Montag, 12. März 2018

Gratlspitze

So richtig wollte die Anfahrt heute nicht klappen. Irgendwie fand ich mich in der Dunkelheit in Alpbach überhaupt nicht zurecht. Nach mehreren Fehlversuchen parkten wir fast dort wo wir parken hätten sollen. Noch hielt die Nacht unser fehlgeleitetes Auto verborgen und auch wir hatten nicht bemerkt, dass es eine bessere Möglichkeit zum Parken gegeben hätte. Zunächst marschierten wir ein gutes Stück leicht abfallend der Asphaltstraße entlang bis wir nach einem Graben meinten, links abbiegen zu müssen. Zwar wäre es tatsächlich nach links gegangen, nur leider erst ein paar Meter später. Auf etwas direkterem Weg durch den finsteren Wald und über einen kleinen Graben kamen wir bald wieder auf den eigentlichen Aufstiegsweg zurück. Auch gut, weiter ging es der Straße entlang bis wir diese verließen und in direkter Linie über schneebedeckte Wiesenhänge auf unser heutiges Ziel zusteuerten, die Gratlspitze. Die Schneemenge wuchs mit zunehmender Höhe rasch an und bald steckten wir teils bis zur Hüfte im weichen Schnee. Als das Gelände etwas steiler wurde, ging es wieder etwas besser. Hier hatte die Sonne in den letzten Tagen teilweise ganz gute Arbeit geleistet und es war sogar der eine oder andere schneefreie Schritt dabei. Das Schlussdrittel hatte es noch mal ganz schön in sich. Die Kombination aus viel weichem Schnee und steilem Latschenfeld kann ganz schön kraftraubend sein. Gelegentlich steckten wir bis zur Schulter im Schnee und die Latschenzweige unter den Füßen gaben immer noch nach. Auch wenn der Kampf hinauf gelegentlich etwas mühsam war, Spaß machte es trotzdem und großteils kamen wir eigentlich gut voran. Am Gipfel wurden unsere Mühen mit einem wunderbaren Panorama belohnt.
Während wir die Aussicht genossen, trank ich ein paar Schlucke und mampfte einen Riegel und ein Pick-Up. Gestärkt traten wir den Abstieg in Richtung Westen an. Mehr oder weniger am Rücken bleibend stapften wir über die eine oder andere Steilstufe bergab. Auch beim Abstieg steckten wir gelegentlich ziemlich tief im Schnee. Hangabwärts kommt man jedoch wesentlich leichter aus Schneelöchern als hangaufwärts. Wirklich schnell kamen wir aber dennoch nicht voran. Auch egal, in Zeitnot waren wir heute schließlich nicht. Weiter unten machten wir uns den Abstieg mit den Rutschschaufeln etwas kurzweiliger. Die erste Spur ließ sich zum Teil etwas mühsam anlegen, als zweiter Rutschschaufelraser war es aber eine riesige Gaudi. Zurück beim Auto entdeckten wir den eigentlich vorgesehenen Parkplatz. Außer ein schlechtes Gewissen, dass wir falsch geparkt hatten, war aber glücklicherweise nichts passiert. Beim einräumen des Autos bemerkten wir noch, dass wir eine Gamasche beim Abstieg verloren hatten. Da wir uns heute beim Parken schon einen Fauxpas geleistet hatten und kein Fahrverbotsschild zu sehen war, fuhren wir, frei nach dem Motto "Ist der Ruf erst ruiniert...", die Forststraße Richtung Bischoferalm hinauf, um die verlorene Gamasche einzusammeln - mit Erfolg.
Eine empfehlenswerte Genusswanderung ist die Gratlspitze im Winter definitiv nicht. Wenn es die Schneelage und die damit verbundene Lawinengefahr zulassen, kann man hier im Winter jedoch eine wunderschöne, einsame, sowie auch mühsame und anstrengende Bergtour unternehmen.

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