Samstag, 6. Februar 2016

Herzog Ernst Spitze

Für heute hatte uns Hans eine schöne Tour herausgesucht, die dem traumhaften Wetter gerecht werden sollte und dennoch der Lawinenlage angepasst ist. Daniel gesellte sich auch noch zu uns und so starteten wir zu dritt gegen acht von der Astenschmiede aus Richtung Kolm Saigurn. Der Aufstieg entlang des Wanderweges zum Parkplatz Lenzanger verging schneller als gedacht und bald waren wir beim Naturfreundehaus im Talschluss angekommen. Beim teilweise etwas steileren und steckenlastigen Abschnitt oberhalb des Talbodens konnten wir einige Leute beim Eisklettern beobachten. Trotz der momentan allgemein schlechten Eislage machten die beiden breiten Übungsfälle in Hüttennähe einen relativ guten Eindruck, insbesondere am leichteren Barbarafall wurdelte es wie in einem Ameisenhaufen aus Eis. Bis zum Neubau war bereits eine Spur vorhanden, danach bogen wir bald nach links von der Hauptspur ab und durften selber spuren. Dabei öffneten sich immer wieder neue Blicke auf die herrliche Gegend. Wir folgten zunächst mehr oder weniger dem Wanderweg bis wir in die Flanke zwischen Neunerkogel und Herzog Ernst Spitze einbogen. Plötzlich machte es ein kräftiges Wumm-Geräusch und mir rutschte fast das Herz in die Hose. Als wir uns umsahen war aber weit und breit nichts zu sehen, was das Geräusch auslösen hätte können. Wenig später erklang ein zweites Mal das Geräusch und schön langsam dämmerte es uns, dass es sich um Lawinensprengungen im nahen Schigebiet "Mölltaler Gletscher" handeln musste. Mittlerweile hatten wir die Schi abgeschnallt und auf dem Rucksack befestigt. So stapften wir die teils etwas schottrigen Meter bis in die Einsattelung am Grat zwischen Neunerkogel und Herzog Ernst Spitze. Weiter ging es in leichter Kraxelei dem Grat und in weitere Folge dem Rücken entlang hinauf zu unserem Tagesziel. Eine dritte Erschütterung, bei der wir bereits Blickkontakt zum Schigebiet hatten, bestätigte unsere Vermutung.
Auf der Herzog Ernst Spitze angekommen beobachteten wir drei Freerider, die vom Schigebiet herübergequert waren und von der Scharte direkt unter uns startend eine Südrinne hinabzogen. Wir verweilten nur kurz am Gipfel und suchten uns ein paar Meter weiter unten ein windschattiges Plätzchen zum Jausnen. Die Sonne hatte die Steine auf denen wir saßen herrlich angewärmt und so ließ es sich bei wenig Wind und traumhaften Panorama gut aushalten. Die Vorfreude auf die bevorstehende Abfahrt bewegte uns dann aber doch zum Aufbrechen. Bis zur Fraganter Scharte war der Rücken noch ein wenig abgeblasen, großteils mussten wir aber nicht zu Fuß gehen. Die ersten Meter in der Wintergasse direkt unterhalb der Scharte waren noch recht windgepresst. Ein paar Schwünge weiter unten fing der Pulverschnee und mit ihm die unglaublich genussvolle Abfahrt an. In großteils moderater Steigung wedelten wir die ungefähr 100m breite Rinne hinab. Erst als sich die Rinne oberhalb des verfallenen Knappenhauses öffnete wurde das Gelände steiler. Aber auch diesen Hang kamen wir alle drei unbeschadet hinunter. Das anschließende Flachstück zurück zum Naturfreundehaus-Neubau hatten wir bald hinter uns und auch die Hänge nach Kolm Saigurn wedelten wir im herrlichen Pulverschnee. Mittlerweile war ich schon etwas erschöpft und so brauchte ich mehr Verschnaufpausen als üblich. Vor allem beim Schieben auf der relativ flachen Mautstraße fehlte mir ganz klar die Spritzigkeit. Zurück bei der Astenschmiede wurde ich von Gulaschsuppe und Kuchen wiederbelebt und spätestens der Schweinebraten am Abend sorgte für ausreichend Energienachschub.
Die Schitour auf die Herzog Ernst Spitze ist eine durchaus lohnende, einsame und abwechslungsreiche Alternative zum sonst oft überlaufenen Sonnblick. In puncto Lawinengefahr ist besonderes Augenmerk auf den Hang oberhalb des verfallenen Knappenhauses am Ende der Wintergasse zu legen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen