Sonntag, 1. September 2019

Predigtstuhl Nordkante

Vom leichten Nieselregen bei der Anfahrt ließen Melanie und ich uns nicht abschrecken. Einen allzu freundlichen Eindruck machte das Wetter beim Losgehen von der Griesner Alm zwar nicht, laut Wetterbericht sollte es aber am Vormittag besser werden ehe gegen Abend Regenschauer prognostiziert waren. Der Eggersteig führte uns in die Steinerne Rinne und bald auch zum Einstieg. Wir wählten nicht den Originaleinstieg sondern gingen den Eggersteig noch ein paar Kehren weiter bis wir zum Start der ebenfalls sanierten und angeblich lohnenderen Einstiegsvariante kamen. Ein bisschen Sucherei später fanden wir den Klebehaken am Einstieg und es konnte los gehen. Ganz einfach tat ich mir mit der Wegfindung heute nicht, vielleicht auch weil unser Topo nicht allzu detailreich war. Ein paar Simultan-Seillängen und etwas Reibungskampf später standen wir unterhalb des ersten Steilaufschwunges. Der Quergang nach links um die Kante in eine Rissverschneidung war zwar schon ziemlich poliert, löste sich aber dennoch ganz gut auf. Der Rest des Steilaufschwunges inklusive der darauffolgenden Rissverschneidung war wirklich herrlich. Der Plan, im Anschluss wieder simultan zu Klettern wurde dank viel Seilreibung bereits recht bald auf dem grasigen Zwischenstück gestoppt. Danach nahmen wir aber wieder ein wenig Fahrt auf, auch wenn wir heute irgendwie recht viel Zeit mit der Liniensuche verbrachten. Als wir in der Scharte am Grat ankamen, ließ ich mich von einem Schlaghaken zur falschen Linie verführen und ging das nette Band westlich des Grates hinauf anstatt der Originallinie weiter östlich zu Folgen. Am Ende des Bandes besserte ich den Schlaghaken-Stand mit einem Friend auf. Der von dort direkt nach oben ziehende Riss war zwar wirklich schön, doch defininitiv deutlich schwerer als der laut Topo erwartete Zweier. Ein paar leichtere Klettermeter später fanden wir wieder zur Originallinie zurück. Das Oppelband ließen wir uns nicht entgehen. Eigentlich dachte ich immer, dass ein Kriechband etwas schreckliches wäre. Irgendwie machte es aber sogar ein bisschen Spaß auf dem Bauch liegend ein paar Meter zu kriechen. Lang war die Kriechstelle ohnehin nicht und eine weitere schöne Seillänge später standen wir am Predigtstuhl Nordgipfel.
Das Wetter wirkte nicht besonders einladend, also machten wir uns auf den Weg zum Botzong-Kamin. An massiven Abseilringen seilten wir 3x ab ehe es in leichter Kraxelei zurück zum Eggersteig ging. Am Ende der Steinernen Rinne testeten wir heute mal den Steig der direkt zur Griesner Alm absteigt. Es braucht zwar deutlich mehr Konzentration aber erspart dafür einiges an Extrametern. Ob es sich zeitlich auszahlt ist schwer zu sagen und hängt wohl davon ab, wie schnell man in leichter Kraxelei unterwegs ist. Bei Regen ist der Steig jedenfalls nicht ehmpfehlenswert. Wir kamen heute aber gerade noch trocken zurück zum Auto. Als wir losfuhren begann es zu Regnen, also perfektes Timing.
Die Nordkante auf den Predigtstuhl ist eine wirklich schöne, klassische Führe in großteils kompaktem und manchmal sogar schon ein wenig abgekletterten Fels. Gerade am Oppelband ist man aber froh, dass der Fels über den der Bauch geschoben wird schon etwas abgespeckt ist. Die Wegfindung ist nicht immer ganz leicht und birgt einiges Potential für Verhauer. Nur weil wo Schlaghaken zu finden sind muss es nicht zwangsläufig die richtige Linie sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen