Montag, 30. April 2018

Ufo

Tatsächlich schafften es Melanie und ich mal wieder ins Grazer Bergland, verlängertes Wochenende und Familienfeier sei Dank. Die Anreise mit dem Zug klappte reibungslos und entspannt, für eine Mehrseillänge im Röthelstein ist ein Auto wirklich kein Muss. Die Tour 'Ufo' hatten wir uns für heute vorgenommen und stapften motiviert bergauf. Dabei gelang und etwas besonders bemerkenswertes, wir schaffte den Zustieg ohne Umwege. Normalerweise bin ich ja Spezialist darin, mich rund um den Röthelstein auf den vielen Waldwegen und Steigspuren zu verlaufen. Zu Beginn der Tour erwarteten uns ein netter Riss und ein paar gemütliche Klettermeter in geneigten Henkellochplatten ehe ein gemüsiges Zwischenstück kam. Es folgte ein sehr schöner Steilaufschwung mit kleinen aber feinen Lochhenkeln in passenden Abständen um nicht ganz leicht, aber auch nicht zu schwer zu sein. Nach weiterem Gehgelände kam der nächste schöne Aufschwung mit abermals anregender und genussvoller Kletterei bevor uns ein Stück weiter oben ein etwas gesuchter Hangelquergang erwartete. So ein Hangelquergang ist mal was anderes und macht die Tour etwas abwechslungsreicher, schöner waren aber die herrlichen Platten in den Seillängen davor. Noch abwechslungsreicher wurde es danach, da durften wir uns sogar durch einen ungefähr vier Meter langen Kamin stemmen. Nach einmal Stemmen war er aber eh schon wieder aus und ich wurde vom Wind fast hinaufgewirbelt. Gerade als ich in den Kamin kam legte nämlich der Wind ordentlich zu und begleitete uns die restliche Tour. Naja, besser hinaufgeblasen als hinunter. Im vorletzten Stand schafften wir es doch noch, in den 'Postlerweg' zu kommen. Die letzte Seillänge über eine schönen Verschneidung trafen wir aber großteils wieder.
Beim Abstieg gönnten wir uns eine Extraschleife über das Friesenband, ein 'Grazer Berglanderl' ganz ohne Umweg bringe ich einfach nicht übers Herz. Gegen Ende des Abstieges legten wir einen ordentlichen Zahn zu und erwischten so den Zug zurück nach Graz ziemlich perfekt.
Die Tour 'Ufo' am Röthelstein kann ich durchaus empfehlen. Sie hat zwar ganz klar Grazer Bergland Charakter mit immer wieder Gehstücken zwischendrin, diese sind aber verhältnismäßig wenig gemüsig und stören das Gesamterlebnis kaum. Die großteils herrliche Kletterei lässt einen die Wanderwegsabschnitte schnell vergessen.

Samstag, 21. April 2018

Kaiser Max Spätlese und Maxl's Krone

Wirklich spät waren Melanie und ich heute zwar nicht, der AV-Klettergarten-Parkplatz unterhalb der Martinswand war aber schon voll belegt. Ein Stück weiter der Straße Richtung Innsbruck folgend fanden wir noch ein Plätzchen und marschierten zielstrebig zu den Vorbaurouten. Die Tour 'Kaiser Max Spätlese' hatten wir am Plan für heute und wir hatten Glück, es war nur eine Seilschaft vor uns. Ich hängte die ersten beiden Seillängen zusammen und Melanie die nächsten beiden und schon waren wir vorbei. Es folgte eine etwas schrofige Seillänge bevor das Finale noch einiges an schöner Kletterei an Pfeilern und in Platten zu bieten hatte. Eigentlich wäre im oberen Teil heute die Tour 'Auckentaler' geplant gewesen, irgendwie fanden wir aber den Zustieg nicht wirklich. Ich hatte mit weniger Sucherei gerechnet und war daher auch nicht übermäßig gut vorbereitet. Allzu viel Zeit verbrachten wir nicht im schrofig-schottrigen Gelände ehe wir uns entschlossen, auf die Tour 'Maxl's Krone' auszuweichen. Eine sehr schöne Alternative hatten wir uns da ausgesucht, mit teils anhaltender und wirklich herrlicher Plattenkletterei. Relativ kurz war sie jedoch, aus den eigentlich fünf Seillängen ließen sich mit unseren 60 Meter Halbseilen problemlos drei machen. So schön es auch war, am Ausstieg waren meine Zehen doch froh, nicht mehr in die von der Sonne und den Reibnungsplatten aufgeheizten Kletterschuhe gesteckt zu werden.
Gestärkt durch einen Apfel traten wir gemütlich den Abstieg an und waren bald wieder beim Auto. Dort wartete noch die schwerste Aufgabe des Tages auf mich: Wie fährt man nach Hause ohne das brennend heiße Lenkrad anzufassen.
Die Touren-Kombi 'Kaiser Max Spätlese' und 'Maxl's Krone' kann ich durchaus empfehlen, vor allem die Draufgabe im oberen Teil ist noch mal sehr lohnend.

Samstag, 7. April 2018

Botanik Grand Prix

Bei so unglaublich genialem Wetter gab es für Melanie und mich klarer Weise keine Alternative zur Frischluftvergiftung und Vitamin D Überdosis. In der Martinswand wollten wir uns heute brutzeln lassen, genauer in der Tour 'Botanik Grand Prix'. Den unteren Teil sind wir letztes Jahr im Februar schon mal gegangen. Bereits damals lachte uns die Verlängerung an, auch wenn sie sich an dem Tag nicht mehr ausgegangen war. Heute wollten wir beide Teile machen und starteten deshalb relativ früh. Dafür, dass es heute noch richtig warm werden sollte, war ich zu Beginn ziemlich froh auf meine Daunenjacke. Die ersten Sonnenstrahlen bekam ich nämlich erst im fünften Stand ab. Kalt war uns aber auch vorher nicht, zügiges Klettern kann gut einheizen. Nur meine Zehen wurde erst von den angenehmen Sonnenstrahlen aufgetaut. Eine Seillänge weiter trafen wir auf eine andere Seilschaft, die in den 'Tiroler Fischzuchtplatten' unterwegs waren. Einer der Beiden hatte sich am Zeigefinger aufgeschürft und freute sich darüber, dass wir Tape für ihn hatten. Während er vom Nachbarstand durchs Gemüse zu uns herüber kam, stieg ich in die nächste Seillänge ein. Mit sparsamem Hakeneinsatz und brauchbarer Halbseiltechnik ließen sich die nächsten Seillängen mit unseren 60 Meter Seilen zusammenhängen, gleich wie die vierte und fünfte Seillänge. Weiter ging es über schöne bis sehr schöne Platten und ein wenig erdigem Zwischengelände in Richtung Finale des unteren Teils. Die zehnte und elfte Seillänge wollten wir wieder zusammen hängen. Das ging sich auch gut aus, nur leider übersah ich den Stand und hängte noch die Hälfte der zwölften Seillänge dran. Schließlich zwang mich die Reibung aber doch in die Knie und ich machte bei einem Zwischenhaken auf einem brauchbaren Podest Stand. So konnten wir immerhin noch die letzten beiden Seillängen des unteren Abschnitts zusammenlegen. Nach einer gemütlichen Jausenpause starteten wir motiviert in den oberen Abschnitt. Gleich zu Beginn war ein kurzer steilerer Aufschwung, bei dem ich den Rucksack etwas mehr bemerkte als ich mir gedacht hätte. Ansonsten kamen wieder einiges an schöner Kletterei und ein paar erdige Abschnitte auf uns zu. Die ersten beiden und die beiden darauffolgenden Seillängen ließen sich wieder auf einmal gehen. Dafür pfuschte ich bei der anschließenden Seillänge recht konsequent. Zunächst stellte ich mich im kleinen Überhang ziemlich ungeschickt an und wuchtete mich grazil wie eine Garzelle drüber - oder wie heißt das graue Tier mit dem Rüssel? In der zweiten Hälfte dieser eigentlich schönen Seillänge bereute ich es, dass ich so viele Haken gehängt hatte. Daher musste ich in der abschließenden Platte ein wenig mit der Seilreibung kämpfen. Melanie machte das wesentlich geschickter, sie nahm im Überhang die guten Griffe auf der rechten Seite und tänzelte federleicht die Platten herauf. Auch die letzten Meter der Tour gefielen mir noch recht gut, sie waren deutlich weniger erdig als die letzten Meter des unteren Teils.
Nach einer Sonne-genießen-und-Jausen-Pause machten wir uns an den Abstieg. Dabei war noch mal Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert um die roten und später blauen Punkte sowie die blauen Schleifen zu erspähen. Wir ließen uns Zeit und schafften es tatsächlich, dank etwas Geduld beim Markierungen suchen, am richtigen Weg zu bleiben.
Die Tour 'Botanik Grand Prix' wird zwar seinem Namen zwischendurch immer wieder mal gerecht, bietet aber abseits der wenig störenden erdig-gemüsigen Passagen viele schöne Klettermeter, die die Tour absolut lohnenswert machen. Wer noch genug Zeit hat, dem kann ich auch die Verlängerung wärmstens empfehlen. Um nicht Probleme mit der Seilreibung zu bekommen, würde ich empfehlen, die Unmengen an Bohrhaken bedacht einzusetzen oder zumindest Halbseile zu verwenden.

Montag, 2. April 2018

Aphrodite

Jetzt wurden Melanie und ich doch noch mit einem richtig traumhaft schönen Tag im Sarcatal belohnt. Da kann uns natürlich nichts davon abhalten, eine sonnige Mehrseillänge zu gehen. Alleine waren wir mit dieser Idee bei weitem nicht und die Parkplätze rund um das charmante Restaurant 'La Lanterna' wurden bereits knapp. Wir hatten uns mit der Tour 'Aphrodite' für eine der leichteren Touren im Monte Colt entschieden. Daher war es nicht verwunderlich, dass wir nicht die ersten am Einstieg waren. Da nur eine Seilschaft vor uns war, entschieden wir uns fürs Einsteigen und hofften, dass wir die beiden sympatischen Damen bald überholen würden dürfen. Der polierte Einstieg in die Tour war nicht ganz geschenkt. Nach den ersten zwei Klettermetern wurde es aber deutlich genussvoller. Sowohl der anschließende erste Quergang wie auch die Verschneidung und der zweite, längere Quergang der ersten Seillänge boten einiges an schöner Kletterei. Da störte die Politur nicht wirklich. Im ersten Stand angekommen, fragten mich die netten Damen sogar, ob wir überholen wollen würden. Ich schlug vor, dass wir im nächsten Stand vorbeihuschen könnten und holte Melanie nach während die beiden weiter kletterten. Es folgte eine kurze, grauenhaft polierte Seillänge bevor es mit der Politur deutlich besser wurde. Den nächsten Stand überging ich und so schwindelten wir uns an der anderen Seilschaft vorbei und nahmen Fahrt auf. Mit unseren 60 Meter langen Halbseilen ließen sich auch im weiteren Verlauf immer zwei Seillängen zusammen legen. Der obere Teil, nach dem polierten Anfangsabschnitt, hatte einige wirklich schöne Plattenstellen und viele gemütlich-vergnügliche Klettermeter. Im etwas steilen Finale warteten noch Unmengen an großzügigen Henkeln auf uns - wirklich herrliche Genusskletterei.
Am Ausstieg teilten wir uns einen Apfel und zurück im Tal gab es noch ein leckeres Eis in der angenehm milden Frühlingssonne.
Eine wirklich schöne, relativ homogene und genussvolle Linie haben sie mit der Tour 'Aphrodite' durch die Ostwand des Monte Colt gefunden. Der Schönheit der Tour kann auch die etwas unangenehme Politur der zweiten Seillänge nichts anhaben.