Freitag, 26. Mai 2017

Brid Klina

Zugegeben, ein bisschen nervös war ich heute Morgen schon. Mit der vielen Kränkelei, und dem dadurch eher mageren Trainingspensum im heurigen Winter, war ich mir nicht ganz sicher ob meine Fitness schon ausreichen würde für eine dermaßen steile und schwere Tour. Die spektakuläre Linie an der überhängenden Kante im zentralen Bereich der Anića Kuk Nordwand geisterte mir schon lange im Kopf und mit Maxl als Seilschaftskamerad wusste ich mich in guten Händen, auch wenn wir bisher keine gemeinsame Mehrseillänge gegangen waren. Melanie und Hurmi hatten sich heute für die Tour 'Mosoraski' entschieden und so konnten wir uns immer wieder gegenseitig beobachten. Viel los war auch heute wieder in der Mosoraski. Da hatten Maxl und ich es eindeutig einsamer. Bis auf eine Seilschaft in der Klin war im steilen Bereich der Wand niemand. Melanie und Hurmi meinten aber, dass ihre Tour trotz der Überlaufenheit sehr lohnend ist. Scheinbar ist die Mosoraski zurecht die bekannteste und beliebteste Tour in Paklenica. Na gut, zurück zu unserer Tour. Nach dem leichten Zustiegsriss standen wir direkt unterhalb des mächtigen Felsaufbaus. Motiviert starte ich in die erste knackige Seillänge. Der leicht überhängende Beginn begeisterte mit guten Griffen und schönen Moves. Die Schlüsselpassage wurde richtig steil und immer kleingriffiger. Eine Lösungsidee hatte ich zwar, im Endeffekt habe ich aber doch ein paarmal genullt um noch Schmalz für oben zu sparen. In der nächsten Länge kam noch mal eine kurze Steilstufe die Maxl sehr schön statisch löste.
Ich hatte nicht genug Geduld und so sprang ich im Cliffhanger-Style den offensichtlichen Henkel an und fing den Schwung der weit nach hinten pendelnden Beine einarmig hängend ab - wozu Technik wenn man Kraft hat ;-). Im Anschluss kam eine traumhaft steil-ausgesetzt-henkelige Seillänge durch den überhängenden Bereich links der Pfeilerkante ehe ein gemütlicher, leicht geneigter Abschnitt rechts der Kante folgte. Bevor es wieder richtig knackig wurde, genossen wir noch eine steile Henkelpartie und einen Müsliriegel im leider nicht so gemütlichen Stand vor der Schlüsselseillänge. Maxl war dran mit Vorsteigen und es lief grundsätzlich recht gut, ein paar Mal musste er sich aber doch ins Seil setzten. Ich kam im Nachstieg auch ganz gut voran bis ich bemerkte, dass der wunderbare Henkel den ich gerade in der Hand hatte nur dank eines alten Normalhakens so wunderbar war. In dem Moment war ich so irritiert, dass ich gleich mehrere Male nullte und schnurstracks über der Schlüsselstelle war. Die letzte harte Seillänge begann mit einer sehr schönen, noch nicht so schweren, leicht geneigten Platte ehe sie von Zug zu Zug steiler und schwerer wurde. Darüber erreichten wir die geneigten, gemütlichen Ausstiegsplatten. Diese führten uns bald zum Ausstieg, wo wir auf Melanie und Hurmi trafen. Völlig begeistert schwärmten wir einander beim Abstieg von unseren Touren vor. Bei der Tagesleistung hatten wir uns alle das köstliche Tunfischsteak am Abend redlich verdient.
Die Tour 'Brid Klina' kann ich jedem wärmstens empfehlen, der die Schwierigkeiten einigermaßen beherrscht und Ausgesetztheit liebt. Definitiv eine der genialsten Touren die ich bisher gegangen bin. Die Absicherung ist auch sehr gut, die vielen Rostgurken wurden sinnvoll mit Bohrhaken ergänzt.

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