Samstag, 27. Mai 2017

Sjeverni Greben

Trainingslager Tag drei. Etwas Müdigkeit machte sich bereits breit. Maxl und Hurmi vertrauten auf unsere Empfehlung und stiegen in die Big Wall Speed Climbing Route am Debeli Kuk ein. Melanie und ich gingen weiter zum Stup. Die Tour 'Leva Trziska' stand am Plan und ich durfte die schöne erste Seillänge genießen, ehe ich es mir auf einem Baum sitzend im ersten Stand gemütlich machte. Leider spürte Melanie die Belastungen der letzten Tage doch mehr als gedacht und so seilten wir wieder ab. Bis unsere Kollegen mit ihrer Tour fertig sein würden, mussten wir noch einiges an Zeit totschlagen. Wärend Melanie sich ein sonniges Plätzchen suchte, ließ mein Bewegungsdrang mich nicht ruhig sitzen. Also ging ich in der Tour 'Sjeverni Greben' noch eine Runde 'Allrad-Laufen'. Die erste Hälfte der Tour war überraschend gut abgesichert, was für mich zur Orientierung recht nützlich war. Auf dem kurzen Abschnitt, wo sie gemeinsam mit der Tour 'Sjeverno Rebro' verläuft, traf ich auf vier andere Kletterer. Ob ich im Anschluss die richtige Linie fand, war ich mir nicht ganz sicher. Haken tauchten jedenfalls keine mehr auf, aber dafür umso mehr feine Kraxelei.
Hinter einem riesigen Klemmblock fand ich einen netten Durchschlupf und so stand ich bald am Ausstieg. Zurück bei Melanie war ich etwas überrascht, dass unsere Kollegen immer noch nicht da waren und nach einem netten Plausch mit Kärntner Kletterern ging ich den beiden am Abstiegsweg entgegen. Am Ende der Abseilpiste an der Nordostseite des Debeli Kuk traf ich sie und wir ließen alle gemeinsam den Tag am Strand mit 7,5 kg Wassermelone ausklingen.
Die untere Hälfte der Tour 'Sjeverni Greben' ist für diese Schwierigkeit extrem dicht abgesichert und sehr anfängerfreundlich. Im oberen Teil bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich die richtige Linie gefunden habe, jedenfalls war die Kraxelei fein.

Freitag, 26. Mai 2017

Brid Klina

Zugegeben, ein bisschen nervös war ich heute Morgen schon. Mit der vielen Kränkelei, und dem dadurch eher mageren Trainingspensum im heurigen Winter, war ich mir nicht ganz sicher ob meine Fitness schon ausreichen würde für eine dermaßen steile und schwere Tour. Die spektakuläre Linie an der überhängenden Kante im zentralen Bereich der Anića Kuk Nordwand geisterte mir schon lange im Kopf und mit Maxl als Seilschaftskamerad wusste ich mich in guten Händen, auch wenn wir bisher keine gemeinsame Mehrseillänge gegangen waren. Melanie und Hurmi hatten sich heute für die Tour 'Mosoraski' entschieden und so konnten wir uns immer wieder gegenseitig beobachten. Viel los war auch heute wieder in der Mosoraski. Da hatten Maxl und ich es eindeutig einsamer. Bis auf eine Seilschaft in der Klin war im steilen Bereich der Wand niemand. Melanie und Hurmi meinten aber, dass ihre Tour trotz der Überlaufenheit sehr lohnend ist. Scheinbar ist die Mosoraski zurecht die bekannteste und beliebteste Tour in Paklenica. Na gut, zurück zu unserer Tour. Nach dem leichten Zustiegsriss standen wir direkt unterhalb des mächtigen Felsaufbaus. Motiviert starte ich in die erste knackige Seillänge. Der leicht überhängende Beginn begeisterte mit guten Griffen und schönen Moves. Die Schlüsselpassage wurde richtig steil und immer kleingriffiger. Eine Lösungsidee hatte ich zwar, im Endeffekt habe ich aber doch ein paarmal genullt um noch Schmalz für oben zu sparen. In der nächsten Länge kam noch mal eine kurze Steilstufe die Maxl sehr schön statisch löste.
Ich hatte nicht genug Geduld und so sprang ich im Cliffhanger-Style den offensichtlichen Henkel an und fing den Schwung der weit nach hinten pendelnden Beine einarmig hängend ab - wozu Technik wenn man Kraft hat ;-). Im Anschluss kam eine traumhaft steil-ausgesetzt-henkelige Seillänge durch den überhängenden Bereich links der Pfeilerkante ehe ein gemütlicher, leicht geneigter Abschnitt rechts der Kante folgte. Bevor es wieder richtig knackig wurde, genossen wir noch eine steile Henkelpartie und einen Müsliriegel im leider nicht so gemütlichen Stand vor der Schlüsselseillänge. Maxl war dran mit Vorsteigen und es lief grundsätzlich recht gut, ein paar Mal musste er sich aber doch ins Seil setzten. Ich kam im Nachstieg auch ganz gut voran bis ich bemerkte, dass der wunderbare Henkel den ich gerade in der Hand hatte nur dank eines alten Normalhakens so wunderbar war. In dem Moment war ich so irritiert, dass ich gleich mehrere Male nullte und schnurstracks über der Schlüsselstelle war. Die letzte harte Seillänge begann mit einer sehr schönen, noch nicht so schweren, leicht geneigten Platte ehe sie von Zug zu Zug steiler und schwerer wurde. Darüber erreichten wir die geneigten, gemütlichen Ausstiegsplatten. Diese führten uns bald zum Ausstieg, wo wir auf Melanie und Hurmi trafen. Völlig begeistert schwärmten wir einander beim Abstieg von unseren Touren vor. Bei der Tagesleistung hatten wir uns alle das köstliche Tunfischsteak am Abend redlich verdient.
Die Tour 'Brid Klina' kann ich jedem wärmstens empfehlen, der die Schwierigkeiten einigermaßen beherrscht und Ausgesetztheit liebt. Definitiv eine der genialsten Touren die ich bisher gegangen bin. Die Absicherung ist auch sehr gut, die vielen Rostgurken wurden sinnvoll mit Bohrhaken ergänzt.

Donnerstag, 25. Mai 2017

Centralni Kamin

Wo mag unser heuriges Traningslager wohl hingegangen sein? Ganz ausgefallen verschlug es uns nach Paklenica. Schließlich lag unser letzter Besuch schon ein ganzes Jahr zurück. Viel zu lang für meinen Geschmack. Zwei Gebietsneulinge waren auch dabei. Kaum zu glauben, dass es Kletterer gibt die noch nie hier waren. Für den ersten Tag hatten Melanie und ich die Tour 'Centralni Kamin' im Veliki Ćuk am Plan und Hurmi und Maxl empfahlen wir die Route 'Watersong'. Da der 'Centralni Kamin' sehr beliebt ist, wunderte es mich nicht, dass wir nicht alleine waren. Beim Zustieg überholten wir eine Dreierseilschaft und vor uns waren noch zwei Jungs. Beim Quergang zum Kamin testeten die beiden eine Alternative - nicht ganz freiwillig ;-) - und so nutzten wir die Gelegenheit um sie zu überholen.
Der eigentlich relativ kurze Kamin war wirklich schön und nach ein paar weiteren Verschneidungsmetern standen wir auch schon am Ausstieg. Beim Abstieg trafen wir wieder auf Hurmi und Maxl. Sie waren sich nicht ganz sicher, ob sie die richtige Tour erwischt hatten, aber dass sie schön war, waren sie sich einig. Bei der Trainingsnachbereitung am Strand stießen Alex und Eva zu uns. Die Beiden waren heute deutlich früher aufgebrochen und hatten bereits eine zehnstündige Wanderung in den Beinen.
Die Tour 'Centralni Kamin' ist zwar gut besucht, aber zurecht. Schöne Kletterei in herrlichem Paklenica Fels - was will man mehr? Viel Material muss man auch nicht mitnehmen, mit drei Exen kommt man in den meisten Seillängen aus. Falls man sich im leichten Gelände nicht so wohl fühlt, kann man großteils gut mit mobilen Sicherungsmitteln ergänzen.

Samstag, 13. Mai 2017

Wolfsklamm

Laut Wetterprognose hätte es heute nicht allzu schön werden sollen. Am Vormittag noch trocken aber ab Mittag würden angeblich vereinzelte Regenschauer zunehmend häufiger werden. Wenn es schon von oben nass werden soll, dann kann es auch unten nass sein, haben wir uns gedacht. Also entführten Melanie und ich meine Eltern in die Wolfsklamm. Nur die Klamm wäre aber doch etwas sehr kurz und so stand eine Rundwanderung am Plan. Nachdem das Auto in Stans geparkt war, machten wir uns auf den Weg Richtung Schloss Tratzberg. Der Weg führte uns zunächst durch den schönen Ortskern von Stans bevor wir hangaufwärts spazierten und einen wunderbaren Blick über das Inntal bei Sonnenschein genossen. Die noch vom Regen etwas nassen, saftig grünen Wiesen und Wälder strahlten in der herrlichen Frühlingssonne. Als wir beim Schloss ankamen, fuhr gerade ein Bummelzug mit einer Seniorenrunde ein. Für uns ging es nicht ins Schloss, wir nutzten das immer noch sehr schöne Wetter und gingen weiter Richtung St. Georgenberg. Die Wolken blieben wie gehofft beim Achensee hängen und wir hatten weiterhin Wetterglück. Da konnten wir den immer weiter reichenden Ausblick auf das Inntal entspannt auskosten. Bei der malerischen Abtei St. Georgenberg gönnten wir uns eine Kuchenpause ehe wir in die eindrucksvolle Wolfsklamm einstiegen.
Die nicht gerade geringen Wassermassen stürzten über Wasserfälle und wirbelten in Gumpen, ein Naturspektakel der Spitzenklasse. Von den tosenden Wassermassen ging es zwar nass weg, von oben blieb es aber zu unserer Überraschung trocken und so wurden wir von Sonnenschein zum Auto begleitet.
Die Wolfsklamm kann ich sehr weiter empfehlen. Auch wenn man ein wenig Eintritt zahlt kommt man dort voll auf seine Kosten. Mit der Zusatzschleife über das Schloss Tratzberg wird daraus ein schöner Halbtagesausflug.

Samstag, 6. Mai 2017

Mittagsloch

Nach Plan ist heute nicht gerade viel gelaufen, aber einen schönen und fordernden Tag hatten Hans und ich auf jeden Fall. Vom Wanderparkplatz bei Ettenberg ging es noch planmäßig bis zum Scheibenkaser und ab dort lag auch planmäßig Schnee und wir legten planmäßig die Garmaschen an. Mit den vielen 'planmäßig' im letzten Satz habe ich den geschätzten Leser hoffentlich davon überzeugt, dass wir einen Plan hatten. Dieser Plan hätte vorgesehen, vom Schneibenkaser mit etwas Zeitverlust aufgrund des Schnees zum Einstieg der Tour 'Direkte Westwand' in der Südwand des Berchtesgadener Hochthrons zu stapfen, dort die Rucksäcke zu deponieren und hinauf zu klettern. Anschließend wollten wir durchs Mittagsloch zurück zum Einstieg absteigen und über unsere Aufstiegsspur zum Parkplatz gelangen. Wie gesagt, bis zum Scheibenkaser soweit alles planmäßig. Mit den angelegten Gamaschen endete jedoch unsere Planmäßigkeit, auch wenn wir uns dessen noch nicht bewusst waren. Durch den Schnee war der Steig in Richtung Mittagsloch natürlich nicht erkennbar und wir stachen in direkter Linie hinter der Hütte aufwärts. Es ging auch einigermaßen gut, hin und wieder wurde der Schnee etwas tief und die Latschen etwas dicht, aber ansonsten machten wir gut Meter. Am Ende der Latschenschlurferei wartete allerdings die erste Überraschung des Tages auf uns, wir standen auf einmal auf einem relativ scharfen Grat der uns von den Hängen unterhalb des Berchtesgadener Hochthrons, wo der eigentliche Zustieg sein sollte, trennte. Also stiegen wir eine nicht ganz komfortable, ca. 10 m lange, etwas erdige Rinne ab, ehe wir wieder in einem schneebedeckten Hang standen. Nun ging es fast planmäßig weiter. Nicht ganz planmäßig waren die teilweise ganz schön mächtigen Nassschneerutschungen die unter uns Richtung Tal donnerten. Es lag doch noch etwas mehr Schnee wie gedacht. Das machte sich auch beim Stapfen bemerkbar und wir versuchten unsere Spur relativ knapp unter der Wand anzulegen, um den einigermaßen schneefreien Bereich nahe der steilen Felswände zum queren zu nutzen. Auch der Plan ging nicht auf, plötzlich standen wir vor einem Abbruch und mussten wieder 100 hm absteigen. Dabei donnerte noch mal etwas Nassschnee hangabwärts. Um die nächste Ecke verließen wir den schneereichen Bereich und kamen in leicht schneebedecktes Schrofengelände, was nicht unbedingt angenehmer war, da wir die brauchbaren Tritte unter dem rutschigen Schnee erst finden mussten. Gelegentlich trafen wir nun jedoch auf den markierten Steig, auf dem es sich sehr angenehm ging, solange er zu erkennen war. Nach der Fels-Schnee Rutschpartie war das trockene, schottrig-brüchig-erdige Schrofengelände auf den letzten Metern zum Einstieg eine wohltuende Abwechslung.
Da saßen wir nun in der Nische beim Einstieg zur ersehnten Klettertour und genossen die Aussicht. Das Wetter war heute nämlich wirklich traumhaft und der Blick auf die schneebedeckten Gipfel ringsum der absolute Wahnsinn. Vom Dachstein bis zum Watzmann funkelten und glitzerten die frisch angezuckerten Gipfel uns entgegen. Fast ein bisschen so, als wenn sie uns auslachen wollten, dass wir heute Klettern wollten anstatt eine Schitour zu machen. In der Nische saß es sich recht gut, dennoch mussten wir irgendwann eine Entscheidung treffen wie es weiter gehen sollte. Unser Plan war mittlerweile klar durchkreuzt von den doch unterschätzten Schneemengen und wir wollten keinesfalls wieder über den Zustieg absteigen. Also blieben uns (dachten wir zumindest in diesem Moment) drei Optionen. Wir könnten in die Tour einsteigen, dabei aber die nicht ganz leichten Rücksäcke mitnehmen und hoffen, dass wir zum Schluss nicht an der vermeintlich schneebedeckten Aussstiegsseillänge scheitern würden. Wir könnten versuchen durchs Mittagsloch zu kommen und hofften, dass nicht zu viel Schnee in der Ausstiegsdoline liegen würde, sodass wir es schaffen uns durchzugraben. Und wir könnten versuchen durch das relativ schneefreie Schrofengelände unter uns einen schneegefüllten Graben zu erreichen der uns zum Wanderweg Richtung Scheibenkaser bringen sollte. Als wir den Regenvorhang ungefähr 10 m vor uns bemerkten, der vom Ausstieg der konstant leicht überhängenden Wand herunter tropfte, wurde die Option Rucksack-klettern und auf trockene Verhältnisse hoffen schlagartig unattraktiver. Da mich das Schrofengelände unter uns eigentlich nicht anlachte und ich vermutete, mit meinen Laufschuhen dort nicht allzu viel Halt zu finden, versuchten wir unser Glück im Mittagsloch. Mit der Smartphone-Taschenlampe stiegen wir die Leiter durchs Mittagsloch hinauf und, wie erwartet, war der Ausgang mit Schnee versperrt. Der Schnee war aber weich und so begann ich mit Stecken und Händen ein Loch zu graben. Da wir schon am Ende der Leiter im Zentrum der Doline standen, hoffte ich bald durchzubrechen. Aber wieder einmal war uns das Schicksal heute nicht gewogen und nachdem ich mit dem Stecken ungefähr 4 m über mir immer noch nicht zur Oberfläche durch brach, versuchte ich einen anderen Weg. Nach links zog sich am Fels entlang ein Schlurf zwischen Fels und Schnee, in dem ich noch ein paar Meter schneefrei aufwärts kam und wieder ein Loch zu graben anfing. Auch dort gelang es mir aber nicht an die Oberfläche durchzustoßen. Also versuchte ich ein letztes Mal mein Glück und robbte den Fels-Schnee Kanal weiter aufwärts. Dort und da höhlte ich die Schneewand etwas weiter aus um voran zu kommen und so machte ich mühsam Meter um Meter. Ich bildete mir sogar ein, ein wenig Tageslicht in der Ferne durchschimmern zu sehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit übergab ich die Handschuhe und den Stecken an Hans mit der Bitte, mich mal abzulösen. Auch er robbte hinauf, meinte aber, dass da absolut kein Tageslicht zu sehen sei und meine Mühen außer Schweiß nichts hervor gebracht hätten. Na gut, ich gab mich geschlagen und fand mich doch damit ab, dass wir über das Schrofengelände absteigen müssten. Also wieder hinunter am Stahlseil und als dieses aus war in direkter Linie weiter talwärts. Überraschend angenehm kamen wir im nahezu schneefreien Gelände abwärts und erreichten bald den schneegefüllten Graben. Zwei kurze, unschwierige und schneefreie Steilstufen im Fels kamen wir auch rasch hinunter und erreichten den Wanderweg der uns zurück zum Scheibenkaser brachte. Dort gönnten wir uns eine wohlverdiente Jausenpause in der Sonne und ließen uns die heutige Meisterleistung an Planungsflexibilität noch mal durch den Kopf gehen. Wenn man mal den durchaus optimierbaren Zustieg außer Acht lässt, hatten wir dummer Weise die im Nachhinein beste Option nicht am Radar gehabt. Wir hätten einfach ohne Rucksack in die Tour einsteigen können, soweit klettern wie es die Bedingungen zugelassen hätten und uns danach wieder zum Einstieg abseilen. Da ich aber unbedingt den Abstieg über das überraschend unproblematische Schrofengelände vermeiden wollte, hatte ich diese Option überhaupt nicht in Betracht gezogen. Naja, danach ist man immer schlauer. Den entspannten Abstieg vom Scheibenkaser zum Auto genoss ich in vollen Zügen ohne jegliche Absturzgefahr. Nach einem so ereignisreichen Tag ist ein wenig gemütliches Wandern Balsam für die Seele.
Die Schlussfolgerung des heutigen Tages ist recht klar: Solange noch Schnee unter der Südwand des Berchtesgadener Hochthrons liegt und das Mittagsloch mit Schnee versperrt ist, würde ich nicht empfehlen eine Klettereien dort zu planen. Es kommt höchst wahrscheinlich anders als geplant.