Sonntag, 31. Dezember 2017

Schöckl

Etwas Bewegung musste am Silvester-Vormittag schon sein und das Wetter war auch auf unserer Seite. Also überlegten Melanie und ich, wo im Grazer Raum man eine nette und relativ kurze Wanderung machen könnte und uns fiel der Schöckl ein. Wenig Fahrzeit und eine schöne und sonnige Wanderung, das kling doch nicht schlecht. Blauäugig fuhren wir nach St. Radegund zur Talstation der Schöckl-Seilbahn und wunderten uns, dass so viel los war. Wenig später befanden wir uns mitten drin im Grazer Silvesterklassiker schlecht hin. Gefühlt mindestens halb Graz erklimmt zu Silvester offenbar den aussichtsreichen Hügel. Um uns herum schnaufte und schnatterte es ohne Ende, aus manchen Rücksäcken dudelte Musik und immer wieder war das klingen von Bierflaschen und knallen von Sektkorken zu hören. Das war zwar nicht ganz das, was Melanie und ich uns erwartet hatten, aber irgendwie war es ein lustiges und für Silvester absolut stimmiges Schauspiel, dass uns da geboten wurde. In dieser Partykarawane, die sich mit einem erstaunlich homogenen und eigentlich auch erstaunlich hohem Tempo hinauf schob, wurde es jedenfalls nicht langweilig. Die Wegbeschaffenheit sorgte auch dafür, dass es spannend blieb. Hin und wieder war der Wanderweg mit Eis glasiert und man musste etwas genauer schauen wo man hinstieg. Die Zeit hinauf verging jedenfalls in Windeseile und oben angekommen wurden wir noch mal aus den Socken gehoben. Eigentlich wäre es ja schon zu vermuten gewesen, trotzdem war ich ziemlich beeindruckt von den Menschenmassen und der Sektglasdichte beim Gipfelkreuz.
Wir gönnten uns auch einen Schluck unseres nur im Gedanken prickelnden Leitungswassers während wir das Spektakel beobachteten. Allzu viel Zeit verbrachten wir aber nicht mit Staunen, bald traten wir den Abstieg an. Der uns entgegen kommende Aufwärtsstrom war nachwievor unglaublich hoch, gut dass am Schöckl-Gipfelplateau so viel Platz ist. Die eisigen Passagen ließen sich bergab teilweise recht gut hinunterrutschen. Ich hatte jedenfalls bei der Eisplatten-Wackelei meinen Spaß und ich zauberte doch einigen Leuten ein Lächeln ins Gesicht. Ob mit mir oder über mich, das ist doch Haarspalterei.
Der Schöckl zu Silvester - das ist ein Erlebnis, dass ich nicht missen wollen würde. Wir waren dabei ;-)

Freitag, 29. Dezember 2017

Gscheideggkogel

Diesen Winter habe ich von der Entwicklung der Schneedecke in der Steiermark nur soviel mitbekommen, wie man aus der Homepage des steirischen Lawinenwarndienstes herauslesen kann. Selber war ich noch zu keinem Lokalaugenschein gekommen. Aus den Berichten im Tourenforum hatte ich aber die Vermutung, dass im Gesäuse recht brauchbare Bedingungen sein sollten. Nach den Neuschneefällen der letzten Tage und dem doch teilweise recht starken Wind, fiel unsere Wahl daher auf ein gemütliches und relativ windgeschütztes Ziel. Normalerweise findet man am Gscheidegg von Radmer aus so gut wie immer Pulverschnee nach Neuschneefällen und auch heute fanden wir dort das weiße Gold der Schitourengeher. Schnee war reichlich vorhanden in Hinterradmer, aber die Parkplätze wurden bereits Mangelware als wir ankamen. Das eine oder andere Plätzchen fand sich aber doch noch und bald standen wir in der gut genutzten Aufstiegsspur. Natürlich waren wir nicht die einzigen an diesem Tag, ein Geheimtipp ist das Gscheidegg bei weitem nicht. Der zauberhaft winterliche Märchenwald wurde dadurch aber kein bisschen weniger beeindruckend. Die Sonne ließ sich immer wieder mal blicken und versteckte sich bald darauf erneut hinter Wolken. Gelegentlich fielen auch ein paar vereinzelte Schneeflocken vom Himmel und wenn das dann gerade mit einem Wolkenfenster zusammen traf, dann war der Winterkitsch perfekt. Die unberührte Schneedecke funkelte mit dem Schnee auf den Bäumen und den Schneeflocken in der Luft um die Wette und zauberte ein unvergesslich schönes Bild. Kurzweilig wurde der Aufstieg dadurch und ich merkte erst am Gipfel wieder, dass wir bei weitem nicht alleine am Berg waren.
Auch wenn es am Gipfel windstill und sonnig war, lockte der Pulverschnee und wir ließen die vielen Menschen am Gipfel bald hinter uns. Wie erhofft wedelten wir in traumhaft schönem Pulverschnee hinab. Vor allem den ersten, noch ganz baumfreien Hang konnte man nur genießen. Doch auch als die Bäume etwas dichter wurden blieb die Abfahrt genussvoll. Die erste Forstwegschleife fuhren wir noch gemeinsam, bei der zweiten ließ mich Melanie alleine ziehen. Da hatte sich Melanie definitiv schlauer entschieden, auf den letzten Metern zur Forststraße kehrte ich noch ein wenig die Nadeln am Waldboden zusammen. Lustiger war aber sicher meine Linie. Im Anschluss brachte uns die Forststraße zum letzten noch mal recht schönen Hang oberhalb einer kleinen Kapelle.
Bei guter Spuranlage ist der Gscheideggkogel von Radmer ein relativ lawinensicheres und oft pulvriges Schitourenziel in herrlicher Landschaft. Unterschätzen darf man die Tour und insbesondere den Gipfelhang aber lawinentechnisch auch nicht, einige Meter nördlich der Abfahrtsspuren war ein alter Lawinenabgang unter dem Neuschnee zu erkennen.

Montag, 25. Dezember 2017

Rappold

Bei Melanie und mir ist es fast schon zur Tradition geworden, dass wir nach dem Mittagessen am Christtag noch auf den Rappold gehen. Heuer war doch weniger Schnee als ich mir gedacht hatte. Darum konnten wir direkt bis zum Alten Almhaus fahren, wo der Parkplatz gut gefüllt war. Das schöne Wetter wurde zum Spazieren, Bob-Fahren und Frischluft-Tanken ausgiebig genutzt. Ein bisschen die Beine vertreten nach der Weihnachtsvöllerei war scheinbar nicht nur uns in den Sinn gekommen. Etwas ruhiger wurde es zwar, als wir uns vom Alten Almhaus entfernten. Alleine waren wir aber bei weitem nicht. Ob im Labyrinth aus umgefallenen Bäumen am alten Wanderweg oder am Gipfel, überall kamen uns Leute entgegen.
Als wir uns vom Gipfel verabschiedeten, verabschiedete sich schön langsam auch die Sonne von uns. So wurde unser Rückweg zum Parkplatz durch die zunehmende Dämmerungsstimmung aufpoliert.
Zum Füße-Auslockern und als Verdauungsspaziergang ist die kurze Wanderung auf den Rappold vom Alten Almhaus aus hervorragend geeignet. Einsamkeit findet man hier aber eher selten.

Samstag, 9. Dezember 2017

Schlenken

Zu einem besinnlichen Adventwochenende in Salzburg passt auch eine besinnliche Schitour auf den Schlenken. Da Melanie und ich nicht allzu viel Zeit hatten, starteten wir vom Gasthof Zillreith. Der frische Schnee und die tiefen Temperaturen zauberten eine wunderbare Winterlandschaft für uns, genau so wie man sich das für ein stimmungsvolles Adventwochenende wünscht. Als Extra-Spezial-Super-Bonus empfing uns der Schlenken unverspurt. Obwohl wir nicht gerade allzu früh dran waren, durften wir heute die erste Spur in den frisch gefallenen Schnee ziehen. Ein Privileg, mit dem ich am Schlenken sicherlich nicht gerechnet hätte. Idyllisch ging es durch den winterlichen Wald sanft aufwärts. Je lichter der Wald wurde, desto deutlicher wurden die Spuren, die der Wind hinterlassen hatte. Kurz vor den Schlenkenalmen bahnten wir uns auf der Forststraße durch Wellen aus Schnee den Weg und auf dem breiten Rücken zum Gipfel wechselten abgeblasene Bereiche mit Triebschneeansammlungen. Richtig kräftig zu spüren bekamen wir den Wind aber erst am Gipfel.
Lange hielt es uns nicht in der stürmischen Kälte, nur schnell die Felle runter und den Helm aufsetzten und schon ging es wieder talwärts. Der Gipfel hing gerade in einer Wolkenbank und so war bei mäßiger Sicht die Abfahrt zu Beginn etwas wackelig. Dort wo frischer Schnee vorhanden war, wäre es aber eigentlich ganz gut zu Fahren gegangen mit ein bisschen weniger Weiß in Weiß und ein bisschen mehr Kontrast. Das bemerkten wir insbesondere kurz vor den Schlenkenalmen, wo wir die Wolkenbank verließen. Zu allem Überfluss war der Schnee dort auch noch herrlich, ganz verlernt hatte ich das Schifahren also doch nicht. Über die Forststraße kamen wir mit ein wenig Stockeinsatz rasch zum unteren Abschnitt, wo wir noch ein wenig Pulverschnee auf den schönen freien Flächen über der Halleiner Hütte fanden. Insgesamt also eine sehr gelungene erste Schitour der Saison.
Viel brauche ich wohl nicht zu sagen über den Schitourenklassiker; über die Halleiner Hütte auf den Schlenken. Ein relativ kurzes, gemütliches Schmankerl der Region halt. Lediglich die Lawinengefahr aus der Schlenkenrinne, unter der man auf der Forststraße zügig vorbeigehen sollte, ist nicht zu unterschätzen.

Sonntag, 15. Oktober 2017

Aprilscherz

Neuer Tag, alter Plan. Auch heute nutzten Melanie und ich das geniale Herbstwetter für eine gemütliche Kletterei in der Martinswand. Wieder waren wir bei weitem nicht alleine doch abermals war unsere erste Wahl frei. Also nichts wie hinein in die Tour 'Aprilscherz'. Nach ein paar gemütlichen Metern zu Beginn folgte ein feiner Quergang der zum ersten Stand führte. Warum der erste Stand genau da sein musste, verstand ich nicht so wirklich, ungefähr 3 Meter weiter wäre ein deutlich gemütlicheres Plätzchen für einen Stand gewesen und wenn man der Tour folgend noch ein paar Meter weiter auf das nächste Podest gehen würde, hätte man einen sehr gemütlichen Standplatz. Egal, einfach die nächste Seillänge ein bisschen schneller klettern und möglichst wenig Zeit in dem etwas ungemütlichen Stand verbringen. Der zweite Strand war nämlich wieder sehr gemütlich. Zu Beginn der dritten Seillänge bröselte es ein wenig wenn man nicht auf der gut geputzten Hauptlinie unterwegs war, insgesamt störte das aber nicht wirklich. Die eigentlich doch recht eindeutige Abzweigung nach rechts aus der darauffolgenden Verschneidung verpasste ich ungeschickter Weise und musste ein paar Meter wieder abklettern. Zurück in der Spur erwarteten uns noch einige schöne Klettermeter in der letzten Seillänge ehe wir den Ausstieg erreichten.
Gleich wie gestern lud die Sonne erneut zum Verweilen ein und wir machten es uns gemütlich. Nach diesem beinahe Nickerchen hieß es noch mal ein wenig Konzentration für den Abstieg aufbringen, was aber auch kein Problem darstellte.
Die Tour 'Aprilscherz' hat einige schöne und abwechslungsreiche Klettermeter zu bieten. Platten sind natürlich auch hier dabei, aber man findet ebenfalls ein wenig Verschneidungskletterei und sogar ein kurzer Pfeiler wird erklommen. Insgesamt durchaus lohnend.

Samstag, 14. Oktober 2017

Bronchitis

Mit der Tour 'Bronchitis' stand bei Melanie und mir heute eine gemütliche Kletterei in der Martinswand am Plan. Kurzer Zustieg, Routenname angeschieben und die wärmende Sonne im Nacken bei angenehmen, herbstlichen Temperaturen, so stellt man sich wohl die optimale Genuss-Plaisier-Tour vor. Dass wir da nicht die Einzigen waren, die das schöne Wetter nutzten, versteht sich wohl von selbst. Glücklicherweise war unsere Tour aber frei und wir mussten nicht auf eines der Ersatztopos zurückgreifen, die man an der Martinswand oft gut brauchen kann. Die Kletterei war recht nett mit vorwiegend schöner Plattenkletterei an gutgriffigem Fels und, wie für die Martinswand üblich, üppiger Absicherung. Einige schrofigere Meter und ein wenig Gemüse darf natürlich auch nicht fehlen, störte aber nicht wirklich. Die vierte Seillänge ist mit Abstand die schönste; über anhaltend schöne und gemüsefreie Platten ging es bis zu einer markanten Schlüsselstelle, bei der ich doch ein wenig suchen musste. Mit der nötigen Geduld löste sich aber alles gut auf. Auch Melanie, mit ihrer fast schon modischen Wanderschuh-Kletterschuh-Kombi, betrachtete die Stelle etwas länger, ehe sie die Platte galant heraufschlich.
Am Ausstieg machten wir es uns in der herrlichen Herbstsonne noch ein wenig gemütlich, ehe uns der gut eingerichtete Abstieg zum Auto zurückführte.
Die Tour 'Bronchitis' ist eine schöne, von Platten dominierte Genusskletterei mit einer nicht ganz geschenkten, aber gut abgesicherten Plattenschleicher-Schlüsselstelle in der vierten Seillänge.

Samstag, 7. Oktober 2017

Kleiner Gjaidstein

Ein wunderschönes Herbstwochenende hatten wir uns da ausgesucht für unser Familienwochenende in der Ramsau am Dachstein. In allen Farben strahlten die Wälder rundherum. Nichts desto trotz zog es Melanie und mich zumindest einmal in den Winter und der ist von der Ramsau oft nur eine Gondelfahrt entfernt. Statt Laub in allen Farben fanden wir beim Verlassen der Bergstation der Hunerkogelbahn nur eine Farbe: Grau. Schnee, Fels, Nebel - alles grau in grau und dazu kam noch eine ordentliche Prise Wind. So macht der Winter Spaß. Unser eigentliches Tagesziel war das Dirndl über den Westgrat. Als wir beim Zustieg bereits mit starkem Wind zu kämpfen hatten und auf der Ratrak-Spur teilweise bis zur Hüfte im Schnee steckten, hatte ich schon die Vermutung, dass der Plan heute eher geringe Erfolgschancen hatte. Egal, ordentlich im Schnee wühlen machte trotzdem Spaß. Bis zum Fels unterhalb des Einstieges zum Westgrat kämpften wir uns noch hinauf und wagten einen Blick auf den Grat. Beim Blick sollte es aber bleiben, so wie der Wind über die Felszacken pfiff, lud es nicht zum Weitergehen ein. Beim Rückweg Richtung Bergstation waren unsere alten Spuren großteils schon wieder vom Winde verweht und wir durften erneut im Schnee wühlen. Trotzdem hatten wir noch jede Menge Zeit übrig und wollten eigentlich noch nicht gleich wieder hinunter fahren. Also bogen wir am Rückweg links ab und wühlten uns über einen kurzen Aufschwung auf den Wanderweg in Richtung Gjaidstein. Der Weg am abgeblasenen Rücken war großteils schneefrei und so kamen wir gut voran. Auch in den kurzen Abschnitten am Klettersteig störte der Schnee kaum und bald standen wir bei dem großen Steinhaufen am Gipfel des Kleinen Gjaidsteines.
Ich muss gestehen, dass ich gedacht hätte, dass wir bereits am Großen Gjaidstein standen. Das riesige Gipfel-Steinhaufen-Ungetüm und die eingeschränkte Sicht will ich jetzt mal nicht als Ausrede vorschieben, scheinbar kenne ich mich in den oberösterreichischen Bergen einfach nicht aus - schlecht vorbereitetes Ersatzprogramm. Hätten wir gewusst, dass wir erst am Kleinen Gjaidstein standen, wären wir vermutlich noch weiter gegangen. Auch egal, so kamen wir genau rechtzeitig zur Bergstation zurück um die restliche Familie beim Kakao-Trinken zu erwischen. Gemeinsam fuhren wir wieder hinunter und ließen uns den Nachmittagskuchen in unserer Unterkunft schmecken.
Ein Ausflug mit der Hunerkogelbahn lohnt sich meistens. Insbesondere wenn man Dank der Dachstein-Card, die bei einer Nächtigung in einer Unterkunft in der Ramsau inkludiert ist, kostenfrei hinauf fährt.

Samstag, 9. September 2017

Zireiner See

Zurück in der Heimat und Melanie war heute Morgen top motiviert. Mir ging es eigentlich auch recht gut und so starteten wir mit den Rädern von der Haustür zur Talstation des Sesselliftes bei uns in Kramsach. Die Räder wurden beim Sport-Ossi geparkt und wir wanderten über die Rodelbahn zum Kaltwasser. Dort und da hörten wir Motorsägen, heute war scheinbar Forstarbeitstag. Der alten Schipiste entlang machten wir weiter Höhenmeter und kamen bald in die Sonne. Die Wolkendecke hing heute relativ tief, da ist es definitiv schöner darüber zu sein. Vorbei an der Hochalm erklommen wir den Rosskogel von Nordosten her.
Am Gipfel hielten wir uns nicht allzu lange auf, es wehte ein schneidiger Wind. Die herbstliche Stimmung und die dazupassende herrliche Luft auf der Hochebene beim Zireiner See war Genuss pur für mich, nach einer knappen Woche am Gletscher. Beim Abstieg zur Bayreuther Hütte nahmen wir noch den Latschberg mit. Ab der Hütte kamen uns jede Menge Mountainbiker entgegen, scheint ein sehr beliebtes Ziel zu sein. Beim Abstieg zur Talstation kamen wir wieder durch den Forstbereich, diesmal waren die Wege aber anders abgesperrt und so gingen wir auf unserer Runde fast keinen Meter doppelt. Bei den Rädern angekommen brannten mir die Fußsohlen schon ein wenig vom weiten Absteig, da kam ein bisschen Ausradeln genau richtig.
Die Wanderung von der Talstation in Kramsach über den Rosskogel zum Zireiner See und über die Bayreuther Hütte zurück ist eine landschaftlich wunderschöne und sehr empfehlenswerte Runde mit herrlichem Blick auf den Rofan und die Kitzbühler Alpen bis zum Wilden Kaiser. Angeblich ist es an heißen Sommertagen auch angenehm erfrischend, wenn man in den kleinen See hinein hüpft.

Freitag, 8. September 2017

Aiguille du Midi

Nach einer herrlichen Zeit am Col du Midi und ein paar genialen Touren war es heute für Hans und mich Zeit lebewohl zu dieser bizarren Landschaft aus Eis und Granit zu sagen. Bei Sonnenschein bauten wir unser Zelt ab und trugen das Material in zwei Etappen hinauf zur Bergstation auf der Aiguille du Midi. Vermutlich wäre es auch auf einen Schwung gegangen. Viel länger haben wir so aber auch nicht gebraucht und unser Kreuz dankte es uns auf jeden Fall. Den letzten schönen Tag bevor das Wetter wieder schlechter wurde nutzten viele Leute, um herauf zu fahren und auch zum Klettern. Heute war so ein Tag, wo man im Baquet-Rebuffat-Weg in jedem Stand mindestens zwei Personen sah.
Gegen Mittag hatten wir alles abgebaut und zur Seilbahnstation hinaufgetragen. Etwas müde und mit jeder Menge schöner Erinnerungen im Gepäck fuhren wir zurück nach Chamonix. Dort hielt es uns nicht besonders lange, wir brachen sogleich Richtung Heimat auf. Um den Gestank der letzten Tage los zu werden, sprangen wir in den Genfer See. Einen kleineren See hätten wir uns nicht zu wählen getraut, aus Angst, dass wir mit unserem Duft das Ökosystem des Sees kippen könnten ;-). Bei einem nahen Campingplatz nutzten wir die Duschen und gönnten uns einen Kaffee und einen Apfelsaft. Eine Stärkung beim McDrive war auch noch drin und so schafften wir es mit viel Stauerei auf den überfüllten Schweizer Autobahnen und einigen gesperrten Tunnel in Österreich noch am gleichen Tag nach Hause.
Ich hoffe sehr, dass uns die wahnsinnig beeindruckenden Granitnadeln des Mont Blanc Gebietes nicht zum letzten Mal gesehen haben. Wir haben bei diesem Urlaub einiges gelernt und viele herrliche Eindrücke sammeln können. Dieser Trip wird mir sicherlich für immer in Erinnerung beleiben.

Donnerstag, 7. September 2017

Contamine Pointe de Lachenal

Heute hatten wir nicht so viel Glück mit den Menschen. Als wir zum Einstieg des Contamine-Weges in der Südostwand des Pointe de Lachenal kamen, waren bereits drei weitere Seilschaften am Wandfuß und ein paar kletternde Seilschaften sahen wir auch schon in der Wand. Da konnten Hans und ich es uns getroßt in der Sonne gemütlich machen und Däumchen drehen. Ungefähr eineinhalb Stunden später stiegen wir endlich ein. Wir hatten der Dreierseilschaft vor uns eigentlich mehr als eine Seillänge Vorsprung gegeben, mussten aber im ersten Stand noch mal eine gefühlte Ewigkeit warten.
Die Kletterei war wirklich herrlich und die Sonne machte den Fels angenehm warm, also ließ es sich halbwegs aushalten. Anstrengend war die Warterei trotzdem, in jedem Stand mindestens 15 Minuten warten, da kommt einfach kein brachbarere Kletterfluss zusammen. Wir versuchten uns auf die wunderbare Kletterei zu konzentrieren. Ein herrlicher Riss in der ersten Seillänge, ein interessanter Steilaufschwung in der zweiten Seillänge und eine geniale Verschneidung in der dritten Seillänge führten uns über leichteres Gelände zu den beiden Schlüsselseillängen. Heute durfte ich mal wiede Verantwortung übernehmen und Hans trat beide Seillängen an mich ab. Die steile Tafel mit dem schönen Risssystem sah wirklich einladend aus und die Kletterei an den herrlichen Piaz Rissen löste sich fabelhaft auf. Es kam mir fast leichter vor als die lange Verschneidung zuvor und zum Absichern war der Riss absolut problemlos. Einiges an altem Material ließ sich gut mit eigenen Cams ergänzen. Oberhalb des Steilaufschwunges wurde die Linie weniger markant, im relativ leichten Gelände gab es viele Linien die man nehmen hätte können. Unsere gewählte Linie war jedenfalls sehr schön und auch die Kletterei war nett. Am Gipfel angekommen war es schon recht spät und die letzten Sonnenstrahlen hatten sich aus der Wand verabschiedet. Wir hängten uns wieder hinter die Dreierseilschaft, die eine recht brauchbare Abseilpiste fand. Heute waren wir etwas vorsichtiger beim Seilabziehen und kamen ohne Probleme durch. Kalt wurde uns trotzdem und wir waren froh, als wir endlich wieder bei unseren Rucksäcken waren. Der kurze Anstieg zu unserem Lagerplatz heizte uns wieder ein wenig ein und spätestens die warme Suppe, die wir im kuscheligen Schlafsack verschlangen, vertrieb das letzte bisschen Kälte aus meinem Körper.
Der Contamine-Weg in der Südostwand des Pointe de Lachenal ist eine wirklich herrliche Klettertour. Man sollte aber zusehe, dass man nicht zu spät dort ist, da er sehr beliebt ist.

Mittwoch, 6. September 2017

Baquet Rebuffat Aiguille du Midi

Nach den Strapazen des letzten Tages stand heute Ausschlafen am Programm. Einen langen Zustieg wollten wir auch vermeiden. Um zu testen, ob meine linke Hand vom Steinschlag von gestern schlimmer beliedigt worden war, sollte die Kletterei auch eher leichter bleiben. Unsere Wahl fiel daher auf die von unserem Zelt aus bereits zu sehende Südwand der Aiguille du Midi und dort die beliebteste Linie: der Baquet-Rebuffat-Weg. Als wir beim Einstieg ankamen, war bereits eine Seilschaft vor uns. Also mussten wir gleich mal warten. In der Sonne ließ es sich aber gut aushalten und nach etwas Warterei konnten wir bald einsteigen. Einen Rucksack mit Bergschuhen, Steigeisen, etwas zu Trinken und ein paar Müsliriegel hatten wir heute dabei. Also eigentlich nur das Nötigste, dennoch machte sich der Rucksack beim Nachsteigen bemerkbar. Im ersten Stand mussten wir wieder warten, leider war die Seilschaft vor uns nicht besonders schnell. Im zweiten Stand ließen sie uns netterweise überholen und die Bahn war frei für uns. Die Kletterei bis dahin war wundervoll, insbesondere der Riss der dritten Seillänge war ein wahrer Genuss. Nach meiner schwachen Leistung am Vortag tat es gut zu spüren, dass ich das Klettern nicht ganz verlernt hatte. In den folgenden Seillängen machten wir gut Meter und brachten einigen Abstand zwischen uns und unsere Verfolger. Anhaltend genussvolle Kletterei führte uns aufwärts bis ich in der siebten Seillänge etwas mit der Reibung zu kämpfen hatte. Ich kam nicht bis zu der leichten Rampe, die zum letzten Gipfelaufschwung führt, sondern musste früher Stand machen. Ein alter, solider Normalhaken und ein Friend machten sich gut als Standplatz. Mühsam holte ich das Seil ein und freute mich, als Hans endlich bei mir war. Er ging wenige Meter weiter nach links und fand den richtigen Stand. So weit wäre ich aber in diesem verwinkelten Gelände, aufgrund der massiven Seilreibung, niemals mehr gekommen. Egal, leichtes Gelände führte uns zu der letzten und angeblich schwersten Seillänge.
Dort erwartete uns eine herrlich leistige und relativ kurze Platte ehe wir am Gipfel standen. Die kurze (ca. 25 Meter lange) Abseilfahrt auf die Plattform der Bergstation war auch bald erledigt und nach einem Toilettenbesuch stapften wir wieder zurück zum Einstieg und zu unserem Zelt. So hatten wir heute eine problemlose Genusskletterei erlebt, genau das richtige um die Moral wieder aufzubauen, nach den Scherereien vom letzten Tag.
In der Südwand der Aiguille du Midi sind einige schöne Touren zu finden und unter ihnen ist der Baquet-Rebuffat-Weg sicherlich die Beliebteste. An manchen schönen Tagen, insbesondere um das Wochenende herum, sieht man in jedem einzelnen Stand zwei bis drei Menschen stehen. Wir hatten heute Glück, die einzige Seilschaft vor uns ließ uns bald überholen und so konnten wir diese herrliche Kletterei in vollen Zügen genießen.

Dienstag, 5. September 2017

Bonatti Gallieni Chandelle du Tacul

Heute wollten Hans und ich eigentlich hauptsächlich ein wenig die Gegend erkunden und eine relativ kurze Kletterei zum Antesten machen. Bereits von der Früh weg war der Himmel über unserem Zeltplatz beim Col du Midi blau und uns erwartete ein herrlich sonniger Tag. Nachdem wir uns an dem wunderschönen Sonnenaufgang über den Grandes Jorasses satt gesehen hatten, packten wir gemütlich zusammen und machten uns auf den Weg in Richtung Pointe Helbronner. Da wir dachten, bald wieder zurück zu sein, packten wir relativ wenig zu Trinken und Essen ein. Durch unseren gemütlichen Start in den Tag waren wir spät genug, sodass der Weg zum Pointe Helbronner bereits gespurt war. Zwischen Gros Rognon und Pointe de Lachenal ging es hinab zum Tiefstpunkt des Tages am Glacier du Geant, ehe wir durch ein beeindruckendes Spaltenlabyrinth wieder aufwärts stapften. Weit ausholend querten wir in das Becken unterhalb des Grand Capucin. Dieser war jedoch nicht unser Tagesziel, wir hatten uns für den deutlich kleineren und weniger markanten Chandelle du Tacul entschieden. Schließlich wollten wir heute nur eine kurze Eingehtour machen. Nachdem wir für den Zustieg über 3 Stunden benötigt hatten, war uns jedoch klar, dass es kein ganz kurzer Tag werden würde. Beim Einstieg angekommen erwartete uns bereits das nächste Problem; eine massive Randkluft versperrte uns den Zugang zum eigentlichen Einstieg der Tour und wir mussten die erste Seillänge über die Schneise zwischen Chandelle und Trident umgehen. Nach ein paar Meter Steigeisen-Gewackle am Fels schaffte ich es auf den schottrig-eisigen Bereich der Umgehung. Etwas über mir war eine Engstelle wo ein kleiner Bach und immer wieder ein paar kleine Steine herabrieselten. Eigentlich wollte ich möglichst schnell durch diese Engstelle durch. Leider schaffte ich es aber nicht schnell genug und mich traf ein faustgroßer Stein mitten im Gesicht. Anschließend prallte er noch an meinem linken Arm ab, das merkte ich aber in dem Moment noch nicht wirklich. Ich hatte Glück im Unglück, den Großteil der Wucht hatte meine Sonnenbrille abgefangen, bei der das Glas herausgesprungen war. Trotzdem tropfte die rote Suppe über mein Gesicht, also irgendwo musste ich scheinbar doch ein Leck haben. Für Wehleidigkeiten war aber nicht der richtige Zeitpunkt, ich musste zusehen, dass ich zum ersten Stand kam und dann würde mir Hans schon sagen können, wie schlimm ich wirklich getroffen wurde. Also ging es zunächst über Eis und etwas weiter oben über leichten Fels zum ersten Stand. Hans war bald bei mir und konnte Entwarnung geben, es hing nichts hinab und die Blutung war in der Zwischenzeit auch gestockt. Also stand unserem weiteren Aufstieg nichts im Weg. Endlich zogen wir die Kletterschuhe an und ließen das Eis hinter uns. Mit dem herrlichen Granit in den Händen und unter den Füßen fühlte ich mich gleich viel wohler. Dass Hans die erste Seillänge vorstieg, gab mir Zeit, den Schock vom Steinschlag noch weiter zu verarbeiten und ich kam ganz gut ins Klettern. In der anschließenden interessante Risslänge musste ich mich trotzdem ein paar Mal ins Seil setzten. Ein wenig merkte ich den Steinschlag an der Leistungsfähigkeit meiner linken Hand, so richtig fit würde ich wohl an diesem Tag nicht mehr werden. Egal, für diese eigentlich kurze Tour sollte es schon reichen. Nach zwei weiteren sehr schönen Seillängen und einem luftigen Quergang standen wir unter der Schlüsselseillänge. Es war einiges an altem Material vorhanden und ich nullte mich damit und mit ein paar frischen Cams hinauf. Gegen Ende der schweren Passage kam ein etwas weiterer Hakenabstand und ein Riss, der zu schmal für meine Cams war. Die Keile hatte ich leider bei Hans gelassen und so versuchte ich, den nächsten Haken in freier Kletterei zu erreichen. Nachdem ich drei Mal gestürzt war und meine Kräfte von Versuch zu Versuch weniger wurden, musste ich mich geschlagen geben und trat den Vorstieg an Hans ab. Er platzierte einen Keil recht brauchbar und kam ohne Probleme zum nächsten Haken. Ich hingegen plagte mich auch im Nachstieg und war froh als ich beim nächsten Stand ankam. Mittlerweile war es schon recht spät und ein paar Klettermeter hatten wir, bis zum Gipfel, noch vor uns. In der nächsten Seillänge kam ich anfangs gut voran. Unterhalb eines breiten Verschneidungsrisses kniff ich aber nach links aus, wo ich einen Stand (vermutlich von einer anderen Tour) fand. Hans bügelte meinen Auskneifer wieder aus und wir standen endlich am beeindruckend schmalen Gipfel des Chandelle du Tacul.
Viel Zeit zum Gipfelglück genießen hatten wir nicht. Wir wollten zusehen, dass wir zügig wieder zu unserem Rucksackdepot kamen. Die Abseilfahrt ging großteils über die Tour 'Tabou', wo wir mit unseren 60 Meter Halbseilen den ersten Stand übergehen konnten und direkt vom Gipfel das Band mit dem luftigen Quergang erreichten. Mit etwas vorsicht ließ sich das Seil auch brauchbar abziehen und wir wollten den nächsten Stand auch übergehen. Versehentlich überging ich aber zwei Stände der Tour 'Tabou' und wäre als nächstes in unserem zweiten Stand gewesen. Das ging sich aber um wenige Meter nicht aus. Ich hatte keine Lust mich am Seil wieder hinauf zu arbeiten und so ließ mich Hans die letzten paar Meter zum Stand ab. Hans musste dann, klarer Weise, zwei Mal bis zu mir abseilen. Unglücklicher Weise verhakte sich das Seil nach dem ersten Abseiler, heute war wirklich nicht unser Glückstag. Vom unteren Stand sicherte ich Hans während er die Seilverklemmung löste. Die letzten beiden Abseilfahrten liefen problemlos und so standen wir gegen 7 Uhr wieder am Gletscher. Zu Trinken und Essen hatten wir nicht mehr viel und so wurde der Rückweg zu unserem Lagerplatz ziemlich mühsam. Versüßt wurde uns die Zeit immerhin mit einer traumhaft schönen Abendstimmung und auch der hell leuchtende Mond tat sein bestes, um uns bei Laune zu halten. Zurück beim Zelt verbrachten wir die restliche Zeit bis Mitternacht mit kochen und essen.
Auch wenn er deutlich weniger markant und mächtig ist wie sein großer Bruder, der Grand Capucin, so ist die Kletterei am Chandelle du Tacul doch auch sehr lohnenswert. Ausgesetzte, steile Granitkletterei vom feinsten macht Lust auf mehr. Lediglich zu Beginn ist vorsicht geboten um dem Steinschlag aus der Schneise zwischen Chandelle und Trident zu meiden. Der Zustieg vom Col du Midi war weiter als wir uns gedacht hatten, zumindest wenn man die weit ausholende Schleife Richtung Pointe Helbronner mitnimmt. Den direkteren Weg unterhalb des Pointe Adolphe Rey hätten wir selber spuren müssen, was wir uns bei diesem Spaltenlabyrinth nicht so recht zugetraut hatten.

Montag, 4. September 2017

Pointe de Lachenal

Los gehts nach Frankreich, juhujuhu! Eigentlich wollten Hans und ich schon am Samstag anreisen, da spielte aber das Wetter nicht mit. Auch egal, dann eben erst am Sonntag, wo wir von Chamonix mit Sonnenschein und einem herrlichen Blick auf die umliegenden Berge begrüßt wurden. Von der charmanten Stadt bezaubert, ließen wir uns zu einem Bier in einem netten Gastgarten hinreißen - mit fast 9€ für ein großes Bier wohl eines der teuersten Biere, die ich bisher getrunken habe. Immerhin hat es geschmeckt, und wir ließen uns auch unsere erste Packung Nudeln am Parkplatz schmecken, ehe wir eine gemütliche Nacht im Auto verbrachten. Am nächsten Morgen ging es voll bepackt mit der Bahn zur Aiguille du Midi hinauf. Trotz des schweren Gepäcks waren die knapp 2000 hm in windeseile erledigt. Oben wurden wir vom Hochnebel empfangen und so ging es, mit vielen anderen Bergsteigern, den vom Schneefall am Samstag noch relativ schmalen Schneegrat von der Bahnstation hinunter auf die Hochebene unterhalb des Refuge des Cosmiques. Dort mussten Hans und ich uns eingestehen, dass wir es heute nicht zu unserem geplanten Zeltplatz unterhalb des Grand Capucin schaffen würden - zu viel Gepäck und zu wenig Sicht. Also schlugen wir unser Zelt in einer windgeschützten Mulde nahe des Col du Midi auf. Der Großteil der Mulde war bereits von unseren Vorgängern ausgehobe worden, wir verpassten dem Loch nur noch den letzten Schliff und machten daraus eine 5-Sterne Unterkunft. Nachdem das Zelt aufgebaut war, hatten wir es gerade mal Mittag. Den restlichen Tag im Zelt verbringen war uns da auf jeden Fall zu langweilig. Also marschierten wir im Blindflug, mit Karte und Bussole ausgerüstet, den schlangenlinienförmigen Spuren im Schnee Richtung Südosten entlang. Auf Höhe des Pointe de Lachenal gingen die Spuren Richtung Südosten nicht mehr weiter und bogen nach rechts ab. Ohne Sicht und ohne allzuviel Ahnung, wo die Spaltenbereiche sich blicken lassen, wollten wir keine neue Spur anlegen und so ließen wir uns auch nach rechts verleiten. Es folgte ein eisiger Steilaufschwung, bei dem wir die Steigeisen anlegten, und eine kurze Fels-Mixed-Passage ehe wir (vermutlich) am Gipfel des Pointe de Lachenal ankamen.
Ob wir tatsächlich auf dem Pointe de Lachenal waren, war bei der geringen Sicht schwer zu ermitteln. Ist aber auch egal - Hauptsache ein bisschen Bewegung. Bei einer Abseilstelle seilten wir uns 30 Meter in Richtung Norden ab und kamen über leichtes Mixedgelände zurück auf das flache Gletscherbecken. Nach kurzer Beratschlagung entschieden wir uns, den Spuren nach rechts zu Folgen und so kamen wir wieder zurück zu unserem Einstieg in die Eisflanke. Ein wenig nebeliges Gestolpere später standen wir wieder bei unserem Zelt, wo wir uns das Abendessen richteten und bald schlafen gingen.
Zum Zelten in der Nähe des Col du Midi kann ich die Auffahrt von Chamonix zur Aiguille du Midi sehr empfehlen. Will man aber (so wie auch wir ursprünglich geplant hätten) im Becken unterhalb des Grand Capucin nächtigen, so würde ich sehr zur Auffahrt von Courmayeur zum Pointe Helbronner raten. Von dort gelangt man relativ gemütlich und mit wenigen, eher unproblematischen Spaltenbereichen zum Zeltplatz, während man von der Aiguille du Midi einen weiten Weg hat und einen massiven Spaltenbereich queren muss.
Die Überquerung des Pointe de Lachenal ist als klassische Eingehtour für Mont Blanc Gipfel Aspiranten, vermutlich so gut wie immer gespurt und dadurch auch bei geringer Sicht gut machbar.

Sonntag, 27. August 2017

Kastengrat

Zum Eingehen, Akklimatisieren und als finaler Material-Check vor unserem gemeinsamen Urlaub, stand dieses Wochenende bei Hans und mir eine längere Tour in der Glocknergruppe am Plan. Bei fortgeschrittener Dämmerung starteten wir gestern vom Enzingerboden in Richtung Rudolfshütte. Das Tempo wurde eher moderat gewählt, wissend, dass wir noch einen langen Tag vor uns hatten. Dennoch kamen wir lange vor der ersten Bahn bei dem riesigen Berghotel an. Das frühe Aufstehen hatte sich also doch ausgezahlt. Nach Nutzung der Sanitäranlagen ging es weiter zur Tauernscharte. Von dort versuchten wir dem Wanderweg zum Medelzkopf zu folgen, wurden aber zwei Mal von beeindruckenden Steinmandl-Riesen in die Irre geleitet. Knapp unterhalb des Medelzkopfes bogen wir zur Medelzscharte ab. Vor uns erhob sich der lange und imposante Kastengrat, unsere heutige Tagesetappe. Der Wegbeschreibung des AV-Führers Glocknergruppe folgend, stiegen wir dem Grat entlang aufwärts und wichen gelegentlich leicht rechts aus. Weiter oben sollte ein Turm rechts umgangen werden, ehe der Kastenturm erstiegen werden sollte. Irgendwie querten wir zu weit und kamen erst nach dem Kastenturm wieder zum Grat. Auch egal, weiter ging es über ein Schotterfeld zurück zum Grat. In schöner Gratkletterei ging es aufwärts bis es plötzlich deutlich anspruchsvoller wurde. Dort seilten wir uns an. Besonders gemütlich war das Plätzchen nicht und ärgerlicher Weise glitt mir ein Friend aus den Fingern. Er blieb erst einige hundert Höhenmeter tiefer liegen und wird wohl für immer dort ruhen. Nach ein wenig Sucherei nach der weiteren Linie mussten wir uns eingestehen, dass die AV-Führer Wegbeschreibung aufgrund des nicht vorhandenen Schnees an dieser Stelle wenig Nutzen hatte. Also versuchten wir unser Glück direkt am Grat. Bald lockte uns jedoch ein Band nach links. Über einen kurzen, kompakten Überhang erreichten wir ein weiteres Band von dem aus wir durch eine nette Verschneidung zurück zum Grat kamen. Diesem folgten wir dann bis zum Gipfelaufbau des Hohen Kasten, den wir über eine Rechtsschleife bestiegen. Nach dieser Aufwärmphase folgte nun der anspruchsvollste und imposanteste Abschnitt. In herrlicher Gratkletterei ging es immer direkt am Grat bleibend über die vier Türme der Kastenwand. Nach dieser herrlichen, kompakten Kletterei folgte ein großer Dämpfer. Beim Übergang vom vierten Turm der Kastenwand zur Ödenwinkelwand fanden wir anstatt einer Firnschneide eine grauenhaft brüchige Scharte mit anschließendem, nicht viel weniger brüchigem Steilaufschwung. Auf der Suche nach der am wenigsten brüchigen Linie leitete mich der Berg über eine Rechtsschleife nach links in eine Scharte, wo ich einen halbwegs vertrauenswürdigen Block fand, an dem ich Hans nachholte. Von dort ging es kurz nach links ehe mich eine seichte, nicht mehr ganz so brüchige Verschneidung zum kompakten Grat zurückführte. Wieder zurück im festen Fels machte es gleich wieder deutlich mehr Spaß. Auf den letzten Metern zum Gipfel der Ödenwinkelwand passte die Beschreibung des AV-Führers endlich mal perfekt. Dem Grat entlang einmal kurz über rechts ausweichend und etwas weiter oben links einem versteckten Riss folgend oberhalb eines Überhanges nach rechts und noch ein Stückchen weiter empor zu einem Normalhaken. Die restlichen Meter zum Gipfel waren schnell geschafft und so ließen wir, gerade rechtzeitig bevor es zu nieseln begann, die Schwierigkeiten hinter uns. Wir suchten uns einen einladenden Felsvorsprung und bastelten uns einen gemütlichen Unterschlupf, wo wir uns die erste Packung Nudeln einverleibten.
Gestärkt und ausgeruht brachen wir im Trockenen wieder auf. Beim Eiskögele rechts vorbei über seine eisige Südflanke standen wir bald vor dem Schneewinkelkogel. Eigentlich hätte ich mir gedacht, dass man über diesen einfach drüberspaziert. Der steile Gratturm zu Beginn war mit diesem Plan jedoch nicht einverstanden. Also umgingen wir den Schneewinkelkogel in einem weiten Linksbogen. Hinab ging es über nasse Reibungsplatten und hinauf über eine ansteilende Eisflanke. Nun waren wir uns aber endgültig einig, dass es heute genug Höhenmeter waren und wir suchten die nächste Mögichkeit zum Bivakieren. In der Schneewinkelscharte wurden wir fündig. Hans baute gerade rechtzeitig unseren Wetterschutz aus Bivaksäcken auf, ehe es wieder zu Regnen begann. Eigentlich hätte die Nacht trocken bleiben sollen, davon konnten wir uns aber in dem Moment nichts kaufen. Also wurde noch schnell gekocht und gegessen, ehe wir uns in die Schlafsäcke kuschelten. Ganz eben war unser Plätzchen leider nicht, weshalb ich die ganze Nacht damit beschäftigt war, gegen das Abrutschen von meiner Isomatte anzukämpfen. Dabei rutschten die Füße leider in den Regen und meine Socken wurden nass. Mit meinem neuen Schlafsack bin ich aber höchst zufrieden, trotz der unfreundlichen Bedingungen blieb es immer angenehm warm. Hans erwischte es noch schlechter, er schlitzte sich seine Matte auf dem unebenen Boden auf und hatte somit ein steiniges Bett. Aber auch ihm wurde nicht kalt, also unsere Schlafsack-Investition hatte sich voll und ganz bezahlt gemacht. Später in der Nacht hörte es auf zu Regnen und die Sterne ließen sich blicken. Da war ein bisschen Sterne-Schauen eine willkommene Abwechslung wenn ich gerade nicht schlafen konnte. Als die Dämmerung einsetzte war ich dann doch froh, dass die Nacht ein Ende nahm und zum Sonnenaufgang-Bewundern setzten wir uns in unseren Schlafsäcken auf. Bei so einem Schauspiel war die unbequeme Nacht schnell vergessen. Nach einem köstlichen Frühstück und einem warmen Tee brachen wir wieder auf. Unsere erste Tagesetappe war die Überschreitung der Romariswand. In stellenweise netter Gratkletterei ging es auf und ab bis wir am Schneegrat Richtung Teufelskamp abstiegen. Den Teufelskamp selbst umgingen wir rechts über den Furschnitzkees und kamen erst wieder beim Teufelskampsattel auf den Grat. Dort waren schon ein paar Bergsteiger, die Richtung Hoffmannspitze unterwegs waren. Eigentlich wäre heute die Überschreitung der Glocknerwand geplant gewesen. Der nächtliche Eisregen und Schneefall hatte aber seine Spuren hinterlassen und die Bergsteiger vor uns vermittelten den Eindruck, als ob der Aufstieg zur Hoffmannspitze nicht besonders angenehm wäre. Zusammen mit dem kalten Wind, der in der Scharte pfiff, entschieden wir uns dazu, nicht einzusteigen. Da wir aber irgendwie zur Großglockner-Hochalpenstraße gelangen mussten, war die Alternative auch keine Lapalie. Über das landschaftlich wunderschöne, zerklüftete Teischnitzkees ging es zur Stüdlhütte und über einen steilen, schottrigen Gegenanstieg zur Pfortscharte weiter zur Salmhütte. Von dort führte uns eine scheinbar nicht enden wollende Querpassage und ein flotter Schlussabstieg zum Margarizenstausee. Auf der letzten Etappe machten mir meine, noch von der Nacht aufgeweichten, Fußsohlen ziemlich zu schaffen und ich war heil froh, dass Hans bereits eine Mitfahrgelegenheit für uns organisiert hatte. Ein Bergführer, der uns im Abstieg überholt hatte, nahm uns mit und setzte uns bei unserem Zweitauto in Bruck ab. Die Fahrt zurück zu unserem anderen Auto beim Enzingerboden war schlussendlich auch bald geschafft und so trennten sich unsere Wege wieder nach einem intensiven gemeinsamen Wochenende. Eingehen, Akklimatisiern und Material-Check; alles sehr erfolgreich. Jetz heißt es nur noch regenerieren bis es nächste Woche los geht.
Allgemein ist der Kastengrat wirklich beeindruckend und wunderschön. Die Tour führt durch fast ausschließlich festen Fels und verläuft in herrlichem Ambiente. Auch kann man dort ziemlich sicher wunderbare Einsamkeit genießen. Weiterempfehlen würde ich eine Begehung, zumindest um diese Jahreszeit, aber trotzdem nicht. Das Wörtchen 'fast' macht es aus; die wenigen brüchigen Meter der Tour sind wirklich unangenehm und gefährlich. Die restliche Runde, die wir uns um den Kastengrat gestrickt haben ist auch sehr schön und abwechslungsreich. Nachdem man den riesigen Hotelkomplex der Rudolfshütte hinter sich gelassn hat, folgt ein wunderschön einsamer Abschnitt und je näher man zum Großglockner kommt, desto mehr ist wieder los.

Sonntag, 20. August 2017

Gratlspitz

Zum Ausklang vom Besuch von Birgit und Karl wanderten wir heute Vormittag alle vier gemeinsam auf die Gratlspitz. Der relativ kleine Parkplatz unterhalb der Holzalm war noch fast leer, lediglich ein Auto war schon da. Das waren aber scheinbar keine Schwammerlsucher, Birgit und Karl erspähten und erschnüffelten nämlich im Nahbereich des Wanderweges drei Pilze, die sie nicht stehen lassen konnten. Stimmungsvoll ging es weiter aufwärts. Dank der im Hochwald hängenden Wolken durften wir durch eine mystische Zauberlandschaft wandeln. Immer wieder lichteten sich die Wolken und die Sonne lachte uns an. Auch am Gipfel wechselten blauer Himmel und Wolken.
Auf einer gemütlichen Bank auf einem Nebengipfel machten wir es uns bequem und genossen unsere Jause und die Sonne, wenn sie hervor blitzte. Als wir am Gipfel angekommen waren, waren wir noch alleine gewesen. Mittlerweile war schon einiges los und auch beim Abstieg hatten wir viel Gegenverkehr. Die Holzalm war schon fest in Radfahrerhänden und Schnitzel lachten uns von den Tellern entgegen. Da stieg bei mir die Vorfreude auf die bevorstehende Grillerei.
Der Anstieg von der Holzalm ist wohl der kürzeste, aber jedenfalls ein sehr lohnender Weg auf diesen schönen Aussichtsberg. Bei etwas besserem Wetter hätten wir auf der Gratlspitz einen herrlichen Rundumblick genießen dürfen.

Donnerstag, 17. August 2017

Der Strom der Zeit

Eine flotte Vormittagstour stand bei Melanie und mir heute am Programm. Einigermaßen bergschuh-tauglich sollte sie auch noch sein, da Melanies linker Fuß immer noch nicht in einen Kletterschuh passte. So verschlug es uns zur Gramaialm zu Fußen der mächtigen Südostwand des Sonnjochs. In genau dieser Wand war auch unsere Tour, sie erklimmt jedoch nur einen Bruchteil der gesamten Wandhöhe auf einem vorgelagerten Pfeiler. Und nicht einmal der Pfeiler wirde ganz überwunden, die Tour machte unterhalb eines steilen Wandbereiches schluss - ca. ein bis zwei Seillängen bevor der Pfeiler aus wäre. Aber zurück zum Anfang: Wir parkten das Auto bei der Gramaialm und starteten in den Zustieg. Kuhwiese und Elektrozaun meidend führte uns ein trockenes Bachbett zur Wand und dort folgten wir Steigspuren zum Einstieg. Zumindest glaubten wir in der Nähe des Einstieges zu sein und tauschten Zustiegsschuhe gegen Kletterschuhe, Gurt und restliche Kletterutensilien. Naja, ich tauschte Zustiegsschuhe gegen Kletterschuhe - Melanie tauschte nur eine Schuh. Nach einiger Sucherei im Schrofengelände bestätigte sich meine Annahme, dass wir bereits in der Nähe des Einstieges waren. Nur die Richtung die ich einschlug war zu Beginn nicht ganz richtig. Wie auch immer, nun hatten wir die Hakenreihe gefunden und da war es schwer sie wieder zu verlieren. Schließlich war die Tour recht dicht mit Bohrhaken abgesichert. Die erste Seillänge war herrlich abwechslungsreich und relativ steil, zumindest im Vergleich zur restlichen Tour. Im steilen Gelände geht es normalerweise besser mit Bergschuhen, da dann auch größere Tritte vorhanden sind. Hin und wieder musste sich Melanie aber doch mehr anstrengen, da die großen Tritte oft genau auf der falschen Seite waren. Insgesamt kam sie aber problemlos hinauf. Die nächsten drei Seillängen waren recht gemütlich mit einigen netten Kletterstellen und immer wieder kaum störendem, schottrigem Schrofengelände. In der letzten Seillänge ging es dann noch mal zur Sache; Plattenschleicherei vom Feinsten war angesagt. Mit Kletterschuhen tat ich mir nicht schwer, da waren die Platten mehr oder weniger zum konzentriert hinaufspazieren. Aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass man da mit einem Bergschuh seine Freude haben kann. Melanie belehrte mich aber eines Besseren. Nicht nur, dass sie die Platten auch mit Bergschuh problemlos hinaufspazierte, sie hatte auch noch Freude dabei. Meine Hochachtung für diese Leistung.
Am Ende der Tour angekommen dachten wir uns Beide das selbe: 'Wieso gehts do ned weita?' Die nächsten Meter über uns sahen zwar nicht geschenkt aus, aber verlockend wäre es allemal. Ich vermute mal, dass der Erschließer hier umkehrte, um eine einigermaßen homogene Tour zu hinterlassen. Egal, auch für uns ging es wieder abwärts. Die erste Seillänge ließ sich noch ganz gut abseilen, die schottrig-schrofig-flachen drei Seillängen in der Mitte waren weniger lustig. Ich hatte ganz schön zu tun um die Seile hinunter zu bringen. Außerdem mussten wir tatsächlich jeden einzelnen Stand nutzen, da die 60 m Halbseilen um ein paar Meter zu kurz waren um die Seillängen zusammen zu hängen. Die Abschlussseillänge ging dann wieder gut zum Abseilen. Unten angekommen war der Abstieg zum Auto auch bald erledigt und wir schaffte es noch am Vormittag wieder zu Hause zu sein.
Die Tour 'Der Strom der Zeit' ist eine nette, gut abgesicherte und relativ kurze Mehrseillänge in wunderschönem alpinen Ambiente. Wenn schon eine andere Seilschaft in der Tour ist, würde ich eher davon abraten einzusteigen, da es sich beim Abseilen kaum vermeiden lässt Steinschlag auszulösen.

Montag, 14. August 2017

Waldweg

Auf der Suche nach einer bergschuh-tauglichen Kraxelei mit wenig Zustieg stieß Melanie auf eine Tour mit dem treffenden Namen 'Waldweg'. Die Anfahrt nach Haiming war bald geschafft. Nur um den Parkplatz bei einem netten Spielplatz zu finden, benötigten wir zwei Anläufe. Die Sucherei sollte nicht die letzte an diesem Tag gewesen sein. Beim Zustieg fanden wir sehr viele Waldwege und verbrachten einige Zeit auf diesen, ehe wir den Einstieg in den gesuchten Waldweg erreichten. Die Tour selbst war sehr nett und großteils äußerst bergschuh-freundlich. Insbesodere der steile Pfeiler in der vierten Seillänge überraschte mit herrlichem Fels. Lediglich in den etwas erdigen Platten der letzten Seillänge hatte ich auf den Reibungstritten mit den Bergschuhen meine Mühe. Schlussendlich wühlte ich mich jedoch erfolgreich hinauf zum letzten Stand.
Nachdem wir bei der Wegfindung in der dicht abgesicherten Tour keinerlei Probleme hatten, fanden wir den richtigen Abstieg leider nicht. Irgendwie querten wir zu weit und stießen dort trotzdem auf alte Fixseile. Da wir meinten, richtig zu sein, folgten wir ihnen bis das Gelände unangenehm schottrig-brüchig-abschüssig wurde. Da die Fixseile absolut nicht vertrauenswürdig waren und der Steig eigentlich auch nicht zielführend wirkte, gingen wir wieder ein Stück retour und seilten uns an gut eingerichteten Kettenständen ab. Da wir heute nur mit einem Einfachseil unterwegs waren, mussten wir uns 4x abseilen und insbesodere die stark querende dritte Abseilfahrt stellte eine Herausforderung dar. Schlussendlich schafften wir es aber doch zum Wandfuß hinab. Beim Rückweg zum Auto klärte uns eine Tafel darüber auf, dass wir nicht den richtigen Abstieg gefunden hatten.
Die Tour 'Waldweg' ist wirklich nett, man sollte sich aber beim Zu- und Abstieg genügend Zeit zum Orientiern nehmen.

Sonntag, 13. August 2017

Erster Sellaturm

Das kalt-nasse Wetter in Nordtirol hat Melanie und mich dieses Wochenende über den Brenner nach Südtirol vertrieben. Dort ließen sich nur hin und wieder ein paar Wolken blicken. Es überwiegte Sonnenschein und, bis auf ein paar Tröpfchen, war es das ganze Wochenende trocken. Nachdem wir gestern ein wenig mit dem Auto herumgekurvt waren und ein paar aussichtsreiche Zwischenstopps am Sellajoch, beim Lago di Fedaia und bei den Cinque Torri eingelegt hatte, suchten wir uns ein nettes Plätzchen zum Nächtigen. Heute Morgen bemerkten wir, dass wir uns das Plätzchen nicht ganz optimal ausgesucht hatten. Es war nämlich noch im Schatten und daher ziemlich frisch in der Früh. Da taten die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut beim Losgehen vom Sellajoch richtig gut und wenig später war uns schon so warm, dass wir Gewandschicht für Gewandschicht ablegten. Offenbar sind die Sellatürme sehr beliebt, es waren schon richtig viele Menschen auf den Zustiegen und in den Wänden. Da Melanies Fuß momentan beleidigt ist und nicht in einen Kletterschuh passt, war bei uns Kraxelei mit Bergschuhen am Plan. Die Kostner Führe in der Südostwand des ersten Sellaturmes hatten wir uns ausgesucht. Da waren wir aber nicht die Einzigen. Als wir zum Einstieg kamen, standen bereits einige Seilschaften dort. Erfreulicher Weise stiegen aber die meisten Seilschaften in die etwas schwerere Version nach rechts ein und wir konnten ohne zu warten loslegen. Zugleich mit mir stieg dann doch noch ein älterer Bergführer ein. Er war aber sehr freundlich und als ich beim ersten Stand einen T-Bloc dazu hängte, während er seinen Gast nachholte, beeinflussten wir uns im Grunde nicht mehr. Melanie und ich kamen gut voran. Als die Tour etwas verwinkelter wurde, holte ich Melanie doch etwas öfter nach. Den zweiten Stopp legten wir unterhalb des versteckten Kamins ein. Dieser ging sich mit Müh und Not mit Rucksack aus. Dass er eigentlich sehr schön ist, fiel mir jedenfalls auch mit Rucksack auf. Im Anschluss ging es noch über einen Spreizschritt und etwas Kraxelei zum Ausstieg. Von dort erreicht man in wenigen Minuten den Gipfel des ersten Sellaturms.
Dort waren wir ein paar Minuten schwer beschäftigt mit Landschaft bewundern, ehe wir über den Normalweg unterhalb des zweiten Sellaturms abstiegen. Auf dem gut angelegten Weg sind zwar immer wieder die Hände ein wenig zu verwenden, im Großen und Ganzen ist es aber ein Wanderweg. Nur über die letzte Steilstufe zurück zu unserem Zustiegsweg seilten wir ab, was höchst wahrscheinlich schneller war als wenn wir abgeklettert wären. Wieder zurück beim Auto suchten wir uns noch ein nettes Kaffee in Wolkenstein, wo wir das schöne Wochenende bei Eiskaffee und Eiskakao ausklingen ließen.
Die Tour 'Kostner' in der Südostwand des ersten Sellaturms ist eine landschaftlich wunderschöne, sehr leichte und nette Tour. Aufgrund der kaum vorhandenen Haken ist etwas Erfahrung bezüglich Wegfindung aber sehr vorteilhaft.

Samstag, 29. Juli 2017

Immer der Nase nach

Viel Überzeugungsarbeit hat es heute nicht benötigt, um Ulrich die Tour 'Immer der Nase nach' am Röthelstein schmackhaft zu machen. Nach kurzer Beratung im Zug von Graz nach Mixnitz stand unser Plan fest und wir starteten motiviert vom Bahnhof Mixnitz-Bärenschützklamm los. Schon fast traditionell legten wir beim Zustieg im Grazer Bergland mal wieder eine kleine Extrarunde ein. Heute war es aber auch besonders gemein. Ich wollte es nämlich einfach nicht wahr haben, dass wir mitten durch das Brennnesselfeld mussten. Nachdem wir alle Zustiegsalternativen ausgecheckt hatten, mussten wir uns aber eingestehen, dass alle durch das juckende Grün führten. Immerhin fanden wir einen passablen Weg hindurch und kamen mit nahezu heilen Waden am Einstieg an. Die erste Seillänge war noch etwas erdig-grasig-schrofig. Ab dem ersten Stand fing aber perfekter Fels an. Ulrich sicherte sich in der darauffolgenden Seillänge den einzig nenneswerten onsight des Tages und meisterte die herrlichen Platten mit einem guten Riecher für die passende Linie. Mein Plattenschleicher-Herz frohlockte auch im Nachstieg, ein wirklich gelungener Einstieg in die Tour. Aus Respekt vor dem noch Kommenden, pausierte ich in der nächsten Seillänge einige Male um Kraft zu sparen. Den Großteil der ebenfalls sehr schönen dritten Seillänge konnte ich mir aber zumindest recht gut auschecken und so standen wir, nach einem sehr kurzen Quergang zur Nase, unterhalb der imposanten Schlüsselseillänge. Die Schwierigkeiten sind gleich zu Beginn, bis zum dritten Haken geht es richtig zur Sache. Da war bei mir leider nicht viel mit auschecken. Ich musste eher zusehen, dass ich mich überhaupt irgendwie von Haken zu Haken nullte. Um zum dritten Haken zu gelangen musste ich mich mit einer Trittschlinge hinaufarbeiten. Danach kommt noch ein anspruchsvolles, aber nicht mehr ganz so schweres Stück zum nächsten Haken. Da ich vom vorherigen Abschnitt aber schon gut ausgepowert war, nutzte ich auch dort noch mal eine Trittschlinge. Ab dem vierten Haken wurde es deutlich leichter. Nichts desto trotz waren auch diese henkeligen Meter erstaunlich mühsam nach der Plagerei davor. Das darauffolgende Gehgelände zum nächsten Stand meisterte ich dann aber brauvourös. Ein Schlückchen zu Trinken gab es im nächsten Stand mal wieder und Ulrich stieg motiviert in die letzte Seillänge ein. Irgendwie fand er beim Einstieg in die Schwierigkeiten aber die Linie nicht und so übernahm doch ich den Vorstieg. Etwas weiter links und mit mehr Reichweite löste sich die Stelle gut auf. Es ging über interessante Platten in nicht mehr ganz grasfreiem Gelände relativ steil aufwärts. Im Grunde löste sich alles gut auf, nur am Ende kam noch eine richtig glatte Plattenschleicher-Passage. Meine Auscheck-Motivation war nicht mehr allzu hoch und so schummelte ich mich mit Exenhilfe drüber. Den letzten Stand übersah ich scheinbar, also nutzte ich einen Baum am Ausstieg zum Nachsichern.
Oben genossen wir noch ein wenig den Ausblick und tranken unseren letzten Schluck Wasser ehe wir den Abstieg über das Friesenband angingen. Problemlos kamen wir wieder hinunter, nur das erneute queren des Brennnesselfeldes machte nicht so viel Spaß. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass wir uns beeilen müssten um den nächsten Zug noch zu erwischen, also ging es im Laufschritt zum Bahnhof und tatsächlich ging es sich noch aus. Keine fünf Minuten mussten wir warten ehe uns der Zug gemütlich nach Graz zurück brachte.
Die Schlüsselseillänge der Tour 'Immer der Nase nach' ist wirklich knackig. Da werde ich wohl noch ein paar Trainingseinheiten brauchen, ehe ich sie mir ordentlich auschecken kann. Die restliche Tour ist aber deutlich leichter und bietet herrliche Kletterei in großteils genialem Fels, lediglich ein paar kaum störende erdig-grasige Stellen sind zu Beginn und am Ende der Tour.

Montag, 24. Juli 2017

Grotta Inferiore

Nun hatte uns das Schlechtwetter selbst in Arco erwischt. Da flüchten wir extra von den Dolomiten ins Sarcatal um schönes Wetter zu haben, und dann regnet es über Nacht selbst hier. Beim Frühstück bekamen wir auch noch den einen oder anderen Tropfen ab und so entschieden wir uns gegen eine weitere Klettertour. Melanie fand in den Prospekten am Campingplatz eine gute Alternative. In Varone, gleich bei unserem Campingplatz um die Ecke, gibt es eine Wasserfall-Grotte. Auch wenn wir es nicht gewohnt sind, für ein Naturschauspiel €5,50 Eintritt zu zahlen, war es eine gute Idee. Vom Eingang ein paar Schritte entfernt ging es in die Grotta Inferiore, eine wirklich beeindruckende Grotte durch, die ein Wasserfall herab stürzt. Die Lichtinstallation und die klassische Musik hätte ich nicht gebraucht, aber das Spiel aus Sonnenlicht und feinen Wassertropfen war wirklich wunderschön.
Vom Grund der Grotte konnte man durch den nett angelegten botanischen Garten einige Stufen aufwärts spazieren und kam auf halber Höhe des Wasserfalls wieder in die Grotte. Dort war es noch ein wenig nasser als unten. Dafür waren die Regenbögen deutlich markanter und man hatte den gesamten Wasserfall im Blick. Sehr imposant wie er sich in Wellen durch die Höhle hinab stürzte. Nachdem wir alles ausgiebig bewundert hatten, ließen wir das Sarcatal hinter uns und fuhren wieder nach Hause.
Insofern man sich von dem Eintrittspreis nicht abschrecken lässt, ist die Grotta Inferiore mit dem Cascata Varone und dem botanischen Garten ein wunderschönes und definitiv besuchenswertes Naturschauspiel.

Sonntag, 23. Juli 2017

Le Scalette dell'Indria

Nach der langen Anfahrts-Geschichte der gestrigen Tour, kann ich mich bei der heutigen Tour kurz halten. Nachdem Melanie und ich die Dolomiten für dieses Wochenende wetterbedingt abgeschrieben hatten, stand eine weitere Kletterei im Sarcatal an. Diesmal wollten wir durch die Wand des Coste dell'Anglone, daher parkten wir beim Sportplatz in Dro und spazierten durch Oliven-, Zwetschken- und Kiwi-Haine ohne große Umwege zum Einstieg. Dort wurden wir ein wenig ans Grazer Bergland erinnert; zu Beginn führte uns ein Felskorridor zwischen jeder Menge Grünzeug auf schönem Fels zum ersten Stand. Gestuftes Gelände leitete uns zu einer netten Schuppe, bei der man die Beliebtheit der Tour ein wenig erahnen konnte. Aber trotz Politur löste sich alles relativ schön auf. Mittlerweile stand die Sonne relativ hoch und heizte uns ohne Erbarmen ein. Vor allem in der vierten Seillänge hatte ich mit der Hitze zu kämpfen. Irgendwie hatten sich meine Kletterschuhe so stark aufgeheizt, dass ich fast nicht mehr steigen konnte. Ab dort war ich immer sehr bemüht, so viel Schatten wie möglich im Stand zu finden. Vor allem meine Schuhe bekamen immer ein möglichst kühles Plätzchen. Der anschließende, nicht ganz geschenkte Plattenquergang, löste sich mit ein wenig Trittsuche gut auf und der nächste Stand am Baum war angenehm schattig. Im Anschluss wurde die Tour wieder leichter und wir nahmen ordentlich Fahrt auf. Wir hängten drei leichtere Seillängen zusammen ehe ich wieder einen schattigen Standplatz fand. Die beiden anschließenden Verschneidungsseillängen gingen sich mit unseren neuen 60 m Halbseilen auch gut auf einmal aus und mittlerweile brachten uns ein paar Wolken vor der Sonne auch beim Klettern ein wenig Abkühlung. Richtigen Verschneidungscharakter hatte die lange Verschneidung aber nicht. Ich würde es eher als Rampe bezeichnen. Schließlich kletterte ich die meiste Zeit im geneigten linken Teil der Verschneidung. Wie auch immer, nett war die Seillänge und auch der Abschluss hatte noch ein paar nette Kletterstellen. Am Ausstieg angekommen nahm ich nicht gleich den ersten Baum zum Nachsichern, ein paar Meter weiter im Wald war es noch ein wenig schattiger und kühler. Der Abstieg führte uns zunächst hinauf zu einem Picknickplatz mit herrlicher Aussicht auf das Sarcatal.
Von dort aus ging es ein Stückchen eben, ehe ein gesicherter Steig uns hinunter zum Sportplatz führte.
Auch wenn die Tour 'Le Scalette dell'Indria' teilweise etwas grün wirkt, eigentlich klettert man immer in schönem Fels. Außer der etwas erdigen vierten Seillänge waren alle Seillänge schön. Die etwas abgespeckte dritte Seillänge war früher vermutlich schöner, ist aber immer noch recht fein. Insofern kann ich die Tour auf jeden Fall weiterempfehlen. Abgesichert ist sie recht gut mit vielen Sanduhrschlingen und einigen Bohr- und Normalhaken. Zwischen den Sicherungen muss man aber schon klettern. Standplätze sind großteils an Bohrhaken, ein Baumstand und ein Sanduhrenstand sind aber auch dabei.

Samstag, 22. Juli 2017

Orizzonti Dolomitici

Bei der heutigen Tour ist die Anreise eine längere Geschichte als die Tour selbst. Eigentlich wollten Melanie und ich von Freitag bis Montag in die Dolomiten zum Klettern fahren. Da spielte aber das Wetter nicht ganz mit. Für Freitag war es ziemlich schlecht prognostiziert und auch das restliche Wochenende war eher fraglich. Am äußersten Zipfel der Dolomiten fanden wir aber einen Fleck, der vermeintlich trocken bleiben sollte. Im Brenta Stock war das Wetter deutlich besser vorhergesagt. Am Freitag war aber auch dort Schlechtwetter und so wollten wir noch weiter nach Süden ausweichen. Im Sarcatal war es sonnig und warm und so standen wir beim Tor zum Wasserwerk unterhalb der Parete della Centrale des Piccolo Dain. Dort angekommen entschieden wir uns doch dazu, Kräfte für die nächsten Tage zu sparen und fuhren nach Riva zum Baden. Am Abend reisten wir noch nach Madonna di Campiglio zum Parkplatz beim Rifugio Vallesinella an und übernachteten dort am Parkplatz. Dass es in der Nacht etwas regnen würde, war uns bewusst. Als der Regen aber auch in der Früh nicht aufhören wollte und die Wolken sich nicht im Geringsten lichteten, beschlossen wir, wieder ins Sarcatal zu fahren und das gute Wetter dort zum Klettern zu nutzen. Etwas oberhalb von Sarche fanden wir einen traumhaft schönen und trockenen kleinen Park zum Frühstücken. Nachdem wir uns gut gestärkt hatten, standen wir schließlich wieder beim Tor vor dem Wasserwerk. Es waren schon einige Seilschaften in der Wand und so beschlossen wir, die Tour zu gehen, die frei war. Die sehr leichten Seillängen am Anfang hängten wir zusammen und so machten wir den ersten Stopp im vierten Stand der Tour 'Orizzonit Dolomitici'. Die Bahn war nun frei und so sprinteten wir weiter aufwärts. Mit unseren nagelneuen 60 m Halbseilen konnten wir die nächsten beiden Seillängen problemlos zusammenhängen. Im Anschluss gab es bis zum Ausstieg keinen Stopp mehr. Genussvoll kletterten wir die schöne Verschneidung und die netten Ausstiegsplatten hinauf. Der Fels war zwar teilweise schon etwas abgegriffen, wirklich störend war die Politur aber nicht. Dazu waren die schwereren Stellen viel zu henkelig.
Die im Topo als eigene Seillänge eingezeichneten letzten Meter zum Zaun zählten für uns schon zum Abstieg, das Gelände ist eher ein Wanderweg als Klettgelände. Also packten wir das Material bereits davor ein und machten uns an den Abstieg. Am Weg zurück nach Sarche durften wir noch einen herrlichen Blick auf die markante Südwand des Piccolo Dain und den Tobliner See werfen. Zurück im Tal gönnten wir uns ein köstliches Eis, ehe wir uns auf den Weg zum Baden im Gardasee machten.
Die Tour 'Orizzonti Dolomitici' ist eine sehr nette, gut abgesicherte Genussklettertour über teils schon ein wenig polierten Fels. Die Schwierigkeiten sind meist nur kurz, es überwiegt sehr leichtes Klettergelände wodurch man genug Zeit hat, die schöne Landschaft zu genießen.

Sonntag, 16. Juli 2017

Via Classica

Mit der Route 'Via Classica' hatten Melanie und ich uns eine eher gemütliche Tour für unsere erste Kletterei an der Fleischbank ausgesucht. Den Zustieg von der Griesener Alm zum Wildanger kannten wir mittlerweile und den Einstieg mussten wir auch nicht lange suchen. Allzu warm war es noch nicht und so zogen wir alles an Gewand an, was wir mit hatten. Um ein wenig an unserer Geschwindigkeit zu feilen und weil die Tour großteils recht leicht ist, übten wir uns im simultan gehen. Zu Beginn kletterten wir in einem Schwung zum Almrosenstand. Optimales Gelände zum simultan gehen war es nicht unbedingt, durch die verwinkelte Routenführung hatte ich ein wenig mit der Reibung zu kämpfen und Melanie plagte sich damit, die Seile davon abzuhalten, sich in Spalten und Schuppen zu verhaken. Bis zur ersten Grasterrasse hängten wir dann immer nur zwei Seillängen zusammen und kamen besser voran. Das Gelände war nun etwas weniger verwinkelt und wir stimmten uns mehr und mehr aufeinander ab. Von der ersten Grasterrasse gingen wir ohne Stopp zum Stand inmitten der markanten Schlucht. Die anschließende, herrliche Schlüsselseillänge genossen wir für sich alleine und auch die sehr schöne Seillänge zur zweiten Grasterrasse gingen wir einzeln. So schön die Seillängen in der markanten Schlucht auch waren, kalt war es dort drinnen. Da waren wir froh über die wärmenden Sonnenstrahlen im nächsten Stand. Bis zum Ausstieg blieben wir nicht mehr stehen und erfreuten uns in vollen Zügen an der netten Kletterei. Zum Abschluss hatte Melanie noch mal ein wenig mit sich verklemmenden Seilen zu kämpfen, schlussendlich kamen aber wir beide und auch die Seile heil am Ausstieg an. Die Tour ist hier aber noch nicht vorbei, nachdem wir die Kletterausrüstung im Rucksack verstaut hatten, kraxelten wir noch den restlichen Nordgrat bis zum Gipfel der Fleischbank.
Dort gönnten wir uns eine Jausenpause ehe wir konzentriert den Abstieg angingen. Von der Fleischbank bis zur Scharte zwischen Christaturm und Hinterer Karlspitze ließ sich alles ganz gut abklettern. Man kann aber auch die eingerichteten Abseilstellen verwenden. Die Abseilpiste an der Ostseite der Hinteren Karlspitze nutzten wir dann doch gerne. Das etwas schottrige-bröselige Schrofengelände lud nicht allzu sehr zum Abklettern ein. Mit ein paar Mal Abseilen kamen wir gemütlich ins Schuttfeld unterhalb des Ellmauer Tors. Dort brachte uns der gut angelegte Wildangersteig zurück ins Kaisertal und bald waren wir wieder beim Auto.
Die Tour 'Via Classica' ist eine abwechslungsreiche Kletterei in großteils schönem Fels. Die Grasterrassen zwischendurch stören kaum und der Ausstieg über den Fleischbank Nordgrat rundet das Gesamterlebnis wunderbar ab. Die Absicherung ist gut, eventuell kann man für die Ausstiegsseillängen ein paar Keile und mittlere Friends einpacken.

Samstag, 8. Juli 2017

Teischnitzkees

Unglaublich wie groß der Parkplatz beim Lucknerhaus ist und noch unglaublicher, dass er am Freitag Abend um 22:00 Uhr zum Bersten voll war. Aber Frechheit siegt und so fanden wir eine kleine Lücke ganz vorne. Während die meisten am Parkplatz bereits schliefen oder sich zum Schlafen bereit machten, schlüpften wir in unsere Bergschuhe und marschierten los. Zu Beginn dachte ich mir noch, dass der Wetterbericht wirklich zutraf und die wenigen Wolken über uns sich im Laufe der Nacht vollständig auflösen würden. Mehr und mehr lachte der fast ganz volle Mond heraus und ließ die Landschaft hell erstrahlen.
Traumhaft schön schimmerte der tosende Bach im Mondschein und Melanie und ich konnten eine Ruhe und Einsamkeit beim Zustieg zur Stüdlhütte genießen, die einem bei Tageslicht üblicher Weise verwehrt ist. Nur ein weiterer Bergsteiger war uns bis zur Lucknerhütte auf den Fersen, ab dort fiel er ein wenig zurück. Leider strengte sich nicht nur unser Verfolger nicht mehr so sehr an, auch der Mond schwächelte ein wenig und spätestens als wir bei der Stüdlhütte waren gab der Mond scheinbar den Kampf gegen die Wolken auf. Übrigens gab auch der Bergsteiger hinter uns den Aufstiegskampf bei der Stüdlhütte auf, vielleicht war es ja der Mann im Mond. Für uns ging es weiter aufwärts und beim weiteren Aufstieg zog es immer weiter zu. Ich vertraute nach wie vor darauf, dass es spätestens um Mitternacht aufklaren sollte. Als wir am Teischnitzkees ankamen, war es schon deutlich nach Mitternacht und anstatt aufzuklaren, sahen wir immer wieder Gewitterzellen in einigen Kilometern Entfernung von uns vorbei ziehen. Das Wetter wurde immer schlechter statt besser und als es auch noch zu regnen anfing, beschlossen wir doch umzukehren. Nach wenigen Schritten talwärts wurde unsere Entscheidung bestätigt: Es regnete immer stärker, sodass wir zum Ablegen der Gletscherausrüstung das Vordach der Stüdlhütte nutzten. Ich musste mich ein wenig überwinden, um wieder in den Regen zu gehen und das trockenen Plätzchen unter dem Vordach zu verlassen. Als wir wieder im Gehen waren, störte der Regen aber kaum. Mit abnehmender Höhe nahm auch der Regen ab und beim Parkplatz kamen wir klatschnass, aber regenfrei an. Auch bei der Heimfahrt schüttete es immer wieder und um uns zu zeigen, wie richtig unser Entschluss zum Umkehren war, hagelte es sogar kurze Zeit ganz leicht.
Auch wenn wir umkehrten, die Mondscheinwanderung zu Füßen des Großglockners war wirklich herrlich. Wenn man an diesem prestigeträchtigsten Berg Österreichs Einsamkeit genießen will, ist die Nacht eindeutig die erfolgversprechendste Zeit dafür.

Sonntag, 2. Juli 2017

Eldorado

Lang ist's her unser letztes 'Grazer-Berglanderl'. Heute war es mal wieder so weit, beim Parkplatz Drachenhöhle wurden Melanie und ich abgesetzt und während Birgit, Karl und Cornelia zur Bärenschützklamm wanderten, stiegen wir zur Breiten Wand auf. Den optimalen Zustieg fanden wir nicht ganz und so kämpften wir uns durch nasses Gras, Kletten und sonstiges Gestrüpp zum Einstieg. Dieser war, durch die markante Aufschrift, kaum zu übersehen und sah nach einem typischen 'Grazer-Berglanderl' aus. Zwischen Grünzeug führte eine schöne Felsgasse zum ersten Stand, sehr nette Kletterei in herrlichen Lochhenkelplatten. Auch die zweite Seillänge überraschte mit schönem Fels und einem bequemen Stand mitten in der Botanik. Nach einer kurzen, etwas interessanteren Passage ohne riesen Lochhenkel, ging die feine Lochreihe wieder los und führte uns über schöne Platten aufwärts. Im Anschluss folgte eine etwas steilere, sehr gutgriffige Seillänge in herrlichem Fels bevor ein wenig Gehgelände uns zum oberen Teil der Tour führte. Dort erwischte uns doch noch ein wenig der Regnen. Als ich im nächsten Stand war, hörte es aber schon wieder auf und beim Nachsteigen der nächsten Seillänge, hatte ich sogar schon wieder trockenen Fels. In der folgenden Schlüsselseillänge plagte ich mich zunächst ein wenig mit dem Rucksack in der Verschneidung bevor es in die Platte ging. Eigentlich löste sich die Verschneidung aber sehr schön auf und auch die anschließende Platte war interessant. Zwischendurch musste man sich aber schon mal ein bisschen mehr anhalten. Insgesamt war das sicherlich die schwerste, aber meiner Meinung nach auch die schönste Seillänge. Zum Abschluss folgte noch eine feine Seillänge, in der ich mich von den guten Tritten öfter etwas zu weit nach links verleiten ließ, dann aber zu den guten Griffen wieder nach rechts zurückqueren musste.
Der Abstieg bei der Drachenhöhle vorbei war auch bald erledigt und zurück beim Parkplatz trafen wir uns mit den Klammwanderern, um beim 'Raiffeisen-Platzl' zu Picknicken. Der schöne Tisch mit Bänken dort lädt sehr zum Jausnen ein, wirklich eine gute Idee von Raiffeisen.
Die Tour 'Eldorado' ist ein klassisches 'Grazer-Berglanderl' mit schönen Lochhenkelplatten zwischen viel Grünzeug. Die Linie ist sehr gekonnt angelegt, sodass man eigentlich immer im schönen Fels unterwegs ist. Die obere Hälfte ist etwas weniger grün und hat noch mal ein bisschen mehr wirklich schönen Fels. Die Bewertung ist eher auf der netten Seite, also meiner Meinung nach passend fürs Grazer Bergland, und die Absicherung ist wunderbar. Es sind ausreichend Haken und eingerichtete Sanduhren vorhanden, aber man darf zwischendurch auch mal klettern und muss nicht nur klinken.

Montag, 26. Juni 2017

RWI

Bei dem schönen Wetter kann man auch mal um 13:00 Uhr aus der Arbeit gehen und noch eine kurze Mehrseillänge im Wilden Kaiser angehen. Vom Jägerwirt bei Scheffau starteten Melanie und ich los und kamen bei der Hitze ordentlich ins Schwitzen. Den relativ kurzen Zustieg zur Multerkarwand kannten wir schon ganz gut und nach dem sonnigen Schotterfeld zum Schluss stand ich völlig durchgeschwitzt am Einstieg der Tour 'RWI'. Der nette Quergang zu Beginn löste sich sehr schön auf und auch in der nächsten Seillänge warteten schöne Platten auf uns. Um die Stände war meist grasiges Schrofengelände, aber zwischen drinn fanden wir großteils schönen, kompakten Fels. Auch in der Schlüsselseillänge, wo ich doch etwas mehr schauen musste und zwischendurch einen schönen Handriss verwendete, erwartete uns nette Kletterei. Im anschließenden Stand war das Gelände doch etwas loser als gedacht. Als wir wieder los klettern wollten löste sich ein großer Block (ca. 80 x 40 x 20 cm) aus dem Stand, schlitterte ein kurzes Stück mit Melanie bergab und donnerte schließlich alleine talwärts. Außer ein paar Schürfwunden und ein paar blaue Flecken hatte Melanie zum Glück keine Verletzungen. Um Anzutesten ob wirklich nichts Schlimmeres passiert war, gingen wir noch die nächsten beiden Seillängen bis zur großen Grünfläche vor dem Schlussaufschwung.
Klettern ging ganz gut aber das Gehen auf der fast ebenen Fläche war nicht so lustig und so beschlossen wir abzuseilen. Nach ein wenig suchen fand ich die Abseilpiste und wenig später standen wir wieder im Schotterfeld unter der Wand. Beim Abstieg gingen sich Melanies Knie ganz gut ein und wir kamen überraschend schnell zum Auto. Im Krankenhaus in Kufstein gab es dann noch die offizielle Entwarnung, auf den Röntgenaufnahmen waren keine inneren Verletzungen der etwas angeschlagenen Knie zu erkennen. Die Schürfwunden und blauen Flecken werden aber schon noch ein paar Tage zum Verheilen brauchen.
Die Tour 'RWI' würde ich in die Kategorie 'ganz nett' einordnen. Sie hat zwar zwischendurch immer wieder schöne und auch kompakte Felsaufschwünge mit feiner Kletterei, ist aber oft von grasigem Schrofengelände unterbrochen. Durch die geringe Zustiegszeit ist sie gut als Halbtagestour nach einem kurzen Arbeitstag machbar. In den ersten vier Seillängen könnten möglicherweise Schäden (z.B. verbogene Haken) durch unseren Ausbruch entstanden sein, ansonsten ist die Tour sehr gut abgesichert.

Samstag, 24. Juni 2017

Schönheitsfleck

Den zweiten Tag von Hans und meinem Granitwochenende verbrachten wir im Stilluptal. Bis zum Speichersee kamen wir noch mit dem Auto, dann hieß es ab auf die Räder und wir strampelten das malerische Tal hinauf. Atemberaubende Wasserfälle stürzten zu beiden Seiten talwerts und das saftige grün der Wiesen leuchtete im Sonnenschein. Bei der Talstation der Materialseilbahn zur Kassler Hütte deponierten wir die Fahrräder und es ging zu Fuß weiter, abermals begleitet von traumhafter Aussicht und tosenden Bächen. Von der Kassler Hütte folgten wir zunächst dem Sonntagskar-Panoramaweg, ehe wir weglos über Granitblöcke zur Nordseite der Eurerköpfe aufstiegen. Der Einstieg war mit Hilfe des Wandfotos schnell gefunden und der Schnee unterhalb der Wand machte auch keine Probleme. Hans übernahm die Verschneidungsseillänge zu Beginn und fand einige brauchbare Placements. Im Anschluss wartete die einzige knackige Seillänge auf mich. Über einen kleinen Überhang ging es auf eine steile Platte. Zuletzt kam noch eine spannende Sequenz zum Stand, der auf einem wunderschönen Felspodest platziert war. Über die drei Bohrhaken in dieser Seillänge war ich doch recht froh, allzu viele Placements wären mir nämlich nicht aufgefallen. Auch in der nächsten Seillänge fand ich nicht viel, bis auf die beiden Normalhaken und einen Keil brachte ich keine Sicherungen an. Es störte aber nicht wirklich, da die Verschneidungskletterei sehr schön und nicht allzu schwer war. Die anschließende, sehr leichte Seillänge hängte ich noch dran, da es sich laut Topo mit unseren 60 Meter Seilen ausgehen hätte sollen. Zumindest dachte ich mir immer, dass 40 Meter und 20 Meter insgesamt 60 Meter ergeben. Es waren dann aber doch 65 Meter und so musste Hans die ersten paar Meter simultan nachsteigen. Der obere Teil der Tour war deutlich leichter und wir machten genussvoll Klettermeter. In der vorletzten Seillänge ließ ich mich von dem nicht ganz optimal gezeichneten Topo zu weit nach rechts verleiten. Eigentlich wäre es in fast direkter Linie in die markante Verschneidung über uns gegangen. Durch den im Topo falsch eingezeichneten, weiten Rechtsbogen hatte ich ein wenig mit der Seilreibung zu kämpfen. Zu guter Letzt übersah ich auch noch den letzten Zwischenstand und ging gleich zum Grat hinauf. Dort suchte ich mir ein schönes Köpfl und holte Hans nach. Wärend er zu mir herauf kam entdeckte ich den Abseilstand in etwa 10 Meter links von mir.
Wir gönnten uns eine kurze Müsliriegel-Pause ehe wir uns wieder abseilten. Heute achteten wir ein wenig besser darauf, dass sich der Knoten nirgends verkeilte und machten den einen oder anderen Abseilstand mehr als vielleicht nötig. So kamen wir jedenfalls problemlos zurück zum Einstieg und zu unserem Rucksackdepot, wo wir unsere leckeren Jausenbrote verspeisten. Beim Abstieg gönnten wir uns noch einen Apfelstrudel bei der Kassler Hütte. Gut gestärkt kamen wir bei den Fahrrädern an und das war kein Schaden, mein Hinterreifen war nämlich platt. Ersatzreifen und Flickzeug hatte ich zwar mit, aber ohne Pumpe hilft das nicht viel. Also hieß es Rad schultern und zu Fuß absteigen. Bei der Grüne-Wand-Hütte trafen wir auf besser ausgerüstete Mountainbiker bei denen wir uns eine Pumpe ausleihen konnten. Der Mantel ging recht schwer wieder hinauf und so schafften wir es, den Ersatzschlauch einzuklemmen und ein Loch hinein zu machen. Also war noch eine runde Flicken angesagt, aber immerhin hatte ich danach wieder zwei funktionsfähige Schläuche. Das letzte Stück bis zum Auto verging dann, im Vergleich zu der Radtragepassage, wie im Flug.
Die Tour 'Schönheitsfleck' ist insbesondere landschaftlich ein absolutes Highlight. Klettertechnisch ist vor allem der untere Abschnitt sehr schön und kurzzeitig auch etwas anspruchsvoller. Insgesamt ist es auf jeden Fall eine wirklich lohnende Unternehmung und sehr interdisziplinär durch das Radfahren zu Beginn.

Freitag, 23. Juni 2017

Centesimo Yosemite-Variante und Amok

Zur Vorbereitung unseres geplanten Frankreich-Urlaubs im September legten Hans und ich ein Granit-Wochenende im Zillertal ein. Heute war etwas schwerere, aber großteils gut gesicherte Kletterei im Taufenkopf geplant und so fuhren wir Richtung Ginzling. Nach einem kurzen Umweg parkten wir uns zum Tunnelportal neben der Schliffsteinalm. Unser Enthusiasmus wurde beim Zustieg merkbar gebremst, als wir mehrere Schilder entdeckten, auf denen etwas von Kletterverbot wegen Steinschlag, mit der Androhung einer Anzeige bei Nichtbeachtung, stand. Merkbar eingeschüchtert stiegen wir wieder ab und beschlossen, bei der Schliffsteinalm nachzufragen, was es mit den Schildern auf sich hat. Freundlich fragend bekamen wir auch eine freundliche Antwort und die Erlaubnis, zur Wand zuzusteigen. Also mein Tipp für Kletterer: Nett fragen, dann bekommt man wahrscheinlich auch eine nette Antwort. Nachdem das geklärt war, war der Zustieg rasch erledigt und wir standen schwitzend beim Einstieg. Es war heute ziemlich drückend schwül, der Schweiß spritzte nahezu aus den Poren. Hans übernahm die erste Seillänge der Tour 'Centesimo' und ich kam mit vielen klimpernden Mobis am Gurt nach. Die Seillänge war ganz nett, am Ende aber doch etwas erdig. Im Anschluss wurde es deutlich schöner, bereits die nette Verschneidung zum nächsten Stand wies kaum noch Grünzeug auf. Nach dieser gemütlichen Seillänge standen wir unterhalb des beeindruckenden Risses der Yosemite-Variante und wir verstanden die Namensgebung. Mit einer ordentlichen Portion Respekt und jeder Menge Friends und Keilen bewaffnet, stieg ich ein. Die Placements waren nicht schwer zu finden und ich brachte ein paar Friends an (vor allem BD C4 Größen 0,5 bis 2). Im Mittelteil wurde es dann deutlich schwerer, da die zuvor noch schöne Kante des Risses nun rund wurde und ich mit dem schwülen Wetter und schwitzigen Händen zu kämpfen hatte. Nach ein wenig Kampf rutschte ich doch aus dem Riss ab und stürzte. Der letzte Friend hielt erfreulicher Weise und so war mein Sturz angenehm kurz und wunderbar weich. Zurück bei der obersten Sicherung bemerkte ich, dass der Friend sich relativ weit bewegt hat und legte knapp darüber einen zweiten dazu bevor ich den sturzhaltenden Friend heraus nahm und wieder besser platzierte. Nach ein wenig Pause, um mich mental auf das Weiterklettern vorzubereiten, nahm ich den auflegerischen Riss wieder in Angriff. Am Ende der schwierigeren Passage tauchte ein Fixklemmkeil auf, über den ich mich in dem Moment sehr freute. Weiter ging es über einen steilen, wirklich schönen Untergriffquergang nach rechts. Dieser Abschnitt löste sich herrlich auf und danach fand ich noch einen Fixklemmkeil, ehe leichtes Gelände mich zum Stand leitete. Auch Hans meinte, dass es eine wirklich schöne Seillänge war und sie ist sicherlich deutlich lohnender als die 'Softie-Variante' rechts daneben, aus der etwas Grünzeug zu uns herüber lachte.
Die zweite Clean-Passage übernahm Hans im Vorstieg und auch er fand ausreichend gute Placements und brachte nicht nur Friends (wieder hauptsächlich BD C4 Größen 0,5 bis 2), sondern auch ein paar Keile an. Zurück bei der Hakenreihe ließ die Anspannung bei uns beiden merkbar nach und wir genossen die restlichen, gut abgesicherten Seillängen in vollen Zügen. Das Abseilen war auch bald erledigt, aber unglücklicher Weise verklemmte sich der Knoten beim letzten Abziehen in einer Spalte und so musste ich fast das gesamte 60 Meter lange Seil bis zum ersten Stand der Softie-Variante wieder aufsteigen. Um das Seil kontrollierter abziehen zu können, seilte ich mich nun auf zweimal ab. Nach der Anstrengung gönnte ich mir noch eine Müsliriegel-Pause ehe wir in die Tour 'Amok' einstiegen. Hans übernahm wieder die erste Seillänge und ich durfte die geniale und lange Verschneidungsseillänge vorsteigen - wirklich herrlich, steil und anhaltend anstrengend. Die restlichen Verschneidungsseillängen bis zum Ausstieg waren nicht mehr besonders ganz so schön, da sie immer wieder etwas grasig-sandig-erdig waren. Ein paar schöne Meter kamen dann doch noch und zum Abschluss wurde es noch mal richtig gemüsig. Diesmal klappte das Abseilen problemlos und auch der Abstieg war bald erledigt.
Da haben wir heute wirklich ein feines Plätzchen zum Granitklettern gefunden. Insbesodere die erste Tour 'Centesimo' ist richtig fein und von der Tour sind die beiden Seillängen der Yosemite-Variante besonders empfehlenswert. Echt geniale Riss- und Verschneidungskletterei die sich gut mit Friends und Keilen absichern lässt. Der Stand in der Yosemite-Variante ist angenehmer Weise auch an Bohrhaken. Die zweite Tour 'Amok' ist durchgehen mit Bohrhaken abgesichert und deutlich leichter. Die großartige Verschneidung in der zweiten Seillänge macht die Tour als Draufgabe definitiv lohnend. Der Rest der Tour kam an diese hohe Kletterqualität nicht ganz heran. In Kombination ergeben die beiden Touren einen herrlichen Klettertag.

Sonntag, 18. Juni 2017

Sappl-Zott

Bevor es für mich heute Nachmittag wieder mit dem Zug zurück nach Graz geht, ging sich für Melanie und mich noch eine kurze Kletterei im Kaiser aus. In der Multerkarwand sind einige eher kurze Touren mit relativ wenig Zustieg. Die Tour 'Sappl-Zott' durch den markanten Kamin inmitten des gelben Wandbereiches hatten wir uns ausgesucht. Die beiden Zustiegsseillängen waren wenig lohnend. Insbesondere der zweiten Seillänge gelang es nicht wirklich, einen ansprechenden Weg durch die vielen Graspolster zu finden. Schlussendlich brachte sie uns jedoch gut gesichert zum Einstieg des bereits von unten ziemlich beeindruckenden Kamins. Zu Beginn musste ich mich mit dem Rucksack noch ein wenig plagen, bald wurde der Kamin aber weiter und Rucksack-freundlich. Trotzdem musste ich zunächst etwas warm werden mit der Kaminkletterei. Ein paar Meter brauchte ich schon, um mich daran zu gewöhnen, nichts in der Hand zu halten und einfach nur zu stemmen und höher zu steigen und wieder stemmen und höher steigen. Nach der Aufwärmphase löste sich aber alles wunderschön auf und der Kamin war richtig lang und fein. Mit brauchbarer Halbseiltechnik und etwas sparsamer Hakenverwendung gelang es mir die beiden Kaminseillängen zusammen zu hängen und eine geniale Gesamt-Kamin-Seillänge daraus zu machen.
Melanie musste auch wieder hineinkommen ins Kaminklettern, hatte aber schlussendlich auch Spaß darin. Die weiteren Seillängen haben zusammengerechnet ungefähr noch 20 Meter schöne Kletterei, der Rest ist immer wieder grasig und wenig lohnend. Die Abseilpiste vom Top ist gut eingerichtet und führte uns in drei Etappen zurück zum Einstieg. Dort mussten wir uns ein wenig beeilen, da es schon wieder mal knapp wurde, dass ich meinen Zug noch erwische. Es ging sich aber auch heute wieder aus.
Die Tour 'Sappl-Zott' ist definitiv etwas für Kaminliebhaber. Schließlich ist bis auf den wirklich herrlichen und langen Kamin der Rest wenig lohnend.