Sonntag, 16. Dezember 2018

Magična goba Fungo magico

Zumindest noch ein bisschen Mehrseillängen klettern bevor die Schitourensaison richtig losgeht, das war meine Überlegung für dieses Wochenende. Jakob war davon leicht zu begeistern und so fuhren wir gestern nach Osp. Auch wenn die längsten Mehrseillängen dort gerade mal 140 Meter haben, durch die Wetterentwicklung der letzten Zeit war Osp die eindeutig beste Wahl für uns. Kein Regen in den letzten Tagen, also vermutlich trockener Fels, und Sonnenschein prognostiziert fürs Wochenende, was bei Temperaturen um die 5°C klar von Vorteil ist. Dank motiviertem Start in Graz und reibungsloser Anfahrt waren wir gegen 11 Uhr hinten bei der Grotte im Mehrseillängen-Sektor von Osp. Etwas zu früh, da die Sonne den Einstieg noch nicht erreicht hatte. Da wir es vermeiden wollten im ersten Stand abzufrieren, liefen wir die leichteste Tour 'Medo' hinauf und checkten die Abseilpiste aus. Da Jakob startete und die ersten drei Seillängen zusammen hängte, musste ich keinen einzigen Zwischenstopp in der Wand machen und durfte die Tour in einem Rutsch durchklettern. In der Sonne war es richtig angenehm und die Abseilpiste brachte uns flott zurück zum Einstieg. Mittlerweile erleuchtete die Sonne die gesamte Wand und wir konnten nach Herzenslust eine Klettertour wählen die uns anlachte. Irgendwie verlockte uns die Tour 'Magična goba Fungo magico' am meisten, also nichts wie ran an den Fels. Die eigentlich noch recht leichte erste Seillänge war zwar wirklich schön und machte Lust auf mehr, geschenkt war sie aber nicht. Die anschließende Seillänge ist meiner Meinung nach ein absolutes Highlight. Die leicht überhängende Verschneidung zu Beginn fordert Technik und Gelenkigkeit gefolgt von einem henkeligen, stärker überhängenden Bereich und einigen Sinterklettermetern ehe man die 'Fungo magico' erreicht. Ich entschied mich für die ganz linke Hakenreihe, da ich vermutete, dass das die Originallinie ist. Die anhaltend steile und wirklich lange Seillänge forderte mich ganz schön und im oberen Bereich musste ich bei jedem Haken Pause machen. So lang, so schön und so anstrengend. Danach kam eine etwas flachere Seillänge mit einer markanten Schlüsselstelle über einen kurzen Überhang und danach ein paar senkrechten Metern zum nächsten Stand. Nun steilte das Gelände noch mal richtig auf. Es folgte eine kurze und knackige Seillänge. Zwar war kein einziger schwerer Zug oder schlechter Griff dabei, dennoch musste ich oft rasten und kam recht außer Atem am nächsten Stand an. Während Jakob nach kam, hatte ich das Gefühl als ob es kälter werden würde und als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass die Sonne bereits kurz vor dem Untergehen war. Da die Schlüsselseillänge noch vor uns lag und wir sicher noch einige Zeit bis zum Ausstieg brauchen würden, entschieden wir uns dafür abzuseilen. Doch auch Abseilen ist in derart steilem Gelände nicht so leicht. Jakob arbeitete sich Haken für Haken die steile Seillänge hinab und ich pendelte beim Nachkommen Haken für Haken weiter weg von der Wand.
So ein Rückzug macht irgendwie echt Spaß, auch wenn er mühsam ist. Zuletzt seilten wir noch ungefähr 55 Meter frei hängend ab ehe wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Ganz so leicht gaben wir uns aber nicht geschlagen. Nach einer erholsamen Nacht und ein bisschen Sportkletterei in der Sonne kamen wir heute zum Einstieg zurück und starteten noch im Schatten in die Tour. Der erste Stand war aber schon in der Sonne und so ging es dennoch angenehm warm aufwärts. Leider legte sich immer wieder ein Schleier um die Sonne und machte es etwas frisch. Beim Klettern störte das überhaupt nicht und im Stand ließ es sich meist gut aushalten. Bis zum gestrigen Umkehrpunkt kamen wir diesmal etwas schneller. Wirklich spritzig fühlte ich mich aber nicht und auch heute musste ich einige Male zwischendurch rasten. An einen Durchstieg war nicht zu denken. Schöne Kletterei war es aber allemal und dass wir noch mal eingestiegen sind hat sich auch voll ausgezahlt. Die Schlüsselseillänge war nämlich wirklich richtig herrlich. Nach einem eher gemütlichen aber steilen Start wurde es zunehmend schwerer und steiler. Die Züge lösten sich alle schön auf und ich kam Haken für Haken weiter hinauf. Die steile, leistige Schlüsselsequenz machte noch mal richtig Spaß, ehe das Gelände ein wenig abzuflachen begann. Senkrecht wurde es aber erst wieder beim Stand. Nicht nur die Schlüsselseillänge war traumhaft schön, auch die darauffolgende leichtere Seillänge war wirklich genial und teilweise extrem rau. Ob wir den Ausstieg ganz richtig trafen bin ich mir nicht ganz sicher, so oder so fanden wir im Dämmerlicht problemlos zur Abseilpiste und bald darauf zurück zum Auto.
Die Tour 'Magična goba Fungo magico' ist ganz klar absolut empfehlenswert. Eine derartig steile Mehrseillänge bin ich bisher noch nie gegangen. Aber nicht nur die Steilheit ist beeindruckend, auch die Kletterei ist unglaublich schön und überraschend abwechslungsreich. Dass die Tour nur 140 Meter lang ist stört das Gesamtbild überhaupt nicht. Gefühlt war die Tour länger als so manche deutlich längere Mehrseillänge. Scheinbar zählen überhängeden Meter doppelt ;-)

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