Samstag, 6. Juli 2019

Blue Moon

Um die Schneelage im Wilden Kaiser zu checken, hatten Melanie und ich uns heute die Tour 'Blue Moon' ausgesucht. Zumindest was man von herunten einschätzen konnte, schien unter der Südwand der Kopfkraxen nicht mehr allzu viel Schnee zu liegen. Nach dem schweißtreibenden Zustieg hatten wir dann Gewissheit, außer vor unserer Tour waren tatsächlich kaum mehr Altschneefelder. Wir entschieden uns, über rechts zuzusteigen und suchten uns den Weg zum Einstieg durch ein beeindruckendes Schneelabyrinth zwischen Fels und meterhohen Altschneewänden in bizarren Formen. Am Einstieg angekommen sahen wir, dass es über links gemütlich am Schotter zwischen Fels und Altschnee herauf gegangen wäre. Erlebnisreicher war aber sicherlich unsere Zustiegsalternative. Frostig war es in der Schnee-Fels-Schlucht am Einstieg und ich war froh, als wir das kalte Loch verließen und an Höhe gewannen. Die ersten Meter der Tour waren noch etwas schottrig doch bereits am Ende der ersten Seillänge fing guter, griffiger und großteils kompakter Fels an. Die herrliche Wasserrille am Ende des ersten Abschnittes machte bereits Lust auf mehr. Das wurde auch geliefert, die wunderschöne Piaz-Verschneidung in der sechsten Seillänge wird wohl zurecht als eine der schönsten Verschneidungslängen der Gegend gehandelt. Doch auch die darauffolgenden beiden Aufschwünge gefielen mir wirklich gut. Ich kam in einen richtig genussvollen Kletterfluss dank dem gutgriffigen, rauhen Fels. Ledglich in der etwas splittrigen zwölften Seillänge musste ich ein wenig mehr Feingefühl bei der Griff- und Trittwahl auspacken. Den nette Ausstieg über die letzte Seillänge der 'Via Romanitca' kannten wir bereits, war aber auch heute sehr schön.
Am Ausstieg ließ es sich in der Sonne gut aushalten. Der Ansicht waren auch die beiden äußerst sympatischen und entspannten Kletterer, die geduldig hinter uns nachgeklettert waren und für abwechslungsreiche Plaudereien am Stand gesorgt hatten. So schön es dort oben auch war, irgendwann gingen wir dann doch den nicht ganz kurzen Abstieg an. Den Schi, den wir in einem Latschenfeld entdeckten, konnten wir nicht liegen lassen und gaben ihn beim Jägerwirt ab. Vielleicht findet er ja seinen Besitzer wieder, in einem einigermaßen gutem Zustand war er jedenfalls noch.
Die Tour 'Blue Moon' hat mir echt Spaß gemacht. Dank abwechslungsreicher und flüssiger Kletterei ladet das Gelände richtig zum Gas geben ein. Die Absicherung war auch recht optimal. Es waren so viele Bohrhaken, dass man orientierungsmäßig nicht lange suchen musste und so wenige, dass man nicht von zu viel geklinke im Kletterfluss gestört wird. Der eine oder andere Friend lässt sich zusätzlich gut einbauen.

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