Donnerstag, 25. Juli 2019

Höllmauer Mix

Da haben wir uns einen wirklich schönen Tag für unseren Abstecher in den Hochschwab ausgesucht. Bereits beim Ausgangspunkt in Seewiesen durften Melanie und ich die atemberaubende Naturkulisse bei makellos blauem Himmel bewundern. Warm war es allerdings und ich war mir nicht ganz sicher, ob eine Kletterei in der südseitig ausgerichtete Höllmauer wirklich die beste Idee für heute war. Nach einem schweißtreibenden Zustieg und ein wenig Brennnessel-Gestrüpp fanden wir ohne Umwege zum Wandfuß. Eigentlich wollten wir die Tour 'Windspiel' gehen, erwischten aber unwissentlich den Einstieg der Tour 'Glockenspiel'. Spätestens in der diffizilen Reibungsplatte kurz vor dem ersten Stand war mir aber klar, dass es sich nicht um den erwartet gemütlichen Einstieg handelte. Ein wenig Murkserei durch Latschen brachte uns aber zurück auf Spur zur herrlichen Piaz-Riss-Verschneidung der zweiten Seillänge der Tour 'Windspiel'. Auch die anschließenden steilen Meter mit kurzem Kamin-Finale vor dem ersten Schuttkessel boten einiges an schöner Kletterei. Im Schuttkessel lockte uns die Tour 'Hauseggerpfeiler' und so wechselten wir noch ein weiteres mal die Tour. Als zusätzlicher Bonus lagen die nächsten Seillängen noch im Schatten. Doch spätestens in der markanten, herrlichen Schlüsselstelle knallte die Sonne erbarmungslos auf uns nieder. Weiter oben hatte die ein oder andere Wolke gelegentlich Erbarmen mit uns und schob sich vor die Sonne. Bis auf die wenigen Meter der Schlüsselstelle war die Kletterei deutlich gemütlicher und wir kamen in einen guten Kletterfluss. Ein paar genussvolle Klettermeter später standen wir auch schon in der Scharte am Ende der Tour.
Nach einigem Hin- und Herüberlegen entschieden wir uns fürs Abseilen. Vom Bergrettungsstand ging es über schrofiges Gelände abwärts. Den im bergsteigen.com-Topo eingezeichneten Abseilstand bei einem Köpfl fand ich nicht, doch der letzte Stand der Tour 'Glockenspiel' war auch einigermaßen abseilfähig und ging sich mit unseren 55 Meter Halbseilen genau aus. Nach der nächsten Abseillänge über Schrofen erreichten wir den Abbruch hinab zum zweiten Kessel. Wenn man dort weiß wo die Abseillstände sind, ist man klar im Vorteil. Nach einigen Minuten Sucherei und ein wenig Wiederaufstieg am Seil erreichte ich schließlich doch den nächsten Abseilstand. Die nächsten drei Abseilfahten zum ersten Kessel kamen wir gut voran. Zum Abseilstand am Rande des ersten Kessels reichte das Seil jedoch nicht und wir gingen das einfache Gelände zu Fuß hinab. In der mächtigen Verschneidung, die bis zum Wandfuß hinunter reichte, seilten wir nur einmal ab und versuchten den letzten Abseilstand auszulassen. In Falllinie über die Wand seilten wir bis zum Einstieg der Tour 'Windspiel' ab. Um ungefähr drei Meter waren unser 55 Meter Halbseile zu kurz. Das Gelände war aber so einfach, dass wir die letzten Meter abklettern konnten. Zurück beim Einstieg wechselten wir auf die Laufschuhe und rauschten in Windeseile zurück zum Auto.
Zwar war dieser Mix aus drei Touren an der Höllmauer nicht geplant, für ein schönes Gesamterlebnis reichte es aber allemal. Jeder Abschnitt von jeder Tour war für sich wirklich schön und insgesamt ergab es eine nicht allzu homogene aber definitiv abwechslungsreiche Route.

Mittwoch, 24. Juli 2019

Polsterschlacht

An einem derart warmen Tag ist man gut beraten, wenn man sich eine schattige Wand sucht. Die Polsterschlacht bei Mixnitz war der Kandidat unserer Wahl für heute und da Melanie und ich sonst schon so gut wie alle Wandbereiche im Grazer Bergland kannten, war es spannend mal was Neues auszuprobieren. Die Zustiegsbeschreibung las sich ziemlich kompliziert. Vermutlich deshalb schafften wir es diesmal ohne Umwege zur Wand, was für mich eine wahre Seltenheit im Grazer Bergland ist. Dank Melanies Adleraugen (zumindest im Vergleich zu meinen Fischaugen) fanden wir auch flott den Einstieg und schon ging es los. Die ersten beiden Seillänge gingen in einem Rutsch und bald stand Melanie in einem eindrucksvollen Kamin hinter einem Klemmblock. Danach kam ein sehr gemütlicher Abschnitt ehe uns eine schöne Platte auf einen bewaldeten Absatz führte. Rechts ums Eck erreichten wir eine etwas erdige Verschneidung, in der ich es irgendwie schaffte, eine halbe Ameisenkolonie auf mir zu versammeln. Selbst im Stand krabbelten noch überall Ameisen auf mir. Als Melanie den nächsten Stand über der langen Verschneidung erreicht hatte, war ich endlich wieder einigermaßen Ameisen-frei. Die letzten beiden Seillängen erledigten wir in einem Aufwasch. Erdig-brüchig-botanische Abschnitte wechselten sich dabei mit wirklich herrlicher Kletterei ab.
Am Ausstieg genossen wir ein wenig die Ruhe, die man in anderen Wänden des Grazer Berglandes definitiv nicht hat. Oft verirrten sich Kletterer wohl nicht hier her. Der Abstieg über den 'gesperrten' Jägersteig forderte noch etwas Konzentration, war aber im Endeffekt problemlos möglich.
Wenn man es schafft, die nicht ganz kompakten und erdigen Abschnitte schnell zu vergessen, bietet die Tour 'Polsterschlacht' einiges an schöner Kletterei. Als wirklich lohnend würde ich sie aber nicht bezeichnen. Wenn man jedoch schon alles im Grazer Bergland kennt, dann kann man sich die Tour durchaus mal anschauen. Positiv ist jedenfalls, dass man hier ziemlich sicher alleine ist, was im Grazer Bergland definitiv Seltenheitswert hat.

Montag, 22. Juli 2019

Nidia

Auch wenn sich heuer nur ein kurzer Abstecher ausging, ein Jahr ohne einen Besuch in Paklenica können Melanie und ich uns nicht vorstellen. Zumindest für eine Mehrseillänge reichte die Zeit. Dabei fiel unsere Wahl auf die Tour 'Nidia' im Veliki Ćuk. Nach einem schweißtreibenden Zustieg entschied ich mich zum ersten mal, eine Mehrseillänge ohne T-shirt zu klettern. Bis auf die Tatsache, dass ich mich ein bisschen angeberisch fühlte, bereute ich die Entscheidung nicht. Schließlich war es selbst im Schatten nahezu unerträglich warm. Bereits die erste Seillänge war traumhaft schön mit dem typischen, herrlich griffigen Paklenica-Fels. Die Wasserrillen zu Beginn der zweiten Seillänge wirkten von unten ziemlich knackig, lösten sich aber erstaunlich gut auf. Es folgte ein leichterer Abschnitt bevor in der vierten Seillänge die Crux auf uns wartete. Als ich eigentlich alle Schwierigkeiten der Seillänge hinter mir hatte, konnte ich es einfach nicht glauben, dass die Tour zum gleich Stand ging wie die Tour 'Sjeverno rebro'. Daher kletterte ich von dem Stand, in dem bereits eine Seilschaft war, die Verschneidung noch mal hinunter und wollte am Ende der Schwierigkeiten etwas genauer schauen, ob es nicht doch leicht rechts haltend wo hinauf ging. Die Kletterei machte einen sehr guten Eindruck, doch ich konnte weit und breit keinen Haken finden. Dafür, dass in einer derartigen Tour kein Haken gesetzt worden wäre, war die Kletterei aber definitiv zu schwer. Also ging ich doch wieder zurück zum Stand der Tour 'Sjeverno rebro'. Im Nachhinein fanden wir heraus, dass das tatsächlich der richtige Stand war. Bis auf den Stand gab es aber keine Überschneidung der beiden Touren. Einen Meter über dem Stand trennten sie sich nämlich wieder und wir durften noch ein wenig schöne Plattenschleicherei genießen.
Den alt bekannten Abstieg ließen wir bald hinter uns und so hatten wir vor der Heimreise noch Zeit für einen Sprung ins Meer.
Die Tour 'Nidia' kann ich als Halbtagestour sehr empfehlen. Auch wenn sie deutlich kürzer ist im Vergleich zu den Touren im Anića kuk, bietet sich doch einige sehr schöne Klettermeter.

Sonntag, 7. Juli 2019

Halbe Bikini Variante

Heute war Wetter-Poker am Programm. Um die Chancen auf eine trockene Tour möglichst hoch zu halten, fuhren Melanie und ich ins Zillertal. Schließlich sollten die meisten Regenschauer eher nördlich des Inns niedergehen. Da wir uns mit der 'Bikini Variante' im Floitengrund eine Tour ausgesucht hatten über die man ohnehin wieder abseilt, gingen wir beim Wetter-Poker nicht all-in. Nass wurden wir allerdings bereits beim Zustieg im hohen Gras unter der Wand. Die Wand selbst wirkte großteils trocken, auch wenn der Himmel nicht gerade den freundlichsten Eindruck machte. Aber egal, jetzt waren wir schon beim Einstieg, jetzt wollten wir zumindest ein paar Meter in der Tour klettern. Nach der gemütlichen ersten Seillänge lachte die zweite recht nett her und wir schlichen die geneigte Granit-Leisten-Platte hinauf. Im zweiten Stand wurde wieder beratschlagt, ob es weiter geht oder nicht. Der Himmel war nämlich immer noch recht düster. Eine geht noch, entschieden wir und wurden belohnt mit schöner Kletterei und Sonne im dritten Stand. Die vierte Seillänge machte richtig Spaß mit eingen interessanten Passagen. Als nächstes wären zwei angeblich recht erdige Seillängen gefolgt. Also hatten wir die untere Hälfte der schönen Seillängen bereits hinter uns. Der Himmel hatte sich auch wieder ordentlich verdunkelt und wir waren uns relativ sicher, dass wir heute die gesamte Tour nicht trocken hinauf kommen würden. Also beschlossen wir umzukehren.
Kurz darauf bestätigte der Himmel unsere Entscheidung indem er einen kurzen Guss über uns nieder ließ. So mussten wir selbst beim Abseilen gut aufpassen, dass wir nicht auf den nassen Platten ausrutschten. Zurück beim Einstieg lachte uns schon wieder die Sonne an. So recht konnte sich das Wetter heute nicht entscheiden.
Die ersten vier Seillänge der Tour 'Bikini Variante' waren definitiv lohnenswert und machten Lust auf mehr. Ob die darauffolgenden Seillängen wirklich so unangenehm erdig sind wie behauptet, kann ich nicht einschätzen. Vom Stand aus gesehen machten sie noch einen recht guten Eindruck. Ob der Eindruck täuscht, davon werden wir uns hoffentlich bald selbst ein Bild machen.

Samstag, 6. Juli 2019

Blue Moon

Um die Schneelage im Wilden Kaiser zu checken, hatten Melanie und ich uns heute die Tour 'Blue Moon' ausgesucht. Zumindest was man von herunten einschätzen konnte, schien unter der Südwand der Kopfkraxen nicht mehr allzu viel Schnee zu liegen. Nach dem schweißtreibenden Zustieg hatten wir dann Gewissheit, außer vor unserer Tour waren tatsächlich kaum mehr Altschneefelder. Wir entschieden uns, über rechts zuzusteigen und suchten uns den Weg zum Einstieg durch ein beeindruckendes Schneelabyrinth zwischen Fels und meterhohen Altschneewänden in bizarren Formen. Am Einstieg angekommen sahen wir, dass es über links gemütlich am Schotter zwischen Fels und Altschnee herauf gegangen wäre. Erlebnisreicher war aber sicherlich unsere Zustiegsalternative. Frostig war es in der Schnee-Fels-Schlucht am Einstieg und ich war froh, als wir das kalte Loch verließen und an Höhe gewannen. Die ersten Meter der Tour waren noch etwas schottrig doch bereits am Ende der ersten Seillänge fing guter, griffiger und großteils kompakter Fels an. Die herrliche Wasserrille am Ende des ersten Abschnittes machte bereits Lust auf mehr. Das wurde auch geliefert, die wunderschöne Piaz-Verschneidung in der sechsten Seillänge wird wohl zurecht als eine der schönsten Verschneidungslängen der Gegend gehandelt. Doch auch die darauffolgenden beiden Aufschwünge gefielen mir wirklich gut. Ich kam in einen richtig genussvollen Kletterfluss dank dem gutgriffigen, rauhen Fels. Ledglich in der etwas splittrigen zwölften Seillänge musste ich ein wenig mehr Feingefühl bei der Griff- und Trittwahl auspacken. Den nette Ausstieg über die letzte Seillänge der 'Via Romanitca' kannten wir bereits, war aber auch heute sehr schön.
Am Ausstieg ließ es sich in der Sonne gut aushalten. Der Ansicht waren auch die beiden äußerst sympatischen und entspannten Kletterer, die geduldig hinter uns nachgeklettert waren und für abwechslungsreiche Plaudereien am Stand gesorgt hatten. So schön es dort oben auch war, irgendwann gingen wir dann doch den nicht ganz kurzen Abstieg an. Den Schi, den wir in einem Latschenfeld entdeckten, konnten wir nicht liegen lassen und gaben ihn beim Jägerwirt ab. Vielleicht findet er ja seinen Besitzer wieder, in einem einigermaßen gutem Zustand war er jedenfalls noch.
Die Tour 'Blue Moon' hat mir echt Spaß gemacht. Dank abwechslungsreicher und flüssiger Kletterei ladet das Gelände richtig zum Gas geben ein. Die Absicherung war auch recht optimal. Es waren so viele Bohrhaken, dass man orientierungsmäßig nicht lange suchen musste und so wenige, dass man nicht von zu viel geklinke im Kletterfluss gestört wird. Der eine oder andere Friend lässt sich zusätzlich gut einbauen.