Freitag, 23. Juni 2017

Centesimo Yosemite-Variante und Amok

Zur Vorbereitung unseres geplanten Frankreich-Urlaubs im September legten Hans und ich ein Granit-Wochenende im Zillertal ein. Heute war etwas schwerere, aber großteils gut gesicherte Kletterei im Taufenkopf geplant und so fuhren wir Richtung Ginzling. Nach einem kurzen Umweg parkten wir uns zum Tunnelportal neben der Schliffsteinalm. Unser Enthusiasmus wurde beim Zustieg merkbar gebremst, als wir mehrere Schilder entdeckten, auf denen etwas von Kletterverbot wegen Steinschlag, mit der Androhung einer Anzeige bei Nichtbeachtung, stand. Merkbar eingeschüchtert stiegen wir wieder ab und beschlossen, bei der Schliffsteinalm nachzufragen, was es mit den Schildern auf sich hat. Freundlich fragend bekamen wir auch eine freundliche Antwort und die Erlaubnis, zur Wand zuzusteigen. Also mein Tipp für Kletterer: Nett fragen, dann bekommt man wahrscheinlich auch eine nette Antwort. Nachdem das geklärt war, war der Zustieg rasch erledigt und wir standen schwitzend beim Einstieg. Es war heute ziemlich drückend schwül, der Schweiß spritzte nahezu aus den Poren. Hans übernahm die erste Seillänge der Tour 'Centesimo' und ich kam mit vielen klimpernden Mobis am Gurt nach. Die Seillänge war ganz nett, am Ende aber doch etwas erdig. Im Anschluss wurde es deutlich schöner, bereits die nette Verschneidung zum nächsten Stand wies kaum noch Grünzeug auf. Nach dieser gemütlichen Seillänge standen wir unterhalb des beeindruckenden Risses der Yosemite-Variante und wir verstanden die Namensgebung. Mit einer ordentlichen Portion Respekt und jeder Menge Friends und Keilen bewaffnet, stieg ich ein. Die Placements waren nicht schwer zu finden und ich brachte ein paar Friends an (vor allem BD C4 Größen 0,5 bis 2). Im Mittelteil wurde es dann deutlich schwerer, da die zuvor noch schöne Kante des Risses nun rund wurde und ich mit dem schwülen Wetter und schwitzigen Händen zu kämpfen hatte. Nach ein wenig Kampf rutschte ich doch aus dem Riss ab und stürzte. Der letzte Friend hielt erfreulicher Weise und so war mein Sturz angenehm kurz und wunderbar weich. Zurück bei der obersten Sicherung bemerkte ich, dass der Friend sich relativ weit bewegt hat und legte knapp darüber einen zweiten dazu bevor ich den sturzhaltenden Friend heraus nahm und wieder besser platzierte. Nach ein wenig Pause, um mich mental auf das Weiterklettern vorzubereiten, nahm ich den auflegerischen Riss wieder in Angriff. Am Ende der schwierigeren Passage tauchte ein Fixklemmkeil auf, über den ich mich in dem Moment sehr freute. Weiter ging es über einen steilen, wirklich schönen Untergriffquergang nach rechts. Dieser Abschnitt löste sich herrlich auf und danach fand ich noch einen Fixklemmkeil, ehe leichtes Gelände mich zum Stand leitete. Auch Hans meinte, dass es eine wirklich schöne Seillänge war und sie ist sicherlich deutlich lohnender als die 'Softie-Variante' rechts daneben, aus der etwas Grünzeug zu uns herüber lachte.
Die zweite Clean-Passage übernahm Hans im Vorstieg und auch er fand ausreichend gute Placements und brachte nicht nur Friends (wieder hauptsächlich BD C4 Größen 0,5 bis 2), sondern auch ein paar Keile an. Zurück bei der Hakenreihe ließ die Anspannung bei uns beiden merkbar nach und wir genossen die restlichen, gut abgesicherten Seillängen in vollen Zügen. Das Abseilen war auch bald erledigt, aber unglücklicher Weise verklemmte sich der Knoten beim letzten Abziehen in einer Spalte und so musste ich fast das gesamte 60 Meter lange Seil bis zum ersten Stand der Softie-Variante wieder aufsteigen. Um das Seil kontrollierter abziehen zu können, seilte ich mich nun auf zweimal ab. Nach der Anstrengung gönnte ich mir noch eine Müsliriegel-Pause ehe wir in die Tour 'Amok' einstiegen. Hans übernahm wieder die erste Seillänge und ich durfte die geniale und lange Verschneidungsseillänge vorsteigen - wirklich herrlich, steil und anhaltend anstrengend. Die restlichen Verschneidungsseillängen bis zum Ausstieg waren nicht mehr besonders ganz so schön, da sie immer wieder etwas grasig-sandig-erdig waren. Ein paar schöne Meter kamen dann doch noch und zum Abschluss wurde es noch mal richtig gemüsig. Diesmal klappte das Abseilen problemlos und auch der Abstieg war bald erledigt.
Da haben wir heute wirklich ein feines Plätzchen zum Granitklettern gefunden. Insbesodere die erste Tour 'Centesimo' ist richtig fein und von der Tour sind die beiden Seillängen der Yosemite-Variante besonders empfehlenswert. Echt geniale Riss- und Verschneidungskletterei die sich gut mit Friends und Keilen absichern lässt. Der Stand in der Yosemite-Variante ist angenehmer Weise auch an Bohrhaken. Die zweite Tour 'Amok' ist durchgehen mit Bohrhaken abgesichert und deutlich leichter. Die großartige Verschneidung in der zweiten Seillänge macht die Tour als Draufgabe definitiv lohnend. Der Rest der Tour kam an diese hohe Kletterqualität nicht ganz heran. In Kombination ergeben die beiden Touren einen herrlichen Klettertag.

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