Samstag, 14. September 2019

B'hofenerloch

Motiviert starteten Melanie und ich heute gegen 5 Uhr beim Birgkar-Parkplatz unterhalb der Stegmoosalm in Richtung Hochkönig Südwand los. Ganz sicher waren wir uns nicht, ob wir den Weg im Finstern richtig erwischt hatten. Als die Sonne sich dann zeigte, half uns das auch nicht allzu viel, da sich die Südwand meist in Nebel hüllte. Bis in die Nähe des Einstieges trafen wir aber dennoch ziemlich gut. Auf den letzten paar Metern zum Einstieg ließen wir aber noch fast eine Stunde liegen, da sich die Struktur die den Einstieg auszeichnete alle paar hundert Meter wiederholte. Eine Schlucht und einen Pfeiler links davon der nach 5er Gelände ausschaut gibt es dort nicht gerade selten. Nach einiger Sucherei erkannten wir, dass wir im Nebel bereits zu hoch gestiegen waren und fanden einige Meter links unter uns den ersehnten Stand am Einstieg. In der Tour selbst ging es bezüglich Wegfindung recht gut voran und wir kamen ohne große Verhauer zum Terassenfirst im Mittelteil. Bis dort hin war die Kletterei zwar immer wieder recht schön. Es mischten sich aber auch splittrige Abschnitte mit hinein. Die Absicherung war etwas inhomogen. In manchen relativ leichten Kletterabschnitten waren überraschend viele Haken wo hingegen in anderen, auch schwereren Bereichen nicht viel zu finden war. Der eher plattige, splittrige Fels bot auch nicht allzu viele Möglichkeiten zur Aufbesserung, was im Grunde aber auch nicht wirklich nötig war, da zumeist schon reichlich Haken vorhanden waren. Zu Beginn der zweiten Hälfte ließ ich gleich mal ordentlich Zeit liegen, da ich den Stand nach der zehnten Seillänge deutlich zu früh machte. Anscheinend sind in dieser Seillänge doch ein paar mehr Haken wie im Topo eingezeichnet und so verpulverte ich einige Zeit damit, die richtige Linie in der elften Seillänge zu finden. Dank des zu frühen Standes hatte ich am Ende der elften Seillänge ziemlich mit der Seilreibung zu kämpfen. Danach lief es wieder ganz gut und auch die bemerkenswert brüchige dreizehnte Seillänge löste sich schön auf. Man musste nur die festen Henkel finden. Wenig später erreichten wir das mächtige und beeindruckende Höhlenportal. Auch wenn es an und für sich klar sein hätte sollen, ich war trotzdem überrascht, dass der Fels in der Höhle nass war. Das störte mal mehr und mal weniger, allgemein nagte es aber ziemlich an meiner Moral. Dass ich direkt vor der Schlüsselseillänge in der nassen Höhle keinen wirklich brauchbaren Stand bauen konnte, machte die Lage auch nicht gerade entspannter. Ein bisschen Zeit und Platz im Kopf zum Aufsaugen der ungewöhlichen und beeindruckenden Stimmung in der Höhle war aber trotzdem vorhanden. Von oben drang aus der Ferne schon der Schimmer des Ausstieges herab und nach unten erkannte man immer noch das Höhlenportal. Eine derartige Stimmung hatte ich noch nie erlebt, wirklich ein Erlebnis. Nachdem ich die Stimmung aufgesaugt hatte, hieß es vollste Konzentration in der nassen, glatten Verschneidung zu Beginn der sechzehnten Seillänge. Auch wenn in jeder Ecke der Höhle ein bisschen Tageslicht hereinschimmerte, half es mir trotzdem sehr, dass Melanie mir von unten mit der Stirnlampe leuchtete. Die Hakenabstände kamen mir hier eher weit vor, hin und wieder konnte man aber ganz gut ergänzen. Vielleicht fand ich im Halbdunkel auch nicht alle Haken. Vor lauter Konzentration auf den nassen Fels übersah ich den Stand und machte erst ein paar Meter darüber bei einem Bohrhaken und einem Klemmblock Stand.
Die restlichen Meter aus der Höhle hinaus lösten sich gut auf und wurden immer trockener. Zurück im Sonnenschein hatten wir die abenteuerliche Kletterei schließlich hinter uns. Der Tag war aber noch nicht zu Ende, es wartete noch der lange Abstieg auf uns. Beim Matrashaus wurden unsere Mühen mit einer fast schon kitschigen Sonnenuntergangs-Stimmung belohnt. Im letzten Tageslicht fanden wir die Abzweigung zum Birgkarsteig und suchten uns ein paar Meter unterhalb ein windschattiges Plätzchen, um unsere noch verbliebene Jausen zu genießen. Gestärkt und mit Stirnlampen bewaffnet kamen wir gut voran und erreichten bald das Ende des schrofigen Abschnittes. Dort wurden wir aber von einem immer noch gewaltigen Altschneefeld überrascht. Um diese Uhrzeit war es klarer Weise hart gefrohren, was den Abstieg mit unseren Zustiegsschuhen und ohne Steigeisen nicht gerade erleichterte. Am Rand des Schneefeldes ging es aber zumeist recht gut voran und bald hatten wir auch diese Hürde überwunden. Nun trennte uns nur noch der nicht enden wollende Wanderweg vom Auto. Doch weder der, noch eine Kuh die uns nicht vorbei lassen wollte, hinderten uns daran, die Tour noch vor Mitternacht zu Beenden. Erschöpft und glücklich sank ich bald darauf ins Bett.
Die Tour B'hofenerloch ist definitiv ein Highlight meiner bisherigen Tourensammlung. Weiterempfehlen würde ich sie aber nur abenteuerlustigen und Mental fitten Kletterern. Die Kletterei selbst ist großteils nicht allzu berauschend, da lässt sich im Hochkönig ganz leicht deutlich Schöneres finden. Dennoch ist das Ambiente und die nach oben hin zunehmende mentale Komponente in Kombination mit dem atemberaubenden Höhlen-Finale ein unvergessliches Erlebnis.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen