Sonntag, 5. Juli 2015

Gamsig

Eigentlich wollten Hans und ich heute die Tour 'Freier als Paul Preuß' in der Bratschenkopf Südwand gehen. Bei der gestrigen Anreise hatten wir allerdings schon das große Altschneefeld unter der Wand erspäht und in Kombination mit unseren schmerzenden Zehen und der leichten Ausgelaugtheit von der gestrigen Tour, entschieden wir uns für eine leichtere, kürzere Tour. Unsere Wahl fiel auf die Tour 'Gamsig' durch den Gamsleitenkopf-Südostpfeiler. In diese Tour waren wir vor einigen Jahren schon mal eingestiegen, hatten uns dann aber etwas verkoffert und ich verlor außerdem noch das Topo, weshalb wir damals beschlossen hatten abzubrechen. Wie auch immer, neuer Einstieg neues Glück, dachten wir zumindest. Zunächst war uns das Glück jedoch nicht ganz hold, kurz vor uns stieg eine Seilschaft ein und so wurden wir zunächst etwas eingebremst. In der zweiten, etwas splittrigen Seillänge brach Hans ein Stein aus, was ihn moralisch nicht gerade beflügelte. Auf dem Gratstück, wo wir beim letzten Mal falsch abgezweigt waren, konnten wir dann die andere Seilschaft endlich überholen und fanden diesmal sogar den richtigen Stand nach diesem Abschnitt. Da wir schon so im simultan klettern drinnen waren, rauschte Hans gleich weiter und verstieg sich unglücklicher Weise, wodurch wir schlussendlich genau dort landeten, wo wir beim letzten Mal abgebrochen hatten. Heute hatten wir aber noch das Topo und die Motivation auf unserer Seite, weshalb wir über einen gekonnten Linksquergang wieder direkt in die Tour hinein querten. Ein paar leichtere Seillängen hatten wir damit zwar umgangen, direkt unterhalb des 'bärigen Risses' kamen wir jedoch wieder in die Tour hinein. Durch Steinausbruch und Versteiger moralisch geschwächt, trat Hans diesen 'bärigen Riss' an mich ab und so durfte ich die geniale Seillänge vorsteigen. Mit 20m Hakenabständen und kaum mobilen Sicherungsmitteln am Gurt war es vermutlich die richtige Entscheidung (mit dem richtigen Material ließe sich der Riss sehr gut absichern). Jedenfalls war die Seillänge unglaublich schön und tatsächlich nicht schwer. Im weiteren Verlauf kamen noch einige schöne Seillängen mit zwischendurch immer wieder leichten Verbindungsstücken. Am Ausstieg angekommen, waren Hans und ich dann doch froh, dass wir die Füße nicht mehr in die Kletterschuhe stopfen mussten.
Am Gipfel legten wir eine ausgiebige Jausenpause ein und stiegen anschließend über die Nordflanke ab. Die Steigspuren und Steinmänner leiteten uns problemlos zum Hochkönigsteig, über den wir bald die Mitterfeldalm erreichten. Dort gönnten wir uns noch Radler und Kuchen, bevor wir zum Auto abstiegen.
Die Tour selbst ist sehr schön, auch wenn die Wegfindung nicht immer ganz einfach ist. Jedenfalls sollten die Schwierigkeiten halbwegs beherrscht werden, da teilweise auch mit etwas weiteren Hakenabstände zu rechnen ist. Falls man keine Runouts mag, kann man mit ein paar Keilen und Friends die Tour recht brauchbar absichern.

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