Samstag, 31. Oktober 2015

Seeblick

Die Klettermotivation von Hans und mir lässt sich bei derartig grandios prognostiziertem Wetter zu dieser Jahreszeit gar nicht mehr in Worte fassen. Da war es klar, dass wir was anreißen. Heute wurde es die Tour "Seeblick" in der Trisselwand über dem Altausseer See. Dank der südwestseitigen Exposition und dem eher geringen Zeitaufwand der Tour konnte ich sogar halbwegs ausschlafen bevor ich die lange Anreise von Graz aus antrat. Am gebührenpflichtigen Parkplatz beim Gasthof Trisselwand traf ich mich mit Hans, der eine etwas kürzere Anreise hatte. Kurz nach uns kam eine weitere Seilschaft mit dem gleichen Ziel am Parkplatz an und als wir am Einstieg ankamen stieg kurz vor uns eine Seilschaft gerade in die Tour ein. Auf die Idee das schöne Wetter zu nutzen kamen scheinbar mehrere Kletterer. Die beiden leichten Zustiegsseillängen über die Tour "Reinl" brachten wir bald hinter uns und nach der ersten Seillänge in der Tour "Seeblick" hatten wir die Seilschaft vor uns eingeholt. Es folgte nun immer wieder eine sehr leichte Seillänge und eine etwas schwierigere. Beim Klettern war die Seilschaft vor uns zwar recht flott, am Stand brauchten sie aber doch öfter etwas länger und so ließen sie uns bald überholen. Die siebte Seillänge selbst war noch etwas splittrig, ab da wurde der Fels aber immer besser und das etwas schwierigere Finale wurde zum vollen Genuss. Die Bewertung war eher nett, für einen 7er löste sich alles erstaunlich gut auf.
Am Ausstieg bewunderten wir noch mal den traumhaften Ausblick auf den See und genossen die Sonnenstrahlen auf der Haut. Die paar Minuten zum Gipfel der Trisselwand waren noch leicht im Zeitbudget und so wurde ich dort von Hans mit einem köstlichen Allerheiligenstriezel verwöhnt (von Corina gebacken - vielen Dank auch an die Bäckerin). Beim Abstieg musste ich leider ein wenig aufs Tempo drücken, da ein Toilettenbesuch für mich unabwendbar war. Beim Gasthof Trisselwand angekommen war die Erleichterung groß und so war die Fahrt nach Plainfeld viel entspannter. Bei Hans zuhause wurde ich noch mit Schweinebraten und Schnitzel verwöhnt. Allzu lange blieben wir aber nicht auf, schließlich stand am nächsten Tag noch einiges am Plan.
Die Tour "Seeblick" ist landschaftlich wie klettertechnisch sehr genussvoll und offensichtlich auch sehr beliebt, immerhin waren heute drei Seilschaften in der Wand. Die Absicherung lässt keine Wünsche offen, Bohrhaken in rauen Mengen sind auch in den leichteren Passagen vorhanden.

Samstag, 3. Oktober 2015

Steinerweg

Schönes Wetter und Hans hat sturmfrei, da war klar, dass wir heute etwas machen. Leider war ich Anfang der Woche ein wenig krank und fühlte mich noch nicht wieder topfit. Also beschlossen wir eine relativ leichte Tour zu gehen, die bei Hans schon auf der ToDo Liste stand bevor ich zum Klettern anfing und auf meiner ToDo Liste Einzug hielt kurz nachdem ich von Hans zum Klettern gebracht wurde: den Steinerweg durch die Dachstein Südwand. Kurz nach 5 starteten wir von der Talstation der Hunnerkogelbahn, wo ich meine neue Stirnlampe einweihte. Begeistert spazierte ich im perfekt gleichmäßigen Lichtkegel zur Südwandhütte. Von dort ging es weiter über den gut markierten Weg in Richtung Johann-Klettersteig, welchen wir nach einer Stahlseil-Passage bald links abbiegend verließen. Der Zustieg war durchgehend gut mit ziemlich neuen roten Punkten markiert und zusätzlich von einigen Stirnlampen ausgeleuchtet. Wir waren nämlich nicht die einzige Seilschaft, die das gute Wetter am Wochenende nutzen wollte. Vor uns war noch eine Seilschaft und hinter uns kamen auch noch 3-5 Seilschaften nach. Beim Einstieg trafen wir auf die beiden Anführer des Laternenumzuges, sie machten sich gerade bereit zum Losklettern. Wir taten es ihnen nach und beschlossen, das Seil auf ca. 35m zu kürzen, um effizienter simultan gehen zu können. Da die zwei Kletterer vor uns nicht simultan gingen, ließen sie uns netter Weise beim zweiten Stand überholen und wir zischten vorbei. Den ersten Vorstieg überließ Hans mir und es lief richtig gut; als ich mein gesamtes Material los war und das erste Mal Stand machte hatten wir fast 9 Seillängen und somit das Plattendach hinter uns gelassen. Hans machte in der gleichen Tonart weiter und so war unser zweiter Stand nach dem Salzburger Band. Auch bei meinem zweiten Vorstieg lief es noch mal sehr gut und ich ging alle vier Tiblocs aus. Die dabei gemeisterte lange Verschneidungsrampe hatte es aber scheinbar doch ein wenig in sich, in unserem dritten Stand teilten wir uns einen Müsliriegel und beschlossen, die Sache ab jetzt ein wenig gemütlicher anzugehen. Nachdem wir 2/3 der Tour in quasi 3 Seillängen vereint hatten, meinten wir, dass wir uns ein wenig Gemütlichkeit redlich verdienten. Also hängten wir ab jetzt im Schnitt nur mehr zwei Seillängen zusammen was klarerweise mehr Pausezeit für den nicht Kletternden bedeutete. Nach ein paar kleineren Topo-Unklarheiten und dem etwas gefinkelten, berüchtigten Schluchtüberhang, standen wir somit bald am Ausstieg beim Westgrat-Klettersteig und etwas später am Gipfel.
Eigentlich dachten wir uns, dass im Steinerweg schon viel los war. Was sich beim Abstieg zur Seilbahn am Schulter-Klettersteig abspielte war aber nicht mehr normal. Scheinbar wollte ganz Mitteleuropa das schöne Wetter nutzen um den Dachstein zu erklimmen. Auf Grund des permanenten Gegenverkehrs kamen wir nur sehr mühsam voran, was uns aber eigentlich ziemlich egal war, da wir sowieso sehr gut in der Zeit lagen. Bei der Bergstation angekommen jausneten wir noch Äpfel und Tee und gönnten uns anschließend die horrend-teure Talfahrt.
Der Steinerweg ist wohl einer der schönsten Anstiege auf den Dachstein. Nichts desto trotz sollte er nicht unterschätzt werden, UIAA IV sollte man auch über längere Distanz sicher beherrschen und ein wenig Erfahrung in der Wegfindung schadet auch nicht. Durch die teilweise etwas weiteren Sicherungsabstände, insbesondere im letzten Abschnitt, muss man schon das nötige Auge für die Linie haben sowie das Selbstvertrauen und die Moral es dann auch ohne Bestätigung der richtigen Linienwahl durch Haken durchzuziehen. Für mich war diese Tour heute jedenfalls das ideale Gesund-Werde-Programm nach meiner Krankheitspause.