Samstag, 29. August 2015

Serengeti

Eine letzte Tour ist sich heute noch ausgegangen bevor Melanie ihr Praktikum in Geesthacht antritt. Ein "Grazer-Berglandl" sollte es sein, um genau zu sein: die Tour "Serengeti" in der Roten Wand hatten wir uns ausgesucht. Warm soll es werden, daher schliefen wir nicht übermäßig lang und waren um ca. 8 Uhr beim Einstieg. Um beim Zustieg nicht auszurinnen, hätten wir wohl noch viel früher aufstehen müssen. Egal, los ging es in die erste, schöne Seillänge. Nach den vielen Klettermetern in der Obersteiermark hatte ich schon ganz vergessen, wie sich speckiger Fels angreift. Die Tour ist zwar für Grazer-Bergland-Verhältnisse nicht wirklich poliert, im Vergleich zum rauen Fels im Gesäuse und im Hochschwab war er aber sehr hautschonend. Angenehmerweise war die erste Hälfte der ersten Seillänge noch im Schatten, danach durften wir wieder in der Sonne schwitzen. Die Bohrhakenreihe führte uns über sehr schöner Platten und nur kurze grasige Passagen weiter hinauf. Immer wieder ließen nette Passagen unser Klettererherz frohlocken und insbesondere die fünfte Seillänge war durchgehend in schönem Fels ohne jegliche Grasberührung.
Von meiner letzten Begehung vor einigen Jahren meinte ich mich zu erinnern, dass die letzten beiden Seillängen noch ein wenig zum Anhalten wären. Heute lösten sie sich aber wunderbar auf, vielleicht waren ja in der Zwischenzeit ein paar neue Henkel gewachsen. Am Ausstieg angekommen setzten wir uns noch ein wenig in den Schatten eines Baumes und genossen einen Apfel bevor wir den Abstieg antraten.
Als eine der homogensten Klettereien in diesem Schwierigkeitsgrad kann ich die Tour "Serengeti" in der Roten Wand sehr empfehlen. Auch die Gras-Passagen sind meist kurz und im Gesamtbild kaum störend, ein klarer Fall von "wiederholenswert".

Sonntag, 23. August 2015

Peterkaführe

Vor einigen Jahren waren Hans und ich in die Tour "Peterkaführe" in der Festkogel Südwand eingestiegen. Nachdem ich damals in der ersten Seillänge moralisch etwas überfordert gewesen war und wir in der zweiten Seillänge das Topo verloren hatten, hatten wir beschlossen abzuseilen. Heute half mir Melanie dabei diese Altlast aufzuarbeiten. Im Festkogel-Vorbau entschieden wir uns diesmal für die "Klassische". Leider war die erste Seillänge noch im Schatten, weshalb meine Finger ziemlich Taub wurden. Die Kletterei war aber trotzdem sehr schön und kurz nachdem ich im ersten Stand war, genoss ich die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut. Auch Melanie war froh, als wir den Schatten unter uns zurück ließen. Die zweite Seillänge im Vorbau begeisterte mich mit traumhafter aber nicht ganz geschenkter Wasserrillenkletterei und in der letzten Seillänge war fast nur mehr leichte Kraxelei. Während Melanie zu mir herauf nachkam, brach der letzte Nachsteiger einer Dreierseilschaft in der links von uns gelegenen Tour "Regenschauer" einen großen Felsblock (ca. 80x40x40cm) heraus. In der Hälfte der Wand schlug er das erste Mal auf und zerbrach in einige immer noch recht große Einzelteile, die schlussendlich mit gewaltiger Wucht im Schotterfeld detonierten. Glücklicherweise wurde niemand getroffen und es blieb lediglich ein erhöhter Adrenalinpegel bei allen Beteiligten zurück.
Für das Gehgelände zwischen Vorbau und Hauptwand zogen Melanie und ich schlauerweise wieder die Zustiegsschuhe an. Am Einstieg angekommen wirkte der damals so grimmige Kamin auf mich überhaupt nicht mehr einschüchternd und auch beim Klettern war ich positiv überrascht wie gut sich alles auflöste und wie wenig brüchig der Fels eigentlich war. Auch die weiteren Seillängen waren kaum brüchig und die Kletterei war unglaublich abwechslungsreich und schön. Kamine, Verschneidungen, Platten - alles war dabei, da ließ die klassische Linienführung keine Wünsche offen. Die Schwierigkeiten sollten gut beherrscht werden, die Absicherung ist ziemlich spärlich. Immerhin waren die Standplätze saniert, so war ich mir zumindest sicher, dass ich die Linie richtig gefunden hatte. Nachdem wir den lustigen "Reitriss" und den abschließenden Rucksack-feindlichen Kamin hinter uns gelassen hatten, standen wir bald am Festkogel-Gipfel.
Hinunter ging es über den teils mit roten Punkten und teils mit Steinmännern markierten Steig durch eine bizarre Felslandschaft. Es ist immer wieder beeindruckend, welche massiven und dennoch fragil wirkenden Gebilde das Wasser aus dem Kalkstein formt. Im Schneeloch trafen wir auf den Wanderweg, der uns zurück zum Auto geleitete. Zur Abrundung ließen wir uns ein köstliches Schnitzel beim Kölblwirt schmecken.
Die "Klassische" im Festkogel-Vorbau und auch die "Peterkaführe" in der Südwand sind beides sehr empfehlenswerte Touren in abwechslungsreicher Linienführung. Um Freude darin zu haben sollte der Vorsteiger aber unbedingt eine gefestigte Moral mitbringen.

Samstag, 22. August 2015

Waidhofnerweg

Bevor Melanie drei Monate lang in den flachen Norden Deutschlands geht machten wir uns noch ein schönes Bergwochenende im Gesäuse. Als erste Tour des Wochenendes hatten wir uns den "Waidhofnerweg" in der Südwand des Kleinen Ödsteins ausgesucht. Beim Einstieg angekommen waren wir eine von vier Seilschaften, immerhin aber zumindest an zweiter Stelle in der Schlange. Nachdem die erste Seilschaft meinte, dass wir alle vor dürfen, freuten wir uns schon auf ungebremstes Klettern. Wenige Sekunden bevor ich losklettern wollte, pfiff aber der Vorsteiger der dritten Seilschaft an uns vorbei. Also hieß es doch warten. Glücklicherweise waren die beiden schnell unterwegs und bogen bald zum Gummikiller ab. Nach dem ziemlich leichten Anfangsdrittel warteten im Mittelteil Wasserrillen bis zum Abwinken auf uns, sehr genial.
Weiter oben wurden die Platten etwas stärker geneigt mit kaum mehr Wasserrillen und stattdessen leichter Reibungskletterei. Zum Abschluss entschieden wir uns für die Hauerplatte wo unser 55m Seil ungefähr einen Meter vor dem Stand ausging. Da die ersten Meter beim unteren Stand Gehgelände sind, war das aber überhaupt kein Problem. Die Hauerplatte selbst war eine wirklich herrliche Genusskletterei mit ein paar schönen Moves. Am Ausstieg angekommen beschlossen wir direkt über den blau markierten Steig hinunter zu gehen. Der Steig ist sehr dicht markiert und im Grunde sehr angenehm zum Absteigen. So waren wir bald wieder am Ausgangspunkt und gönnten uns noch einen leckeren Kuchen beim Kölblwirt.
Der "Waidhofnerweg" in der Südwand des Kleinen Ödsteins ist eine wirklich herrliche, mit vielen Wasserrillen garnierte und hauptsächlich über schöne Platten führende Kletterei in gemäßigter Schwierigkeit. Die Absicherung ist gut aber nicht plaisirmäßig, man muss schon auch mal vom Haken wegklettern. Für den Abstieg kann ich, soweit er schneefrei ist, den blau markierten Steig sehr empfehlen; Man muss sich zwar hin und wieder anhalten, wirklich schwierig oder unangenehm wird er aber eigentlich nie.

Sonntag, 16. August 2015

Plattenverschneidung

Für heute Nachmittag war nun endgültig der erwartete Wetterumschwung angekündigt. Darum ließen Melanie und ich das Wanderwochenende bei einer schönen, kurzen Kletterei in der Nähe der Voisthalerhütte ausklingen. Nach einem köstlichen Frühstück auf der Hütte ging es los und wenig später standen wir schon am Einstieg. Die Plattenverschneidung mit Bergzigeuner-Einstieg und Waiblkanten-Ausstieg an den Edelspitzen war geplant. Die Einstiegsseillänge sah teilweise ziemlich brüchig aus, war aber tatsächlich erstaunlich kompakt. Der henkelige Überhang löste sich schön auf und ein paar Züge weiter standen wir unter der markanten, imposanten Verschneidung. Die erste Seillänge in der Verschneidung war absolut genial, eine grandiose Rissverschneidung mit immer wieder großartigen Piaz-Metern. Der Stand in der vermeintlichen Mitte der Verschneidung war nicht allzu gemütlich, da wäre es möglicherweise klüger gewesen, die beiden Verschneidungsseillängen gleich zusammen zu hängen. Mit unseren 55m Halbseilen wäre es sich vermutlich ausgegangen. Na gut, im Nachhinein ist man immer schlauer, wir haben jedenfalls den Zwischenstand gemacht. Von diesem aus waren es nur mehr wenige Meter im schwereren Gelände; es ging etwas gefinkelt ums Eck - gewusst wie löste es sich aber sehr schön auf. Das anschließende, leichte Gelände führte uns in die Waiblkante, wo wir noch eine Seillänge angeseilt hinaufkraxelten. Das leichte, schon beinahe wanderwegsmäßige Gelände zum Gipfel gingen wir dann frei.
Am Gipfel machten wir nur eine kurze Pause, weil wir noch trocken nach Seewiesen kommen wollten und es etwas finster aussah. Vom Gipfel aus seilten wir uns ein Stück ab und stiegen dann den Steig zur Voisthalerhütte ab. Dort packten wir unser restliches Zeug zusammen und verabschiedeten uns von den netten Wirtsleuten. Beim Abstieg hielt das Wetter und wir kamen trockenen Fußes nach Hause.
Die Tour Plattenverschneidung ist in dieser Kombination eine absolut empfehlenswerte und gut abgesicherte Genusskletterei. Insbesondere die erste Seillänge in der Plattenverschneidung ist für Piaz-Freunde ein Traum.

Samstag, 15. August 2015

Bohrnografie

Zweiter Tag beim Wanderwochenende, Hans und ich starteten von der sympathischen Voisthalerhütte zur Fölzalm, die Tour "Bohrnografie" in der Schartenspitz Nordwand stand an. Von der Fölzalm bogen wir auf einen Steig durch die Latschen ab, der uns in weiterer Folge quer durch ein Schotterfeld zum Einstieg führte. Nachdem Hans im ersten Stand war zog es ein wenig zu und dunkle Wolken häuften sich über der Fölzalm. Die zweite und angeblich schwerste Seillänge entpuppte sich als eine ziemliche Einzelstelle, die sich aber nach ein paar Sitzern gut löste. Der Rest war zwar nicht geschenkt, aber deutlich leichter. Danach war Hans wieder am Zug und die dritte Seillänge hatte es ganz schön in sich. Der leichte Rechtsschwenk zu Beginn sollte in der richtigen Höhe erwischt werden, den Runout im etwas leichteren Gelände in der Mitte entschärfte Hans gut mit einem Klemmkeil und am Ende war die Linie über diverse bessere und schlechtere Löcher zum Stand nicht ganz leicht zu lesen. Die vierte Seillänge durfte ich wieder vorsteigen. Zu Beginn wartete ein netter Überhang, der sich recht gut auflöste und anschließend kam etwas leichteres Gelände gefolgt von einem genialen Riss, einem Quergang auf einem schönen Absatz und leichtem Gelände zum nächsten Stand. Dass ich in dieser Seillänge eine saubere Halbseiltechnik anwenden sollte, bemerkte ich leider etwas zu spät und so plagte ich mich auf den letzten Metern zum Stand ordentlich mit der Seilreibung.
Mittlerweile regnete es bereits zum zweiten Mal und abermals bekamen wir Dank der konstant leicht überhängenden Wand nichts davon mit. Als Hans bei mir heroben war, tröpfelte es noch ein wenig und die Sonne kam heraus, weshalb wir unter uns quer über der Fölzalm einen wunderschönen Regenbogen bestaunen konnten. Nach einer kurzen Stärkungspause nahm Hans die letzte und am stärksten überhängende Seillänge in Angriff. Mit ein paar Sitzern kam er gut hinauf und auch ich musste im Nachstieg öfter Pause machen, weil die Unterarme viel zu schwer wurden. Die Kletterei ist absolut genial an nahezu ausschließlich super henkeligen, scharfen Griffen - da muss man noch mal richtig zulangen. Die letzte Seillänge ist dann noch ein netter und verhältnismäßig flacher Ausklang in großteils eher leichtem Gelände. Die letzten Meter zum Gipfel brachten wir auch bald hinter uns und schon läuteten wir die Glocke im Gipfelkreuz. Lange blieben wir nicht am Gipfel, da wir dem momentan blauen, nahezu wolkenlosen Himmel nicht ganz trauten. Nach ein wenig Kraxelei im Abstieg und zwei Abseilfahrten standen wir wieder im Schotterfeld und kurz darauf beim Einstieg, wo wir die Rucksäcke deponiert hatten. Beim Rückweg zur Voisthalerhütte trafen wir noch auf Corina, Melanie, Geri und Karin, die gerade von der Mitteralm zurückkamen.
Die Tour Bohrnografie ist absolut empfehlenswert, die Kletterei ist genial und die Absicherung klug gemacht - dort wo man leicht mobile Sicherungsmittel einsetzten kann soll man das auch tun und ansonsten sind ausreichend Bohrhaken vorhanden.

Freitag, 14. August 2015

Himmelsleiter

Unser heuriges Wanderwochenende führte uns in den Hochschwab, zwei Nächte verbrachten wir in der gemütlichen Voisthalerhütte. Melanie und ich hatten die kürzeste Anreise und mussten daher auch nicht besonders früh aufstehen. Trotzdem sollt sich die Tour "Himmelsleiter" in der Hochschwab Südwand leicht ausgehen. Am Parkplatz in Seewiesen war einiges los und auch andere Kletterer machten sich bereit zum losgehen. Bis zur Voisthalerhütte waren wir noch beide mit Rucksack unterwegs. Den Übernachtungsrucksack durften wir in der Hütte lassen und so ging es deutlich leichteren Fußes durch die Obere Dullwitz zum Trawiessattel und über markante Steigspuren zum Einstieg. Dort stießen bald die anderen beiden Seilschaften zu uns. Sie hatten die Tour "Lufthammer" am Programm, welche direkt neben unserer verlief. Unsere ersten beiden Seillängen verliefen durch wunderschöne Wasserrillen-Platten und machten Lust auf mehr. Im Anschluss folgte ein wenig schrofiges Gelände und der Hangelquergang in der vierten Seillänge war überraschend einfach. Aus dem darauffolgenden Stand hatte man einen genialen Tiefblich auf die Karstlöcher rund um den Trawiessattel, landschaftlich ist es dort oben so richtig traumhaft.
Die nächste Seillänge fehlte in unserem Topo leider komplett (Topo von www.bergsteigen.com) weshalb ich in der darauffolgenden Seillänge im Schrofengelände ein wenig länger suchen musste. Die Kollegen, die den Lufthammer kletterten, waren dabei netterweise ein große Hilfe, da mein Stand direkt neben ihrem war. Da ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen konnte, dass in dem Topo tatsächlich eine ganze Seillänge fehlte, glaubte ich nun in die letzte Seillänge einzusteigen. Die Kletterei selbst war traumhaft schön, jedoch ging es sich mit unserem Seil klarerweise nicht bis zum Ausstieg aus. Außerdem lockte mich ein Bohrhaken in eine traumhafte Platte, die mich schlussendlich in die Nachbartour direkt zum Kollegen brachte. Er war sich aber auch nicht ganz sicher, ob er noch richtig war und ob das überhaupt sein Stand sei. Ich kletterte noch ein wenig weiter bis das Seil aus war und so musste Melanie noch ungefähr 10m simultan nachsteigen bevor ich zu einem brauchbaren, doch etwas ungemütlichen Stand kam. Von dort aus war es nur mehr ein kurzer Bauch der ins Schrofengelände und zum letzten Stand führte. So hatten wir es doch noch zum Ausstieg geschafft, zwar nicht ganz über den Originalweg, aber über eine lohnenswerte, schöne Variante. Beim Abstieg lockte der Radler in der großen Gruppe auf der Voisthalerhütte schon sehr und am Abend wurden wir mit einem köstlichen Freiluftbuffet von den Hüttenwirten Tom und Julia verwöhnt.
Vor allem die ersten und letzten Seillängen in der Himmelsleiter sind wirklich super. Die Kletterei zwischen drinnen ist auch herrlich, aber im Vergleich zu den anderen Seillängen eher durchschnittlich schön und gelegentlich durch schrofiges Gelände unterbrochen. Beim Topo von www.bergsteigen.com ist Vorsicht geboten; dort ist die fünfte Seillänge, die 30m haben sollte, in Wahrheit ungefähr 80m lang und es sind eigentlich zwei Seillängen.

Sonntag, 9. August 2015

Frauenmauer

Seit fast zwei Jahren bin ich gedanklich immer wieder in der Frauenmauer Ostwand, wo Alex und ich damals eine neue Klettertour angefangen hatten. Leider ging es sich bisher zeitlich und wettertechnisch nicht aus die Route zu vollenden. Mit diesem Vorsatz brachen wir heute von Graz aus auf. Nach einem schweißtreibenden Zustieg standen wir gegen 10 Uhr am Einstieg und machten uns bereit zum Losklettern. Die optimale Adjustierung hatte ich immer noch nicht gefunden, insbesondere der Akkubohrhammer und die Fifi-Haken waren beim Klettern etwas im Weg und auch bei der Handhabung unpraktisch. Da ist noch reichlich Verbesserungspotential vorhanden. Die ersten beiden Seillängen, die wir bereits vor zwei Jahren ausgekundschaftet hatten, liefen ganz gut. Ich merkte, dass ich moralisch nicht ganz auf der Höhe war und daher sehr vorsichtig, bedacht und deshalb klarer Weise langsam kletterte. Aber egal, wir hatten eh den ganzen Tag Zeit. Im zweiten Stand machten wir noch eine Trink- und Jausenpause bevor ich ins Neuland aufbrach. Eine halbe Seillänge war noch bekannt, dann kam ich zu der Stelle an der wir vor zwei Jahren umgekehrt waren. Ich versuchte eine brauchbare Linie zu erkennen und glaubte, zumindest soweit ich sehen konnte, leicht nach rechts über eine Platte fündig geworden zu sein. Zunächst löste es sich tatsächlich gut auf, die Kletterei war zwar nicht leicht aber es waren immer wieder schöne Löcher und Leisten zu finden. Mit Fifi-Haken und Bohrmaschine kämpfte ich mich Meter für Meter aufwärts in immer schwereres Gelände.
Wenige Meter bevor ein vermeintlich leichter, rettender Riss begann, wurde es noch mal richtig knackig. Da werden wir für einen Durchstieg noch ordentlich auschecken müssen. Als ich mich endlich zum Riss hinaufgearbeitet hatte, war ich scheinbar doch schon ziemlich erschöpft von der Anstrengung beim Bohren oder der Riss ist doch nicht ganz so leicht wie gedacht. Jedenfalls plagte ich mich auch dort noch mal anständig bevor ich endlich in leichteres Gelände kam und den nächsten Stand einrichtete. Alex ließ es sich natürlich nicht nehmen, die neuen Meter auch zu begutachten. Der schwere Rucksack dämpfte zwar die Begeisterung ein wenig, gefallen hat ihm die Kletterei aber trotzdem. Da es schon recht spät war und ich schon ziemlich erledigt war, beschlossen wir es hier gut sein zu lassen und seilten uns ab.
Das Fazit des Tages ist zwar nicht allzu berauschend, schließlich sind wir nur eine halbe Seillänge weiter gekommen. Die Erfahrungen die wir dabei gesammelt hatten waren jedoch unbezahlbar und ich hoffe, dass wir bald wieder neuen Frauenmauer-Fels in die Hände bekommen.

Mittwoch, 5. August 2015

Herbst Scholz

Sommerzeit ist Gesäusezeit, juhujuhu. Das hat mittlerweile auch Melanie verinnerlicht und so parkten wir heute bei der Oberst-Klinke-Hütte. Beim Zustieg zur Kalbling Südwestwand musste Melanie regelmäßig auf mich warten, da ich die Tour vom Vortag noch ordentlich in den Beinen spürte. Schnaufend und schwitzend kam ich beim Einstieg an, wo es im Schatten ein wenig kühl war. Da war ich froh, dass ich meine Weste dabei hatte. Die ersten beiden Seillängen erledigten wir recht flott, schließlich kannten wir sie noch vom letzten Mal. Nach wenigen Metern im unbekannten Gelände schaffte ich es bereits, den nächsten Stand nicht zu finden und nach einiger Sucherei baute ich einen Stand an einem Köpfl und einem Riss. Dank Melanies Adleraugen gelang es uns schließlich, die Linie wieder zu finden und so kamen wir in weiterer Folge gut voran.
In der ersten Seillänge nach der Einmündung in den Südgrat erwartete uns noch ein interessanter Spreitzschritt über einen 3+ Bauch und in der abschließenden Seillänge lachte mich eine nette Abkürzung links des Originalweges so sehr an, dass ich sie einfach nehmen musste. Da die Seile nun dort lagen kam Melanie auch in den Genuss dieser Abkürzung, was sie aber nicht störte, da die Kletterei wirklich schön war. Die letzten paar Meter zum Gipfel hatten wir auch bald geschafft und dort angekommen gönnten wir uns eine schön lange Pause. Auch der Abstieg über den gemütlichen Wanderweg war bald erledigt und zurück in Graz holten wir uns eine Pizza vom Sägewerk.
Auch wenn sie sehr beliebt und dementsprechend etwas poliert ist, ist diese Tour sehr schön. Eine derartig spektakuläre Linienführung findet man in dieser Schwierigkeit sehr selten.

Dienstag, 4. August 2015

Alle Zeit im Zenit

Die letzte Nacht war trocken und für den heutigen Tag war Sonne Sonne Sonne prognostiziert. Grund genug für Ulrich und mich die Tour 'Alle Zeit im Zenit' noch mal zu probieren. Unsere Vermutung, dass es trockener als beim letzten Mal sein würde, bewahrheitete sich zwar, ein paar nasse Streifen waren dennoch bereits von unten zu erkennen. Diesmal ließen wir uns aber nicht abschrecken und so startete ich in die erste Seillänge. Kurze Abschnitte waren etwas brüchig und in Kombination mit der Feuchtigkeit und der sparsamen Absicherung forderte der Start bereits höchste Konzentration. Leider folgte ich einem Band zu früh nach rechts und benötigte einige Zeit um den Stand zu finden. In der nächsten Seillänge querte die Linie einmal direkt durch einen nassen Streifen, was aber dank der Rauigkeit des Felsens nicht so dramatisch war. Nach den ersten beiden Aufwärm-Seillängen steilte das Gelände mächtig an und wir waren im ersten harten Abschnitt angekommen. Es ging über einen kräftigen Bauch und einen gebogenen Riss hinüber zu einer schönen Piazschuppe. Nach der Schuppe wurde es schwerer und leider auch nasser, weshalb ich einige Anläufe benötigte bis ich die Stelle überwand. Das Topo hatte ich anschließend leider nicht genau genug studiert. Sonst hätte ich gewusst, dass an einem einzelnen Bohrhaken der Stand gewesen wäre und es dann nach links gegangen wäre. Für mich sah die Linie gerade hinauf über schöne Risse aber dermaßen einladend aus, dass ich voller Motivation den Stand überging. Zwei Friends und ungefähr 8m höher bemerkte ich dann, dass ich falsch war. Ulrich ließ mich zum Stand ab und nachdem er die nächste Seillänge vorgestiegen war, kletterte ich meine schönen Risse wieder hinauf, sammelte beim abklettern die beiden Friends ein und stieg dann die schöne vierte Seillänge nach. Die nächste Seillänge war auch super und den anschließenden leichten Abschnitt ist Ulrich gleich in einem Aufschwung hinübergegangen. Die folgende, schwerere Seillänge war unten leider wieder ein wenig nass. Das hat aber glücklicher Weise nicht wirklich gestört und so ging es zunächst noch genussvoll den schönen Piazriss hinauf. Auf den letzten Metern verlangte mir der Piaz noch mal alles ab und ich flog einige Male ins Seil, bis ich den richtigen Reibungstritt gefunden hatte, um die knifflige Sequenz zu lösen. Ulrich war zu dem Zeitpunkt schon ein wenig erledigt und gab daher seine restlichen Vorstiege an mich ab. Die anschließende Platte über dem Bauch hätte sich vermutlich über rechts ganz gut gelöst, ich habe die Stelle aber nicht wirklich genau betrachtet, sondern kurzerhand genullt. Genussvoll ging es in der anschließenden Seillänge über großteils gut absicherbare Platten und Risse aufwärts. In der darauffolgenden, elften Seillänge nahm ich zum Bauch kurz vor dem nächsten Stand einen größeren Runnout in Kauf und bescherte Ulrich einen kurzen Herzstillstand. Über dem Bauch waren relativ brauchbare Griffe, jedoch - wie eben üblich bei einem Bauch - fehlten die Tritte. Nach kurzem Überlegen und Suchen fand ich einen brauchbaren Tritt auf Brusthöhe. Da ich meinen Fuß nicht so weit hinauf stellen wollte (und vermutlich auch nicht gekonnt hätte, ohne den Halt mit dem anderen Fuß zu verlieren), entschied ich mich den Tritt anzuspringen. Wie ich später erfuhr, rutschte genau in dem Moment Ulrichs Herz in die Hose. Ich bekam davon jedenfalls nichts mit und befand mich kurze Zeit später im letzten Stand.
Die abschließende Seillänge fand ich sehr schön und überraschend gut abgesichert. Auch die Schwierigkeiten hielten sich für mich in Grenzen. Jedoch muss ich zugeben, dass ich den guten Griff in der Schlüsselstelle leicht von unten erreichte. Ulrich war dafür etwas zu klein und so war für ihn diese Einzelstelle deutlich knackiger. Den Abstieg über den Peternpfad gingen wir so rasch wie möglich an, da ich schon seit längerem dringenst aufs Klo musste. Bei der Haindlkarhütte war die Erleichterung groß und danach traute ich mich endlich mal wieder einen Riegel zu essen und einen Schluck Wasser zu nehmen. Leicht wie eine Feder schwebte ich den restlichen Abstieg zum Auto hinunter.
Die Tour ist absolut genial mit herrlicher Kletterei und toller Linienführung. Die schweren Stellen sind sehr gut abgesichert, im leichteren Gelände muss man aber mit etwas weiteren Runnouts rechnen und sollte mit mobilen Sicherungsmitteln umgehen können. Vom Gesamtanspruch ist sie recht fordernd und die Schwierigkeitsangaben sind dem Gesäuse würdig.