Montag, 31. Dezember 2018

Spielberg

Silvester-Schitour juhujuhu. Nachdem Melanie und ich in den letzten Jahren zu Silvester eher auf die Suche nach sonnigem Fels als nach pulvrigem Weiß waren, lag heute die Entscheidung für unsere Silvester-Aktivität klar auf der Hand. Bei der winterlich verzauberten Schneelandschaft ging es definitiv mit Schi auf die Berge. Josef war auch dabei und so fuhren wir nach Gaißau. Der Parkplatz beim noch geschlossenen Spielbergalm-Lift war nicht geräumt und vom Parken an der Straße riet uns der nette Polizist mit den Worten 'I hob jo a koa freid beim Strofzettl schreibn' ab. Also verließen wir den chaotisch von Autos umschwirrten Bereich beim Liftparkplatz wieder und parkten am geräumten Gemeindeparkplatz bei der Bushaltestelle im Ort. Dank des reichlichen Schneefalls ließ es sich auf Gehsteig und Straße mit den Schi nicht schlechter gehen als mit dem Auto fahren. Nach ein paar Metern auf der eingeschneiten Straße bogen wir links ab und stiegen über schöne Wiesenhänge und einem Vorgarten Richtung Spielbergalm auf. Bald verwandelten sich die Wiesenhänge in einen winterlichen Zauberwald, durch den wir gemütlich die Spielbergalm erreichten. Eigentlich wollten wir auf das Wieserhörndl. Da ich aber leider auf die Karte vergessen hatte, wir uns in der Gegend nicht wirklich auskannten, die Sicht keinen Blick in die Ferne erlaubte und die Schneeschuhwanderer uns nicht ganz in die richtige Richtung schickten, landeten wir auf dem Spielberg.
Egal, dort war der Schnee auch fein. Nach einer kleinen marzipanigen Stärkung, passend zu Silvester, wedelten wir im Pulverschnee über die Schipiste, die schönen Wiesenhänge und den Vorgarten hinunter. Die Straße ließ sich immer noch ganz gut mit den Schi befahren und so konnten wir direkt beim Auto abschwingen.
Die Schitour auf den Spielberg von Gaißau ist eine hervorragende Wahl für eine gemütliche Genußschitour, zumindest solange das Schigebiet noch geschlossen hat. Der idyllische Aufstieg durch den Wald und die Abfahrt über sanfte freie Hänge ist bei winterlichen Verhältnissen wirklich herrlich. Der Parkplatz bei der Bushaltestelle in Gaißau ist als Ausgangspunkt eine gute Alternative zum Liftparkplatz. Vor allem wenn der Liftparkplatz zugeschneit ist und auf der Straße genug Schnee liegt, um mit den Schi befahren zu werden.

Samstag, 29. Dezember 2018

Mareitkopf

Angeblich sollte ja in den Bergen Tirols schon Schnee zu finden sein. Also machten Melanie und ich uns heute auf die Suche danach. Allzu weit fahren wollten wir aber nicht und dennoch einen halbwegs schneesicheren Ausgangspunkt haben. Daher fiel die Wahl auf den Luegergraben in Inneralpbach. Der gebührenpflichtige Parkplatz war schon gut besucht und die Rodelbahn zur Faulbaumgartenalm in dem erhofft guten Zustand. Kurz vor der Faulbaumgartenalm verließen wir die Rodelbahn und bogen nach rechts zum Inner-Mareit Niederleger ab. Freie Hänge und eine kurze Forststraßenschleife führten uns hinauf zum Inner-Mareit Hochleger. Oberhalb der einladenden Almhütte erwarteten uns freie Hänge in angenehmer Neigung und kaum verspurter fast pulvriger Schnee, da wuchs die Vorfreude auf die Abfahrt. Kurz vor dem Gipfel trafen wir auf die alte Aufstiegsspur, die üblicherweise scheinbar weiter nordöstlich angelegt wird.
Ein wenig Ausblick genießen war bei dem schönen Wetter am Gipfel auf jeden Fall drinn. Lange blieben wir aber nicht oben ehe wir uns in die Abfahrt stürzten. Schnee war zwar nicht zu viel, aber definitiv genug und gelegentlich genossen wir sogar herrliche Pulverschwünge. Zurück auf der Rodelbahn kamen wir problemlos ohne neuen Kratzer im Schi zum Auto.
Die Schitour auf den Mareitkopf hat trotz des verhältnismäßig langen Rodelbahn-Abschnittes einige schöne Hänge zu bieten. So viel los wie beispielsweise am Seekopf ist auch nicht. Kurz aber dennoch empfehlenswert würde ich sagen.

Samstag, 22. Dezember 2018

Maria Schnee

Vorweihnachtliche Treffen mit Freunden beim Glühweinstand, davon gibt es für meinen Geschmack genug in der Adventzeit. Daher trafen wir uns zum Weihnachtswandern in den Seckauer Alpen. Am gebührenpflichtigen Parkplatz beim Kühberger warteten Val, Andi, Andi und Alex bereits auf Melanie und mich, da wir uns bei der Anfahrt in dem verzweigten Straßennetz bei Seckau ein wenig verfuhren. Dank Sonnenschein am Ausgangspunkt mussten wir aber kein allzu schlechtes Gewissen haben. Top ausgerüstet mit Rutschschaufel und Plastiksackerln ging es hinauf in Richtung Maria Schnee. Zum Schitourengehen wäre es zu wenig Schnee gewesen, zum stimmungsvollen Winterwandern war es optimal. Angezuckert war die Landschaft, Gamaschen waren aber nicht nötig bei dem kaum mehr als knöchelhohen weißen Bodenbelag. Bei angeregter Plauderei verging die Zeit wie im Flug und schon standen wir bei der Wallfahrtskirche.
An der sonnigen, windgeschützten Kirchenwand ließ es sich gut aushalten und wir wurden sogar mit köstlichen Keksen von Andi und Val verwöhnt. Bergab machten sich Rutschschaufel und Plastiksackerln richtig bezahlt. Rasante Abfahrten in Kombination mit lustigem Gepurzle im Schnee sorgten für jede Menge Gelächter. Auch wenn bei dem ein oder anderen Manöver auf volles Risiko gegangen wurde, alle Steißbeine blieben heil. Die abschließende Schneeballschlacht sorgte dann endgültig für einen Muskelkater der Lachmuskulatur am nächsten Tag.
Wenn noch nicht allzu viel Schnee gefallen ist, eignet sich der Pilgerweg zur Wallfahrtskirche Maria Schnee hervorragend zum Winterwandern. Und mit der richtigen Truppe wird das Ganze zu einer riesen Gaudi.

Sonntag, 16. Dezember 2018

Magična goba Fungo magico

Zumindest noch ein bisschen Mehrseillängen klettern bevor die Schitourensaison richtig losgeht, das war meine Überlegung für dieses Wochenende. Jakob war davon leicht zu begeistern und so fuhren wir gestern nach Osp. Auch wenn die längsten Mehrseillängen dort gerade mal 140 Meter haben, durch die Wetterentwicklung der letzten Zeit war Osp die eindeutig beste Wahl für uns. Kein Regen in den letzten Tagen, also vermutlich trockener Fels, und Sonnenschein prognostiziert fürs Wochenende, was bei Temperaturen um die 5°C klar von Vorteil ist. Dank motiviertem Start in Graz und reibungsloser Anfahrt waren wir gegen 11 Uhr hinten bei der Grotte im Mehrseillängen-Sektor von Osp. Etwas zu früh, da die Sonne den Einstieg noch nicht erreicht hatte. Da wir es vermeiden wollten im ersten Stand abzufrieren, liefen wir die leichteste Tour 'Medo' hinauf und checkten die Abseilpiste aus. Da Jakob startete und die ersten drei Seillängen zusammen hängte, musste ich keinen einzigen Zwischenstopp in der Wand machen und durfte die Tour in einem Rutsch durchklettern. In der Sonne war es richtig angenehm und die Abseilpiste brachte uns flott zurück zum Einstieg. Mittlerweile erleuchtete die Sonne die gesamte Wand und wir konnten nach Herzenslust eine Klettertour wählen die uns anlachte. Irgendwie verlockte uns die Tour 'Magična goba Fungo magico' am meisten, also nichts wie ran an den Fels. Die eigentlich noch recht leichte erste Seillänge war zwar wirklich schön und machte Lust auf mehr, geschenkt war sie aber nicht. Die anschließende Seillänge ist meiner Meinung nach ein absolutes Highlight. Die leicht überhängende Verschneidung zu Beginn fordert Technik und Gelenkigkeit gefolgt von einem henkeligen, stärker überhängenden Bereich und einigen Sinterklettermetern ehe man die 'Fungo magico' erreicht. Ich entschied mich für die ganz linke Hakenreihe, da ich vermutete, dass das die Originallinie ist. Die anhaltend steile und wirklich lange Seillänge forderte mich ganz schön und im oberen Bereich musste ich bei jedem Haken Pause machen. So lang, so schön und so anstrengend. Danach kam eine etwas flachere Seillänge mit einer markanten Schlüsselstelle über einen kurzen Überhang und danach ein paar senkrechten Metern zum nächsten Stand. Nun steilte das Gelände noch mal richtig auf. Es folgte eine kurze und knackige Seillänge. Zwar war kein einziger schwerer Zug oder schlechter Griff dabei, dennoch musste ich oft rasten und kam recht außer Atem am nächsten Stand an. Während Jakob nach kam, hatte ich das Gefühl als ob es kälter werden würde und als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass die Sonne bereits kurz vor dem Untergehen war. Da die Schlüsselseillänge noch vor uns lag und wir sicher noch einige Zeit bis zum Ausstieg brauchen würden, entschieden wir uns dafür abzuseilen. Doch auch Abseilen ist in derart steilem Gelände nicht so leicht. Jakob arbeitete sich Haken für Haken die steile Seillänge hinab und ich pendelte beim Nachkommen Haken für Haken weiter weg von der Wand.
So ein Rückzug macht irgendwie echt Spaß, auch wenn er mühsam ist. Zuletzt seilten wir noch ungefähr 55 Meter frei hängend ab ehe wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Ganz so leicht gaben wir uns aber nicht geschlagen. Nach einer erholsamen Nacht und ein bisschen Sportkletterei in der Sonne kamen wir heute zum Einstieg zurück und starteten noch im Schatten in die Tour. Der erste Stand war aber schon in der Sonne und so ging es dennoch angenehm warm aufwärts. Leider legte sich immer wieder ein Schleier um die Sonne und machte es etwas frisch. Beim Klettern störte das überhaupt nicht und im Stand ließ es sich meist gut aushalten. Bis zum gestrigen Umkehrpunkt kamen wir diesmal etwas schneller. Wirklich spritzig fühlte ich mich aber nicht und auch heute musste ich einige Male zwischendurch rasten. An einen Durchstieg war nicht zu denken. Schöne Kletterei war es aber allemal und dass wir noch mal eingestiegen sind hat sich auch voll ausgezahlt. Die Schlüsselseillänge war nämlich wirklich richtig herrlich. Nach einem eher gemütlichen aber steilen Start wurde es zunehmend schwerer und steiler. Die Züge lösten sich alle schön auf und ich kam Haken für Haken weiter hinauf. Die steile, leistige Schlüsselsequenz machte noch mal richtig Spaß, ehe das Gelände ein wenig abzuflachen begann. Senkrecht wurde es aber erst wieder beim Stand. Nicht nur die Schlüsselseillänge war traumhaft schön, auch die darauffolgende leichtere Seillänge war wirklich genial und teilweise extrem rau. Ob wir den Ausstieg ganz richtig trafen bin ich mir nicht ganz sicher, so oder so fanden wir im Dämmerlicht problemlos zur Abseilpiste und bald darauf zurück zum Auto.
Die Tour 'Magična goba Fungo magico' ist ganz klar absolut empfehlenswert. Eine derartig steile Mehrseillänge bin ich bisher noch nie gegangen. Aber nicht nur die Steilheit ist beeindruckend, auch die Kletterei ist unglaublich schön und überraschend abwechslungsreich. Dass die Tour nur 140 Meter lang ist stört das Gesamtbild überhaupt nicht. Gefühlt war die Tour länger als so manche deutlich längere Mehrseillänge. Scheinbar zählen überhängeden Meter doppelt ;-)

Sonntag, 25. November 2018

Vordere Brandjochspitze

Heute war Melanie und mir nach ein wenig Kraxelei. Allzu hoch hinauf sollte es aber nicht gehen, da auf den Bergen vermeindlich doch nennenswerte Mengen an Neuschnee gekommen waren. Also fiel die Wahl auf den Südgrat der Vorderen Brandjochspitze in der Nordkette über Innsburck. Das Auto ließen wir bei der Hungerburg stehen und marschierten über den Achselboden hinauf zum Brandjochkreuz. Die kalte klare Luft war herrlich und der Tiefnebel in Kombination mit dem Licht-Schatten-Spiel von Sonne und Wolken zauberte eine malerische Stimmung. Wirklich viele Leute waren nicht unterwegs. Um das Brandjochkreuz trafen wir aber doch den Einen oder Anderen. Auf unserem Weiterweg lag immer wieder ein wenig Schnee, insbesondere schattseitig. Wirklich störend war er aber kaum. Der Kamin-Abstieg zu Beginn der Schwierigkeiten machte mir ein bisschen mehr zu schaffen als erwartet. Zwar löste er sich wunderbar auf, aber ganz fit fühlte ich mich heute nicht. Mit der nicht ganz optimalen mentalen Tagesverfassung war es mir lieber, dass wir uns im schwersten Bereich anseilten. Auch wenn wir nur für ein paar Meter am Seil waren, irgendwie ging es mir danach besser und ich konnte den restlichen Grat mehr genießen. Als wir uns anseilten überholten uns zwei Bergsteiger, mit denen wir danach immer wieder die Führungsposition tauschten. Auch am Gipfel kamen wir zugleich an.
Hinunter waren wir dann ein wenig voran. Beim Frau Hitt Sattel trafen wir einander noch mal ehe die Beiden in Richtung Seegrube abzweigten und wir über die Höttiger Alm und die Umbrüggler-Alm zur Hungerburg abstiegen.
Der Südgrat der Vorderen Brandjochspitze dürfte ein sehr beliebter Grat sein. Zurecht würde ich sagen, mir hat er gefallen. Von der Hungerburg aus ist jedoch der Grat Anteil der gesamten Tour eher gering.

Freitag, 9. November 2018

Nevado Acay

Etwas wehmütig machten Melanie und ich uns heute auf den Weg zu unserem letzten Berg für diesen Urlaub. Dafür, dass die gestrige Anfahrt unseren 2WD Duster fast überfordert hätte, waren die Steigspuren in den Schotterhängen auf der Nordwestseite des Nevado Acay überraschend markant. Dank der guten Spuren und perfekten Akklimatisierung kamen wir zügig voran. Auf gut halber Strecke machten wir gemütlich Pause und ließen uns von der Sonne wärmen, während wir fasziniert in die Ferne blickten. Nicht lange nachdem wir wieder los gingen erreichten wir auch schon den Gipfel. Mittlerweile machten wir die Höhenmeter in dieser Höhe schon fast so schnell wie zuhause.
Nostalgisch schwelgten wir in Erinnerungen an die letzten Tage und blickten in das weite Land, das wir gut kennen gelernt hatten. Alle Berge unseres Urlaubs konnten wir von hier heroben noch mal sehen. Selbst den fast 250 Kilometer entfernten Llullaillaco konnten wir am Horizont noch so klar sehen, als würde er direkt neben uns stehen. Eine wirklich beeindruckende und lohnenswerte Zeit ging nun zu Ende und es hieß Lebewohl sagen zur Puna de Atacama. Beim Abstieg verliefen wir uns noch ein wenig im Blockgelände und fanden einen Schneemann mit funkelndem Zylinder, ehe wir mit dem Auto zurück nach Salta fuhren.
Der Nevado Acay ist ein absolut lohnenswerte nicht ganz 6000er, für den ich zur Anfahrt einen 4WD Toyota Hilux oder ähnliches empfehlen würde. Vor allem sehr viel Bodenfreiheit ist von klarem Vorteil. Das Wegenetz zum Gipfel ist recht gut ausgetreten und daher kommt man ziemlich gemütlich hinauf wenn man entsprechend akklimatisiert ist.

Donnerstag, 8. November 2018

Cerro Negro

Nun wären wir zwar top akklimatisiert gewesen, aber leider fehlte uns die nötige Zeit um noch mal zum Llullaillaco zu fahren. Also suchten Melanie und ich uns noch den einen oder anderen Berg um San Antonio de los Cobres. Heute stand der Cerro Negro am Programm, ein schöner Aussichtsberg nördlich der Stadt. Bei der Anfahrt bemerkten wir bereits die vielen Militärfahrzeuge und waren etwas besorgt, dass wir doch noch umplanen müssten. Doch die Sorgen waren völlig unbegründet, freundlich und herzlich wurden wir empfangen und durften uns sogar mitten zwischen die Militärfahrzeuge hineinparken. In dem schönen Kar stolperten wir über so manche schöne Pflanze und das ein oder andere Kleintier. Nachdem wir in den letzten Tagen meist sehr einsam unterwegs waren und kaum Menschen getroffen hatten, war es umso merkwürdiger als uns Unmengen an Bundesheerlern entgegen kamen. Noch merkwürdiger war, dass alle freundlich waren und ein nettes Wort für uns über hatten. Manche fingen sogar in perfektem Englisch zu Plaudern an. Ein herzliches Bundesheer, was es nicht alles gibt auf der Welt. Das Kar hinauf und nach links noch ein wenig den Rücken entlang und schon standen wir am Gipfel.
Dort trafen wir den zweiten riesen Haufen an Bundesheerlern. Wir setzten uns etwas abseits und genossen die Sonne und den Ausblick. Besonders schön stach der Volcan Tuzgle mit seinen markanten erstarrten Lavaströmen ins Auge. Hinunter ging es auch wieder flott und so verließen wir die Militärbasis auf der Suche nach einsameren Orten.
Die Wanderung auf den Cerro Negro wäre, für uns, wohl die optimale erste Akklimatisierungstour gewesen. Mit einer Gipfelhöhe knapp unter 5000 Meter und ca. 1000 Höhenmeter Aufstieg hätte das mein Magen am ersten Tag vermutlich besser vertragen. Top akklimatisiert wie wir mittlerweile waren, kam uns die Tour heute ein bisschen kurz vor. Spaßig war es mit den Bundesheerlern aber auf jeden Fall.

Mittwoch, 7. November 2018

Nevado Queva

Nach dem Rückschlag am Llullaillaco wollten Melanie und ich zumindest noch einen 6000er schaffen in diesem Urlaub. In zwei relativ gemütlichen Tagesetappen wollten wir den Nevado Queva erklimmen. Also Zelt und Kocher eingepackt und los ging es in ein fruchtbares Tal bei Santa Rosa de los Pastos Grandes. Der grüne Talboden in mitten der kargen Wüste zauberte einen beeindruckenden Kontrast in die Landschaft. Den vermutlich domestizierten Lamas und Esel zu Beginn des Tales ging es offensichtlich gut. Dafür sorgte der überraschend wasserreiche Bach und die rundum gedeihende Pflanzenvielfalt. Melanie und ich waren mittlerweile scheinbar brauchbar akklimatisiert, zumindest kamen wir gut voran und ließen das lange, flache Tal bald hinter uns. Trotz einer kleinen Extraschleife schafften wir es am ersten Tag noch bis auf 5000 Meter, wo wir uns einen feinen Lagerplatz einrichteten. Kochen, essen und Zähne putzen ging sich auch noch vor Sonnenuntergang aus und so waren wir schon in unseren kuschelig warmen Schlafsäcken bevor die Kälte der Nacht zuschlug. Im Morgengrauen des zweiten Tages ging es wieder los und wir fühlten uns immer noch fit. Melanie war es ja sowieso immer besser gegangen als mir, aber auch ich hatte mittlerweile meine Bauchprobleme hinter mir gelassen. Zunächst führte uns ein Kar an der Südseite aufwärts. Der äußerst bizarr geformte Schnee in dem Kar war nicht allzu dankbar zum Gehen. Halb im Schotter und halb im Schnee ging es aber großteils ganz gut. Nachdem wir einen Sattel auf ca. 5800 Metern erreicht hatten, lag nun ein eigentlich recht kurz und gar nicht so steil wirkender Schotterhang vor uns. Der Eindruck täuschte jedoch, die folgenden gut 200 Höhenmeter Schotter-Wühlerei waren richtig mühsam und zermürbend. Heilfroh erreichten wir nach einer gefühlten Ewigkeit den Vorgipfel. Nach dem Schotterkampf war der restliche Aufstieg auf den Hauptgipfel nur mehr ein Spaziergang.
Eigentlich fühlten wir uns ganz gut, unsere blauen Lippen machten mir allerdings ein wenig Sorgen. Allzu lange hielten wir uns deshalb nicht auf dem Gipfel auf, auch wenn wir ewig die Aussicht genießen hätten können. Hinunter gingen wir über die Südostseite, da dort die Schotterfelder noch einladender zum Hinunter-Surfen aussahen. So kamen wir recht flott zurück zum Zelt. Der weite Abstieg durch das nicht enden wollende Tal zum Auto zog sich aber noch mal ganz schön.
Als Zweitagestour war der Nevado Queva für uns ziemlich optimal. So konnten wir die sich wandelnde Landschaft in vollen Zügen genießen und eine wundervolle Nacht im einsamen Zelt verbringen. Bis auf ein mühsames Schotterfeld, das wir vermutlich zum Teil über ein Schneefeld umgehen hätten können, waren die beiden Tage absolut genial. Nun hatten wir unseren ersten 6000er in der Tasche.

Montag, 5. November 2018

Llullaillaco Basislager

Nachdem die Akklimatisationstour nicht ganz optimal gelaufen war, gönnten wir uns einen Regenerationstag, den wir dazu nutzten, um tiefer in die Wüste einzudringen. In insgesamt ungefähr 8 Stunden Nettofahrzeit schafften wir es von San Antonio de los Cobres zum Fuße des Llullaillaco auf 4700 Meter. Mit Landschaft bewundern, regenerieren, genießen, Benzin organisieren und nächtigen in Tolar Grande waren wir gemütliche eineinhalb Tage unterwegs. Von der Fahrzeit her liegt Tolar Grande ziemlich genau in der Mitte und ist ein wirklich charmantes Dorf mit außerordentlich freundlichen Einwohnern. Die Straße von San Antonio de los Cobres bis Tolar Grande war sehr gut ausgebaut und wir kamen mit unserem 2WD Duster problemlos durch. Auch über den großen Salzsee Salar de Arizaro ging es noch flott, doch als wir von der Straße zur Mina La Casualidad abbogen, wurde die Straße merkbar schlechter. Außer dass wir langsamer voran kamen, war das aber soweit auch noch kein Problem. Erst als wir von der Straße Richtung Paso Socompa abzweigten, wurde es mit unserem nicht ganz optimalen Mietauto spannend. Mit etwas Gefühl, viel Schwung, ein bisschen Schneeräumen und gelegentlich dem Motto 'Augen zu und durch' schafften wir es bis zu einem schönen großen Stein in dessen Windschatten wir unser Zelt aufstellten. Windig war es hier heroben nämlich fast immer, aber wunderschön. Eine derart beeindruckende Einsamkeit, Ruhe und Weite kann man sich gar nicht vorstellen. Im Umkreis von einigen hundert Kilometern war vermutlich gerade mal eine Hand voll anderer Menschen.
Unser Ziel mitten im Nirgendwo war klar, wir wollten den Llullaillaco erklimmen. Um uns noch ein wenig weiter zu akklimatisieren und ein wenig Arbeit für die nächsten Tage abzunehmen, schleppten wir am Nachmittag des ersten Tages noch etwas Wasser hinauf ehe wir in unserem Basislager beim Auto schliefen. Am zweiten Tag starteten wir im Morgengrauen unseren ersten Versuch. So richtig rund lief es aber nicht. Wir hatten ein wenig mit Kopfschmerzen zu kämpfen, was wir aber mit Ibuprofen ganz gut in den Griff bekamen. Ich hatte zusätzlich noch etwas Magen zwicken und insgesamt waren wir einfach viel zu langsam. Also legten wir ein Wasser und Material Depot an und hofften darauf, dass wir am dritten Tag besser akklimatisiert sein würden. Noch ein paar Stunden früher schlüpften wir am dritten Tag aus dem Zelt und marschierten unter von Sternen erleuchteten Himmel bergauf. Heute fühlten wir uns eigentlich echt gut und energiegeladen und waren auch deutlich schneller. Mein Magen machte mir aber Probleme, die ich bislang noch nicht kannte. Irgendwie kam meine Energiegeladenheit nicht in den Beinen an. Immer wenn ich motiviert Gas geben wollte, blieb die Energie im Bauch stecken und verlangsamte mich wieder. Mit der Luft, den Beine, der Power und dem Kopf klappte alles hervorragend, doch der Bauch wollte einfach nicht mitspielen. Naja, da kann man nichts machen. Melanie sammelte alleine unser Materialdepot ein während ich mich im Zelt noch ein wenig ausruhte um topfit fürs Autofahren zu sein. Am heutigen dritten Tag ließen wir es bleiben und fuhren zurück nach San Antonio de los Cobres.
Für die Fahrt zum argentinischen Basislager des Llullaillaco würde ich definitiv ein Auto mit viel Bodenfreiheit und Allrad empfehlen, am bessten einen Toyota Hilux. Wir kamen zwar hinauf mit unserem 2WD Duster, ein paar graue Haare hat das aber schon gekostet. Da wir es nicht hinauf schafften, kann ich zur Besteigung des Llullaillaco nicht viel sagen, nur dass es sich nicht rentiert Wasserreservoirs anzulegen. Uns ist sogar ein 6 Liter Kanister über Nacht durchgefroren. Bei sternenklaren Nächten und zweistelligen Minusgraden hätten wir uns das eigentlich auch denken können. Vielleicht hätten wir bessere Chancen gehabt, wenn wir das Zelt mitgeschleppt hätten und es auf zwei Tage anstatt in einem durch probiert hätten. Sicherlich besser wäre es gewesen, wenn wir uns zuvor noch mehr akklimatisiert hätten. Naja, im Nachhinein ist man immer schlauer und wunderschön war die Zeit in dieser abgeschiedenen Gegend allemal.

Donnerstag, 1. November 2018

Volcan Tuzgle

Unvorstellbar ist wohl das Wort, das für unseren Trip in den argentinischen Teil der Atacama Wüste am treffendsten ist. Bereits bei der gestrigen Anfahrt auf die Hochebene der Puna de Atacama wurden Melanie und ich verzaubert von einer Welt die wir bislang noch nie zu sehen bekommen hatten. Vom noch recht grünen Salta fuhren wir bald darauf durch eine Gegend mit riesigen Kakteen ehe wir über einen gut 4000 Meter hohen Pass die karge Wüste erreichten. Die Weite und die Ruhe in dieser Landschaft sind einfach unbeschreiblich. Bei der Anfahrt zur Südwestseite des Volcan Tuzgle durften wir auch schon erleben, dass die Wüste ziemlich belebt ist. Lamas, Hasenmäuse und auch etwas Fuchsähnliches durften wir bewundern. Auf der Ruta Nacional 40 kamen wir mit unserem geliehenen Renault Duster noch problemlos voran. Die letzten Meter auf der Nebenstraße zu unserem Ausgangspunkt waren aber schon ein wenig interessanter. Schlussendlich erreichten wir aber unseren geplanten Ausgangspunkt beim Ausläufer des erstarrten Lavastromes. Da wir die erste Nacht in San Antonio de los Cobres ohne jegliches Kopfweh oder Schlafprobleme überstanden hatten, war ich eigentlich guter Dinge, dass der Volcan Tuzgle für uns optimal zum Akklimatisieren wäre. Mit leichtem Gepäck marschierten wir motiviert los und kamen auch ganz gut voran. Die eine oder andere Pause zum Flora, Fauna oder Ausblick bewundern musste schon sein und ins Schnaufen kam ich deutlich schneller als zu Hause. Mit zunehmender Höhe wurde es dann merkbar mühsamer und so ab ca. 5200 Meter fing für mich der Kampf an. Melanie vertrug die Höhe deutlich besser und hätte neben mir Luftsprünge machen können, während ich fast auf allen Vieren kroch. Mein Wille war heute aber wirklich stark, ich wollte unbedingt auf den Gipfel. Ich ließ sogar meinen Rucksack zurück um besser vorwärts zu kommen. Normalerweise würde ich niemals meinen Rücksack zurück lassen, aber heute gab es mir einen ordentlichen Aufschwung und ich schaffte die letzten Meter zum Gipfel.
Auch wenn ich etwas erledigt war, den unfassbar schönen und beeindruckenden Ausblick vom Gipfel konnte ich trotzdem genießen. Langsam machte ich mich an den Abstieg, von Spritzigkeit war bei mir keine Rede. Melanie ging es dagegen noch immer hervorragend. Sie fand auch meinen Rucksack wieder, der in diesem Schotterlabyrinth fast einer Nadel im Heuhaufen glich. Der Abstieg kam mir ziemlich lang vor und beim Auto angekommen musste ich mir eingestehen, dass ich mich wohl doch ein wenig überanstrengt hatte. Zumindest war mein Magen der Meinung als er sich kurzerhand nach oben entleerte. Ein bisschen Weißbrot und Cola beruhigten ihn aber schnell wieder und bis zum Abendessen war er wieder einsatzfähig.
Als Akklimatisationgipfel war der Volcan Tuzgle heute für mich ein wenig zu hoch. Dennoch bin ich froh, dass wir hinauf gegangen sind. Die Mühen werden nämlich mit einem traumhaften Ausblick belohnt. Das Wegenetz in Kombination mit der Straße die sich fast bis ganz hinauf schlängelt macht den Aufstieg großteils angenehm. Mühsame Schotterpisten muss man hier nicht hinauf wühlen.

Dienstag, 23. Oktober 2018

Zwei Brüder - Morro Dois Irmãos

Während Melanie und ich heute Vormittag mit dem offiziellen Nationalpark-Shuttle von der U-Bahn Station 'Lago do Machado' aus die Christusstatue in Rio de Janeiro besucht hatten, was übrigens hervorragend geklappt hat, hatte Andi bereits alles für unsere Nachmittags-Wanderung auf die Zwei Brüder ausgecheckt. Gegen Mittag trafen wir uns an der Copacabana und stärkten uns noch mit gegrilltem Queijo ehe wir uns am südwestlichen Ende der Copacabana Fahrräder für 10 Reais pro Stunde ausliehen. Der schöne Radweg entlang der Ipanema brachte uns bald zur Bushaltestelle am Fuße der Zwei Brüder. Nach einem kurzen Check der Bremsen entschieden wir uns dazu, die steilen Straßen der Favela Vidigal mit dem Fahrrad zu erklimmen. Ganz wohl fühlte ich mich anfangs nicht, doch die vielen freundlichen Gesichter die uns anlachten (oder doch auslachten?), lockerten die Stimmung schnell auf. Nachdem wir die Fahrräder abgesperrt hatten, ging es noch ein paar Stufen durch enge Gassen aufwärts, bevor wir scheinbar in einer Sackgasse standen. Dort wurde mir wieder etwas mulmiger. Doch bevor wir lange beratschlagen konnten, öffnete sich eine Tür und ein freundlicher älterer Herr erklärte uns, dass wir zwischen den Häusern unter der Stiege durchschlupfen sollten. Tatsächlich fanden wir nach dem Durchschlupf links den Wanderweg im Wald. Nun nahmen wir Fahrt auf und nach einer Abzweigung nach rechts, ein paar Vögeln und Aussichtspunkten befanden wir uns schon am Gipfel.
Auch heute hatten wir wieder traumhaftes Wetter und der Blick auf die Stadt steht denen von Zuckerhut und Corcovado um nichts nach. Das Bier, das Andi bei einem Strandverkäufer an der Ipanema im Vorbeifahren mitgenommen hatte, ließen wir uns in Ruhe schmeckten ehe der Gipfel von immer mehr Leuten gestürmt wurde. Anscheinen kam gerade eine Wandergruppe an. Also nichts wie runter und zurück zu den Fahrrädern. Die Bremsen der Fahrräder hielten besser als erhofft und so ließen wir den Tag bald bei Bier und Caipirinhas am Strand ausklingen.
Die Nähe zur Stadt, der nette Wanderweg und der traumhafte Ausblick machen die Wanderung auf den Gipfel der Zwei Brüder zu einem optimalen Halbtagesausflug. Die Sonne sollte jedoch noch hoch am Himmel stehen. In der Dämmerung könnte ich mir vorstellen, dass es in der Favela Vidigal um einiges gruseliger wird.

Montag, 22. Oktober 2018

Zuckerhut - Pão de Açúcar

Eigentlich hätte ich mir gedacht, dass der erste Blogeintrag des Urlaubs erst in Argentinien zustande kommen würde. Aber in Rio de Janeiro gibt es so viele schöne Granithügel die zum Wandern einladen, das konnten Melanie und ich uns nicht entgehen lassen. Also starteten wir unseren Südamerika Urlaub mit einer Besteigung des Zuckerhutes. Zu Beginn folgten wir dem gut ausgebauten Spazierweg auf der Südseite des Urca bis zu seinem Ende. Von dem Warnschild, dass uns auf dem Weiterweg zum Gipfel des Zuckerhutes Kletterei bis zum dritten Schwierigkeitsgrad prognostizierte, ließen wie uns nicht abschrecken und schlüpften zwischen Mauer und Fels durch. Der anschließende Steig war mal deutlicher, mal etwas verzweigt und führte immer wieder über Reibungsplatten bis an die Ostseite des Zuckerhutes. Über diese verhältnismäßig flache Seite ging es nun in fast direkter Linie Richtung Gipfel. Ganz trafen wir den Steig zwar nicht immer, mehr als ein paar Schritte durch Gestrüpp trennten uns aber nie vom ausgetretenen Trampelpfad. Ein paar weitere Reibungsplatten und eine Verschneidung führten uns schließlich zur markanten Schlüsselstelle. Die auflegerische Steilstufe machte mir bei dem schwitzig-schwülen Wetter und den nicht ganz optimalen Turnschuhen mehr zu schaffen als gedacht und so musste ich eine Stelle nullen. Melanies Schuhe waren noch rutschiger wie meine, mit Hilfe meines Fußes kam sie aber auch gut über die Steilstufe. Der restliche Aufstieg war nur mehr Wanderweg und so stiegen wir bald über die Absperrung in die normale Touristenwelt am Gipfel des Zuckerhutes ein.
Das Wetter war perfekt und die Aussicht ein Traum. Es war auch eher wenig los und so genossen wir die Zeit über den Dächern von Rio de Janeiro bei einer gemütlichen Jause. Hinunter zum Urca ging es mit der Bahn und da wir keinen Ticketschalter fanden, durften wir sogar gratis hinunter fahren. Vom Urca folgten wir dem gut ausgebauten Wanderweg zurück zur Talstation.
Bis auf die ungefähr 5 Meter lange Schlüsselstelle ist der Normalweg auf den Zuckerhut eher ein anspruchsvoller Wanderweg. Den kurzen Abschnitt im dritten Schwierigkeitsgrad sollte man dennoch nicht unterschätzen. Zurecht findet man in der auflegerischen Passage einige Chalkspuren. Der Weg auf den Urca hingegen ist ein gut ausgebauter Weg den jeder der Stiegen steigen kann hinauf kommt. Empfehlen kann ich definitiv beide Wege. Es ist wirklich beeindruckend, dass man zwar mitten in der Stadt ist, aber dennoch nur Wald, Tiere und Meer sieht. Egal wie man hinauf kommt, den Blick vom Zuckerhut auf die Stadt darf man sich nicht entgehen lassen.

Samstag, 13. Oktober 2018

Weißseeferner

An einem so sonnig-milden Herbsttag gibt es doch nichts besseres als in eine schattig-kalte Nordwand einzusteigen. Was Melanie und ich vorher nicht wussten war, dass uns vom Kaunertaler Gletschers-Schigebiet ordentlich eingeheizt werden würde. Zufällig war nämlich heute das 33. Kaunertal-Opening und es wuselten Unmengen an Menschen mit viel zu großem Gewand im frisch eröffneten Snowpark. Von den vielen Menschen bekamen wir bald nicht mehr viel mit als wir ein paar Schritte von der Piste weg waren. Die Musik beschallte jedoch das ganze Kar. Eine Nordwand mit Hintergrundgedudel, so etwas hattet ich auch noch nicht erlebt. Die Bedingungen in der Nordwand der Weißseespitze waren heute nicht ganz leicht. In der kurzen Steilstufe im unteren Wandbereich musste man die Eisgeräte und Steigeisen schon ordentlich in das harte Blankeis hineinschlagen um Halt zu finden. Danach wurde es wieder flacher, doch wir kamen im schneebedeckten Blockgelände nur mühsam voran. Leider waren wir gesundheitlich noch immer nicht topfit und so entschieden wir uns zu Beginn des oberen Steilabschnittes dafür umzukehren.
Auch bergab stellte ich mich mit den Steigeisen am grobschottrigen, schneebedeckten Untergrund nicht allzu geschickt an. Aber Übung macht den Meister und es wurde mit der Zeit besser. Die kurze Steilstufe kamen wir auch gut hinab und so standen wir bald wieder mitten im Menschenhaufen und gönnten uns noch den ersten Glühwein der Saison.
Die Weißseespitze Nordwand ist im Herbst höchst wahrscheinlich etwas anspruchsvoller als im Frühjahr. Im Blankeis ist das vorankommen doch ein bisschen schwieriger als in angenehmen Trittfirn. Außerdem erwartet einen im Herbst ein kurzer kombinierter Abschnitt im oberen Teil, der im Frühjahr vermutlich unter der Schneedecke ist. Eine schöne Tour dürfte es aber auch um diese Jahreszeit sein.

Samstag, 6. Oktober 2018

Kraxengrat

Auch heute war ein herrlicher Herbsttag aber leider waren wir auch heute nicht ganz fit. Also stand eine gemütliche Gratkraxelei am Programm bei Melanie und mir. Vom Jägerwirt in Scheffau ging es in wunderbarer Herbststimmung vorbei an den Wegscheidalmen ins Schneekar. Obwohl wir gefühlt unendlich langsam waren, brauchten wir bis zum Einstieg gar nicht so viel länger als im Topo angegeben. Kurz vor uns stieg gerade eine Seilschaft in den Kraxengrat ein und weiter oben waren noch mehr Seilschaften zu sehen. Scheinbar ist das eine beliebte Tour, wobei heute generell sehr viel los war in den Wänden des Schneekars. Wir ließen uns noch etwas Zeit und verspeisten noch einen Apfel bevor wir einstiegen. Am gekürzten laufenden Seil kraxelten wir den Kraxengrat hinauf. Trotz der Trödelei am Einstieg hatten wir die erste Seilschaft bald überholt und nach ein paar anregenden Metern im herrlichen Fels am schönen Grat liefen wir auf die zweite Seilschaft auf. Dort war das Gelände nicht so optimal zum Überholen, daher mussten wir ein wenig hinterher kraxeln. Bald wurde der Grat aber wieder leichter und schon waren wir vorbei. Etwas weiter oben erwartete uns die Schlüsselstelle. Mit einem Kamin als Schlüsselstelle in einer Grattour hatte ich zwar nicht unbedingt gerechnet, eine willkommene Abwechslung war es trotzdem. Danach wurde es wieder deutlich gratiger und deutlich leichter. Ein paar nette, luftige Gratpassagen weiter liefen wir noch einer Seilschaft auf. Die Beiden waren auch eher flott unterwegs und so überholten wir erst ganz am Ende und kamen gleichzeitig am Ausstieg an. Wir suchten uns ein sonniges, windschattiges Plätzchen und genossen die herrliche Herbstsonne bei Tee und Jause.
Der Abstieg war zwar nicht schwierig, aber auch nicht ganz kurz. Speziell heute kam er uns nicht enden wollend vor. Hin und wieder schaffte es die traumhafte Herbstlandschaft uns abzulenken, aber im Großen und Ganzen war ich sehr froh, als wir beim Auto ankamen.
Der Kraxengrat auf die Kopfkraxen ist ein sehr beliebter, netter Gratanstieg mit immer wieder schönen und teils auch ein wenig ausgesetzten Gratpassagen in großteils kompaktem Fels und viel leichtem Gelände zwischendurch. Abgesichert ist er für einen Grat sehr gut, insbesondere in den schwierigeren Stellen sind immer wieder Bohrhaken zu finden. Auch der eine oder andere Orientierungbohrhaken glänzte mir gelegentlich entgegen, was die Wegfindung relativ einfach machte. Insgesamt ist die Tour durchaus empfehlenswert.

Sonntag, 30. September 2018

Hohe Fürleg

Da ich heute leider nicht allzu fit war, nutzten wir das traumhafte Herbstwetter für eine gemütliche Runde. Über die Mautstraße war die Auffahrt zur Hinterhornalm gar nicht anstrengend und von dort hatten wir bereits einen schönen Ausblick auf das Inntal. In der angenehm wärmenden Herbstsonne ließ es sich gut aushalten und wir stiegen gemütlich den Südhang in Richtung Hundskopf auf. Beim Hundskopf gingen wir nordseitig vorbei und ließen den größten Trubel hinter uns. Ganz einsam war aber auch der Weiterweg nicht, heute war einfach ein viel zu schönes Wanderwetter um nicht in den Bergen zu sein. Auf dem Weg zur Walderkampspitze wurden wir sogar noch zu Passivsportlern. Von hier heroben ließ sich die Rad-WM nämlich hervorragend beobachten. Ob unsere Anfeuerungsrufe bis ins Tal vordrangen, bin ich mir aber nicht ganz sicher. Zumindest hörten wir die Tröten aus dem Tal bis herauf. Auf der Walderkampspitze teilten wir uns einen Apfel mit einer Bergdole, ehe wir uns für den Weiterweg zur Hohen Fürleg entschieden. Die leichte Kraxelei am Grat machte richtig Spaß und bei der Hohen Fürleg angekommen wurden wir sogar mit einem gemütlichen Sonnenbankerl belohnt.
Da mussten wir glatt noch mal die Sonne genießen. Auch der Rückweg war sehr kurzweilig und so standen wir bald vor dem kurzen Gipfelaufbau des Hundskopfes. Am Rückweg ließen wir uns das dritte Gipfelkreuz des Tages nicht entgehen und machten noch eine dritte Sonnentank-Gipfelpause. So schnell der Abstieg zum Hundskopf mir auch vorgekommen war, der restliche Abstieg über den Wanderweg zurück zur Hinterhornalm zog sich noch mal ein wenig.
Der Aufstieg von der Hinterhornalm zum Hundskopf ist zurecht sehr beliebt. Kurzer Aufstieg, von Anfang an sehr aussichtsreich und ein netter, kurzer Klettersteig auf den Gipfel. Wer noch ein wenig mehr machen will und trittsicher unterwegs ist, dem kann ich den Weiterweg über die Walderkampspitze zur Hohen Fürleg sehr empfehlen. Dort findet man noch einiges an netter, abwechslungsreicher Gratkraxelei in aussichtsreicher und etwas einsamerer Landschaft.

Samstag, 15. September 2018

Mittelbergferner

Dass heute der erste Tag war an dem der Schibetrieb wieder losging, wurde Melanie und mir erst klar, als wir mitten in Unmengen an Schifahrern auf die erste Fahrt des Pitztaler Gletscherexpresses warteten. Am verwunderlichsten dabei war, dass erstaunlich viele Schweizer unter den Schifahrern waren. Ich hätte eigentlich vermutet, dass das Pitztal nicht gerade das näheste Gletscherschigebiet ist. Scheinbar lohnt es sich aber selbst bei so langer Anreise, die eine Piste die am Gletscher schon präpariert war hinunter zu wedeln. Meine Hauptaufmerksamkeit in dem Schifahrerhaufen lag jedenfalls darauf, niemand mit den Eisgeräten aufzuspießen. Überraschender Weise war ich damit tatsächlich erfolgreich. In dem Gedränge war gelegentlich doch der Wunsch da, darauf weniger zu achten. Bei der Bergstation ließen wir bald die Menschenmassen hinter uns und gingen Richtung Mittelbergjoch. Eine bestechende Tagesform hatten wir leider nicht, daher beratschlagten wir am Joch den Schlachtplan für heute noch mal. Schlussendlich entschieden wir uns dafür, uns eine schöne Gletscherspalte zum Eisklettern zu suchen. Also stiegen wir wieder über den Mittelbergferner hinab. Die Gletscherbäche hatten ganze Arbeit geleistet und teils beeindruckend schöne Eisschluchten gegraben.
Allzu spaltig war es hier offensichtlich nicht, da wirklich viel Wasser oberflächlich abfloss. Eigentlich waren wir auf der Suche nach der Pitztaler Eisarena. Sie zu finden war uns aber nicht vergönnt und so vergnügten wir uns nach einem ausgedehnten Gletscherspaziergang in einer netten Spalte in der Nähe des Weges zur Braunschweigerhütte. Beim Rückweg zum Gletscherexpress konnten wir vermuten, wo die Eisarena gewesen wäre. Allzu einladend wirkte sie aber um diese Jahreszeit nicht gerade. Vielleicht täuschte das aber auch aus der Entfernung.
Auch wenn die Gegend direkt um die Bergstation des Gletscherexpresses sehr trostlos nach Baustelle aussieht, so ist man doch bald in schöner Gletscherlandschaft und kann gut und einfach zugänglich Gletschererfahrung sammeln.

Sonntag, 2. September 2018

Müllerhütte

Dieses Wochenende stand mal wieder ein bisschen Höhenluft schnuppern am Plan. Ins Stubaital fuhren Melanie und ich am Samstag und parkten bei der Bushaltestelle Sulzenauhütte knapp über der Grabaalm. Dort wurden wir von leichtem Regen begrüßt, der uns auf dem Weg zur Sulzenauhütte noch eine Zeit lang begleitete. Wirklich viel Regen war es aber nicht, da hatten unsere Regenjacken kein Problem damit uns trocken zu halten. Mit dem schweren Rucksäcken waren wir zwar nicht gerade schnell unterwegs, auf dem Lübecker Weg tauchten wir aber in einen guten Bewegungsfluss und kamen der Schneegrenze immer näher. Die 20 cm Neuschnee von der letzten Nacht schufen einen landschaftlich beeindruckenden Kontrast. Im verschneiten Blockgelände wurde das gehen etwas mühsamer, weshalb wir bald auf den Gletscher wechselten. Die Sicht war zwar nicht gerade gut, am orographisch rechten Rand des Gletschers konnten wir aber problemlos in die Lübecker Scharte finden. Kurz unterhalb der Scharte machten wir im Windschatten noch mal Tee und Jausen-Pause. Wirklich windig war es aber angenehmer Weise auch am Grat nicht. Der Neuschnee jedoch machte den Teils recht ausgesetzten Grat etwas unangenehm rutschig. Da war es uns sehr recht, dass er immer wieder mit Stahlseilen versichert war. Langsam kamen wir voran, viel langsamer als ich es mir gedacht hätte. Als wir auf den Grat zum Wilden Freiger trafen, entschieden wir uns dafür, über den Gipfel zur Müllerhütte abzusteigen, da ich in der gegebenen Situation den Weg als sicherer und schneller einschätzte im Vergleich zu dem vermeindlich kürzeren Direktabstieg über Grat und Gletscher nach unten. Am Gipfel des Wilden Freiger telefonierten wir kurz mit der Müllerhütte, um bescheid zu geben, dass wir uns ordentlich verspäten werden. Ob die Entscheidung über den Gipfel zu gehen die richtige war, da bin ich mir im nachhinein nicht mehr so sicher. Auch der Abstieg über den Signalgipfel und den Grat in Richtung Becherhaus zog sich noch mal ordentlich. Sobald es sich anbot, wechselten wir vom Grat auf den Gletscher und machten schneller Höhenmeter abwärts. Nach einer kleinen Extrarunde im Spaltengewirr waren wir froh als wir endlich die roten Stempen fanden, die uns zur Müllerhütte führten. Mühsam schnaufte ich den letzten Anstieg zur Müllerhütte hinauf und war froh, dass Melanie sogar noch so fit war um mich am Seil ein wenig mit hinauf zu ziehen. Auf der Hütte wurden wir herzlich begrüßt von den Wirtsleuten, dem Hüttenhund und den beiden anderen Bergsteigern, die auf der Hütte nächtigten und bekamen trotz der späten Stunde in der gemütlichen, warmen Stube noch ein unvorstellbar leckeres dreigängiges 5-Sterne Menü gezaubert.
Das Frühstück am nächsten Morgen schmeckte ebenfalls köstlich und so verließen wir die absolut sympatische Müllerhütte gut gestärkt. Da mein Körper vom Vortag spürbar müde war und das Wetter deutlich schlechter war als angesagt, entschieden wir uns für den einfachsten und kürzesten Abstieg zum Auto. Über den Signalgipfel und die Seescharte wollten wir zurück zur Sulzenauhütte und ins Tal. Hinauf zum Signalgipfel nahmen wir diesmal den unteren Teil des Grates auch mit und kamen zwar nicht besonders schnell aber problemlos hinauf zum Signalgipfel. Dort seilten wir im Windschatten des verfallenen Zollhauses an und stapften den Gletscher entlang der rot markierten Stempen abwärts. Davon, dass es heute Vormittag eigentlich sonnig hätte sein sollen, bemerkten wir nichts. Im Graupelschauer hangelten wir uns von Stempen zu Stempen bis wir schließlich keinen nächsten Stempen mehr erspähten. Wir suchten die ganze Gletscherhochfläche unterhalb des letzten Stempens ab bis wir das ersehnte Nadelöhr fanden, den Einstieg in den Grat der uns zur Seescharte führen sollte. Ab jetzt waren wir wieder auf Spur und obwohl wir den unter Schnee versteckten Abstiegsweg immer wieder mal verloren, kamen wir im Grunde gut abwärts. Das schneebedeckte Blockgelände ließ uns aber nur mühsam und langsam voran kommen. Dafür wurden wir mit dem einen oder anderen Wolkenfenster belohnt. Nach der Seescharte wurde der Schnee immer weniger und der Weg war immer deutlicher zu erkennen. Auch die Landschaft wurde immer beeindruckender und wir machten oberhalb des Grünausees noch eine atemberaubend aussichtsreiche Jausenpause. Die saftig grünen sonnenbeschienenen Wiesen, der schwarze Fels, die angezuckerten Bergspitzen und eine Nebelhexe die aus dem Tal herauf zog. An einem derart schönen Anblick durfte ich mich erst selten erfreuen. Der restliche Abstieg war zwar nur mehr formsache, aber lang war er trotzdem noch. Da waren die müden Gelenke heilfroh, als sie im Autositz entlastet wurden.
Auch wennn nicht alles wie geplant gelaufen ist war diese Tour doch jeden einzelnen blauen Fleck durch Abrutscher im schneebedeckten Blockgelände wert. Dennoch hat sie mir mal wieder gezeigt, dass das Wetter und die Bedingungen einem ganz schnell einen Strich durch die Rechnung ziehen können. Selbst ein mit Stempen markierter Gletscherpfad kann bei dichtem Nebel schwer zu finden sein. Eines der Highlights der Tour war jedenfalls die Müllerhütte. Nicht nur die gemütliche Hütte und die freundlichen Wirtsleute, sondern auch das köstliche Essen haben voll und ganz überzeugt - definitiv empfehlenswert.

Sonntag, 19. August 2018

Steinerweg

Ich bin den Steinerweg in der Dachstein Südwand zwar vor ein paar Jahren schon mal gegangen, überreden musste mich Melanie aber definitiv nicht dazu ihn noch mal zu gehen. Schließlich hatte ich diesen großen Klassiker als augesprochen schönen Anstieg in Erinnerung. Ich erinnerte mich aber auch daran, dass er dank seiner Bekanntheit äußerst beliebt ist und oft begangen wird. Da wir am Vorabend ein paar Autoschläfer am Parkplatz der Hunerkogelbahn sahen und um halb vier in der Früh, als wir aufstanden, bereits einige weitere Autos am Parkplatz einfuhren, machte ich mir ziemliche Sorgen, dass die Tour heute völlig überlaufen sein würde. Zu unrecht, denn die Autoschläfer schliefen noch länger und die neu angekommenen Autos gingen alle zur Bahnstation, vermutlich für ein Sonnenaufgangsfrühstück auf der Bergstation. Da hatten wir uns wirklich gut entschieden, den Sonntag zu wählen. Im Steinerweg waren wir heute wirklich die Einzigen. Mit einem derartigen Glück hatte ich wirklich nicht gerechnet. Nach einem kleinen Umweg war der Zustieg bald hinter uns und auch das Einstiegsschneefeld war mit Steigeisen keine Hürde. Nur die Finger wurden etwas kalt im harten Schnee, da hätte wohl ein Stecken doch nicht geschadet. Egal, bald waren die Finger wieder warm und ich durfte in die Tour starten. Simultan ging es die ersten paar Seillängen hinauf. Der kompakte Fels und eine schöne Verschneidung machten Lust auf mehr. Melanie übernahm die Führung und, nachdem der 'linke Riss' etwas gesucht und auch gefunden wurde, sprintete sie bis zum Ende des Plattendaches. Nun übernahm ich wieder und machte den nächsten Stand am Ende des Salzburgerbandes, ein sehr fotogenes Plätzchen. Die Reibung war beim Simulatanklettern großteils kein Problem. Dadurch dass wir die Halbseile auf 40 Meter gekürzt hatten und die Linie kaum starke Knicke machte, liefen die Seile mit entsprechender Halbseiltechnik gut durch und ungefähr bei jedem Stand kam ein T-Bloc zum Einsatz. Obwohl wir nun schon die Hälfte der Seillängen unter uns hatten, hatten wir bei weitem noch nicht die Hälfte der Tour geschafft. Das Herzstück des Steinerweges wartete auf den nächsten acht Seillängen auf uns. Eine herrliche Verschneidungsrampe führte uns zu ein wenig Wandkletterei mit anschließendem herrlichen Riss bevor wieder Verschneidungskletterei, ein interessanter Bogen über rechts und ein leichter Kamin uns zur Schlüsselstelle geleitete. Der berüchtigte Schluchtüberhang fiel mir heute nicht so leicht wie beim letzten Mal. Irgendwie wollte mein Rucksack nicht in den Schlurf hineinpassen und ich musste außen herum. Im Endeffekt löste es sich so aber auch gut auf und wir durften noch ein paar schöne Seillängen zum Abschluss genießen.
Am Stahlseil des Westgrat Klettersteiges angekommen, gönnten wir uns in der Sonne eine gemütliche Jausenpause ehe wir über den Gipfel und den Schluterklettersteig zur Ratrack Spur Richtung Hunerkogel Bergstation abstiegen. Gemütlich ließen wir uns von der Gondel zum Parkplatz zurück bringen und so erreichte ich meinen Zug in Bischofshofen noch rechtzeitig.
Der Steinerweg in der Dachstein Südwand ist immer wieder wert gegangen zu werden. Die herrliche und ziemlich homogene Kletterei im vierten Grad macht richtig Spaß und das Ambiente ist sowieso einwandfrei. Als kleinen Tipp könnte ich vielleicht noch anbringen, dass an einem schönen Wochenende am Samstag definitiv mehr los ist als am Sonntag.

Dienstag, 14. August 2018

Nostalgija

Nachdem wir die ersten drei Seillängen bereits am Sonntag ausgekundschaftet hatte, uns aber wegen aufkommenden Schulterproblemen gegen ein Weiterklettern entschieden und abgeseilt hatten, versuchten Melanie und ich es heute erneut. Die fragliche Schulter war gut durchgeknetet worden und machte heute keine Sorgen mehr, die ganze Tour war uns dennoch nicht vergönnt. Doch fangen wir am Anfang an. Beim Zustieg fühlten wir uns heute erstaundlich spritzig. Top Speed hatten wir zwar nicht drauf, aber dafür, dass wir schon den vierten Tag klettern waren in unserem Paklenica Urlaub, ging es wirklich gut. So standen wir bald unter der immer wieder beeindruckend überhängenden Nase des Anića Kuk. Die ausgecheckten Seillängen hatten wir bald unter uns und die Motivation passte. Das Wetter war jedoch etwas fraglich. Beim Einstieg hingen die Gewitterwolken noch schön im Hinterland, mittlerweile blitzte es aber auch über dem Meer. Wir wurden mehr und mehr eingekreist von Gewitterwolken. Egal, zu verlieren hatten wir nichts. Falls uns der Regen erwischen würde könnten wir immer noch abseilen. Also ging es weiter über eine schöne, steile und mit dem Rucksack überraschend anstrengenden Verschneidung zu einem gemütlichen Stand in einer kleinen Höhle. Auch die anschließende Seillänge gefiel mir gut, doch was sich über unseren Köpfen abspielte gefiel uns nicht mehr.
Da die Gewitterwolken nun über uns waren und es leicht zu tröpfeln begann, beugten wir uns doch dem Wetter und seilten ab. Einen kurzen Guss verbrachten wir im Trockenen, dank der gemütlichen Höhle, und auch sonst wurden wir kaum nass. Schließlich ist der Wandbereich dank seiner Steilheit nicht nur ziemlich Blitzschlag geschützt sondern auch fast regensicher. Aber nur fast, an ein Weiterklettern wäre jetzt nicht mehr zu denken gewesen. Im Gegensatz zu uns waren die Seile scheinbar nicht so geschützt vom Regen gewesen. Dank Wasserkühlung wurde mein Abseilgerät beim letzten Abseiler überhaupt nicht heiß. Eine ungewöhliche aber doch angenehme Situation, wenn man davon absieht, dass der Regen beim Klettern, außer gekühltem Abseilen, keinen Vorteil hat.
Vor einigen Jahren war ich die Tour 'Nostalgica' im Anića Kuk bereits gegangen. Von dieser Begehnung hatte ich sie sehr schön in Erinnerung. Das bewahreitete sich auch in diesem Urlaub - soweit wir eben gekommen waren. Irgendwie hatte ich sie aber gemütlicher in Erinnerung, dieser Eindruck bewahrheitete sich bis zu unserem Umkehrpunkt jedoch nicht, die Bewertungen kamen mir diesmal passen vor.

Samstag, 11. August 2018

Slovenski (Pips)

Oh Paklenica, viel zu lange waren wir schon nicht mehr zu Gast gewesen. Freundlicher Weise wurden Melanie und ich wärmstens empfangen. So Warm, dass mir beim Klettern der Wasserfall aus dem Gesicht sprudelte. In der markanten Südwand des Debeli Kuk war es bereits in der schattigen Früh wirkliche schweißtreibend warm. Nach einer gemütlichen Anfangsseillänge wartete eine sehr schöne, aber nicht geschenkte Verschneidung auf uns. Beim Suchen nach Griffen wurden die Finger und das Gesicht immer nässer, was eher wenig half. Weiter ging es über eine nette Platte in eine weitere interessante Verschneidung und in der darauffolgenden Seillänge kam - schon erraten? - eine Verschneidung. Diesmal hatte sie jedoch ein steiles, etwas abdrängendes Finale. Irgendwie kam Melanie dort wesentlich gemütlicher herauf. Scheinbar war ich mal wieder zu dick. Aber an so einem schweißtreibenden Tag braucht man doch einen Buckelwärmer. Nach der anschließenden Verschneidung erwartete uns noch eine Verschneidung in der vorletzten Seillänge und schließlich - Überraschung - ein steiler Plattenriss mit ein wenig Pfeiler garniert zum Abschluss.
Mittlerweile war die Sonne in der Wand. Wir waren aber früh genug am Ausstieg angekommen, sodass wir zumindest im Stand immer im Schatten gestanden waren. Nach so viel Schatten war es höchste Zeit zum sonnenbrutzeln am Strand. Zuvor war aber noch ein wenig gemurkse beim Abseilen am Programm. Im zweiten Anlauf ließ sich das Seil endlich abziehen und wir hatten noch genug Zeit zum Riesenwassermelone am Strand verputzen.
Die Tour 'Pips' am Debeli Kuk in Paklenica kann ich sehr empfehlen, man sollte sich aber auf einiges an Verschneidungskletterei einstellen. Ganz so extrem wie ich es oben geschrieben habe, ist es aber nicht. Zwischen den Verschneidungen sind immer wieder auch verschneidungsfreie Klettermeter.

Sonntag, 29. Juli 2018

La vida es sueno

Allzu viel Zeit hatten wir heute an und für sich nicht. Dennoch war ich absolut begeistert, dass Jakob mindestens ebenso motiviert war wie ich, am Sonntag Nachmittag noch eine Mehrseillänge zu gehen. Diese Motivation ließ uns den Zustieg von Mixnitz ins hintere Brunntal fast hinauf fliegen. Es waren nicht nur die warmen Temperaturen, die mich ordentlich zum Schwitzen brachten. Mit einem anständigen Tempo machte selbst der Zustieg schon richtig Spaß. Wie üblich, wenn ich im Grazer Bergland unterwegs bin, mussten wir auf den letzten paar Minuten vor dem Einstieg ein wenig suchen. Im Grunde habe ich mich im Grazer Bergland aber schon viel schlimmer verlaufen und wir fanden eigentlich eh auf direktem Weg zum Einstieg. Nach einem gemütlichen Start in die Tour leitete uns ein schöner Riss zum ersten Stand. Nach dem eher leichten Beginn der zweiten Seillänge entschied sich Jakob erfreulicher Weise für die rechte Variante. Mit ein wenig piazen und schön steigen löste sich alles wunderbar auf. Die anschließende Plattenkletterei machte definitiv Lust auf mehr und das bekamen wir auch noch geboten. Etwas Vorsicht ist in der dritten Seillänge jedoch geboten, dort wo man den rechten Rand der Platte erreicht ist ein relativ großer Block ziemlich locker. Ansonsten ist aber eigentlich alles sehr kompakt. Die darauf folgende Verschneidungslänge war auch sehr schön und wurde sogleich von der nächsten Seillänge nochmal getoppt. Über eine traumhafte Platte und einen kurzen Wulst ging es ausgesetzt entlang einer Rampe nach links zu einem wunderbar exponierten, aber gemütlichen Stand. Es folgten noch ein paar anregende, knackige Meter ehe sich das Gelände neigte und leichter wurde.
Vor der letzten offiziellen Seillänge nahmen wir das Seil auf und machten uns bereit für den Abstieg. Schließlich waren im Abstieg definitiv schwierigere Kletterpassagen als in der letzte Seillänge. Auch die Abstiegskraxelei ließ sich aber problemlos meistern und bald standen wir wieder beim Einstieg. Dort gab es noch einen Schluck zu trinken und danach liefen wir in Windeseile zurück zum Auto. Gscheit Gas gebn - so mach eine Sonntags-Nachmittags-Tour Spaß.
Die Tour 'La vida es sueno' kann ich auf jeden Fall empfehlen. Schöne, teils ausgesetzte und relativ steile Kletterei in herrlichem Fels bei guter Absicherung, da kann man sich eine schöne Halbtagestour durchaus mal gönnen.

Sonntag, 22. Juli 2018

La Luna Argentea

Ein bisschen brutzeln in der Sonne ist im Sarcatal allemal drinnen. Das war auch Melanie und mein erklärtes Zeil für heute. Dafür sind die meisten Mehrseillängen bei Arco um diese Jahreszeit bestens geeignet. Wir entschieden uns für das 'Schild des Mondes', klingt doch sehr sonnig. Vom Sportplatz bei Dro waren wir in einer knappen Viertelstunde beim Einstieg. Dank des nächtlichen Regenschauers war der Einstieg nicht ganz trocken, störend nass war es aber in der ganzen Tour nie. Etwas gestuft ging es über schöne Platten zum ersten Stand. Mittlerweile hatte sich eine zweite Seilschaft hinter uns angereiht. Die beiden freundlichen Italiener hatten aber keinen Stress und blieben gerne hinter uns. Es folgte einiges an genussvoller Plattenkletterei garniert mit einer etwas interessanteren Rechtsquerung unterhalb eines markanten Überhanges bevor dieser schlussendlich rechts - ebenfalls genussvoll - überwunden wurde. Nach einer schönen Verschneidungsrampe und einem Baumstand kam ein etwas kreativerer Abschnitt, bei dem ich den Baum unseres Baumstandes ausgiebig nutzte. Danach ging es in gemütlicher Kletterei einem Pfeiler entlang zum sechsten Stand. Der folgende Überhang löste sich sehr schön auf und auch die Verschneidung machte richtig Spaß. Nun standen wir vor dem 'Schild des Mondes', das der Tour seinen Namen gibt. Bereits ein paar Seillängen zuvor war diese markante Platte zu sehen gewesen. Doch sie sah nicht nur schön und spektakulär aus, auch die Kletterei war wirklich fein und löste sich wunderbar auf. Weiter ging es wieder über Platten, ein wenig Verschneidung und eine Rampe zur Schlüsselseillänge. In dieser löste sich die knackige, kurze Einzelstelle gut auf und ich konnte wieder ein wenig Selbstvertrauen tanken, nachdem mir in der 'Großen Pleite' vor einer Woche nur wenige Seillängen in dieser Schwierigkeit geglückt waren. Die abschließende Reibungsplatte brachte uns auch nicht mehr übermäßig zum Schwitzen und so blieb die glühende Sonne der Hauptgrund für meine talwärts rinnenden Schweißbäche.
Nach einem Apfel zur Stärkung traten wir den Abstieg an. Lange dauerte es nicht bis wir beim Auto zurück war und im nächsten Supermarkt eine Melone erbeuteten. Mit einer leckeren Wassermelone wurde mein Flüßigkeitshaushalt wieder ausgeglichen und wir waren gut vorbereitet zum Weiterschwitzen.
Die großteils sehr genussvolle Tour 'La Luna Argentea' kann ich definitiv weiter empfehlen. Schließlich hat sie wirklich viel herrlichen Fels und jede Menge schöne Kletterei. Will man die Schlüsselstelle frei begehen, dann muss man sich kurz etwas mehr anstrengen. Machbar ist sie aber allemal und abgesichert ist diese markante Einzelstelle auch sehr gut. Ansonsten ist die Absicherung im Grunde auch ausreichend. Dort wo es schwerer ist sind auch genügend Sicherungen. Eventuell könnte man ein paar Sanduhrenschlingen mitnehmen, da manche der vorhandenen Schlingen nicht mehr allzu gut aussehen.

Samstag, 14. Juli 2018

Große Pleite

Als Uli und ich heute Morgen bei dem 'Nationalpark Gesäuse' Schild vorbei fuhren, fühlte es sich für mich irgendwie an wie wenn ich heimkommen würde. Auch wenn ich in letzter Zeit viel zu selten hier gewesen war, das Xeis ist und bleibt für mich ein Ort, mit dem ich mich ganz tief verbunden fühle. Mit Abstand am intensivsten spüre ich diese Verbundenheit in der Dachl Nordwand, unserem heutigen Ziel. Bis oben hin voll mit Vorfreude ging es an der Haindlkarhütte vorbei zum Einstieg in die Zustiegs-Kraxelei. Dass die Zustiege über den Dachl-Vorbau kein Spaziergang sind, war mir von früheren Unternehmungen noch gut in Erinnerung. Mit der nötigen Konzentration standen wir aber bald am Einstieg der Tour 'Große Pleite'. Zugegeben, das Stahlseil half im teils glitschig nassen Anfangsabschnitt doch mehr als gedacht. Die ersten Seillängen waren gelegentlich ein wenig brüchig, allgemein war der Fels aber überwiegend kompakt. In der dritten Seillänge war noch der eine oder andere Bröselzug, insgesamt machte sie aber einfach nur Lust auf mehr. Direkt im Anschluss musste ich jedoch feststellen, dass meine Tagesform zu wünschen übrig ließ. Das Herprügeln einer seichten Zange wollte meine rechte Hand nicht so umsetzten wie es mein Kopf gerne gehabt hätte und so baumelte ich das erste Mal im Seil. War aber kein Problem da die Tour wirklich gut mit Bohrhaken abgesichert ist. Nun ging es anhaltend schwierig über viele herrliche Plattenklettermeter aufwärts. Um Zeit und Energie zu sparen nullte ich mich immer wieder über Stellen drüber, die sich nicht gleich auflösten. Das war aber kein Grund dafür, die herrliche Kletterei dazwischen nicht zu genießen. Nach dem ersten schweren Abschnitt nahm die Steigung der Wand etwas ab und gemütliches Gelände führte uns zu einer langen Verschneidung mit plattigem Ausstieg. Der darauffolgende Abwärts-Quergang löste sich gut auf. Jedoch am Ende las ich die Linie irgendwie falsch und brauchte wieder mal Hakenhilfe, um mich aus der Reibungsplatten-Sackgasse zu befreien. Nach einer kurzen Müsliriegel-Energietank-Pause ging es über anregende Plattenkletterei weiter zur Fickert-Kanzel. Eigentlich wollten wir dort die rechte Variante der Tour gehen. Dazu hätte ich aber nicht auf die Fickert-Kanzel hinauf dürfen sondern hätte vorher schon nach rechts abbiegen müssen. Aus dem Topo hatte ich das nicht herausgelesen, daher standen wir jetzt in der linken Variante. Um der ganzen Varianten-Verwirrung noch die Krone aufzusetzen, ging ich auf der Fickert-Kanzel zu weit nach links und landete in der Tour 'Nordwand'. Das war aber auch kein Schaden, über einen wunderschönen Riss kamen wir in drei ebenfalls gut abgesicherten Seillängen zurück zum richtigen Stand in einer Nische.
Dort ließ es sich sehr gut aushalten und wir machten eine ausgiebige Jausenpause in der Sonne. Das Wetter war uns wohlgesonnen, rundherum zogen dunkle Wolken auf und später hörten wir sogar Donnergrollen. Wir blieben aber völlig trocken und großteils war der Himmel über uns sogar blau. Eine beeindruckende Stimmung wurde uns da geboten von dieser traumhaften Naturkulisse. Gestärkt kletterten wir weiter und ich las das Topo noch ein zweites Mal falsch. Laut Topo sollte es vor dem Beginn des Überhanges bereits vom Ringband weg nach oben gehen. Dort fand ich jedoch keine Haken vor und querte einige Meter weiter oben erst nach rechts in die eigentliche Linie. Scheinbar wäre es doch erst weiter rechts vom Ringband weg nach oben gegangen. Im relativ leichten und kompakten Gelände in dieser Gegend war das aber auch wieder kein Problem. Zum Abschluss entschieden wir uns für die Wulst-Ausstiegs-Variante und versuchten die eigentlich wirklich schönen Plattenklettermeter mit den verbliebenen Energiereserven noch so gut es ging zu genießen. Als Finale erwartete uns noch ein interessanter Riss, der mir noch mal einiges abverlangte. Am Gipfel gab es noch einen Müsliriegel als Stärkung für den langen Abstieg. Langsam und konzentriert aber beständig stiegen wir ab und kamen im letzten Dämmerlicht beim Auto an. Wieder einmal hat das Gesäuse meine Erwartungen übertroffen und uns einen lange, anstrengenden, eindrucksvollen, atemberaubenden und unvergesslichen Tag beschert. Egal wie lange es dauert, ein Wiedersehen mit dem Gesäuse macht immer Freude.
Das Zitat 'Insgesamt eine tolle Tour, die das Herz des alpin angehauchten Sportkletterers höher schlagen lässt' aus der ersten Auflage des Kletterführers 'Xeis Auslese' würde ich zwar nicht in allen Punkten unterschreiben, mein 'Herz' hat diese 'tolle Tour' aber auf jeden Fall 'höher schlagen' lassen. Ein hauch Alpinist im Blut ist aber, denke ich, etwas zu wenig um die Tour wirklich genießen zu können. Allein am Zustieg würde vermutlich so mancher lediglich 'alpin angehauchte Sportkletterer' verzweifeln und auch mit den kurzen und kaum störenden brüchigen Abschnitten in der Tour muss man umgehen können. Die Absicherung passt aber auf jeden Fall für den 'alpin angehauchten Sportkletterer' und die Wegfindung stellt grundsätzlich auch keine Schwierigkeit dar. Dass ich diese beeindruckende und wunderschöne Tour jedem Empfehlen würde der ihr gewachsen ist, das versteht sich wohl von selbst.

Montag, 9. Juli 2018

Pletzachkogel

Eine kleine Runde nach der Arbeit sollte sich heute noch locker ausgehen. Vom Parkplatz bei der alten Talstation in Kramsach gingen Melanie und ich los. Am Kinderlift vorbei wanderten wir der Rodelbahn entlang zum Kaltwasser und von dort weiter Richtung Pletzachalm. Nach den vielen Kehren auf der Forststraße im Wald hielten wir uns auf dem Almboden um die Pletzachalm rechts und stießen am Waldrand auf Markierungen und einen manchmal mehr und manchmal weniger ausgeprägten Steig, der uns direkt zum Gipfel des Pletzachkogels brachte.
Dort genossen wir die Aussicht auf das Inntal und den Eingang in das Zillertal. Ein Berg verwirrte uns aber ein wenig im Panorama. Meist stehen wir bei einer kurzen Wanderung nach der Arbeit am Voldöpp. Daher brauchten wir eine beschämend lange Zeit um den Waldhügel direkt neben uns einzuordnen. Hinunter gingen wir über den ausgeschilderten, üblichen Wanderweg in Richtung Hochalm. Bei der alten Schipiste angelangt, wedelten wir über die Klosteralm talwärts. Zugegeben, das Wedeln klappt im Sommer eher nur im Kopf.
Eine kurze Wanderung nach der Arbeit ist schon was Feines. Mit der Pletzachkogel-Überschreitung mal was Neues auszuprobieren war dabei eine willkommene Abwechslung zur üblichen Runde auf den Voldöpp.

Sonntag, 1. Juli 2018

Schluchtkante

Mit Regen unter der Woche und Sonnenschein am Wochenende lässt es sich gut leben. Da heißt es nichts wie raus aus Graz und ab in die Berge. So hat auch die ÖBB was davon, dieses Wochenende fuhr ich nämlich ins schöne Salzburger Land - natürlich mit der Bahn. Auf halbem Weg zwischen der Steiermark und Tirol ist es weder für Melanie noch für mich wirklich weit und im Hochkönig finden wir uns mehr als genug zu tun. Diesmal hatten wir es auf die Südwand der Torsäule abgesehen, genauer die Tour 'Schluchtkante'. Etwas müde von der vergangenen Trainingswoche, benötigten wir für den Zustieg länger als gedacht. War aber ganz egal, schließlich war heute den ganzen Tag lang stabiles Hochdruckwetter angesagt und bis zu meinem letzten Zug zurück nach Graz hatten wir noch jede Menge Zeit. Da machte es auch nichts aus, dass wir zunächst in den falschen Wandbereich einsteigen wollten. Wir bemerkten es noch rechtzeitig und gingen angedirndelt die gut 100 Meter weiter zum richtigen Einstieg. Jetzt nahmen wir endlich Fahrt auf und die Seillängen flogen nur so an uns vorbei. Der erste Abschnitt schräg aufwärts auf einer Rampe bot immer wieder anregende Einzelstellen. Das Highlight der Tour kam aber definitiv in der Mitte, wo es entlang einer herrlichen Kante in genial rauhem und griffigem Kalk immer auf einen sehr markant, aus der Kante herausragenden, Felsblock zu ging, der schlussendlich links umgangen wurde. Die anschließenden, etwas leichteren Seillängen rechts der Schluchtkante boten auch noch mal wirklich schöne Kletterei an kompakten Fels und der Ausstieg über ein kurzes Flachstück und einen letzten Aufschwung begeisterte auch noch Mal durch Hochkönig-Kalk vom Feinsten. Das herrliche Panorama beim Jausnen am Ausstieg alleine wäre schon genug um zu sagen 'spitzen Tag heute'. Der Hochkönig ist ganz klar ein Klettererparadies.
Nach der Jause schnauften wir noch die letzten paar Meter zum Gipfel, ehe wir dem gut angelegten Steig zurück zum Wandfuß folgten. Dort brachte uns ein gemütlicher Wanderweg zurück zur Mitterfeldalm, wo wir zufällig Michi, Andrea und Stefan trafen. So versüßte mir ein kurzer Plausch mit meiner Verwandtschaft den gelungenen Ausflug in meine ursprüngliche Heimat noch Mal ein bisschen mehr. Zum Bahnhof in Bischofshofen kamen wir leicht früh genug und so konnte ich meine restliche Jause am Bahnsteig in der Sonne genießen.
Die Tour 'Schluchtkante' kann ich voll und ganz weiter empfehlen. Herrlicher Fels in beeindruckendem Ambiente. Die Standplätze sind immer an einem soliden Klebehaken und in den Seillängen findet man zusätzlich den einen oder anderen Haken.

Sonntag, 24. Juni 2018

Fedele

Erst um 5 Uhr läutete Melanies Wecker heute. Ein klarer Vorteil, wenn man am Ausgangspunkt schläft. Der vorbereitete Tee und die vorgestrichenen Frühstücksbrote hatten wir auch bald im Bauch und so konnte uns die kühle Morgenluft nichts anhaben. Es war allerdings auch wärmer als ich befürchtet hatte, da konnte ich für den Zustieg eine Schicht weniger als geplant anlegen. Während wir zum Wandfuß der imposanten Westwand der Pordoi Spitze aufstiegen, erleuchtete die Morgensonne die Spitzen des Lankofel Massivs - ein unbeschreibbar schöner Anblick. Den Einstieg der Tour 'Fedele' fanden wir ohne größere Probleme und erreichten bald den ersten Stand. Der Fels machte einen guten ersten Eindruck und Lust auf mehr. Nur der Wasserfall über uns führte mehr Wasser als erhofft, aber das beunruhigte uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die nächsten beiden Seillängen wollten wir zusammenlegen. Auf Grund des massiven Knicks in der Linienführung klappte das aber nicht wirklich und Melanie hatte ziemlich mit der Reibung zu kämpfen. Allgemein ließen sich bei dieser Tour kaum Seillängen zusammen legen, da das verwinkelte Gelände meist kurz nach dem Stand den man übergehen wollte zu enormer Seilreibung führte. Probieren mussten wir es dennoch immer wieder, sehr selten sogar mit Erfolg. Einige schöne Klettermeter später querten wir das erste Mal den Wasserfall. Die Querung selbst war noch unproblematisch, doch der anschließende Riss war in der Gischt des Wasserfalls auch nicht wirklich trocken und bereitete etwas mehr Mühe als im trockenen Zustand. Es löste sich aber alles gut auf und vor uns lag nun wieder ein trockener Abschnitt mit wirklich schöner Kletterei. Allzu lang dauerte es aber nicht und wir standen wieder mitten im Wasserfall. Dort wo wir die Linie eigentlich vermuteten, ronn das Wasser der Wand entlang und ich verließ den nassen Riss so bald es sich anbot nach rechts. Nun war der Fels wieder einigermaßen trocken und die Kletterei vermutlich sogar leichter als im Fließendwasser. Im Anschluss konnten wir den trockenen Fels wieder deutlich mehr schätzen und genossen die anregende Kletterei. Bisher war die Wegfindung immer ziemlich eindeutig, man folgte einfach dem offensichtlich einfachsten Gelände in die Richtung die das Topo vorschlug. Irgendwie kam ich nun jedoch an einen Punkt, bei dem es entweder links schräg abwärts oder rechts schräg abwärts weiter ging. Das Topo aber wollte leicht links gerade hinauf. Vom weiteren Geländeverlauf schien mir die rechte Alternative sympatischer. Eine gute Entscheidung, wenig später erreichte ich den nächsten Stand und bis Melanie bei mir war, war ich mir ziemlich sicher, dass wir auf der richtigen Line waren und nicht in einem Verhauer-Stand. Im Weiteren passte das Gelände wieder zum Topo und wir waren zurück auf Kurs. Leider führte uns dieser Kurs noch ein letztes Mal in den Wasserfall, und diesmal ging es voll durch die Dusche durch. Ich versuchte so schnell es ging den herabfallenden Wasserstrahl zu verlassen ehe allzu viel Wasser bei meinem Ärmel hinein geronnen war. Im Großen und Ganzen blieb ich verhältnismäßig trocken. Dennoch war ich froh, als wir endlich das Geplätscher hinter uns ließen. Der Schrägriss der uns ins Trockene führte war sehr schön und verhältnismäßig gut abgesichert, aber für einen Vierer nicht geschenkt. In den abschließenden Kaminseillängen fühlte ich mich ziemlich dick, so richtig wollten der Rucksack und ich nicht in den Schlurf hineinpassen. Trotz gelegentlicher Verklemmungen kämpfte ich mich irgendwie hoch und schaffte es zu dem großen Schotterband. Melanie stellte sich deutlich geschickt an und spazierte gemütlich durch die Schlurfe hinauf.
Eigentlich wollten wir im oberen Wandteil noch die Tour 'Dibona' anhängen. Da für Nachmittag Regen prognostiziert war und wir durch die Nässe, Seilreibungsgemurkse, Wegfindungsgemurkse und so weitere relativ viel Zeit liegen gelassen hatten, war es mittlerweile schon recht spät und wir entschieden uns, es für heute gut seien zu lassen. Der Steig über das große Schotterband in Richtung Pordoi Scharte war gelegentlich nur sehr schwach ausgeprägt und verlangte noch mal etwas Konzentration. Am Wanderweg angekommen ging es trockenen Fußes zurück zum Auto.
Die Tour 'Fedele' in der Pordoi Spitz Westwand ist wohl ein Muss für jeden Vollblut-Alpinisten. Die relativ leichte Kletterei in fast ausschließlich kompaktem Fels macht richtig Spaß und die spärliche Absicherung mit häufig wenig vertrauenswürdigen Rostgurken aus der Antike fordert die Moral. Die meisten Stände sind recht vertrauenswürdig, hineinsetzen wollte ich mich aber nicht in jeden. Großteils ist das aber auch nicht nötig, weil man fast immer auf schönen Podesten steht. Bis auf eine Stelle ist die Wegfindung mit dem passenden Topo sehr unproblematisch und auch an dieser einen Stelle folgt man einfach der einladenderen Linie. Das wunderschöne Ambiente rundet das Abenteuer noch weiter ab und macht die Tour zu einem unvergesslichen Gesamterlebnis. Weiter empfehlen kann ich dieses Abenteuer auf jeden Fall, ich würde nur dazu raten, bei möglichst trockenen Verhältnissen einzusteigen und eine ordentliche Portion Moral einzupacken.

Sonntag, 20. Mai 2018

Stefan-Schatzl-Hütte

Zu einem Schlemmerbesuch bei meinen Eltern gehört eine Wanderung ganz klar dazu, so schmeckt die Völlerei danach noch besser. Bei einer geplanten Tour ins Tennengebirge brauchen Melanie und ich meine Eltern auch nicht zweimal bitten, da sind sie gerne dabei. Heute verschleppten wir die beiden in einen Winkel des Tennengebirge, den sie noch nicht kannten. Bei Oberscheffau ging es los und gleich zu Beginn durften wir zwei beeindruckende Wasserfälle bewundern. Die Schneeschmelze und der Regen der letzten Tage machten aber nicht nur die Bäche bewundernswert, auch das saftige Frühlingsgrün in dem urigen Wald leuchtete wie verzaubert. Bei diesem malerischen Anblick mussten wir aufpassen, dass wir nicht auf einem feuchten Stein am Wanderweg ausrutschten. Um die Schönalm war ich gleich wieder beeindruckt von dem absolut perfekt ebenem und richtig weitem Almboden. Nach einer kurzen Extrarunde entlang von sehr markanten Markierungen, die aber offensichtlich keinen Weg markierten, fanden wir wieder auf die richtige Spur zurück und erklommen den bereits etwas verfallenen Steig zur Stefan-Schatzl-Hütte. Auch wenn die Holzstufen oft morsch oder verrottet waren, der Weg war sehr gut angelegt und wir genossen den nahezu unberührt wirkenden Wald und die beeindruckend einsame Natur. Etwas weiter oben stießen wir dann auf eine ziemlich neu angelegte Forststraße, die das Bild etwas störte. Dort wo der Wanderweg die Straße nicht kreuzte war er aber nachwievor sehr schön. Weiter oben endete die Forststraße dann ohnehin und wir waren bald bei unserem eigentlichen Ziel, der Stefan-Schatzl-Hütte.
Ein Stück gingen wir noch gemeinsam weiter ehe meine Eltern zur Hütte zurück wanderten und uns noch ein wenig weiter schickten. Nicht weit über der Hütte öffnete sich ein wunderschöner Quellboden, wo man wirklich die aus der Wiese quellenden Bäche bewundern konnte. Auch der Rundumblick dort oben konnte sich sehen lassen. Alles überstrahlend lachte das markanten Antlitz des Knallsteins auf uns herab. Zurück bei der Hütte gab es eine kleine Stärkung ehe wir zu viert den Abstieg antraten. Bergab nutzten wir die gemütliche Forststraße gerne, da wäre der feucht-rutschige Wanderweg etwas mühsamer gewesen.
Wer auf der Suche nach einer einsamen Wanderung in atemberaubender Landschaft ist, der kann rund um die Stefan-Schatzl-Hütte durchaus fündig werden. Bewirtschaftete Hütten und ausgetretene Wanderwege kann man sich dort natürlich nicht erwarten.

Samstag, 19. Mai 2018

Wirtskante

Zwischen gestern Nachmittag und heute Nachmittag sollte es zumindest trocken sein. Ob das für eine schöne Mehrseillänge im Wilden Kaiser reicht wollten Melanie und ich heute herausfinden. Ins Kübelkar zog es uns und wir hatten eigentlich die Tour 'ABS' geplant. Nach dem relativ kurzen Zustieg war ich etwas überrascht, dass doch noch mehr Schnee als gedacht unterhalb der Wände lag. Die Sonne kam auch erst schön langsam ins Kar herein und die Wände wirkten teilweise noch ziemlich nass. Da stand eine Lagebesprechung beim Rucksackdepot an. Nach Studium aller mitgeführten Topos und abgleich mit den Wänden stand der Schlachtplan. Am trockensten und einladensten wirkte die 'Wirtskante'. Nun hatte die Fröstelei beim Topostudium ein Ende. Nicht nur weil wir wieder Fahrt aufnahmen, sondern insbesondere auch weil wir so lange gebraucht hatten, dass der Einstieg mittlerweile in der Sonne war. Das erste Drittel der ersten Seillänge lag noch unter Schnee. Der Quereinstieg in die Tour ging aber dennoch sehr unproblematisch. An der Pfeilerkante ging es in netter Kletterei zum ersten Stand. Die anschließende Plattenstelle war leider mit zwei nassen Streifen garniert. Glücklicher Weise waren die wichtigen Tritte aber trocken und die nassen Griffe störten nicht allzu sehr. Es folgten weitere schöne Klettermeter an der Pfeilerkante ehe eine kurze Geh-Seillänge uns zum nächsten Pfeiler führte. Für die Schlüsselstelle der nächsten Seillänge benötigte ich drei Anläufe, irgendwie wollte ich mich die ersten beiden Male nicht so recht in den schmierig-feuchten Seitaufleger hineinlehnen. Im Endeffekt löste es sich aber genau so wunderbar auf und auch der Rest der Seillänge - mal wieder eine schöne Pfeilerkante - lief problemlos. Nach diesem sehr kantigem Abschnitt, der dem Namen der Tour alle Ehre machte, folgte nun eine Kamin- und Verschneidungs-Seillänge. Auch der Abschluss war nicht allzu kantig, es ging nur vom Stand weg einmal um die Kante in eine herrliche Platte. Hier erwartete uns eindeutig das Highlight der Tour - abwechslungsreiche Plattengaudi vom Feinsten.
Das erste Mal abseilen in der neuen Klettersaison lief etwas langsam an. So ganz war der Ablauf noch nicht optimiert und so ließen wir etwas Zeit liegen. Bis wir zurück am Schneefeld waren klappte es aber schon wieder ziemlich perfekt. Der Wettergott war uns auch wohlgesonnen, beim Abdirndln durften wir uns sogar noch an Sonnenschein erfreuen und beim Abstieg blieben wir trocken.
Die Tour 'Wirtskante' hat tatsächlich viele schöne Klettermeter an Kanten zu bieten, die schönste Seillänge ist aber meiner Meinung nach die Plattengaudi zum Abschluss. Die Nässe hat nur wenig gestört und die Absicherung war recht dicht. Nur gelegentlich hätte der Haken für mich vielleicht ein paar Zentimeter tiefer sitzen können, da ich ihn von einer gemütlichen Klinkposition gerade nicht erreichen konnte. Meistens hatte ich dann aber irgendwo einen Henkel übersehen - Beispielsweise auf der anderen Seite der Kante ;-)

Sonntag, 13. Mai 2018

Via Romantica

Bei den warmen Temperaturen der letzten Zeit war der Schnee im Wilden Kaiser nur so dahin geschmolzen. Da war es für Melanie und mich klar wohin wir heute wollten, nichts wie ab in den Fels. Vom Jägerwirt ging es motivierten Schrittes los. Die Motivation hielt trotz müder Beine an und so schossen wir ein wenig übers Ziel hinaus und standen beim Einstieg der Tour 'König der Löwen' als wir bemerkten, dass der eigentliche Zustieg zu unsere Tour schon weiter unten abgebogen wäre. Auch egal, von oben kamen wir auch gut, vielleicht sogar angenehmer, zur Kopfkraxen-Südwand. Direkt beim Einstieg wurden wir noch von zwei höchst motivierten Kletterern überholt. Sie waren aber wirklich schnell und nachdem wir uns beim Einsteigen etwas mehr Zeit ließen, wurden wir überhaupt nicht mehr von ihnen eingebremst. Im herrlich rauen Fels lösten sich die ersten Seillängen bis zum großen Plateau wunderbar auf und hatten einige wirklich schöne Kletterstellen zu bieten. Auch die beiden Seillängen nach dem Plateau waren sehr schön mit einer guten Linienführung über ansprechenden Fels. Danach öffnete sich der Blick auf mein persönliches Highlight der Tour, die geniale Rissverschneidung der neunten Seillänge. Sie hatte wirklich alles zu bieten was man sich nur wünschen kann. Perfekter, kompakter, rauer Fels mit abwechslungsreicher, anhaltender Kletterei und einem absolut imposanten Anblick. Von Reibungspiaz über Plattenstellen, Verschneidungskletterei und ein wenig Körperklemmen im Riss war alles dabei. Die Bewertung ist zwar sicher nicht geschenkt, meiner Meinung nach aber doch sehr passend weil sich alles wunderschön und genussvoll aufgelöst hat. Die restliche Tour bot auch noch einiges an netter Kletterei mit gut gewählter Linie durch leichteres Gelände. Kurz vor dem Ausstieg wollte uns der Himmel noch ein wenig nervös machen, da tröpfelte es nämlich ein wenig. Wir hatten aber Glück, es hörte wieder auf und beim Abdirndln lachte uns die Sonne zu.
Der Abstieg war schon völlig schneefrei und wir kamen so gut wie trocken durch, nur rund um die Kaiseralm tröpfelte es ein wenig. Beim Auto erwischten wir aber schon wieder ein paar Sonnenstrahlen.
Die Tour 'Via Romantica' in der Kopfkraxen Südwand ist eine von Anfang bis Ende empfehlenswerte Tour. Der etwas knackigere Anfangsabschnitt löst sich wunderbar auf, die leichten Seillängen führen fast ausschließlich über festen und Grünzeug-freien Fels und die herrliche neunte Seillänge wertet die ganze Tour noch etwas mehr auf. Bei der nachträglichen Sanierung wurden hauptsächlich an den Ständen und in den leichteren Seillängen Bohrhaken ergänzt, insbesondere in der wunderschönen neunten Seillänge muss man nach wie vor klettern zwischen den Haken.

Samstag, 12. Mai 2018

Zireiner See

Heute habe ich es mal wieder mit einer Runde Radfahren versucht. Besonders gut kann ich zwar mit dem Mountainbike nicht umgehen, aber zum Auspowern sollte es reichen. Die Packliste war auch nicht ausgereift, daher legte ich eine Extrarunde ein um das vergessene Radschloss einzupacken. Es sollte nicht der einzige Umweg des Tages bleiben. Auch wenn ich das Wegenetz in Kramsach ganz gut kenne, wo man mit dem Rad fahren darf und wo nicht hatte ich nicht gewusst. Ehrlich gesagt weiß ich es auch jetzt nicht wirklich besser, ich habe einfach die Fitness-Meile beim Sport-Ossi genutzt um zur Forststraße Richtung Kaltwasser zu kommen. Beim Kaltwasser bog ich nach links zur Bayreuther Hütte ab und strampelte weiter aufwärts. Etwas später stieß ich auf ein Fahrverbots-Schild und stieg ab um mein Rad zu schieben. Mit meiner wenigen Bike-Erfahrung konnte ich es nicht einschätzen, welche Schilder man guten Gewissens ignoriert und welche nicht. Scheinbar hätte ich dieses Schild nicht so ernst nehmen müssen, zumindest der E-Biker, der an mir vorbei pfiff, schien es mit gutem Gewissen übersehen zu haben. Egal, als ich weiter oben wieder aufs Rad stieg war ich gar nicht so unglücklich über die gemütliche Schiebestrecke zwischendurch. Irgendwie schaffte ich es nämlich auf der netten Forststraße konsequent jeden einzelnen losen Stein anzufahren und darüber zu rumpeln. Wie bereits gesagt, ich bin kein besonders guter Radfahrer. Bei der Bayreuther Hütte angekommen gönnte ich mir eine Frühstücks-Pause und überlegte, was ich in meinem mittlerweile doch schon etwas ausgelaugten Zustand noch angehen sollte. Ich entschied mich dafür, die nett wirkende Forststraße Richtung Zireineralm weiter zu verfolgen. Eigentlich hätte ich es gewusst, dass die Straße bald in einen Wanderweg übergeht. Scheinbar war mein Hirn aber etwas unterversorgt mit Sauerstoff. Wie auch immer, nach Rad schieben war nun auch noch Rad tragen angesagt. Als ich endlich auf die Forststraße zur Zireineralm kam, versuchte ich mich wieder am Rad, musste aber nach wenigen Metern Krampf bedingt auf Schieben umsatteln. Damit die Radschloss-vergessen-Extrarunde nicht ganz umsonst war und um meine Füße ein wenig auszulockern (und ein bisschen damit der Blogeintrag einen unkomlizierten Titel bekommt - 'Auf dem Rad sterben bei Kramsach' schien mir irgendwie nicht so optimal, auch wenn es die Tour gut zusammenfassen würde), beschloss ich noch zum Zireinersee zu gehen. Zu Fuß fühlte ich mich wieder voll in meinem Element und genoss die Bewegung. Nicht nur die Bewegung, auch die atemberaubende Naturkulisse konnte ich nun in vollen Zügen genießen.
Allzu warm war der Zireinersee nicht, aber eigentlich wärmer als ich vermutet hätte. Nach einer kurzen Pause am See machte ich mich wieder an den Abstieg. Ganz so spritzig wie gewohnt war ich nicht unterwegs, jetzt war ich doch schon ganz schön platt. Da war es doch angenehm, dass mich das Rad gemütlich zurück ins Tal brachte. Auf der Forststraße nach Münster war ich nur besorgt, ob die Bremsen die lange Abfahrt heil überstehen würden. Fahrverbot war da jedenfalls keines und mir kamen einige Radfahrer entgegen, scheinbar ist das die bessere Wahl für die Auffahrt zur Bayreuther Hütte. Zurück im Tal fuhr ich noch zu Melanie, die sich ein sonniges Plätzchen an der Ache in der nähe der Tiefenbachklamm gesucht hatte. Die eigentlich kurze Strecke dorthin kam mir heute nicht enden wollend vor und am Bachstrand angekommen streckte ich alle Viere von mir und lag einfach mal ein paar Minuten nur da.
Auch wenn meine Radrunde heute für mich perfekt gepasst hat und ein ausgewogenes Verhältnis aus Murks, Auspowern und Landschaft-Genießen hatte, für echte Biker glaube ich nicht, dass die Runde besonders interessant wäre. Was ich jedenfalls herausgefunden habe ist, dass die gedachte Auffaht zur Bayreuther Hütte von Münster Grünsbach ausgeht.