Mittwoch, 7. November 2018

Nevado Queva

Nach dem Rückschlag am Llullaillaco wollten Melanie und ich zumindest noch einen 6000er schaffen in diesem Urlaub. In zwei relativ gemütlichen Tagesetappen wollten wir den Nevado Queva erklimmen. Also Zelt und Kocher eingepackt und los ging es in ein fruchtbares Tal bei Santa Rosa de los Pastos Grandes. Der grüne Talboden in mitten der kargen Wüste zauberte einen beeindruckenden Kontrast in die Landschaft. Den vermutlich domestizierten Lamas und Esel zu Beginn des Tales ging es offensichtlich gut. Dafür sorgte der überraschend wasserreiche Bach und die rundum gedeihende Pflanzenvielfalt. Melanie und ich waren mittlerweile scheinbar brauchbar akklimatisiert, zumindest kamen wir gut voran und ließen das lange, flache Tal bald hinter uns. Trotz einer kleinen Extraschleife schafften wir es am ersten Tag noch bis auf 5000 Meter, wo wir uns einen feinen Lagerplatz einrichteten. Kochen, essen und Zähne putzen ging sich auch noch vor Sonnenuntergang aus und so waren wir schon in unseren kuschelig warmen Schlafsäcken bevor die Kälte der Nacht zuschlug. Im Morgengrauen des zweiten Tages ging es wieder los und wir fühlten uns immer noch fit. Melanie war es ja sowieso immer besser gegangen als mir, aber auch ich hatte mittlerweile meine Bauchprobleme hinter mir gelassen. Zunächst führte uns ein Kar an der Südseite aufwärts. Der äußerst bizarr geformte Schnee in dem Kar war nicht allzu dankbar zum Gehen. Halb im Schotter und halb im Schnee ging es aber großteils ganz gut. Nachdem wir einen Sattel auf ca. 5800 Metern erreicht hatten, lag nun ein eigentlich recht kurz und gar nicht so steil wirkender Schotterhang vor uns. Der Eindruck täuschte jedoch, die folgenden gut 200 Höhenmeter Schotter-Wühlerei waren richtig mühsam und zermürbend. Heilfroh erreichten wir nach einer gefühlten Ewigkeit den Vorgipfel. Nach dem Schotterkampf war der restliche Aufstieg auf den Hauptgipfel nur mehr ein Spaziergang.
Eigentlich fühlten wir uns ganz gut, unsere blauen Lippen machten mir allerdings ein wenig Sorgen. Allzu lange hielten wir uns deshalb nicht auf dem Gipfel auf, auch wenn wir ewig die Aussicht genießen hätten können. Hinunter gingen wir über die Südostseite, da dort die Schotterfelder noch einladender zum Hinunter-Surfen aussahen. So kamen wir recht flott zurück zum Zelt. Der weite Abstieg durch das nicht enden wollende Tal zum Auto zog sich aber noch mal ganz schön.
Als Zweitagestour war der Nevado Queva für uns ziemlich optimal. So konnten wir die sich wandelnde Landschaft in vollen Zügen genießen und eine wundervolle Nacht im einsamen Zelt verbringen. Bis auf ein mühsames Schotterfeld, das wir vermutlich zum Teil über ein Schneefeld umgehen hätten können, waren die beiden Tage absolut genial. Nun hatten wir unseren ersten 6000er in der Tasche.

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