Sonntag, 23. August 2015

Peterkaführe

Vor einigen Jahren waren Hans und ich in die Tour "Peterkaführe" in der Festkogel Südwand eingestiegen. Nachdem ich damals in der ersten Seillänge moralisch etwas überfordert gewesen war und wir in der zweiten Seillänge das Topo verloren hatten, hatten wir beschlossen abzuseilen. Heute half mir Melanie dabei diese Altlast aufzuarbeiten. Im Festkogel-Vorbau entschieden wir uns diesmal für die "Klassische". Leider war die erste Seillänge noch im Schatten, weshalb meine Finger ziemlich Taub wurden. Die Kletterei war aber trotzdem sehr schön und kurz nachdem ich im ersten Stand war, genoss ich die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut. Auch Melanie war froh, als wir den Schatten unter uns zurück ließen. Die zweite Seillänge im Vorbau begeisterte mich mit traumhafter aber nicht ganz geschenkter Wasserrillenkletterei und in der letzten Seillänge war fast nur mehr leichte Kraxelei. Während Melanie zu mir herauf nachkam, brach der letzte Nachsteiger einer Dreierseilschaft in der links von uns gelegenen Tour "Regenschauer" einen großen Felsblock (ca. 80x40x40cm) heraus. In der Hälfte der Wand schlug er das erste Mal auf und zerbrach in einige immer noch recht große Einzelteile, die schlussendlich mit gewaltiger Wucht im Schotterfeld detonierten. Glücklicherweise wurde niemand getroffen und es blieb lediglich ein erhöhter Adrenalinpegel bei allen Beteiligten zurück.
Für das Gehgelände zwischen Vorbau und Hauptwand zogen Melanie und ich schlauerweise wieder die Zustiegsschuhe an. Am Einstieg angekommen wirkte der damals so grimmige Kamin auf mich überhaupt nicht mehr einschüchternd und auch beim Klettern war ich positiv überrascht wie gut sich alles auflöste und wie wenig brüchig der Fels eigentlich war. Auch die weiteren Seillängen waren kaum brüchig und die Kletterei war unglaublich abwechslungsreich und schön. Kamine, Verschneidungen, Platten - alles war dabei, da ließ die klassische Linienführung keine Wünsche offen. Die Schwierigkeiten sollten gut beherrscht werden, die Absicherung ist ziemlich spärlich. Immerhin waren die Standplätze saniert, so war ich mir zumindest sicher, dass ich die Linie richtig gefunden hatte. Nachdem wir den lustigen "Reitriss" und den abschließenden Rucksack-feindlichen Kamin hinter uns gelassen hatten, standen wir bald am Festkogel-Gipfel.
Hinunter ging es über den teils mit roten Punkten und teils mit Steinmännern markierten Steig durch eine bizarre Felslandschaft. Es ist immer wieder beeindruckend, welche massiven und dennoch fragil wirkenden Gebilde das Wasser aus dem Kalkstein formt. Im Schneeloch trafen wir auf den Wanderweg, der uns zurück zum Auto geleitete. Zur Abrundung ließen wir uns ein köstliches Schnitzel beim Kölblwirt schmecken.
Die "Klassische" im Festkogel-Vorbau und auch die "Peterkaführe" in der Südwand sind beides sehr empfehlenswerte Touren in abwechslungsreicher Linienführung. Um Freude darin zu haben sollte der Vorsteiger aber unbedingt eine gefestigte Moral mitbringen.

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