muss, aber bei mir hat es sich irgendwie angeboten und Spaß gemacht. Nach dem kurzen Quergang, den wir etwas zu hoch angetragen hatten, wartete noch eine traumhaft schöne Abschlussseillänge auf uns. Der breite Riss, der auch teilweise als Verschneidung oder sogar Kamin kletterbar war, rundete diese geniale Tour noch mal perfekt ab. Am Ausstieg angekommen taten die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf der Haut unglaublich gut, in der schattigen Nordwand war mir doch teilweise recht kühl geworden. Beim Abstieg über den Peternpfad hatten wir keine Eile und so standen wir ungefähr 3h später beim Auto.
Durch den langen und nicht immer Trampelpfad-Wanderweg-mäßigen Zu- und Abstieg ist diese Tour sicher keine Plaisierkletterei. Wer aber Freude an den Bergen hat und bereits beim Zustieg begeistert die geniale Landschaft aufsaugt, der ist hier genau richtig. Eine derart schöne Kletterei in genialer Linienführung und wunderschönem Ambiente findet man nicht alle Tage. Die Tour selbst ist durch die Sanierung im Grunde sehr gut abgesichert, mobile Sicherungsmittel haben wir nicht benötigt (aber jede Menge Expressen).

Sonntag, 5. Juli 2015

Gamsig

Eigentlich wollten Hans und ich heute die Tour 'Freier als Paul Preuß' in der Bratschenkopf Südwand gehen. Bei der gestrigen Anreise hatten wir allerdings schon das große Altschneefeld unter der Wand erspäht und in Kombination mit unseren schmerzenden Zehen und der leichten Ausgelaugtheit von der gestrigen Tour, entschieden wir uns für eine leichtere, kürzere Tour. Unsere Wahl fiel auf die Tour 'Gamsig' durch den Gamsleitenkopf-Südostpfeiler. In diese Tour waren wir vor einigen Jahren schon mal eingestiegen, hatten uns dann aber etwas verkoffert und ich verlor außerdem noch das Topo, weshalb wir damals beschlossen hatten abzubrechen. Wie auch immer, neuer Einstieg neues Glück, dachten wir zumindest. Zunächst war uns das Glück jedoch nicht ganz hold, kurz vor uns stieg eine Seilschaft ein und so wurden wir zunächst etwas eingebremst. In der zweiten, etwas splittrigen Seillänge brach Hans ein Stein aus, was ihn moralisch nicht gerade beflügelte. Auf dem Gratstück, wo wir beim letzten Mal falsch abgezweigt waren, konnten wir dann die andere Seilschaft endlich überholen und fanden diesmal sogar den richtigen Stand nach diesem Abschnitt. Da wir schon so im simultan klettern drinnen waren, rauschte Hans gleich weiter und verstieg sich unglücklicher Weise, wodurch wir schlussendlich genau dort landeten, wo wir beim letzten Mal abgebrochen hatten. Heute hatten wir aber noch das Topo und die Motivation auf unserer Seite, weshalb wir über einen gekonnten Linksquergang wieder direkt in die Tour hinein querten. Ein paar leichtere Seillängen hatten wir damit zwar umgangen, direkt unterhalb des 'bärigen Risses' kamen wir jedoch wieder in die Tour hinein. Durch Steinausbruch und Versteiger moralisch geschwächt, trat Hans diesen 'bärigen Riss' an mich ab und so durfte ich die geniale Seillänge vorsteigen. Mit 20m Hakenabständen und kaum mobilen Sicherungsmitteln am Gurt war es vermutlich die richtige Entscheidung (mit dem richtigen Material ließe sich der Riss sehr gut absichern). Jedenfalls war die Seillänge unglaublich schön und tatsächlich nicht schwer. Im weiteren Verlauf kamen noch einige schöne Seillängen mit zwischendurch immer wieder leichten Verbindungsstücken. Am Ausstieg angekommen, waren Hans und ich dann doch froh, dass wir die Füße nicht mehr in die Kletterschuhe stopfen mussten.
Am Gipfel legten wir eine ausgiebige Jausenpause ein und stiegen anschließend über die Nordflanke ab. Die Steigspuren und Steinmänner leiteten uns problemlos zum Hochkönigsteig, über den wir bald die Mitterfeldalm erreichten. Dort gönnten wir uns noch Radler und Kuchen, bevor wir zum Auto abstiegen.
Die Tour selbst ist sehr schön, auch wenn die Wegfindung nicht immer ganz einfach ist. Jedenfalls sollten die Schwierigkeiten halbwegs beherrscht werden, da teilweise auch mit etwas weiteren Hakenabstände zu rechnen ist. Falls man keine Runouts mag, kann man mit ein paar Keilen und Friends die Tour recht brauchbar absichern.

Samstag, 4. Juli 2015

Pinzga Wurm

Bereits bei der Schitour im März auf das Birnhorn hatte ich Hans gesagt, dass wir heuer im Sommer hier heroben stehen werden. Und jetzt ist es sich tatsächlich ausgegangen. Aber wollen wir mit der Geschichte mal am Anfang starten. Gestern waren Hans und ich ins Ullachtal angereist und hatten uns am Nachmittag noch den Zustieg und die ersten drei Seillängen des Pinzga Wurms in der Birnhorn Südwand ausgecheckt, um am nächsten Tag bei Dämmerung keine Zeit zu verlieren. Nach einem köstlichen und ausgiebigen Abendessen legten wir uns zum Schlafen in mein komfortables, caravan-ausgebautes Auto. Heute um 3 Uhr läutete der Wecker und wir begannen im Halbschlaf Zähne zu putzen und zu frühstücken. Wenig später fuhr ein Auto vor und zwei Menschen stiegen entschlossenen Schrittes aus. Wir befürchteten schon das Schlimmste, wer außer Kletterer sollte so früh von hier aus starten? Beim Zustieg bewahrheitete sich unsere Befürchtung, tatsächlich steuerten die Beiden auf die Birnhorn Südwand zu. Dank unseres gut ausgecheckten Zustieges gelang es uns, die Beiden noch vor dem Einstieg zu überholen und dort ließen uns die beiden Leoganger netterweise den Vortritt. Hans war heute insbesodere wegfindungs-technisch in Höchstform und so kamen wir im leichten Gelände rasch voran. Ich hatte heute nicht ganz so gute Augen, einen Stand fand ich nicht (was beim simultan klettern aber sowieso eher egal ist) und in der 15. Seillänge querte ich nicht lange genug und ließ ungefähr 5 Minuten bei einem kurzen Versteiger liegen. Nach der 26. Seillänge machten wir das erste Mal eine Pause und verschlangen eine Banane. Bis zur 25. Seillänge war die Tour eher leicht und über weite Strecken etwas schrofig-grasig und gelegentlich auch splittrig. Ab der 26. Seillänge begann dann aber der traumhaft schöne, kompakte, zwar schwerere aber dennoch genussvolle Teil der Tour. Nach der kurzen Stärkung führte uns eine leichte Querung unter die Headwall. Zufälliger Weise war ich gerade dran mit vorsteigen und so durfte ich mir die 8- Stelle ansehen. Diese Seillänge war traumhaft schön, auch wenn ein glatter 7er der Schwierigkeit eher gerecht werden würde. Auch die daran anschließenden Seillängen waren absolut traumhaft, schöne Kletterei an genialen Strukturen leitete uns genussvoll und schnell aufwärts. Mittlerweile machten sich die Zehen bemerkbar und die etwas längere Suppenpause nach der 36. Seillänge tat ihnen richtig gut. Weiter ging es in traumhafter Kletterei bis unter den Bauch vor der 42. Seillänge, wo Hans und ich uns noch einen Energieriegel hinein stopften. Top motiviert und voller Energie startete ich in den Bauch hinein und hatte ihn auch bald überwunden. Anschließend kam noch eine etwas diffizile Piazstelle, die mir aber auch auf ging und schon standen wir unter der letzten schweren Seillänge. Hans meisterte auch den Bauch in der 43. Seillänge und so standen wir bald beim Wandbuch.
In ungefähr 9 1/4 h hatten wir den Durchstieg geschafft und vor lauter Übermut über die gelungene Rotpunktbegehung und Vorfreude auf den Radler auf der Passauer Hütte, vergaßen wir leider uns in das Wandbuch einzutragen. In das Kletterbuch auf der Passauerhütte trugen wir uns dann aber doch ein und dort fanden wir heraus, dass wir angeblich die 32. Begehung dieser großartigen Tour geschafft hatten. Zum Radler gönnte ich mir dann noch einen köstlichen Schokokuchen, der mir ausreichend Energie für den Abstieg geben sollte. Etwas später kam dann auch die Leoganger Seilschaft zur Passauer Hütte, auch sie hatten den Pinzga Wurm bis zum Ende geritten. Beim langen Abstieg ins Ullachtal fingen die Knie wieder an zu rauchen und unten angekommen nahm ich den kürzesten Weg zum Birnbach, um einen kräftigen Schluck zu trinken. Wir hatten zwar beide 3 Liter Wasser mit, bei einem derart heißen und langen Tag in der Birnhorn Südwand ging uns das Wasser dennoch beim Abstieg endgültig aus.
Vielen Dank an Adi Stocker und Toni Niedermühlbichler für diese großartige Tour in genialer Linienführung. Auch wenn die erste Hälfte etwas durchwachsen ist, so entschädigt die absolut geniale Kletterei im kompakten Fels in der zweiten Hälfte allemal für den 'langen Zustieg'. Lieber Adi, lieber Toni, da habt ihr euch ein Denkmal gesetzt.

Donnerstag, 2. Juli 2015

Granatspitze und Stubacher Sonnblick

Top motiviert starteten Berni, Melanie und ich in den letzten Tag des Terrex Mountain Projects. Die Abschlussetappe sollte uns von der Rudolfshütte zum Matreier Tauernhaus führen. Weil wir noch so viel Motivation übrig hatten, beschlossen wir gleich mal mit einer Überschreitung der Granatspitze in den Tag zu starten. Hinauf ging es über den Nordgrat, der uns mit großteils sehr netter Kraxelei und äußerst kompaktem Gneis überraschte. Der Aufstieg machte richtig viel Spaß und nach dem Abstieg über den Normalweg gingen wir von der Granatscharte aus noch über den Südgrat auf den Stubacher Sonnblick.
Zurück in der Granatscharte holte uns ein zweites Team des Terrex Mountain Project ein und wir stiegen bis zur Karl-Fürst-Hütte gemeinsam ab. Von dort aus ging das zweite Team über die Scharte zwischen Sillingkopf und Amertaler Höhe weiter und wir beschlossen über die Wilde Mander Scharte abzusteigen. Der Gegenanstieg vom Schandlasee bis zur Wilde Mander Scharte zog sich dann doch noch mal ganz schön, landschaftlich war das einsame Kar aber ein Traum, vor allem bei dem herrlichen Wetter. Schön langsam wurde die Landschaft wieder grüner und weniger weiß. Spätestens beim Grünsee fanden wir wieder saftige grüne Wiesen und Blumen in allen Farben. Als wir schlussendlich beim Matreier Tauernhaus ankamen, rauchten meine Knie doch ganz schön und ich kühlte sie von innen heraus mit einem leckeren Fruchteisbecher.
Vielen vielen Dank an Adidas, dafür, dass ihr uns diese genialen Tage in den Bergen gesponsert habt und uns mit Unmengen an Gewand und so ausgestattet habt. Das Terrex Mountain Project war meiner Meinung nach ein voller Erfolg. Alle 10 Teams hatten eine großartige Zeit und kamen gesund, glücklich und etwas müde beim Matreier Tauernhaus an. Besonders großer Dank gebührt natürlich auch Berni; danke dafür, dass du uns nicht geführt, sondern großartig unterstützt hast. Unser Dreigespann hat sich von Anfang an wie ein eingespieltes Team angefühlt.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Johannisberg

Tag drei beim Terrex Mountain Project und heute gönnten wir uns mal richtig viel Schlaf. Um 7:00 genossen Berni, Melanie und ich das Frühstück auf der Oberwalderhütte. Gut ausgeruht ging es anschließend los Richtung Johannisberg. Zunächst folgten wir noch den Spuren, die über die Südostseite hinauf führen. Bald jedoch wendeten wir uns nach rechts und erklommen den Gipfel über den Ostrücken.
Nachdem wir ausgiebig die erstaunlich gute Weitsicht genossen hatten, stiegen wir über den Nordgrat zur oberen Ödenwinkelscharte ab. Von dort aus ging es über angenehm zu rutschende Schneefelder hinunter Richtung Ödenwinkelkees. Die letzten Meter bis zur Rudolfshütte zogen sich noch ein wenig, aber schlussendlich saßen wir bei immer noch traumhaftem Wetter (heute jedoch im Schatten) auf der Terrasse und schleckten ein leckeres Eis.

Dienstag, 30. Juni 2015

Hohe Riffl

Auf unserer heutigen Etappe beim Terrex Mountain Project entfernten wir uns zwar von unserem eigentlichen Ziel, hin und wieder ist aber genau das der richtige Weg. Die Hohe Riffl wollten wir über die Nordflanke erklimmen und zur Oberwalderhütte übersetzen. Berni, Melanie und ich wurden heute von Toni und Jörg, dem Fotographenteam, begleitet. Um 4:00 standen wir auf und nach einem ausreichenden Frühstück ging es von der Rudolfshütte aus los. Beim Kapruner Törl machten wir Pause und legten die Gletscherausrüstung an. Da in der Nacht die Wolken an der Hohen Riffl hängen geblieben waren, war der Gletscher mit dem treffenden Namen 'Totenlöcher' recht tief und die Spurarbeit war relativ anstrengend. Etwas später als geplant standen wir daher unterhalb der Nordflanke. Da Toni und Jörg heute Nachmittag noch zum Stripsenjoch im Wilden Kaiser aufsteigen mussten, machten sie noch ein paar Fotos am Beginn der Flanke und traten dann den Abstieg an. Wir restlichen Drei hatten uns kurz zusammengebunden und stapften im schönen Trittfirn hinauf. Die Ehre des Spurens wurde mir zu Teil und so schnaufte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht Richtung Gipfel.
Am Gipfel genossen wir die Sonne in vollen Zügen und pausierten eine gefühlte Ewigkeit. Beim Abstieg machte sich bei mir ein wenig Salzmangel bemerkbar und so benötigten wir für den eigentlich kurzen Abstieg zur Oberwalderhütte ziemlich lang. Dort angekommen wurden meine Lebensgeister sogleich von einem Radler und einer köstlichen Kaspressknödelsuppe wieder geweckt. Auf der sonnigen Terrasse genossen wir das herrliche Wetter und gründeten dabei ungewollt den Rote-Nasen-Club; am Abend leuchteten alle drei Nasen um die Wette, wobei es Melanie am schlimmsten erwischt hatte.

Montag, 29. Juni 2015

Weg der Freude

Gestern ging es los beim Terrex Mountain Project. Melanie und ich wurden mit Unmengen an tollem Gewand, Schuhen und Sonnenbrillen von Adidas ausgestattet und dürfen damit in den nächsten Tagen bei traumhaft prognostiziertem Wetter die Berge unsicher machen. Weitere 9 Teams starteten heute (oder teilweise gestern in der Nacht) von unterschiedlichen Startpunkten und wir alle haben das selbe Ziel: am Donnerstag müssen wir beim Matreier Tauernhaus ankommen. Welchen Weg wir dabei wählen ist uns überlassen. Begleitet wurden wir von Berni, einem Bergführer aus Bramberg und unser Startpunkt war Kaprun. Da wir uns einen langen Aufstieg sparen wollten und ich recht kletterhungrig war, beschlossen wir heute in der Früh ins Stubachtal zu fahren und mit Hilfe der Gondelbahn die Rudolfshütte zu erklimmen. Von dort aus ging es zur Klettertour 'Weg der Freude' am Fürlegpfeiler. Den Einstieg hatten wir bald gefunden und los ging es in den Klettertraum aus Gneis. Von der ersten Seillänge an wartete Genusskletterei vom feinsten auf uns. Im ungezügelten Kletterrausch überging ich gleich den zweiten Stand und hängte die zweite und dritte Seillänge zusammen. Da beide Seillängen relativ kurz waren, war das aber auch kein Problem. Meter für Meter tänzelten wir im herrlichen Gneis aufwärts und bald schon hatten wir den Ausstieg erreicht.
Von dort aus ging es in leichter Kraxelei auf den Gipfel des Fürlegpfeilers, wo wir eine kleine Jausenpause machten. Beim Abstieg im Schnee wurden die leichten Zustiegsschuhe dann doch recht nass. Im Allgemeinen bin ich aber sehr zufrieden mit den extrem leichten und trotzdem sehr stabilen Schuhen, die wir bekommen hatten. Zurück bei der Rudolfshütte ließen wir den Abend bei einem Bier ausklingen. Dabei leisteten uns Toni und Jörg Gesellschaft, das Fotographenteam, das uns morgen begleiten wird.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Kaiserau

Nach drei Tagen sitzen und essen bei einer Tagung in Erlangen, hatte ich etwas Bewegung dringendst nötig. Auch Melanie war top motiviert und so starteten wir bei nicht ganz perfektem Wetter von der Oberst-Klinke-Hütte Richtung Admonter Kalbling. Die Bewegung tat richtig gut und bergauf waren die kühlen Temperaturen und der bedeckte Himmel noch sehr angenehm. Am Plan stand die Klettertour 'Herbst-Scholz' in der Südwand des Admonter Kalbling und bald standen wir beim Einstieg. Unglücklicher Weise war vor uns eine weitere Seilschaft und so mussten wir am Start ein wenig warten. Die beiden Kletterer vor uns waren aber recht zügig unterwegs und so störte es kaum. Die Teils luftige und schöne Kletterei machte mir viel Spaß.
Dennoch beschlossen wir im zweiten Stand, dass es klüger ist abzubrechen, da wir uns einerseits bei den doch relativ niedrigen Temperaturen nicht verkühlen wollten und Melanie auch leichte Gelenksprobleme zu spüren begann. Dabei wirkte die Tatsache, dass wir für das bald anstehende Terrex Mountain Project topfit sein sollten klarerweise als Entscheidungshilfe. Nach einer kurzen Abseilfahrt ging es wieder hinab zur Oberst-Klinke-Hütte, wo wir uns noch an den flauschigen Eseln erfreuten und mit ihnen Äpfel aßen.

Sonntag, 7. Juni 2015

Hochweichsel

Nachdem Melanie und ich gestern Abend von Claudia und Daniel herrlich verköstigt wurden, konnten wir sie überzeugen, dass heute eine Wanderung im Hochschwab genau das richtige ist. Vom Seebergsattel ging es bei wechselnder Bewölkung und leichtem Wind los. Den ersten Zwischenstopp gab es auf Höhe der Seeleiten, wo wir den Hauptanstieg hinter uns gebracht hatten. Etwas beschwerlich waren meine Schritte heute nach den Anstrengungen der letzten Tage, doch ich war nicht der einzige der ins Schnaufen kam. Melanie war leider doch immer noch nicht ganz gesund und ihr Hals fing wieder an ein wenig zu schmerzen. Daher entschloss sie sich, dass die Seeleiten heute ihr Gipfel ist und wir machten noch ein gemeinsames Foto bei einem schönen Aussichtspunkt.
Schweren Herzens trennte ich mich von meiner Liebsten und wir wanderten zu Dritt weiter der Hochebene entlang. Immer wieder ging es leicht Bergauf und Bergab und bald darauf standen wir auch schon am Hochweichsel. Am Gipfel zog es mich wieder zurück zu Melanie, weshalb wir keine allzu lange Jausenpause machten. Im Abstieg entschieden wir uns für den Weg durch das Bruchtal, in dem teilweise wirklich ganz schön viel Stein-Bruch herum lag. Gemütlicher wäre sicher der Abstieg über unseren Aufstiegsweg bei der Seeleiten vorbei gewesen, aber ein wenig Abwechslung muss schon sein. Schön war es jedenfalls schon im Bruchtal und unten im Wald angekommen ging es fast eben zurück zum Seebergsattel.

Samstag, 6. Juni 2015

Hinter den Kulissen

Lang hat es heuer gedauert bis Alex und ich zu unserer ersten gemeinsamen Klettertour kamen. Heute war es endlich so weit, auf den Hochschwab fiel unsere Wahl, genauer auf die Tour 'Hinter den Kulissen' im Zinken. Bereits beim Bodenbauer sticht diese Wand markant ins Auge und die Tour führt direkt durch die markanten Platten im zentralen Bereich der Wand. Doch bevor die Kletterei los ging stand noch der Zustieg bevor. Bis unter den Vorbau fanden wir schnell, schließlich kannten wir den Weg bereits vom Zustieg zum Zinkenecho. Von dort ging es links haltend eine schrofige aber großteils angenehm zu gehende Rinne empor. Am Ende der Rinne wäre es eigentlich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit nach rechts gegangen, wir entschieden uns aber leider dafür ein Grasband höher zu queren, welches in einer Sackgasse endete. Nach einigen unangenehmen Metern in der steilen Grasleiten, einer Abseilfahrt an einem Baum und ein paar Metern Kraxelei fanden wir den richtigen Zustieg. Wenige Meter vom Einstieg entfernt verstiegen wir uns noch einmal und ließen im nicht immer ganz festen, leichten Fels noch mehr Zeit liegen. Schlussendlich nahm die Odyssee aber doch ein Ende und wir standen beim Einstiegsbohrhaken. Zusammengefasst noch mal der richtige Zustieg: nach der Rinne die erste sich bietende Möglichkeit rechts und dann leicht ansteigend um die erste Kuppe, ab der man zwischen den Latschen auf deutliche Pfadspuren trifft und in Einstiegsnähe links haltend. Meine ersten Klettermeter waren nach dem nervenaufreibenden Zustieg etwas wackelig, das besserte sich aber bald und ich kam in einen brauchbaren Kletterfluss. Eigentlich hatte ich mir gedacht, dass die Kletterei etwas steiler ist. Tatsächlich handelt es sich aber großteils um schöne Plattenschleicherei.
Leider waren Alex und ich heute nicht besonders fit und wir mussten uns dort und da etwas mehr anstrengen als normal nötig wäre. Insbesondere in der eigentlich schönen Schlüsselseillänge ließ ich viel Energie liegen und musste mich oft ins Seil setzen. Alex war auch schon ein wenig erschöpft und so überließ er mir seinen letzten Vorstieg. Am Ausstieg angekommen packten wir rasch zusammen und traten den Abstieg an. Im ersten Schneefeld genoss ich es sehr, meine Füße zu kühlen und ging danach noch einige Meter Barfuß weiter - es war herrlich. Da ich am Abend noch zum Essen eingeladen war, beeilten wir uns beim Abstieg. Schließlich hatten wir vor allem beim Zustieg viel Zeit liegen gelassen, die wir bei der teils unübersichtlichen Plattenschleicherei in der Tour nicht mehr aufholen konnten.
Die Tour selbst ist sehr schön mit vielen interessanten Klettermoves in hauptsächlich schönen, leicht geneigten Platten. Der Fels ist leider teilweise etwas splittrig und im Nachstieg hatten wir gelegentlich auch größere Steine in der Hand. Wenn man fokussiert und vorsichtig klettert, findet man aber eigentlich immer eine Linie mit festem Fels. Die Absicherung ist großteils gut, lediglich der erste Haken nach dem Stand ist gelegentlich etwas hoch. Dort ist dann aber auch die Kletterei normalerweise nicht so schwer. Bei den Standplätzen sind zwar immer kleine Felsvorsprünge, richtig gut stehen kann man auf ihnen aber selten, weshalb ich viel im Gurt gesessen bin. Zusammengefasst handelt es sich um eine sehr schöne Tour in genialer Linienführung mit herrlicher Kletterei in nicht immer ganz festem Fels, bei der man sich im Zustieg besser nicht versteigen sollte.

Samstag, 2. Mai 2015

Bärenschützklamm

Schön langsam läuft die Wandersaison wieder an. Leider hatten Melanie und ich heute nicht allzu viel Zeit, deshalb und weil wir nicht Schneewandern gehen wollten, entschieden wir uns für einen Nachmittagsspaziergang durch die Bärenschützklamm. Seit gestern waren die Pforten offiziell wieder eröffnet und der Parkplatz in Mixniz war bereits gut gefüllt. Hinauf entschieden wir uns für den etwas einsameren Weg unterhalb des Burgstalls und so mischten wir uns erst bei der Kassa wieder unter die Menschenmassen. Die kleine Gebühr für die Begehung der Bärenschützklamm zahlten wir gerne, angesichts der aufwändigen Instandhaltung ist sie absolut gerechtfertigt. Schließlich werden immer wieder Brückenteile (z.B. im Winter durch Eisschlag) zerstört. Auch wenn Melanie und ich schon öfter in der Bärenschützklamm waren, immer wieder liefert das tosende Wasser in der teilweise schmalen und steilen Klamm ein beeindruckendes Naturschauspiel.
In der Klamm war heute relativ viel Gegenverkehr, unangenehm mussten wir uns auf den schmalen Brücken aneinander vorbei quetschen. Üblicherweise geht man die Schlucht nur bergauf und nutzt hinunter den Wanderweg nördlich der Klamm. Daher waren wir von dem vielen Gegenverkehr äußerst überrascht. Beim Guten Hirten angekommen ließen wir uns nicht zum Einkehren verlocken, sondern bogen gleich links ab. Über den breiten Wanderweg ging es vorbei an der Kassa zurück zum Parkplatz.
Die Bärenschützklamm ist immer wieder einen Besuch wert, auch wenn wir schon öfter dort waren ist die Klamm selbst und auch die gekonnte und aufwendige Wegführung durch die Klamm absolut beeindruckend.

Mittwoch, 22. April 2015

Torstein

Mittlerweile verliert der Schnee seine Anziehungskraft auf mich und der Fels lockt mehr und mehr. Daher machten Alex und ich uns heute auf, um dem Schnee für diese Saison Lebewohl zu sagen. Auf den Torstein sollte es gehen, mit einer Umrundung des Dachsteins. Vom Parkplatz der Hunnerkogelbahn machten wir uns Richtung Südwandhütte auf. In diesem Bereich hatte sich der Schnee trotz der sternenklaren Nacht kaum gefestigt und das Vorankommen durch die Latschen und Sträucher war teilweise etwas mühsam. Bei der Südwandhütte dachte ich mir, dass sich für diese kurze Abfahrt das Abfellen nicht auszahlen würde. Im Nachhinein ist man immer schlauer, es hätte sich auf jeden Fall ausgezahlt. Der nächste kurze Anstieg führte uns auf das Tor, wo uns ein kräftiger Nordwind entgegen blies. Diesmal waren wir schlauer und fellten ab. Mit der zunehmenden Höhe nahm auch die Festigkeit der Schneedecke zu und so wedelten wir auf einem angenehm zu fahrenden, harten Untergrund ins Windlegerkar hinüber. Nun hieß es wieder auffellen und gegen den kräftigen Wind ankämpfen. Die erste Hälfte des Kares ging es noch auf Schi hinauf, die steilere Hälfte stapften wir zu Fuß. Über einen kurzen Klettersteig und noch ein wenig mehr Stapferei erreichten wir die Windlegerscharte, wo wir wieder abfellten. Bei der Abfahrt zum Linzerweg fanden wir teilweise herrlichen Pulverschnee, damit hatte ich nicht gerechnet. Kurz war die Abfahrt und am Ende wurden die Schi wieder geschultert und es wartete wieder eine kurze Klettersteig-Passage oberhalb des Torsteiecks auf uns. Danach ging es noch ein kurzes Stück schräg bergab bevor wir wieder auffellten. Nach dem vielen auf und ab war ich nun froh, dass wir endlich dort angekommen waren, wo es zum Torstein nur mehr bergauf ging. Ein paar Schnaufer später standen wir unterhalb der imposanten Nordostrinne des Torsteins. Nun wurden die Schi gegen Steigeisen und die Stecken gegen Eisgeräte getauscht. Bei der Umzieh-Pause holten uns vier fitte Salzburger ein und nachdem ich den unteren Teil der Torstein-Eisrinne gespurt hatte, übernahm einer der vier den oberen Teil. Die Bedingungen in der Rinne waren recht gut; Blankeis glänzte nirgends hervor und großteils stapften wir in wunderbarem, kompakten Trittschnee. Nur ganz am Ende der Rinne kamen wir noch in eine felsige, mit Pulverschnee gefüllte Verschneidung. Nachdem der Spurer die Griffe und Tritte in der Verschneidung gut ausgegraben hatte, kamen wir alle problemlos hinauf. Nach einem flacheren Stück durfte ich dann noch den letzten Aufschwung auf den Gipfel spuren.
Am Gipfel war nicht besonders viel Platz, daher mussten wir schichtweise Gipfelfotos machen. Da die Bedingungen in der Rinne einen durchwegs positiven Eindruck gemacht hatten, entschloss ich mich die Abfahrt mit Schi zu wagen. Während ich mich oben herrichtete, stiegen die Anderen bereits zu Fuß ab. Die vermeintlich kritischsten Stellen waren die etwas felsdurchsetzte Einfahrt und die Steilstufe in der Mitte. Nachdem ich eine gute Linie durch die erste Schlüsselpassage gefunden hatte und ein paar schöne Schwünge in der oberen Hälfte setzen konnte, rätselte ich in der Steilstufe in der Mitte eine Zeit lang herum, wie ich dort am besten runter käme. Schlussendlich tretelte ich sie hinunter und rammte bei jedem Schritt den Schistecken ca 30cm tief in den Schnee. Unter der Steilstufe sprang ich einmal um und war im etwas flacheren Rinnenabschnitt angekommen. An der Stelle dachte ich mir, dass ich alle Schwierigkeiten hinter mir hatte und nur mehr ein paar Schwünge vom leichten Gelände entfernt wäre. Leider täuschte ich mich und alles kam anders als gedacht. Die Rinnenform in diesem Bereich war doch unangenehmer als gedacht. In der Mitte der Rinne war im Schnee eine Kante die sie in zwei Hälften teilte. In der orographisch linken Hälfte, wo auch unsere Aufstiegsspur war, ging es nur sehr leicht nach rechts abdrängend bei brauchbarer Steigung abwärts. Rechts von der Kante drängte das Gelände unangenehm zum rechten Rinnenrand. Als ich nun den ersten Schwung setzte, kam ich aus der linken, angenehmen Hälfte in die rechte, stark abdrängende Hälfte und stoppte erst beim Fels am Rinnenrand wieder. Nachdem ich dort einmal Umgesprungen war und die Schi wieder nach links, also in Richtung der angenehmeren Rinnenhälfte zeigten, versuchte ich hinüber zu queren. Direkt vor der Kante war der Schnee mittlerweile schon etwas aufgeweicht. Genau dort rutschten mir die Schi ab und ich stürzte in die Tiefe. Meine Schi und Stecken verabschiedeten sich sofort und ich versuchte mich so gut wie möglich auf den Rücken zu drehen, sodass vermeintlicher Felskontakt durch den Rucksack gedämpft würde. Nachdem ich über ein kleines Felsköpfl am orographisch rechten Rinnenrand an den Kollegen vorbei geflogen war, befand ich mich im Auslauf und versuchte nach ein paar Überschlägen im weichen Schnee Geschwindigkeit herauszunehmen. Das gelang mir gar nicht so schlecht und etwas weiter unten kam ich bereits wieder zum Stillstand. Bis auf ein oder zwei blaue Flecken und ein paar Löcher in Rucksack und Jacke war mir glücklicherweise nichts passiert. Kurz nach mir stürzte einer der Salzburger schon fast am Ende der Rinne auch noch hinterher, auch er blieb unverletzt, jedoch verlor er einen seiner Pickel. Ein andere Salzburger brachte mir netter Weise meine Schi mit (vielen Dank dafür!!!), die lagen noch immer in der Rinne. Meine Stecken fanden wir im Auslauf und sogar meine Sonnenbrille tauchte wieder auf. Nur der Pickel des Salzburgers blieb unentdeckt. Nach einer Jausenpause zum senken des Adrenalinspiegels, verabschiedeten wir uns von den Salzburgern (sie fuhren über die Windlegerscharte ab). Bei uns ging es über die Steinerscharte, vorbei am Schigebiet und durch den Rosmariestollen ins Edelgrieß. Während des Aufstiegs zur Steinerscharte beruhigte sich mein Körper ein wenig und verdaute den Schock und bei der Abfahrt von der Steinerscharte erholte ich mich auch mental wieder. So konnte ich die Abfahrt durchs Edelgrieß schon wieder voll und ganz genießen. Die Bedingungen im Edelgrieß waren um diese späte Tageszeit klarer Weise nicht mehr die besten, der Sulz war teilweise etwas tief, großteils ging es aber trotzdem noch sehr gut. Zurück beim Auto musste ich meinen Standard-Spruch beim LVS-Gerät ausschalten von 'Guat is gonga, nix is gschegn' zu 'Guat is gonga, wenig is gschegn' umformulieren.
Welche Lehren habe ich nun aus den heutigen Ereignissen gezogen? Zuallererst danke ich einmal meinem Schutzengerl, dass ich noch Lehren ziehen kann und diesen kapitalen Sturz quasi unbeschadet überstanden habe. Weiters werde ich in Zukunft mit geschulterem Auge und detailgenauer die Verhältnisse und vor allem auch die Geländeformen in derartigen Rinnen beurteilen und generell sicherlich schneller zu einem Abstieg als zu einer Abfahrt tendieren.
Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Tour selbst: Die Runde ist im Grunde absolut genial und wenn man sie zeitlich richtig erwischt, kann man bei allen Abfahrten perfekte Bedingungen finden. Der Gesamteindruck wird lediglich durch das häufige Auf- und Abfellen getrübt. Möchte man nur auf den Torstein gehen, ist der Auf- und Abstieg über die Windlegerscharte und die Schaidlalm denke ich angenehmer.

Sonntag, 19. April 2015

Eisenerzer Reichenstein und Hohe Zölz

Nach dem sommerlichen Fels in Paklenica war zurück in der Steiermark noch mal Winterprogramm angesagt. Alex und ich wollten ein wenig Rinnen putzen und hatten uns dafür den Rinnenklassiker schlecht hin in der Steiermark ausgesucht; die Rote Rinne am Eisenerzer Reichenstein. Für Massenaufläufe sind wir aber Beide nicht zu begeistern, daher hat Alex sich eine schöne Runde überlegt, wo wir großteils Einsamkeit genießen konnten. Los ging es vom Parkplatz Klausenhube im Gößgraben. Die wenigen Zentimeter Neuschnee von gestern waren auf der Forststraße zur Linsalm nicht liegen geblieben und so kamen wir vorerst noch trockenen Fußes voran. Als wir die Forststraße verließen, wurden die Turnschuhe doch noch weiß. Die Altschneedecke begann auf ungefähr 1200m und bis dorthin hatte ich mir doch ein paar Mal gedacht, dass ich anstatt meiner alten, löchrigen Turnschuhe lieber die neuen Zustiegsschuhe hätte nehmen sollen. Aber egal, nun waren wir beim Turnschuhdepot angekommen und weiter ging es auf den Schi. Dank des nun deutlich leichteren Rucksackes fühlte sich der Weiterweg beflügelt an und die Schultern konnten durchatmen. In der Steilstufe zum Reichenhals lagen unter dem Neuschnee versteckt einige Lawinenknollen, was die Spuranlage nicht gerade leichter machte. Alex fand aber eine gute Linie hindurch und bis auf ein paar mühsamere Passagen, wo mir der Talschi trotz Harscheisen von der harten Altschneeschicht abrutschte, kamen wir problemlos voran. Vom Sattel aus ging es über einen Schneegrat und eine kurze Steilstufe auf das Hochplateau, welches uns zur Reichensteinhütte und wenig später zum Eisenerzer Reichenstein führte. Dort erblickten wir die ersten Menschen und kurz vor uns war die erste Präbichler Partie am Gipfel. Bevor wir die Rote Rinne abfuhren, hatten schlussendlich bereits 5 Personen die Rinne ausgeputzt. Sonderlich schöne Bedingungen waren leider auch nicht vorzufinden. Durch den Neuschnee firnte die Altschneedecke kaum auf, weshalb der Untergrund relativ hart war. Zusätzlich sorgten die von Lockerschneelawinen geformten Lawinenläufe und im Auslauf die Lawinenknollen für einen recht unebenen Untergrund. Na gut, genug geschimpft über zu viele Menschen und schlechte Bedingungen, im Grunde ist die Rote Rinne sehr schön und nicht ganz unverdient so beliebt. Im Auslauf der Rinne nahmen wir Abschied von den Menschenmassen und fuhren zum Krumpensee ab. Nach einer kurzen Stärkung nahmen wir den Anstieg zur Hohen Zölz in Angriff. Die Steilstufe auf den Ostrücken brachten wir teilweise zu Fuß hinter uns, die Bedingungen zum Stapfen waren hervorragend. In einer Bruthitze ging es die letzten flachen Meter auf die Hohe Zölz, wo wir eine ausgiebige Jausenpause machten.
Die Nordrinne zwischen Hauptgipfel und Vorgipfel hatte uns bereits beim Aufstieg angelacht und einen kurzen Abstieg später standen wir schon mittendrin. Nach ein paar verhalteneren Schwüngen kamen wir in den Pulverschnee und spätestens ab da war die Rinne ein Traum. Der Untergrund war nahezu plan und die wenigen Zentimeter Neuschnee machten die Abfahrt zum puren Genuss. Auch wenn die Tour bis dorthin schon ganz nett war, die geniale direkte Nordrinne von der Hohen Zölz machte die Tour zu einer Traumtour. Die weitere Abfahrt bis zum Turnschuhdepot war auch noch erstaunlich schön und der Abstieg zum Auto schnell erledigt.
Für eine dermaßen geniale Tour hat sich das Frühaufstehen auf jeden Fall ausgezahlt. Auch wenn die Rote Rinne nicht ganz den Erwartungen gerecht wurde, ließ mich spätestens die direkte Nordrinne von der Hohen Zölz himmelhoch jauchzen.