Sonntag, 29. Juli 2018

La vida es sueno

Allzu viel Zeit hatten wir heute an und für sich nicht. Dennoch war ich absolut begeistert, dass Jakob mindestens ebenso motiviert war wie ich, am Sonntag Nachmittag noch eine Mehrseillänge zu gehen. Diese Motivation ließ uns den Zustieg von Mixnitz ins hintere Brunntal fast hinauf fliegen. Es waren nicht nur die warmen Temperaturen, die mich ordentlich zum Schwitzen brachten. Mit einem anständigen Tempo machte selbst der Zustieg schon richtig Spaß. Wie üblich, wenn ich im Grazer Bergland unterwegs bin, mussten wir auf den letzten paar Minuten vor dem Einstieg ein wenig suchen. Im Grunde habe ich mich im Grazer Bergland aber schon viel schlimmer verlaufen und wir fanden eigentlich eh auf direktem Weg zum Einstieg. Nach einem gemütlichen Start in die Tour leitete uns ein schöner Riss zum ersten Stand. Nach dem eher leichten Beginn der zweiten Seillänge entschied sich Jakob erfreulicher Weise für die rechte Variante. Mit ein wenig piazen und schön steigen löste sich alles wunderbar auf. Die anschließende Plattenkletterei machte definitiv Lust auf mehr und das bekamen wir auch noch geboten. Etwas Vorsicht ist in der dritten Seillänge jedoch geboten, dort wo man den rechten Rand der Platte erreicht ist ein relativ großer Block ziemlich locker. Ansonsten ist aber eigentlich alles sehr kompakt. Die darauf folgende Verschneidungslänge war auch sehr schön und wurde sogleich von der nächsten Seillänge nochmal getoppt. Über eine traumhafte Platte und einen kurzen Wulst ging es ausgesetzt entlang einer Rampe nach links zu einem wunderbar exponierten, aber gemütlichen Stand. Es folgten noch ein paar anregende, knackige Meter ehe sich das Gelände neigte und leichter wurde.
Vor der letzten offiziellen Seillänge nahmen wir das Seil auf und machten uns bereit für den Abstieg. Schließlich waren im Abstieg definitiv schwierigere Kletterpassagen als in der letzte Seillänge. Auch die Abstiegskraxelei ließ sich aber problemlos meistern und bald standen wir wieder beim Einstieg. Dort gab es noch einen Schluck zu trinken und danach liefen wir in Windeseile zurück zum Auto. Gscheit Gas gebn - so mach eine Sonntags-Nachmittags-Tour Spaß.
Die Tour 'La vida es sueno' kann ich auf jeden Fall empfehlen. Schöne, teils ausgesetzte und relativ steile Kletterei in herrlichem Fels bei guter Absicherung, da kann man sich eine schöne Halbtagestour durchaus mal gönnen.

Sonntag, 22. Juli 2018

La Luna Argentea

Ein bisschen brutzeln in der Sonne ist im Sarcatal allemal drinnen. Das war auch Melanie und mein erklärtes Zeil für heute. Dafür sind die meisten Mehrseillängen bei Arco um diese Jahreszeit bestens geeignet. Wir entschieden uns für das 'Schild des Mondes', klingt doch sehr sonnig. Vom Sportplatz bei Dro waren wir in einer knappen Viertelstunde beim Einstieg. Dank des nächtlichen Regenschauers war der Einstieg nicht ganz trocken, störend nass war es aber in der ganzen Tour nie. Etwas gestuft ging es über schöne Platten zum ersten Stand. Mittlerweile hatte sich eine zweite Seilschaft hinter uns angereiht. Die beiden freundlichen Italiener hatten aber keinen Stress und blieben gerne hinter uns. Es folgte einiges an genussvoller Plattenkletterei garniert mit einer etwas interessanteren Rechtsquerung unterhalb eines markanten Überhanges bevor dieser schlussendlich rechts - ebenfalls genussvoll - überwunden wurde. Nach einer schönen Verschneidungsrampe und einem Baumstand kam ein etwas kreativerer Abschnitt, bei dem ich den Baum unseres Baumstandes ausgiebig nutzte. Danach ging es in gemütlicher Kletterei einem Pfeiler entlang zum sechsten Stand. Der folgende Überhang löste sich sehr schön auf und auch die Verschneidung machte richtig Spaß. Nun standen wir vor dem 'Schild des Mondes', das der Tour seinen Namen gibt. Bereits ein paar Seillängen zuvor war diese markante Platte zu sehen gewesen. Doch sie sah nicht nur schön und spektakulär aus, auch die Kletterei war wirklich fein und löste sich wunderbar auf. Weiter ging es wieder über Platten, ein wenig Verschneidung und eine Rampe zur Schlüsselseillänge. In dieser löste sich die knackige, kurze Einzelstelle gut auf und ich konnte wieder ein wenig Selbstvertrauen tanken, nachdem mir in der 'Großen Pleite' vor einer Woche nur wenige Seillängen in dieser Schwierigkeit geglückt waren. Die abschließende Reibungsplatte brachte uns auch nicht mehr übermäßig zum Schwitzen und so blieb die glühende Sonne der Hauptgrund für meine talwärts rinnenden Schweißbäche.
Nach einem Apfel zur Stärkung traten wir den Abstieg an. Lange dauerte es nicht bis wir beim Auto zurück war und im nächsten Supermarkt eine Melone erbeuteten. Mit einer leckeren Wassermelone wurde mein Flüßigkeitshaushalt wieder ausgeglichen und wir waren gut vorbereitet zum Weiterschwitzen.
Die großteils sehr genussvolle Tour 'La Luna Argentea' kann ich definitiv weiter empfehlen. Schließlich hat sie wirklich viel herrlichen Fels und jede Menge schöne Kletterei. Will man die Schlüsselstelle frei begehen, dann muss man sich kurz etwas mehr anstrengen. Machbar ist sie aber allemal und abgesichert ist diese markante Einzelstelle auch sehr gut. Ansonsten ist die Absicherung im Grunde auch ausreichend. Dort wo es schwerer ist sind auch genügend Sicherungen. Eventuell könnte man ein paar Sanduhrenschlingen mitnehmen, da manche der vorhandenen Schlingen nicht mehr allzu gut aussehen.

Samstag, 14. Juli 2018

Große Pleite

Als Uli und ich heute Morgen bei dem 'Nationalpark Gesäuse' Schild vorbei fuhren, fühlte es sich für mich irgendwie an wie wenn ich heimkommen würde. Auch wenn ich in letzter Zeit viel zu selten hier gewesen war, das Xeis ist und bleibt für mich ein Ort, mit dem ich mich ganz tief verbunden fühle. Mit Abstand am intensivsten spüre ich diese Verbundenheit in der Dachl Nordwand, unserem heutigen Ziel. Bis oben hin voll mit Vorfreude ging es an der Haindlkarhütte vorbei zum Einstieg in die Zustiegs-Kraxelei. Dass die Zustiege über den Dachl-Vorbau kein Spaziergang sind, war mir von früheren Unternehmungen noch gut in Erinnerung. Mit der nötigen Konzentration standen wir aber bald am Einstieg der Tour 'Große Pleite'. Zugegeben, das Stahlseil half im teils glitschig nassen Anfangsabschnitt doch mehr als gedacht. Die ersten Seillängen waren gelegentlich ein wenig brüchig, allgemein war der Fels aber überwiegend kompakt. In der dritten Seillänge war noch der eine oder andere Bröselzug, insgesamt machte sie aber einfach nur Lust auf mehr. Direkt im Anschluss musste ich jedoch feststellen, dass meine Tagesform zu wünschen übrig ließ. Das Herprügeln einer seichten Zange wollte meine rechte Hand nicht so umsetzten wie es mein Kopf gerne gehabt hätte und so baumelte ich das erste Mal im Seil. War aber kein Problem da die Tour wirklich gut mit Bohrhaken abgesichert ist. Nun ging es anhaltend schwierig über viele herrliche Plattenklettermeter aufwärts. Um Zeit und Energie zu sparen nullte ich mich immer wieder über Stellen drüber, die sich nicht gleich auflösten. Das war aber kein Grund dafür, die herrliche Kletterei dazwischen nicht zu genießen. Nach dem ersten schweren Abschnitt nahm die Steigung der Wand etwas ab und gemütliches Gelände führte uns zu einer langen Verschneidung mit plattigem Ausstieg. Der darauffolgende Abwärts-Quergang löste sich gut auf. Jedoch am Ende las ich die Linie irgendwie falsch und brauchte wieder mal Hakenhilfe, um mich aus der Reibungsplatten-Sackgasse zu befreien. Nach einer kurzen Müsliriegel-Energietank-Pause ging es über anregende Plattenkletterei weiter zur Fickert-Kanzel. Eigentlich wollten wir dort die rechte Variante der Tour gehen. Dazu hätte ich aber nicht auf die Fickert-Kanzel hinauf dürfen sondern hätte vorher schon nach rechts abbiegen müssen. Aus dem Topo hatte ich das nicht herausgelesen, daher standen wir jetzt in der linken Variante. Um der ganzen Varianten-Verwirrung noch die Krone aufzusetzen, ging ich auf der Fickert-Kanzel zu weit nach links und landete in der Tour 'Nordwand'. Das war aber auch kein Schaden, über einen wunderschönen Riss kamen wir in drei ebenfalls gut abgesicherten Seillängen zurück zum richtigen Stand in einer Nische.
Dort ließ es sich sehr gut aushalten und wir machten eine ausgiebige Jausenpause in der Sonne. Das Wetter war uns wohlgesonnen, rundherum zogen dunkle Wolken auf und später hörten wir sogar Donnergrollen. Wir blieben aber völlig trocken und großteils war der Himmel über uns sogar blau. Eine beeindruckende Stimmung wurde uns da geboten von dieser traumhaften Naturkulisse. Gestärkt kletterten wir weiter und ich las das Topo noch ein zweites Mal falsch. Laut Topo sollte es vor dem Beginn des Überhanges bereits vom Ringband weg nach oben gehen. Dort fand ich jedoch keine Haken vor und querte einige Meter weiter oben erst nach rechts in die eigentliche Linie. Scheinbar wäre es doch erst weiter rechts vom Ringband weg nach oben gegangen. Im relativ leichten und kompakten Gelände in dieser Gegend war das aber auch wieder kein Problem. Zum Abschluss entschieden wir uns für die Wulst-Ausstiegs-Variante und versuchten die eigentlich wirklich schönen Plattenklettermeter mit den verbliebenen Energiereserven noch so gut es ging zu genießen. Als Finale erwartete uns noch ein interessanter Riss, der mir noch mal einiges abverlangte. Am Gipfel gab es noch einen Müsliriegel als Stärkung für den langen Abstieg. Langsam und konzentriert aber beständig stiegen wir ab und kamen im letzten Dämmerlicht beim Auto an. Wieder einmal hat das Gesäuse meine Erwartungen übertroffen und uns einen lange, anstrengenden, eindrucksvollen, atemberaubenden und unvergesslichen Tag beschert. Egal wie lange es dauert, ein Wiedersehen mit dem Gesäuse macht immer Freude.
Das Zitat 'Insgesamt eine tolle Tour, die das Herz des alpin angehauchten Sportkletterers höher schlagen lässt' aus der ersten Auflage des Kletterführers 'Xeis Auslese' würde ich zwar nicht in allen Punkten unterschreiben, mein 'Herz' hat diese 'tolle Tour' aber auf jeden Fall 'höher schlagen' lassen. Ein hauch Alpinist im Blut ist aber, denke ich, etwas zu wenig um die Tour wirklich genießen zu können. Allein am Zustieg würde vermutlich so mancher lediglich 'alpin angehauchte Sportkletterer' verzweifeln und auch mit den kurzen und kaum störenden brüchigen Abschnitten in der Tour muss man umgehen können. Die Absicherung passt aber auf jeden Fall für den 'alpin angehauchten Sportkletterer' und die Wegfindung stellt grundsätzlich auch keine Schwierigkeit dar. Dass ich diese beeindruckende und wunderschöne Tour jedem Empfehlen würde der ihr gewachsen ist, das versteht sich wohl von selbst.

Montag, 9. Juli 2018

Pletzachkogel

Eine kleine Runde nach der Arbeit sollte sich heute noch locker ausgehen. Vom Parkplatz bei der alten Talstation in Kramsach gingen Melanie und ich los. Am Kinderlift vorbei wanderten wir der Rodelbahn entlang zum Kaltwasser und von dort weiter Richtung Pletzachalm. Nach den vielen Kehren auf der Forststraße im Wald hielten wir uns auf dem Almboden um die Pletzachalm rechts und stießen am Waldrand auf Markierungen und einen manchmal mehr und manchmal weniger ausgeprägten Steig, der uns direkt zum Gipfel des Pletzachkogels brachte.
Dort genossen wir die Aussicht auf das Inntal und den Eingang in das Zillertal. Ein Berg verwirrte uns aber ein wenig im Panorama. Meist stehen wir bei einer kurzen Wanderung nach der Arbeit am Voldöpp. Daher brauchten wir eine beschämend lange Zeit um den Waldhügel direkt neben uns einzuordnen. Hinunter gingen wir über den ausgeschilderten, üblichen Wanderweg in Richtung Hochalm. Bei der alten Schipiste angelangt, wedelten wir über die Klosteralm talwärts. Zugegeben, das Wedeln klappt im Sommer eher nur im Kopf.
Eine kurze Wanderung nach der Arbeit ist schon was Feines. Mit der Pletzachkogel-Überschreitung mal was Neues auszuprobieren war dabei eine willkommene Abwechslung zur üblichen Runde auf den Voldöpp.

Sonntag, 1. Juli 2018

Schluchtkante

Mit Regen unter der Woche und Sonnenschein am Wochenende lässt es sich gut leben. Da heißt es nichts wie raus aus Graz und ab in die Berge. So hat auch die ÖBB was davon, dieses Wochenende fuhr ich nämlich ins schöne Salzburger Land - natürlich mit der Bahn. Auf halbem Weg zwischen der Steiermark und Tirol ist es weder für Melanie noch für mich wirklich weit und im Hochkönig finden wir uns mehr als genug zu tun. Diesmal hatten wir es auf die Südwand der Torsäule abgesehen, genauer die Tour 'Schluchtkante'. Etwas müde von der vergangenen Trainingswoche, benötigten wir für den Zustieg länger als gedacht. War aber ganz egal, schließlich war heute den ganzen Tag lang stabiles Hochdruckwetter angesagt und bis zu meinem letzten Zug zurück nach Graz hatten wir noch jede Menge Zeit. Da machte es auch nichts aus, dass wir zunächst in den falschen Wandbereich einsteigen wollten. Wir bemerkten es noch rechtzeitig und gingen angedirndelt die gut 100 Meter weiter zum richtigen Einstieg. Jetzt nahmen wir endlich Fahrt auf und die Seillängen flogen nur so an uns vorbei. Der erste Abschnitt schräg aufwärts auf einer Rampe bot immer wieder anregende Einzelstellen. Das Highlight der Tour kam aber definitiv in der Mitte, wo es entlang einer herrlichen Kante in genial rauhem und griffigem Kalk immer auf einen sehr markant, aus der Kante herausragenden, Felsblock zu ging, der schlussendlich links umgangen wurde. Die anschließenden, etwas leichteren Seillängen rechts der Schluchtkante boten auch noch mal wirklich schöne Kletterei an kompakten Fels und der Ausstieg über ein kurzes Flachstück und einen letzten Aufschwung begeisterte auch noch Mal durch Hochkönig-Kalk vom Feinsten. Das herrliche Panorama beim Jausnen am Ausstieg alleine wäre schon genug um zu sagen 'spitzen Tag heute'. Der Hochkönig ist ganz klar ein Klettererparadies.
Nach der Jause schnauften wir noch die letzten paar Meter zum Gipfel, ehe wir dem gut angelegten Steig zurück zum Wandfuß folgten. Dort brachte uns ein gemütlicher Wanderweg zurück zur Mitterfeldalm, wo wir zufällig Michi, Andrea und Stefan trafen. So versüßte mir ein kurzer Plausch mit meiner Verwandtschaft den gelungenen Ausflug in meine ursprüngliche Heimat noch Mal ein bisschen mehr. Zum Bahnhof in Bischofshofen kamen wir leicht früh genug und so konnte ich meine restliche Jause am Bahnsteig in der Sonne genießen.
Die Tour 'Schluchtkante' kann ich voll und ganz weiter empfehlen. Herrlicher Fels in beeindruckendem Ambiente. Die Standplätze sind immer an einem soliden Klebehaken und in den Seillängen findet man zusätzlich den einen oder anderen Haken.