Samstag, 16. Juli 2016

Hochegg

Dieses Wochenende war Josef zu Besuch und da wollten Melanie und ich ihm natürlich unsere schöne neue Heimat zeigen. Der Zettenkaiser Westgrat hätte es werden sollen und so starteten wir vom Hintersteinersee Richtung Walleralm. Zum Aufwärmen legten Josef und ich gleich einen Sprint ein - Josef hatte das Telefon und ich das GPS-Gerät vergessen. Über breite Forststraßen ging es in gemütlicher Steigung zur Walleralm. Von dort führte uns ein Wanderweg zum Hochegg, von wo aus der Steig zum Zettenkaiser Westgrat abzweigte. Der markierte Steig war teils ein wenig zu suchen und der Regen vom Vortag machte ihn gelegentlich etwas rutschig. Im Grunde ging es aber gut voran. Leider bekam Melanie Knieprobleme und beschloss umzukehren. Josef und ich traten den Weiterweg an. Am zunächst noch sehr breiten Grat angekommen, eröffnete sich uns ein herrlicher Blick auf den Hintersteinersee.
Ein paar Kraxelmeter weiter hörte ich mein Telefon im Deckelfach vibrieren, dummer Weise war Melanies Daunenjacke bei mir im Rucksack und so stand sie frierend am Hochegg. Ich eilte so schnell ich konnte hinab und wärmte Melanie noch kurz an, bevor sie alles an Gewand anzog, was wir mit hatten. Melanies Knieprobleme waren etwas schlimmer geworden und so humpelte sie Richtung Auto, während ich wieder den Steig hinauf sauste, um mich davon zu überzeugen, dass auch Josef wohlbehalten zum Hochegg zurück fand. Kurz vor der Walleralm waren wir alle wieder vereint. Zurück auf der Forststraße ging es Melanies Knien etwas besser und so ließ mein schlechtes Gewissen, dass wir Melanie alleine absteigen gelassen hatten, bis zum Auto zumindest ein bisschen nach.
Auch wenn es bei der heutigen Tour ein wenig drunter und drüber gegangen war, so hatten wir doch ein paar stimmungsvolle Landschaftseindrücke gesammelt.

Freitag, 15. Juli 2016

Neumarkter Runde

Die Halbzeit war gekommen, nun war ich halb so alt wie mein Vater. Das gehört natürlich gefeiert und bei mir ist feiern gleichbedeutend mit 'ab in die Berge'. Also ab ins hinterste Zillertal zum Schlegeis Speicher. Bei bedecktem Himmel, aber immerhin im Trockenen, wanderten wir zur Olpererhütte. Die vielen Wasserfälle und das Spiel aus Wolken, Nebel und Sonne zauberte eine beeindruckend mystische Stimmung in die Granitlandschaft. Bei der Olpererhütte stellten wir uns kurz unter, um Gewand nachzulegen. Dabei entdeckten wir eine Ziegenmama mit einem kleinen, niedlichen Zicklein im Getränkelager. Das geschossene Foto spiegelt die Niedlichkeit leider nicht ganz wieder. Der Weg zur Olpererhütte war zwar auch schon sehr gut in Schuss gewesen, ab nun waren die Wegebauer besonders eifrig gewesen - man könnte fast sagen übermotiviert. Die Granitblöcke wurden so akribisch geschlichtet, dass der Weg beinahe rollstuhltauglich war (zumindest im Ebenen, stufenlosen Gelände). Besonders beeindruckend war ein perfekt geformter Brückenstein.
Kühl war es auf dem nahezu horizontalen Abschnitt zum Unterschrammachkar. Zwischendurch fing es sogar ein wenig an zu schneien. Beim Abstieg im Unterschrammachkar wurde es bald wieder wärmer. Kurz bevor wir in den Zamsergrund kamen, suchten wir uns ein windschattiges Jausenplätzchen in den Latschen und gönnten uns ein Stück Kuchen. Nach der Einsamkeit auf der Neumarkter Runde, war im Zamsergrund wieder reger Wanderbetrieb. Da waren wir nicht die Einzigen, die auf die Idee kamen, dass ein Schnitzel im Zamsereck gut schmeckt. Bevor wir wieder Heim fuhren, warfen wir noch einen Blick von der außergewöhnlich hohen Staumauer hinab. Sogar zwei Klettersteige führten durch die teilweise überhängende Betonwand.
Die Neumarkter Runde ist eine gemütliche, landschaftlich wunderschöne Wanderung auf teils beeindruckend präparierten Wanderwegen, sehr lohnend.

Sonntag, 10. Juli 2016

Treffauer Tuxegg

Eigentlich wollten Melanie und ich heute die Tour 'König der Löwen' in der Treffauer Nordwestwand gehen. Als wir nach dem nicht ganz kurzen Zustieg vom Gasthof Jägerwirt bei Scheffau am Einstieg ankamen, warteten bereits zwei Seilschaften aufs Einsteigen und soweit wir die Stände sehen konnten, waren überall weitere Seilschaften. Da wir keine Lust hatten uns als sechste oder siebte Seilschaft anzustellen, beschlossen wir die Seile am Einstieg zu lassen und geschwind auf den Treffauer zu gehen. Wir hofften, dass bei unserer Rückkehr die Bahn frei wäre und wir gut vorankommen würden. Bis zum Gipfel des Treffauers zog es sich dann aber doch noch ziemlich und die Schlosserei im Rucksack machte mich auch nicht gerade schneller. Oben angekommen fiel mir ein, dass das unser erster Kaisergipfel war seit dem wir unser neues zuhause in Tirol hatten.
Bei der Gipfelpause entschlossen wir uns, anstelle der Kletterei doch beim Wandern zu bleiben und die Treffauer-Tuxegg-Überschreitung fertig zu gehen. Schließlich lachte das Tuxegg bereits sehr einladend herüber. Auf den letzten Metern aufs Tuxegg war es noch ein bisschen zum Anhalten, wofür wir sogleich mit einem fantastischen Blick auf den Wilden Kaiser belohnt wurden. Der Abstieg war teilweise etwas unangenehm erdig-schottrig. Vielleicht kam es mir aber auch aufgrund der Schlosserei am Buckel und der Kletterzustiegssandalen an den Füßen unangenehmer vor als es wirklich ist. Dort wo sich die Runde wieder schloss schickte ich Melanie mit dem Rucksack vor und holte die Seile vom Einstieg. Auf dem Weg zum Auto fand ich Badenixe Melanie auf einem angenehm kühlen Stein im Bachbett. Von dort ging es wieder gemeinsam zurück zum Parkplatz.
Die Treffauer-Tuxegg-Überschreitung ist eine herrliche und nicht ganz kurze Wanderung mit tollen Aussichtsgipfeln. Ich würde die Runde aber eher in die umgekehrte Richtung empfehlen, also als Tuxegg-Treffauer-Überschreitung.

Sonntag, 3. Juli 2016

Irma la Douce

Aus der geplanten Kletterei mit Hans und Melanie wurde heute aufgrund der sehr feuchten Bedingungen eine leichte Kraxelei am Plombergstein. Mit der Umgehungsvariante in der ersten Seillänge wird die Tour nie schwerer als 3+, was auch bei Nässe noch gut gehen sollte. Um die Psyche ein wenig zu trainieren gingen wir frei - also 'Solo zu Dritt'. Als das Wasser in der Umgehungsvariante der ersten Seillänge über meine Hände plätscherte, war ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob das eine gute Idee war. Vier sehr henkelige Meter später verließen wir den Bach und standen auf einem wesentlich trockeneren Pfeiler. Weiter ging es in überraschend schöner Kletterei mit erstaunlich niedrigem Grasanteil für diesen Schwierigkeitsgrad. Die Feuchtigkeit fiel nur mehr an einer Stelle (ungefähr in der Mitte der Tour) auf, wo man einmal kurz auf Reibung ins Nasse steigen musste. Um nichts zu riskieren, hängte ich dort einen Karabiner in einen Bohrhaken, um die Henkeldichte zu erhöhen. Auch die zweite Hälfte bot herrliche Kraxelei die nur selten unterbrochen wurde von kaum störendem Gehgelände.
Nach dem 'gut-oben-angekommen-Foto' stiegen wir wieder zum Rucksackdepot ab und gingen noch ein wenig Sportklettern, wo wir zumindest eine nahezu trockene Tour fanden. Alles in allem kann man sagen, dass wir die Bedingungen optimal genutzt haben.
Die Tour 'Irma la Douce' ist wohl die perfekte Anfängertour in der Region. Ich bin bisher kaum eine Tour in dieser Schwierigkeit gegangen, die einen so niedrigen Grasanteil und einen so hohen Anteil an schönem Fels hat. Zusätzlich ist sie auch noch gut abgesichert - sogar die Umgehungsvariante am Einstieg.

Samstag, 2. Juli 2016

Gamsleitenkopf

Eigentlich war das Wetter vormittags noch schön prognostiziert. Da war der leichte Regen beim Frühstück in Puch etwas irritierend. Aber egal, vielleicht hält ja der Pass Lueg das schlechte Wetter im Tennengau. Mit dieser Hoffnung packten Melanie und ich Josef ein und fuhren zum Arthurhaus. Tatsächlich war dort das Wetter deutlich besser, lediglich in den Mandlwänd' hielten sich ein paar Wolken. Diese waren dafür recht hartnäckig und waren auch noch da, als wir über die Mitterfeldalm zur Südseite des Gamsleitenkopfes gingen. Dort stießen wir auf eine ebenfalls hartnäckige Schafsherde, die uns eine knappe Viertelstunde verfolgte. Als es mit der Kraxelei in der Gamsleitenschlucht losging, blieben sie aber doch zurück. Der großteils schrofig-wiesige Aufstieg zum Gamsleitenkopf hatte auch einige schöne Felspassagen dabei.
Am Gipfel gab es leckeren Marillenkuchen und köstliche Schokotorte. Während der Schlemmerei erlaubte uns unerwartet ein Wolkenfenster den Blick bis Bischofshofen und wir bekamen ein wenig Sonne ab. Gestärkt von Kuchen und Sonne stiegen wir über die Nordflanke ins Ochsenkar ab und über die Mitterfeldalm zurück zum Arthurhaus.
Wer ein wenig Orientierungssinn und Kletterkönnen hat, dem kann ich diese Überschreitung wärmstens empfehlen.