Dienstag, 23. Oktober 2018

Zwei Brüder - Morro Dois Irmãos

Während Melanie und ich heute Vormittag mit dem offiziellen Nationalpark-Shuttle von der U-Bahn Station 'Lago do Machado' aus die Christusstatue in Rio de Janeiro besucht hatten, was übrigens hervorragend geklappt hat, hatte Andi bereits alles für unsere Nachmittags-Wanderung auf die Zwei Brüder ausgecheckt. Gegen Mittag trafen wir uns an der Copacabana und stärkten uns noch mit gegrilltem Queijo ehe wir uns am südwestlichen Ende der Copacabana Fahrräder für 10 Reais pro Stunde ausliehen. Der schöne Radweg entlang der Ipanema brachte uns bald zur Bushaltestelle am Fuße der Zwei Brüder. Nach einem kurzen Check der Bremsen entschieden wir uns dazu, die steilen Straßen der Favela Vidigal mit dem Fahrrad zu erklimmen. Ganz wohl fühlte ich mich anfangs nicht, doch die vielen freundlichen Gesichter die uns anlachten (oder doch auslachten?), lockerten die Stimmung schnell auf. Nachdem wir die Fahrräder abgesperrt hatten, ging es noch ein paar Stufen durch enge Gassen aufwärts, bevor wir scheinbar in einer Sackgasse standen. Dort wurde mir wieder etwas mulmiger. Doch bevor wir lange beratschlagen konnten, öffnete sich eine Tür und ein freundlicher älterer Herr erklärte uns, dass wir zwischen den Häusern unter der Stiege durchschlupfen sollten. Tatsächlich fanden wir nach dem Durchschlupf links den Wanderweg im Wald. Nun nahmen wir Fahrt auf und nach einer Abzweigung nach rechts, ein paar Vögeln und Aussichtspunkten befanden wir uns schon am Gipfel.
Auch heute hatten wir wieder traumhaftes Wetter und der Blick auf die Stadt steht denen von Zuckerhut und Corcovado um nichts nach. Das Bier, das Andi bei einem Strandverkäufer an der Ipanema im Vorbeifahren mitgenommen hatte, ließen wir uns in Ruhe schmeckten ehe der Gipfel von immer mehr Leuten gestürmt wurde. Anscheinen kam gerade eine Wandergruppe an. Also nichts wie runter und zurück zu den Fahrrädern. Die Bremsen der Fahrräder hielten besser als erhofft und so ließen wir den Tag bald bei Bier und Caipirinhas am Strand ausklingen.
Die Nähe zur Stadt, der nette Wanderweg und der traumhafte Ausblick machen die Wanderung auf den Gipfel der Zwei Brüder zu einem optimalen Halbtagesausflug. Die Sonne sollte jedoch noch hoch am Himmel stehen. In der Dämmerung könnte ich mir vorstellen, dass es in der Favela Vidigal um einiges gruseliger wird.

Montag, 22. Oktober 2018

Zuckerhut - Pão de Açúcar

Eigentlich hätte ich mir gedacht, dass der erste Blogeintrag des Urlaubs erst in Argentinien zustande kommen würde. Aber in Rio de Janeiro gibt es so viele schöne Granithügel die zum Wandern einladen, das konnten Melanie und ich uns nicht entgehen lassen. Also starteten wir unseren Südamerika Urlaub mit einer Besteigung des Zuckerhutes. Zu Beginn folgten wir dem gut ausgebauten Spazierweg auf der Südseite des Urca bis zu seinem Ende. Von dem Warnschild, dass uns auf dem Weiterweg zum Gipfel des Zuckerhutes Kletterei bis zum dritten Schwierigkeitsgrad prognostizierte, ließen wie uns nicht abschrecken und schlüpften zwischen Mauer und Fels durch. Der anschließende Steig war mal deutlicher, mal etwas verzweigt und führte immer wieder über Reibungsplatten bis an die Ostseite des Zuckerhutes. Über diese verhältnismäßig flache Seite ging es nun in fast direkter Linie Richtung Gipfel. Ganz trafen wir den Steig zwar nicht immer, mehr als ein paar Schritte durch Gestrüpp trennten uns aber nie vom ausgetretenen Trampelpfad. Ein paar weitere Reibungsplatten und eine Verschneidung führten uns schließlich zur markanten Schlüsselstelle. Die auflegerische Steilstufe machte mir bei dem schwitzig-schwülen Wetter und den nicht ganz optimalen Turnschuhen mehr zu schaffen als gedacht und so musste ich eine Stelle nullen. Melanies Schuhe waren noch rutschiger wie meine, mit Hilfe meines Fußes kam sie aber auch gut über die Steilstufe. Der restliche Aufstieg war nur mehr Wanderweg und so stiegen wir bald über die Absperrung in die normale Touristenwelt am Gipfel des Zuckerhutes ein.
Das Wetter war perfekt und die Aussicht ein Traum. Es war auch eher wenig los und so genossen wir die Zeit über den Dächern von Rio de Janeiro bei einer gemütlichen Jause. Hinunter zum Urca ging es mit der Bahn und da wir keinen Ticketschalter fanden, durften wir sogar gratis hinunter fahren. Vom Urca folgten wir dem gut ausgebauten Wanderweg zurück zur Talstation.
Bis auf die ungefähr 5 Meter lange Schlüsselstelle ist der Normalweg auf den Zuckerhut eher ein anspruchsvoller Wanderweg. Den kurzen Abschnitt im dritten Schwierigkeitsgrad sollte man dennoch nicht unterschätzen. Zurecht findet man in der auflegerischen Passage einige Chalkspuren. Der Weg auf den Urca hingegen ist ein gut ausgebauter Weg den jeder der Stiegen steigen kann hinauf kommt. Empfehlen kann ich definitiv beide Wege. Es ist wirklich beeindruckend, dass man zwar mitten in der Stadt ist, aber dennoch nur Wald, Tiere und Meer sieht. Egal wie man hinauf kommt, den Blick vom Zuckerhut auf die Stadt darf man sich nicht entgehen lassen.

Samstag, 13. Oktober 2018

Weißseeferner

An einem so sonnig-milden Herbsttag gibt es doch nichts besseres als in eine schattig-kalte Nordwand einzusteigen. Was Melanie und ich vorher nicht wussten war, dass uns vom Kaunertaler Gletschers-Schigebiet ordentlich eingeheizt werden würde. Zufällig war nämlich heute das 33. Kaunertal-Opening und es wuselten Unmengen an Menschen mit viel zu großem Gewand im frisch eröffneten Snowpark. Von den vielen Menschen bekamen wir bald nicht mehr viel mit als wir ein paar Schritte von der Piste weg waren. Die Musik beschallte jedoch das ganze Kar. Eine Nordwand mit Hintergrundgedudel, so etwas hattet ich auch noch nicht erlebt. Die Bedingungen in der Nordwand der Weißseespitze waren heute nicht ganz leicht. In der kurzen Steilstufe im unteren Wandbereich musste man die Eisgeräte und Steigeisen schon ordentlich in das harte Blankeis hineinschlagen um Halt zu finden. Danach wurde es wieder flacher, doch wir kamen im schneebedeckten Blockgelände nur mühsam voran. Leider waren wir gesundheitlich noch immer nicht topfit und so entschieden wir uns zu Beginn des oberen Steilabschnittes dafür umzukehren.
Auch bergab stellte ich mich mit den Steigeisen am grobschottrigen, schneebedeckten Untergrund nicht allzu geschickt an. Aber Übung macht den Meister und es wurde mit der Zeit besser. Die kurze Steilstufe kamen wir auch gut hinab und so standen wir bald wieder mitten im Menschenhaufen und gönnten uns noch den ersten Glühwein der Saison.
Die Weißseespitze Nordwand ist im Herbst höchst wahrscheinlich etwas anspruchsvoller als im Frühjahr. Im Blankeis ist das vorankommen doch ein bisschen schwieriger als in angenehmen Trittfirn. Außerdem erwartet einen im Herbst ein kurzer kombinierter Abschnitt im oberen Teil, der im Frühjahr vermutlich unter der Schneedecke ist. Eine schöne Tour dürfte es aber auch um diese Jahreszeit sein.

Samstag, 6. Oktober 2018

Kraxengrat

Auch heute war ein herrlicher Herbsttag aber leider waren wir auch heute nicht ganz fit. Also stand eine gemütliche Gratkraxelei am Programm bei Melanie und mir. Vom Jägerwirt in Scheffau ging es in wunderbarer Herbststimmung vorbei an den Wegscheidalmen ins Schneekar. Obwohl wir gefühlt unendlich langsam waren, brauchten wir bis zum Einstieg gar nicht so viel länger als im Topo angegeben. Kurz vor uns stieg gerade eine Seilschaft in den Kraxengrat ein und weiter oben waren noch mehr Seilschaften zu sehen. Scheinbar ist das eine beliebte Tour, wobei heute generell sehr viel los war in den Wänden des Schneekars. Wir ließen uns noch etwas Zeit und verspeisten noch einen Apfel bevor wir einstiegen. Am gekürzten laufenden Seil kraxelten wir den Kraxengrat hinauf. Trotz der Trödelei am Einstieg hatten wir die erste Seilschaft bald überholt und nach ein paar anregenden Metern im herrlichen Fels am schönen Grat liefen wir auf die zweite Seilschaft auf. Dort war das Gelände nicht so optimal zum Überholen, daher mussten wir ein wenig hinterher kraxeln. Bald wurde der Grat aber wieder leichter und schon waren wir vorbei. Etwas weiter oben erwartete uns die Schlüsselstelle. Mit einem Kamin als Schlüsselstelle in einer Grattour hatte ich zwar nicht unbedingt gerechnet, eine willkommene Abwechslung war es trotzdem. Danach wurde es wieder deutlich gratiger und deutlich leichter. Ein paar nette, luftige Gratpassagen weiter liefen wir noch einer Seilschaft auf. Die Beiden waren auch eher flott unterwegs und so überholten wir erst ganz am Ende und kamen gleichzeitig am Ausstieg an. Wir suchten uns ein sonniges, windschattiges Plätzchen und genossen die herrliche Herbstsonne bei Tee und Jause.
Der Abstieg war zwar nicht schwierig, aber auch nicht ganz kurz. Speziell heute kam er uns nicht enden wollend vor. Hin und wieder schaffte es die traumhafte Herbstlandschaft uns abzulenken, aber im Großen und Ganzen war ich sehr froh, als wir beim Auto ankamen.
Der Kraxengrat auf die Kopfkraxen ist ein sehr beliebter, netter Gratanstieg mit immer wieder schönen und teils auch ein wenig ausgesetzten Gratpassagen in großteils kompaktem Fels und viel leichtem Gelände zwischendurch. Abgesichert ist er für einen Grat sehr gut, insbesondere in den schwierigeren Stellen sind immer wieder Bohrhaken zu finden. Auch der eine oder andere Orientierungbohrhaken glänzte mir gelegentlich entgegen, was die Wegfindung relativ einfach machte. Insgesamt ist die Tour durchaus empfehlenswert.