Montag, 8. Juli 2013

Zinkenecho

Das Wetter war stabil vorhergesagt, also nichts wie ab in die Berge. Heute hatten Alex und ich Mehrseillängentraining am Programm, mal austesten wie schnell wir den Seilschaftsablauf hinbekommen. Dazu eignet sich eine längere, leichtere Tour am bessten. Die Kletterei geht relativ schnell und die Sicherung läuft mit HMS. Ich schlug daher die Tour Zinkenecho im Hochschwab vor. Laut Routenbeschreibung klang sie zwar nicht allzu schön, aber es ist eine lange und leichte Tour. Also starteten wir vom Bodenbauer Richtung Häuselalm und bogen bald ins Dippelkar ab. Den Weg zum Einstieg erwischten wir zwar nicht ganz ideal, aber wir kamen trotzdem rasch und unproblematisch dort an. Noch schnell aufdirndln und schon sprinteten wir los. Ich startete und wir kamen von Anfang an recht gut voran. Neun Seillängen später fanden wir einen besonders gemütlichen Stand bei dem wir eine kurze Pause machten und uns ein wenig stärkten. Dabei hatten wir auch Zeit für einen Rückblick auf die erste Hälfte. Bisher war die Tour noch relativ kompakt und nicht allzu grasig, es waren nur kürzere Abschnitte brüchig und die Graspassagen waren meist Gehgelände und störten nicht allzu sehr. Wir waren uns aber jedenfalls einig, dass die Bewertungen großteils fraglich sind. Beispielsweise fühlte sich die angebliche 6+ Stelle in der siebten Seillänge eher nach 5+ an und in den Dolomiten würde sie wohl mit 5 bewertet werden. Nach der Pause wurde das Gelände brüchiger und grasiger. Teilweise hatten wir das Gefühl, dass die Route, anstatt durch schönen Fels zu suchen, nur möglichst viele Grasbüschel miteinander verbinden will. Erst die Abschlussseillänge war ein wenig versöhnlich, dort waren noch ein paar nette Kletterstellen zu finden. Vom Ausstieg waren es noch rund 50hm zum Gipfel.
Dort bekam ich von Alex einen Bissen pure Energie. Keine Ahnung was das war aber wir rannten nur noch Talwerts vor lauter Energieüberschuss. Bei der Häuselalm beschlossen wir, dass wir mit einer stärkenden Suppe noch bis zum Bodenbauer warten konnten. Die Rucksäcke hatten wir auch schnell vom Rucksackdepot geholt und wenig später standen wir vorm Bodenbauer. Uns kamen beinahe die Tränen als wir das Schild mit der Aufschrift 'Ruhetag' sahen ;-). Na gut, dann ging es ohne Stärkung nach Hause, der Riegel von Alex hielt sowieso noch ein wenig vor.
Die Tour hat ihre Aufgabe erledigt, sowohl der Seilschaftsablauf als auch die Kletterei in brüchigem und grasigem (also moralisch anspruchsvollem) Gelände hat hervorragend funktioniert. Wenn man mit dieser Einstellung hin geht ist es eine schöne Tour in traumhaftem Ambiente, aber wer in dieser Tour genussvolles Klettern sucht ist falsch. Abgesichert ist die Tour teilweise etwas weiter aber gut, außer in der zwölften Seillänge sind wir nie auf die Idee gekommen etwas zu legen und teilweise haben wir Haken übersehen. Die Schwierigkeitsangaben waren teilweise fragwürdig, viel schwerer als 5+ ist die Tour meiner Meinung nach nicht geworden, allerdings durch die Brüchigkeit sollte man gelegentlich besser schlechtere Griffe nehmen. Leisten herpressen ist allgemein keine gute Idee, davon sind uns einige entgegen gekommen. Zusammengefasst ist es eine Tour in wunderbarer Umgebung aber eindeutig keine Plaisir-Genuss-Kletterei.

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