Montag, 26. Juni 2017

RWI

Bei dem schönen Wetter kann man auch mal um 13:00 Uhr aus der Arbeit gehen und noch eine kurze Mehrseillänge im Wilden Kaiser angehen. Vom Jägerwirt bei Scheffau starteten Melanie und ich los und kamen bei der Hitze ordentlich ins Schwitzen. Den relativ kurzen Zustieg zur Multerkarwand kannten wir schon ganz gut und nach dem sonnigen Schotterfeld zum Schluss stand ich völlig durchgeschwitzt am Einstieg der Tour 'RWI'. Der nette Quergang zu Beginn löste sich sehr schön auf und auch in der nächsten Seillänge warteten schöne Platten auf uns. Um die Stände war meist grasiges Schrofengelände, aber zwischen drinn fanden wir großteils schönen, kompakten Fels. Auch in der Schlüsselseillänge, wo ich doch etwas mehr schauen musste und zwischendurch einen schönen Handriss verwendete, erwartete uns nette Kletterei. Im anschließenden Stand war das Gelände doch etwas loser als gedacht. Als wir wieder los klettern wollten löste sich ein großer Block (ca. 80 x 40 x 20 cm) aus dem Stand, schlitterte ein kurzes Stück mit Melanie bergab und donnerte schließlich alleine talwärts. Außer ein paar Schürfwunden und ein paar blaue Flecken hatte Melanie zum Glück keine Verletzungen. Um Anzutesten ob wirklich nichts Schlimmeres passiert war, gingen wir noch die nächsten beiden Seillängen bis zur großen Grünfläche vor dem Schlussaufschwung.
Klettern ging ganz gut aber das Gehen auf der fast ebenen Fläche war nicht so lustig und so beschlossen wir abzuseilen. Nach ein wenig suchen fand ich die Abseilpiste und wenig später standen wir wieder im Schotterfeld unter der Wand. Beim Abstieg gingen sich Melanies Knie ganz gut ein und wir kamen überraschend schnell zum Auto. Im Krankenhaus in Kufstein gab es dann noch die offizielle Entwarnung, auf den Röntgenaufnahmen waren keine inneren Verletzungen der etwas angeschlagenen Knie zu erkennen. Die Schürfwunden und blauen Flecken werden aber schon noch ein paar Tage zum Verheilen brauchen.
Die Tour 'RWI' würde ich in die Kategorie 'ganz nett' einordnen. Sie hat zwar zwischendurch immer wieder schöne und auch kompakte Felsaufschwünge mit feiner Kletterei, ist aber oft von grasigem Schrofengelände unterbrochen. Durch die geringe Zustiegszeit ist sie gut als Halbtagestour nach einem kurzen Arbeitstag machbar. In den ersten vier Seillängen könnten möglicherweise Schäden (z.B. verbogene Haken) durch unseren Ausbruch entstanden sein, ansonsten ist die Tour sehr gut abgesichert.

Samstag, 24. Juni 2017

Schönheitsfleck

Den zweiten Tag von Hans und meinem Granitwochenende verbrachten wir im Stilluptal. Bis zum Speichersee kamen wir noch mit dem Auto, dann hieß es ab auf die Räder und wir strampelten das malerische Tal hinauf. Atemberaubende Wasserfälle stürzten zu beiden Seiten talwerts und das saftige grün der Wiesen leuchtete im Sonnenschein. Bei der Talstation der Materialseilbahn zur Kassler Hütte deponierten wir die Fahrräder und es ging zu Fuß weiter, abermals begleitet von traumhafter Aussicht und tosenden Bächen. Von der Kassler Hütte folgten wir zunächst dem Sonntagskar-Panoramaweg, ehe wir weglos über Granitblöcke zur Nordseite der Eurerköpfe aufstiegen. Der Einstieg war mit Hilfe des Wandfotos schnell gefunden und der Schnee unterhalb der Wand machte auch keine Probleme. Hans übernahm die Verschneidungsseillänge zu Beginn und fand einige brauchbare Placements. Im Anschluss wartete die einzige knackige Seillänge auf mich. Über einen kleinen Überhang ging es auf eine steile Platte. Zuletzt kam noch eine spannende Sequenz zum Stand, der auf einem wunderschönen Felspodest platziert war. Über die drei Bohrhaken in dieser Seillänge war ich doch recht froh, allzu viele Placements wären mir nämlich nicht aufgefallen. Auch in der nächsten Seillänge fand ich nicht viel, bis auf die beiden Normalhaken und einen Keil brachte ich keine Sicherungen an. Es störte aber nicht wirklich, da die Verschneidungskletterei sehr schön und nicht allzu schwer war. Die anschließende, sehr leichte Seillänge hängte ich noch dran, da es sich laut Topo mit unseren 60 Meter Seilen ausgehen hätte sollen. Zumindest dachte ich mir immer, dass 40 Meter und 20 Meter insgesamt 60 Meter ergeben. Es waren dann aber doch 65 Meter und so musste Hans die ersten paar Meter simultan nachsteigen. Der obere Teil der Tour war deutlich leichter und wir machten genussvoll Klettermeter. In der vorletzten Seillänge ließ ich mich von dem nicht ganz optimal gezeichneten Topo zu weit nach rechts verleiten. Eigentlich wäre es in fast direkter Linie in die markante Verschneidung über uns gegangen. Durch den im Topo falsch eingezeichneten, weiten Rechtsbogen hatte ich ein wenig mit der Seilreibung zu kämpfen. Zu guter Letzt übersah ich auch noch den letzten Zwischenstand und ging gleich zum Grat hinauf. Dort suchte ich mir ein schönes Köpfl und holte Hans nach. Wärend er zu mir herauf kam entdeckte ich den Abseilstand in etwa 10 Meter links von mir.
Wir gönnten uns eine kurze Müsliriegel-Pause ehe wir uns wieder abseilten. Heute achteten wir ein wenig besser darauf, dass sich der Knoten nirgends verkeilte und machten den einen oder anderen Abseilstand mehr als vielleicht nötig. So kamen wir jedenfalls problemlos zurück zum Einstieg und zu unserem Rucksackdepot, wo wir unsere leckeren Jausenbrote verspeisten. Beim Abstieg gönnten wir uns noch einen Apfelstrudel bei der Kassler Hütte. Gut gestärkt kamen wir bei den Fahrrädern an und das war kein Schaden, mein Hinterreifen war nämlich platt. Ersatzreifen und Flickzeug hatte ich zwar mit, aber ohne Pumpe hilft das nicht viel. Also hieß es Rad schultern und zu Fuß absteigen. Bei der Grüne-Wand-Hütte trafen wir auf besser ausgerüstete Mountainbiker bei denen wir uns eine Pumpe ausleihen konnten. Der Mantel ging recht schwer wieder hinauf und so schafften wir es, den Ersatzschlauch einzuklemmen und ein Loch hinein zu machen. Also war noch eine runde Flicken angesagt, aber immerhin hatte ich danach wieder zwei funktionsfähige Schläuche. Das letzte Stück bis zum Auto verging dann, im Vergleich zu der Radtragepassage, wie im Flug.
Die Tour 'Schönheitsfleck' ist insbesondere landschaftlich ein absolutes Highlight. Klettertechnisch ist vor allem der untere Abschnitt sehr schön und kurzzeitig auch etwas anspruchsvoller. Insgesamt ist es auf jeden Fall eine wirklich lohnende Unternehmung und sehr interdisziplinär durch das Radfahren zu Beginn.

Freitag, 23. Juni 2017

Centesimo Yosemite-Variante und Amok

Zur Vorbereitung unseres geplanten Frankreich-Urlaubs im September legten Hans und ich ein Granit-Wochenende im Zillertal ein. Heute war etwas schwerere, aber großteils gut gesicherte Kletterei im Taufenkopf geplant und so fuhren wir Richtung Ginzling. Nach einem kurzen Umweg parkten wir uns zum Tunnelportal neben der Schliffsteinalm. Unser Enthusiasmus wurde beim Zustieg merkbar gebremst, als wir mehrere Schilder entdeckten, auf denen etwas von Kletterverbot wegen Steinschlag, mit der Androhung einer Anzeige bei Nichtbeachtung, stand. Merkbar eingeschüchtert stiegen wir wieder ab und beschlossen, bei der Schliffsteinalm nachzufragen, was es mit den Schildern auf sich hat. Freundlich fragend bekamen wir auch eine freundliche Antwort und die Erlaubnis, zur Wand zuzusteigen. Also mein Tipp für Kletterer: Nett fragen, dann bekommt man wahrscheinlich auch eine nette Antwort. Nachdem das geklärt war, war der Zustieg rasch erledigt und wir standen schwitzend beim Einstieg. Es war heute ziemlich drückend schwül, der Schweiß spritzte nahezu aus den Poren. Hans übernahm die erste Seillänge der Tour 'Centesimo' und ich kam mit vielen klimpernden Mobis am Gurt nach. Die Seillänge war ganz nett, am Ende aber doch etwas erdig. Im Anschluss wurde es deutlich schöner, bereits die nette Verschneidung zum nächsten Stand wies kaum noch Grünzeug auf. Nach dieser gemütlichen Seillänge standen wir unterhalb des beeindruckenden Risses der Yosemite-Variante und wir verstanden die Namensgebung. Mit einer ordentlichen Portion Respekt und jeder Menge Friends und Keilen bewaffnet, stieg ich ein. Die Placements waren nicht schwer zu finden und ich brachte ein paar Friends an (vor allem BD C4 Größen 0,5 bis 2). Im Mittelteil wurde es dann deutlich schwerer, da die zuvor noch schöne Kante des Risses nun rund wurde und ich mit dem schwülen Wetter und schwitzigen Händen zu kämpfen hatte. Nach ein wenig Kampf rutschte ich doch aus dem Riss ab und stürzte. Der letzte Friend hielt erfreulicher Weise und so war mein Sturz angenehm kurz und wunderbar weich. Zurück bei der obersten Sicherung bemerkte ich, dass der Friend sich relativ weit bewegt hat und legte knapp darüber einen zweiten dazu bevor ich den sturzhaltenden Friend heraus nahm und wieder besser platzierte. Nach ein wenig Pause, um mich mental auf das Weiterklettern vorzubereiten, nahm ich den auflegerischen Riss wieder in Angriff. Am Ende der schwierigeren Passage tauchte ein Fixklemmkeil auf, über den ich mich in dem Moment sehr freute. Weiter ging es über einen steilen, wirklich schönen Untergriffquergang nach rechts. Dieser Abschnitt löste sich herrlich auf und danach fand ich noch einen Fixklemmkeil, ehe leichtes Gelände mich zum Stand leitete. Auch Hans meinte, dass es eine wirklich schöne Seillänge war und sie ist sicherlich deutlich lohnender als die 'Softie-Variante' rechts daneben, aus der etwas Grünzeug zu uns herüber lachte.
Die zweite Clean-Passage übernahm Hans im Vorstieg und auch er fand ausreichend gute Placements und brachte nicht nur Friends (wieder hauptsächlich BD C4 Größen 0,5 bis 2), sondern auch ein paar Keile an. Zurück bei der Hakenreihe ließ die Anspannung bei uns beiden merkbar nach und wir genossen die restlichen, gut abgesicherten Seillängen in vollen Zügen. Das Abseilen war auch bald erledigt, aber unglücklicher Weise verklemmte sich der Knoten beim letzten Abziehen in einer Spalte und so musste ich fast das gesamte 60 Meter lange Seil bis zum ersten Stand der Softie-Variante wieder aufsteigen. Um das Seil kontrollierter abziehen zu können, seilte ich mich nun auf zweimal ab. Nach der Anstrengung gönnte ich mir noch eine Müsliriegel-Pause ehe wir in die Tour 'Amok' einstiegen. Hans übernahm wieder die erste Seillänge und ich durfte die geniale und lange Verschneidungsseillänge vorsteigen - wirklich herrlich, steil und anhaltend anstrengend. Die restlichen Verschneidungsseillängen bis zum Ausstieg waren nicht mehr besonders ganz so schön, da sie immer wieder etwas grasig-sandig-erdig waren. Ein paar schöne Meter kamen dann doch noch und zum Abschluss wurde es noch mal richtig gemüsig. Diesmal klappte das Abseilen problemlos und auch der Abstieg war bald erledigt.
Da haben wir heute wirklich ein feines Plätzchen zum Granitklettern gefunden. Insbesodere die erste Tour 'Centesimo' ist richtig fein und von der Tour sind die beiden Seillängen der Yosemite-Variante besonders empfehlenswert. Echt geniale Riss- und Verschneidungskletterei die sich gut mit Friends und Keilen absichern lässt. Der Stand in der Yosemite-Variante ist angenehmer Weise auch an Bohrhaken. Die zweite Tour 'Amok' ist durchgehen mit Bohrhaken abgesichert und deutlich leichter. Die großartige Verschneidung in der zweiten Seillänge macht die Tour als Draufgabe definitiv lohnend. Der Rest der Tour kam an diese hohe Kletterqualität nicht ganz heran. In Kombination ergeben die beiden Touren einen herrlichen Klettertag.

Sonntag, 18. Juni 2017

Sappl-Zott

Bevor es für mich heute Nachmittag wieder mit dem Zug zurück nach Graz geht, ging sich für Melanie und mich noch eine kurze Kletterei im Kaiser aus. In der Multerkarwand sind einige eher kurze Touren mit relativ wenig Zustieg. Die Tour 'Sappl-Zott' durch den markanten Kamin inmitten des gelben Wandbereiches hatten wir uns ausgesucht. Die beiden Zustiegsseillängen waren wenig lohnend. Insbesondere der zweiten Seillänge gelang es nicht wirklich, einen ansprechenden Weg durch die vielen Graspolster zu finden. Schlussendlich brachte sie uns jedoch gut gesichert zum Einstieg des bereits von unten ziemlich beeindruckenden Kamins. Zu Beginn musste ich mich mit dem Rucksack noch ein wenig plagen, bald wurde der Kamin aber weiter und Rucksack-freundlich. Trotzdem musste ich zunächst etwas warm werden mit der Kaminkletterei. Ein paar Meter brauchte ich schon, um mich daran zu gewöhnen, nichts in der Hand zu halten und einfach nur zu stemmen und höher zu steigen und wieder stemmen und höher steigen. Nach der Aufwärmphase löste sich aber alles wunderschön auf und der Kamin war richtig lang und fein. Mit brauchbarer Halbseiltechnik und etwas sparsamer Hakenverwendung gelang es mir die beiden Kaminseillängen zusammen zu hängen und eine geniale Gesamt-Kamin-Seillänge daraus zu machen.
Melanie musste auch wieder hineinkommen ins Kaminklettern, hatte aber schlussendlich auch Spaß darin. Die weiteren Seillängen haben zusammengerechnet ungefähr noch 20 Meter schöne Kletterei, der Rest ist immer wieder grasig und wenig lohnend. Die Abseilpiste vom Top ist gut eingerichtet und führte uns in drei Etappen zurück zum Einstieg. Dort mussten wir uns ein wenig beeilen, da es schon wieder mal knapp wurde, dass ich meinen Zug noch erwische. Es ging sich aber auch heute wieder aus.
Die Tour 'Sappl-Zott' ist definitiv etwas für Kaminliebhaber. Schließlich ist bis auf den wirklich herrlichen und langen Kamin der Rest wenig lohnend.

Samstag, 17. Juni 2017

Kirchlexpress

Erstaunlich lang hat es gedauert, bis Melanie und ich es endlich geschafft haben, in einen der großen Kaiser Klassiker einzusteigen. Heute war es endlich so weit, und das bei 'fast' perfekten Bedingungen. Ein wenig genieselt hat es noch in der Früh und die Wolken hüllten die imposanten Felsspitzen um das Stripsenjoch in eine mystische Stimmung. Der überraschend kurze Zustieg von der Griesneralm zum Wildanger war bald geschafft. Beim Einstieg pfiff uns ein kalter Wind um die Ohren und die Wand war von den Regenfällen des Vortages doch nässer als gedacht. Unsere Tour schien aber einigermaßen trocken zu sein und so stiegen wir ein, mit allem bekleidet was wir dabei hatten. Der Fels war ein absoluter Traum, richtig kompakt und richtig griffig, da machten selbst die nassen Stellen Spaß und die Nässe störte kaum. Vor allem in der dritten Seillänge juchzte mein Kletterherz. Melanie war leider noch ziemlich kalt, aber auf dem anschließenden leichten Abschnitt bis zum Schneeloch erholte sie sich. Die folgende Verschneidung aus dem Spalt zwischen Altschnee und Wand heraus war leider ziemlich nass, löste sich aber trotzdem ganz gut auf. Ab dort stießen wir auf keine nassen Stellen mehr und auch der letzte kurze Nieselregen lag bereits hinter uns. Hin und wieder ließ sich mittlerweile sogar schon die Sonne blicken. Der folgende, etwas knackigere Abschnitt, bis die Linie auf den Heroldweg stößt, war wirklich wunderschön. Geniale Kletterei an unvorstellbar kreativ geformten, herrlich henkeligen Griffen und überraschend kompakten Strukturen. Auch wenn es nicht immer so aussah, fast alles war fest und die Absicherung war auch gut. Um, beim Zusammenlegen von Seillängen, zu viel Seilreibung zu vermeiden, ließ ich sogar den einen oder anderen Haken aus. Als wir auf den Heroldweg trafen, fiel mir ein, dass ich mir unbedingt die Piefke-Saga mal ansehen muss. Es wimmelte nur so von Kletterern und wir plötzlich mitten drinnen. Irgendwie schafften wir es an allen vorbei, doch durch das gewusel und die damit einhergehende Hektik entschieden wir uns dafür, auch über den Heroldweg zum Gipfel zu gehen. Wenig später standen wir am Gipfel des Totenkirchl - noch ganz alleine.
Durch unseren Schlusssprint hatten wir so viel Zeit auf den Massenansturm gut gemacht, dass wir in Ruhe und Einsamkeit unsere Gipfeljause genießen konnten. Zunächst lachte uns sogar die Sonne ein wenig an, bald kam aber wieder kalter Wind auf und so packten wir doch wieder zusammen. In der Zwischenzeit kamen zwei nette Kletterer aus Ulm zum Gipfel, die wir in der Wand schon öfter gesehen hatten. Sie waren die Tour 'Und ewig lockt das Weib' gegangen und so konnten wir uns immer wieder gegenseitig beim Klettern beobachten. Wir beschloßen gemeinsam über den Führerweg abzusteigen. Zu Viert und mit vier Halbseilen ließen sich die Abseilstrecken effizient und schnell meistern. Zumindest Melanie und ich sparten uns dadurch sicherlich ein wenig Zeit beim Abstieg zum Stripsenjoch. Ein paar Schritte weiter waren wir dann auch schon wieder beim Auto und bald zuhause.
Absolut empfehlenswert wird der Tour 'Kirchlexpress' bei weitem nicht gerecht. Eine dermaßen schöne, abwechslungsreiche, kompakte und gutgriffige Kletterei ist ein muss für jeden ambitionierten Alpin-Kletterer. Wir werden die Tour sicher wieder mal gehen, allein schon um den beeindruckend wirkenden Abschluss über den Dülfer-Kamin, den wir uns leider gespart haben, zu begutachten.

Donnerstag, 15. Juni 2017

Rucola und Ostriss

In die Martinswand hat es Melanie und mich heute mal wieder verschlagen. Einige nette Touren findet man dort problemlos und der kurze Zu- und Abstieg macht es ziemlich Knie schonend. Im unteren Teil hatten wir uns für heute die Tour 'Rucola' heraus gesucht. Nach ein wenig Einstiegssuche, was eigentlich mit angeschriebener Tafel beim Einstieg nicht so schwer ist, starteten wir durch. Ich hängte die ersten beiden Seillängen gleich zusammen, was mit 60 Meter Halbseilen und sparsamer Hakennutzung gut möglich ist. Nach ein wenig weiterer ziemlich gemütlicher Kletterei mussten wir uns in der fünften Seillänge einmal kurz etwas mehr anhalten und so ließen wir die gemütliche aber nette erste Tour unter uns. Im oberen Teil der Martinswand stand die Tour 'Ostriss' am Plan. Bereits von unten sah die Verschneidung im steilen Wandbereich ziemlich beeindruckend aus. Sie hielt ihr versprechen und bereits die erste Seillänge war anhaltend anstrengend. Von den 50 Metern waren nur sehr wenige schnell erledigt, echt feine Kletterei wo ein wenig vorausschauendes Klettern nicht schadet. Der erste Stand war leider eher ungemütlich und so beeilte ich mich mit der zweiten Seillänge. Richtig schnell ging es aber nicht, denn auch diese Seillänge war wirklich schön und anhaltend. Der nächste Stand war glücklicher Weise wieder gemütlich, was uns dazu motivierte, die letzten beiden Seillängen zusammen zu hängen. Bald standen wir am Ausstieg, von wo aus wir den schönen Blick aufs Inntal genießen konnten.
Der Abstieg führte zu Beginn über leichte Kraxelei schräg abwerts ehe wir auf einen schönen Wanderweg trafen, der uns mühelos zurück zum Auto brachte.
Die Tour 'Rucola' ist eine sehr gemütliche Kletterei mit einer kurzen Schlüsselstelle und ansonst hauptsächlich sehr leichtem Klettergelände. Ganz im Gegensatz dazu führt die Tour 'Ostriss' in wirklich schöner, anhaltender und steiler Kletterei durch die markante Verschneidung der oberen Martinswand. Dort ist eine gute Portion Ausdauer kein Schaden.

Sonntag, 11. Juni 2017

Freier als Paul Preuss

Heute wandelten Hans und ich auf den Spuren eines meiner größten Klettervorbilder, Albert Precht. Leider weilt er nicht mehr unter uns und ich hatte nie das Vergnügen ihn persönlich kennen zu lernen. Durch sein Werk wird er jedoch nie in Vergessenheit geraten. Unter seinen nahezu unzähligen Errungenschaften war eine der vermutlich größten und aufsehenerregendsten Leistungen die Erstbegehung der Tour 'Freier als Paul Preuss' - free solo und nur mit Reibungskletterschuhen bekleidet. Mitten durch die ca. 900 hm hohe Wetterwand führt die Tour auf den Großen Bratschenkopf. Hans und ich waren vor ein paar Jahren schon mal eingestiegen, hatten aber aufgrund der Bedingungen und dem Zweifel an unserem Können abgebrochen. Mittlerweile haben wir einige Erfahrung in Hohen Wänden dazu gewonnen und so wollten wir die stabile Wetterlage nutzen. Da der letzte planmäßige Zug von Bischofshofen Richtung Graz um 19:13 abfährt, war ein Frühstart notwendig. Um ungefähr 4 Uhr starteten wir bei der Kopphütte und ein paar Höhenmeter später standen wir im Riedingtal. Das Altschneefeld unterhalb der Wand war größer als erwartet und hatte eine interessant geformte Felsinsel in der Mitte.
Patriotisch wie wir sind, stiefelten wir mitten durch 'Österreich' durch. Glücklicher Weise war das Schneefeld relativ weich und so kamen wir mit den leichten Zustiegsschuhen und zwei Steinen in den Händen (als Pickelersatz) gut drüber. Ich durfte loslegen und hängte die ersten beiden Seillängen zusammen. Anschließend kam eine steile Rissverschneidung in der Hans leider unseren Gemeinschafts-Rotpunkt vereitelte. Das störte mich in dem Moment aber überhaupt nicht, ich war nur heil froh, dass die uralte Bandschlinge, in die er flog, gehalten hat. Gefolgen ist er übrigens, weil die Kletterschuhe irgendwie nicht wirklich Gripp hatten und ihm ein Reibungstritt abrutschte. Weiter oben und mit Sonne hielten die Schuhe wesentlich besser. Egal, weiter ging es über die beiden angeblichen Schlüsselseillängen. Wir meinten aber Beide, dass uns die steile Rissverschneidung der vorangegangenen Seillänge anstrengender vorgekommen war. Obwohl der etwas kleingriffige Quergang teilweise ziemlich nass war, löste er sich sehr schön auf und wir hatten beide keine Probleme darin. Im Anschluss hatte ich aber Probleme mit der Routenfindung und fand mich im falschen Stand wieder. Hans bügelte meinen Fehler mit einem gekonnten Clean-Quergang zu unserer Tour wieder aus und so befanden wir uns in den herrlichen Wasserrillenplatten oberhalb der steilen Einstiegswand. Geschenkt waren die Wasserrillenplatten aber auch nicht, man musste sich schon fast durchgehend ganz gut anhalten und ein paar Meter ging die Linie mitten durchs Nasse. Auch wenn ich kein begnadeter Schwimmer bin, meisterten wir die wässrige Passage und bald kam der nächste Steilaufschwung. Über sehr schöne Wandkletterei erreichten wir den eigentlich leichten Quergang, der uns am Ende über eine markante Schlucht führte. Eigentlich leicht deshalb, weil in der Schlucht noch einiges an Altschnee lag. Da war ich froh, dass Hans bereits gute Tritte in die steile Schneerinne hineingeschlagen hatte. Und auch die Stein-Pickel kamen wieder zum Einsatz. Diesmal aber andere, da gibt es diverse Modelle im Shoppingcenter der Natur ;-). Nach einem kurzen Versteiger von mir folgten einige sehr schöne, abwechslungsreiche aber auch anhaltende und anstrengende Seillängen, ehe wir unterhalb des Abschlusspfeilers standen. Dort gönnten wir uns die erste und einzige Müsliriegel-Pause ehe wir die letzten anspruchsvollen und steilen Seillängen in Angriff nahmen. Hans startete in die schöne Piaz-Passage und piazte etwas zu weit hinauf. Leider ging es aus den beiden oftmals nur sehr grob skizzierten Topos, die wir dabei hatten, nicht wirklich hervor, dass man die schöne erste Piazverschneidung verlassen muss und über einen nicht allzu kurzen Quergang nach rechts in eine zweite Rissverschneidung wechseln muss. Hans fand einen alten Normalhaken in den er eines der Halbseile hängte und kletterte die falsche Rissverschneidung wieder ab. Als er nach dem Quergang wieder auf der richtigen Linie war, hängte er noch die Sanduhr und den nächsten Bohrhaken und machte Stand an der Sanduhr. Anschließend holte er mich nach. Das Aushängen des alten Normalhakens im Verhauer war nun kein Problem mehr, da das zweite Seil von oben kam und das Abklettern der falschen Piazverschneidung damit eigentlich genussvoll war. So waren wir bald im nächsten, etwas unangenehmen Stand. Unangenehm deshalb, weil ich auf einer aufgelegten Felsschuppe stand die vermutlich im Laufe der nächsten Winter irgendwann ausbrechen wird. Die nächste Seillänge bot wunderschöne, steile Wandkletterei mit moralisch fordernden Hakenabständen. Nach oben hin wurde es etwas schwerer, dort wurden aber auch die Hakenabstände geringer. Auch die anschließende Seillänge war noch mal wirklich herrlich aber zum Konzentrieren. Nun trennte uns nur noch leichtes Gelände und eine Gipfelwächte vom Ausstieg. Erfreulicher Weise war uns die Gipfelwechte gewogen und wir fanden einen gemütlichen Druchstieg auf die Hochebene. Durch meine beiden Verhauer und dem Versteiger von Hans waren wir nicht allzu gut in der Zeit und ich eilte schon mal voraus um über die Mitterfeldalm zur Kopphütte zu gelangen und Hans mit dem Auto von Arthurhaus abzuholen. Das Stück vom Arthurhaus zur Kopphütte zog sich länger als ich dachte, aber schlussendlich kam ich noch rechtzeitig in Bischofshofen an. Mit köstlichem Apfelschlankel, den ich in der Früh von zuhause mitgenommen hatte, ließ ich den traumhaft schönen, gelungenen Tag ausklingen.
Nachdem wir die Tour 'Freier als Paul Preuss' nun gegangen waren, schätze ich die unglaubliche Leistung von Albert Precht bei der free solo Erstbegehung dieser Linie noch höher ein. Es braucht viel Mut und Selbstvertrauen und ein Fünkchen Glück, um ein derartiges Unternehmen durchzuziehen. Insbesondere dem letzten Abschnitt sieht man von unten die eigentlich moderate Schwierigkeit kaum an. Selbst mit Seil, Bohrhaken und Topo ist diese wunderschöne und spektakuläre Linie nicht zu unterschätzen. Wer die Schwierigkeiten gut beherrscht und die notwendige Ausdauer sowie eine gefestigte Moral mitbringt, der wird, so wie wir, in dieser Tour seine helle Freude haben.

Samstag, 10. Juni 2017

Karlkopf

Im Lattengebirge war ich noch nie, doch Melanie hatte eine nette Wanderung von Hallthurm zum Predigtstuhl gefunden und so gibt es immer ein erstes Mal. Bereits bei der Anfahrt war die schlafende Hexe gut zu erkennen, ein sehr markanter Bergrücken der wirklich verblüffende Ähnlichkeit mit einem liegenden Hexenkörper im Profil hat. Die Wanderung selbst begann mit einem schönen Aufstieg durch bewaldetes Gebiet ehe uns ein längerer, nahezu ebener Abschnitt zur steinernen Agnes führte.
Wirklich faszinierend, was die Natur alles erschafft. Nach einem weiteren Flachstück ging es in einem weit ausholenden Rechtsbogen auf den Sattel unterhalb des Dreisesselbergs und von dort aus auf die höchste Erhebung des Lattengebirges, den Karlkopf. Dort merkte man bereits die Nähe zur Bahn, wir trafen nun auf jede Menge Wanderer nachdem wir bisher nahezu alleine unterwegs waren. Wie üblich wurde die Wandererdichte immer höher mit abnehmender Distanz zur Bergstation und so war die Hütte in der Schlegelmulde gut besucht. Auch auf dem Predigtstuhl fühlten wir uns nicht einsam und beim knieschonenden Abstieg mit der Bahn war die Gondel gut gefüllt. Ursprünglich war geplant, dass meine Eltern mit der Predigtstuhlbahn hinauf fahren und uns auf halben Weg entgegen kommen würden. Leider hatten sie aber doch mehr zu tun als gedacht und so holten sie uns nur bei der Talstation ab. Schade eigentlich, aber wir hatten beim Grillen am Nachmittag dennoch genug Zeit zum Plaudern.
Abwechslungsreich präsentiert sich die Durchquerung des Lattengebirges von Hallthurm zur Bergstation der Predigtstuhlbahn. Anfangs macht man gut Höhenmeter, gefolgt von einem Flachstück mit schöner Aussicht, garniert mit der bizarren Felsgestalt der steinernen Agnes. Auch auf dem folgenden Teil hinauf zum Karlkopf bleibt es landschaftlich top und der Abschnitt vom Karlkopf zur Bahn vergeht anschließend fast wie im Flug. Ich denke, dass die Wanderung in diese Richtung schöner ist als umgekehrt, da ansonsten der Abstieg von der steinernen Agnes nach Hallthurm vermutlich etwas langwierig und definitiv weniger knieschonend ist.

Montag, 5. Juni 2017

Kaiserklamm

Heute stand bei Melanie und mir nur was Kurzes am Programm, vom Parkplatz beim Gasthof Kaiserhaus ging es in die Kaiserklamm. Nach ein paar Schritten auf einer Forststraße begann auch schon die Klamm. Der schön angelegte Wanderweg führte ungefähr zehn Meter über dem Bachbett durch die steile Felswand. Höhenmeter macht der Bach auf dem klammigen Abschnitt kaum und daher waren auch keine Wasserfälle anzufinden. Der tiefe und schmale Einschnitt in das Kalkgestein war dennoch beeindruckend und die gelegentlich glatt polierten Aushöhlungen in den Seitenwänden zeugen von der Kraft des Wassers.
Nach einer knappen halben Stunde weitete sich das Gelände wieder und wir spazierten noch eine Weile dem sanften, breiten Bachbett entlang. Zurück ging es auch wieder in der Klamm, durch die andere Perspektive entdeckten wir auch am Rückweg noch ein paar neue Details. Zurück beim Parkplatz war mittlerweile deutlich mehr los und unser Parkplatz wurde sogleich wieder belegt.
Als kurze, gemütliche Wanderung in schöner Landschaft kann ich die Wanderung durch die Kaiserklamm sehr empfehlen. Sie zahlt sich auch dann noch aus, wenn man erst etwas später aus dem Bett kommt oder nur wenig Zeit hat.

Sonntag, 4. Juni 2017

Achselboden

Wirklich berauschend war die Wetterprognose für heute nicht gerade, nichts tun kam für Melanie und mich aber auch nicht in Frage. Da die Knie vom Vortag noch nicht ganz regeneriert waren, wollten wir Liftunterstützt hinunter fahren. Also starteten wir bei der Hungerburg oberhalb von Innsbruck. Der erste Abschnitt verlief nahezu eben bis wir bei Gramart die Asphaltstraße verließen und wenig später zum Höhenmeter machen anfingen. Zu Beginn war es noch trocken, doch bald fing es an zu nieseln, was im Wald nicht wirklich störte. Als der Regen immer stärker wurde, streifte ich mir doch die Regenjacke über. Der Weg Richtung Achselboden war prinzipiell gut angelegt, durch den Regen wurden die steilen, matschigen Passagen aber ein wenig rutschig. Mit etwas Konzentration war aber auch das kein Problem und so schmolzen die Höhenmeter nur so dahin. Bei der Achselbodenhütte angekommen stellten wir uns kurz unter und besprachen den weiteren Plan. Die Wetterprognose hatte eigentlich versprochen, dass es im Tagesverlauf auflockert. Davon war im Moment aber nichts zu merken und zusätzlich zum Regen pfiff uns am exponierten Rücken ein kalter Wind um die Nase. Daher beschlossen wir eine Planänderung und anstatt weiter Richtung Brandjochkreuz zu gehen, bogen wir direkt zur Seegrube ab. Der Regen und der Wind begleiteten uns auch weiterhin und so bereuten wir unsere Entscheidung nicht.
Auf dem Weg zur Liftstation bot sich uns ein herrlicher Blick auf Innsbruck. Einige vom Regen wenig beeindruckte Gämse durften wir zudem beobachten. Wirklich Bewegungsmotiviert wirkten sie heute aber auch nicht. Nachdem wir mit der Bahn zurück zur Hungerburg fuhren und wieder beim Auto waren, drehten wir die Heizung ordentlich auf und zuhause wartete ein schönes heißes Bad auf uns - herrlich!
Heute ist unser Wetterpoker nicht ganz aufgegangen, leider hielten der Regen und der kalte Wind doch länger an als wir gehofft hatten. Dennoch würde ich es wieder so machen, besser etwas Bewegung im Regen als zuhause vergammeln. Die Wanderung an und für sich ist auch recht nett, nach einem flachen Abschnitt zu Beginn geht es ordentlich bergauf und mit der zunehmenden Höhe wird das Panorama immer schöner. Insbesondere der relativ ebene Schlussabschnitt vom Achselboden zur Seegrube bietet eine herrliche Aussicht. Als aufstiegsorientierte, knieschonende Abstiegsoption kann ich die Nordkettenbahn sehr empfehlen.

Samstag, 3. Juni 2017

Vordere Karlspitze

Eigentlich hätten wir uns heuer vorgenommen, mehr im Wilden Kaiser zu machen. Wenn wir schon so ein herrliches Felsmassiv fast direkt vor der Haustür haben, dann könnte man doch meinen, dass wir das auch nutzen. Wie so oft fährt man aber überall hin und die naheliegenden Ziele bleiben auf der Strecke. Lange Rede kurzer Sinn: Heute ging es für Melanie und mich in den Wilden Kaiser. Das herrliche Wetter konnten wir bereits auf dem Weg von der Wochenbrunneralm zum Ellmauer Tor genießen. Bis zum Ellmauer Tor gingen wir aber nicht, vorher bogen wir links ab. Über den Südostgrat wollten wir heute die Vordere Karlspitze erklimmen. Beim Einstieg lag noch ein wenig Schnee, da wurde mir im T-Shirt fast ein bisschen kühl. Zwei Meter vom Schnee entfernt in der Sonne fühlte es sich aber gleich wieder deutlich wärmer an. Der Einstieg war etwas brüchig und daher nicht so schön. Nach dem anschließenden grasigen Abschnitt wurde es aber deutlich besser. Oberhalb des grasigen Geländes waren sich die Topos nicht ganz einig und wir verkofferten uns ein wenig. Durch die falsch gewählte Linie und den damit verbundenen Moraleinbruch kam mir die kurze, relativ steile Verschneidung deutlich schwerer vor als sie war. Als wir wieder die richtige Linie fanden, fand ich auch meine Moral wieder und so ging es genussvoll in mittlerweile kompaktem Fels und netter Kraxelei aufwärts. Bald befanden wir uns in der markanten Rinne, die uns zum Matejak Kamin führte.
Dort trafen wir einen Solo-Kletterer, der uns knapp unterhalb der Schlüsselstelle vorbei ließ. Kurz versuchte ich mich in den Kamin zu quetschen, mit Rucksack ging es sich aber nicht wirklich aus und so lachte mich die Variante über den schönen Riss deutlich mehr an. Ein paar schöne Klettermeter später stand ich am Grat und auch Melanie war bald bei mir. Der Solo-Kletterer entschied sich für die Variante durch den Kamin. Wir bereuten unsere Linienwahl diesmal nicht, der Kollege arbeitete sich recht mühsam durch den engen Schlurf. Schlussendlich schaffte er es aber auch. Wir waren inzwischen schon einige Meter weiter am Grat. Gemütliches Gehgelände wechselte sich mit netten Felspassagen ab und bevor uns die letzten leichten Meter zum Gipfel hinauf führten, wartete noch eine schöne, kurz etwas ausgesetzte, Etappe auf uns. Am Gipfel genossen wir die herrliche Aussicht bei einer kurzen Jausenpause ehe wir uns an den Abstieg machten. Den zunächst blau und nach der Abzweigung vom Verbindungsgrat zwischen Vorderer und Hinterer Karlspitze rot markierten Abstiegsweg fanden wir problemlos. Die letzten Höhenmeter zum Ellmauer Tor vergnügten wir uns mit Schneerutschen, der lustigsten und vermutlich angenehmsten Abstiegsmöglichkeit im Sommer. Auch nach dem Ellmauer Tor konnten wir noch ein wenig im Schnee abfahren und weiter unten ging es über das Geröllfeld zackig abwärts. So standen wir bald wieder beim Auto und gönnten uns bei der Heimreise noch einen köstlichen Burger beim Burgerladen in Schwoich.
Der Südostgrat auf die Vordere Karlspitze ist zwar aufgrund seines etwas brüchig grasigen Beginns nicht zu unterschätzen, insgesamt aber schon ein sehr lohnender Anstieg. Wer die Schwierigkeiten gut beherrscht, dem würde ich im Schlüsselbereich bevor man auf den Grat kommt auf jeden Fall zu der schwereren Rissverschneidungsvariante, anstelle der Kaminvariante, raten.