Samstag, 3. Oktober 2015

Steinerweg

Schönes Wetter und Hans hat sturmfrei, da war klar, dass wir heute etwas machen. Leider war ich Anfang der Woche ein wenig krank und fühlte mich noch nicht wieder topfit. Also beschlossen wir eine relativ leichte Tour zu gehen, die bei Hans schon auf der ToDo Liste stand bevor ich zum Klettern anfing und auf meiner ToDo Liste Einzug hielt kurz nachdem ich von Hans zum Klettern gebracht wurde: den Steinerweg durch die Dachstein Südwand. Kurz nach 5 starteten wir von der Talstation der Hunnerkogelbahn, wo ich meine neue Stirnlampe einweihte. Begeistert spazierte ich im perfekt gleichmäßigen Lichtkegel zur Südwandhütte. Von dort ging es weiter über den gut markierten Weg in Richtung Johann-Klettersteig, welchen wir nach einer Stahlseil-Passage bald links abbiegend verließen. Der Zustieg war durchgehend gut mit ziemlich neuen roten Punkten markiert und zusätzlich von einigen Stirnlampen ausgeleuchtet. Wir waren nämlich nicht die einzige Seilschaft, die das gute Wetter am Wochenende nutzen wollte. Vor uns war noch eine Seilschaft und hinter uns kamen auch noch 3-5 Seilschaften nach. Beim Einstieg trafen wir auf die beiden Anführer des Laternenumzuges, sie machten sich gerade bereit zum Losklettern. Wir taten es ihnen nach und beschlossen, das Seil auf ca. 35m zu kürzen, um effizienter simultan gehen zu können. Da die zwei Kletterer vor uns nicht simultan gingen, ließen sie uns netter Weise beim zweiten Stand überholen und wir zischten vorbei. Den ersten Vorstieg überließ Hans mir und es lief richtig gut; als ich mein gesamtes Material los war und das erste Mal Stand machte hatten wir fast 9 Seillängen und somit das Plattendach hinter uns gelassen. Hans machte in der gleichen Tonart weiter und so war unser zweiter Stand nach dem Salzburger Band. Auch bei meinem zweiten Vorstieg lief es noch mal sehr gut und ich ging alle vier Tiblocs aus. Die dabei gemeisterte lange Verschneidungsrampe hatte es aber scheinbar doch ein wenig in sich, in unserem dritten Stand teilten wir uns einen Müsliriegel und beschlossen, die Sache ab jetzt ein wenig gemütlicher anzugehen. Nachdem wir 2/3 der Tour in quasi 3 Seillängen vereint hatten, meinten wir, dass wir uns ein wenig Gemütlichkeit redlich verdienten. Also hängten wir ab jetzt im Schnitt nur mehr zwei Seillängen zusammen was klarerweise mehr Pausezeit für den nicht Kletternden bedeutete. Nach ein paar kleineren Topo-Unklarheiten und dem etwas gefinkelten, berüchtigten Schluchtüberhang, standen wir somit bald am Ausstieg beim Westgrat-Klettersteig und etwas später am Gipfel.
Eigentlich dachten wir uns, dass im Steinerweg schon viel los war. Was sich beim Abstieg zur Seilbahn am Schulter-Klettersteig abspielte war aber nicht mehr normal. Scheinbar wollte ganz Mitteleuropa das schöne Wetter nutzen um den Dachstein zu erklimmen. Auf Grund des permanenten Gegenverkehrs kamen wir nur sehr mühsam voran, was uns aber eigentlich ziemlich egal war, da wir sowieso sehr gut in der Zeit lagen. Bei der Bergstation angekommen jausneten wir noch Äpfel und Tee und gönnten uns anschließend die horrend-teure Talfahrt.
Der Steinerweg ist wohl einer der schönsten Anstiege auf den Dachstein. Nichts desto trotz sollte er nicht unterschätzt werden, UIAA IV sollte man auch über längere Distanz sicher beherrschen und ein wenig Erfahrung in der Wegfindung schadet auch nicht. Durch die teilweise etwas weiteren Sicherungsabstände, insbesondere im letzten Abschnitt, muss man schon das nötige Auge für die Linie haben sowie das Selbstvertrauen und die Moral es dann auch ohne Bestätigung der richtigen Linienwahl durch Haken durchzuziehen. Für mich war diese Tour heute jedenfalls das ideale Gesund-Werde-Programm nach meiner Krankheitspause.

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