Sonntag, 19. April 2015

Eisenerzer Reichenstein und Hohe Zölz

Nach dem sommerlichen Fels in Paklenica war zurück in der Steiermark noch mal Winterprogramm angesagt. Alex und ich wollten ein wenig Rinnen putzen und hatten uns dafür den Rinnenklassiker schlecht hin in der Steiermark ausgesucht; die Rote Rinne am Eisenerzer Reichenstein. Für Massenaufläufe sind wir aber Beide nicht zu begeistern, daher hat Alex sich eine schöne Runde überlegt, wo wir großteils Einsamkeit genießen konnten. Los ging es vom Parkplatz Klausenhube im Gößgraben. Die wenigen Zentimeter Neuschnee von gestern waren auf der Forststraße zur Linsalm nicht liegen geblieben und so kamen wir vorerst noch trockenen Fußes voran. Als wir die Forststraße verließen, wurden die Turnschuhe doch noch weiß. Die Altschneedecke begann auf ungefähr 1200m und bis dorthin hatte ich mir doch ein paar Mal gedacht, dass ich anstatt meiner alten, löchrigen Turnschuhe lieber die neuen Zustiegsschuhe hätte nehmen sollen. Aber egal, nun waren wir beim Turnschuhdepot angekommen und weiter ging es auf den Schi. Dank des nun deutlich leichteren Rucksackes fühlte sich der Weiterweg beflügelt an und die Schultern konnten durchatmen. In der Steilstufe zum Reichenhals lagen unter dem Neuschnee versteckt einige Lawinenknollen, was die Spuranlage nicht gerade leichter machte. Alex fand aber eine gute Linie hindurch und bis auf ein paar mühsamere Passagen, wo mir der Talschi trotz Harscheisen von der harten Altschneeschicht abrutschte, kamen wir problemlos voran. Vom Sattel aus ging es über einen Schneegrat und eine kurze Steilstufe auf das Hochplateau, welches uns zur Reichensteinhütte und wenig später zum Eisenerzer Reichenstein führte. Dort erblickten wir die ersten Menschen und kurz vor uns war die erste Präbichler Partie am Gipfel. Bevor wir die Rote Rinne abfuhren, hatten schlussendlich bereits 5 Personen die Rinne ausgeputzt. Sonderlich schöne Bedingungen waren leider auch nicht vorzufinden. Durch den Neuschnee firnte die Altschneedecke kaum auf, weshalb der Untergrund relativ hart war. Zusätzlich sorgten die von Lockerschneelawinen geformten Lawinenläufe und im Auslauf die Lawinenknollen für einen recht unebenen Untergrund. Na gut, genug geschimpft über zu viele Menschen und schlechte Bedingungen, im Grunde ist die Rote Rinne sehr schön und nicht ganz unverdient so beliebt. Im Auslauf der Rinne nahmen wir Abschied von den Menschenmassen und fuhren zum Krumpensee ab. Nach einer kurzen Stärkung nahmen wir den Anstieg zur Hohen Zölz in Angriff. Die Steilstufe auf den Ostrücken brachten wir teilweise zu Fuß hinter uns, die Bedingungen zum Stapfen waren hervorragend. In einer Bruthitze ging es die letzten flachen Meter auf die Hohe Zölz, wo wir eine ausgiebige Jausenpause machten.
Die Nordrinne zwischen Hauptgipfel und Vorgipfel hatte uns bereits beim Aufstieg angelacht und einen kurzen Abstieg später standen wir schon mittendrin. Nach ein paar verhalteneren Schwüngen kamen wir in den Pulverschnee und spätestens ab da war die Rinne ein Traum. Der Untergrund war nahezu plan und die wenigen Zentimeter Neuschnee machten die Abfahrt zum puren Genuss. Auch wenn die Tour bis dorthin schon ganz nett war, die geniale direkte Nordrinne von der Hohen Zölz machte die Tour zu einer Traumtour. Die weitere Abfahrt bis zum Turnschuhdepot war auch noch erstaunlich schön und der Abstieg zum Auto schnell erledigt.
Für eine dermaßen geniale Tour hat sich das Frühaufstehen auf jeden Fall ausgezahlt. Auch wenn die Rote Rinne nicht ganz den Erwartungen gerecht wurde, ließ mich spätestens die direkte Nordrinne von der Hohen Zölz himmelhoch jauchzen.

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