Los gehts nach Frankreich, juhujuhu! Eigentlich wollten Hans und ich schon am Samstag anreisen, da spielte aber das Wetter nicht mit. Auch egal, dann eben erst am Sonntag, wo wir von Chamonix mit Sonnenschein und einem herrlichen Blick auf die umliegenden Berge begrüßt wurden. Von der charmanten Stadt bezaubert, ließen wir uns zu einem Bier in einem netten Gastgarten hinreißen - mit fast 9€ für ein großes Bier wohl eines der teuersten Biere, die ich bisher getrunken habe. Immerhin hat es geschmeckt, und wir ließen uns auch unsere erste Packung Nudeln am Parkplatz schmecken, ehe wir eine gemütliche Nacht im Auto verbrachten. Am nächsten Morgen ging es voll bepackt mit der Bahn zur Aiguille du Midi hinauf. Trotz des schweren Gepäcks waren die knapp 2000 hm in windeseile erledigt. Oben wurden wir vom Hochnebel empfangen und so ging es, mit vielen anderen Bergsteigern, den vom Schneefall am Samstag noch relativ schmalen Schneegrat von der Bahnstation hinunter auf die Hochebene unterhalb des Refuge des Cosmiques. Dort mussten Hans und ich uns eingestehen, dass wir es heute nicht zu unserem geplanten Zeltplatz unterhalb des Grand Capucin schaffen würden - zu viel Gepäck und zu wenig Sicht. Also schlugen wir unser Zelt in einer windgeschützten Mulde nahe des Col du Midi auf. Der Großteil der Mulde war bereits von unseren Vorgängern ausgehobe worden, wir verpassten dem Loch nur noch den letzten Schliff und machten daraus eine 5-Sterne Unterkunft. Nachdem das Zelt aufgebaut war, hatten wir es gerade mal Mittag. Den restlichen Tag im Zelt verbringen war uns da auf jeden Fall zu langweilig. Also marschierten wir im Blindflug, mit Karte und Bussole ausgerüstet, den schlangenlinienförmigen Spuren im Schnee Richtung Südosten entlang. Auf Höhe des Pointe de Lachenal gingen die Spuren Richtung Südosten nicht mehr weiter und bogen nach rechts ab. Ohne Sicht und ohne allzuviel Ahnung, wo die Spaltenbereiche sich blicken lassen, wollten wir keine neue Spur anlegen und so ließen wir uns auch nach rechts verleiten. Es folgte ein eisiger Steilaufschwung, bei dem wir die Steigeisen anlegten, und eine kurze Fels-Mixed-Passage ehe wir (vermutlich) am Gipfel des Pointe de Lachenal ankamen.
Ob wir tatsächlich auf dem Pointe de Lachenal waren, war bei der geringen Sicht schwer zu ermitteln. Ist aber auch egal - Hauptsache ein bisschen Bewegung. Bei einer Abseilstelle seilten wir uns 30 Meter in Richtung Norden ab und kamen über leichtes Mixedgelände zurück auf das flache Gletscherbecken. Nach kurzer Beratschlagung entschieden wir uns, den Spuren nach rechts zu Folgen und so kamen wir wieder zurück zu unserem Einstieg in die Eisflanke. Ein wenig nebeliges Gestolpere später standen wir wieder bei unserem Zelt, wo wir uns das Abendessen richteten und bald schlafen gingen.
Zum Zelten in der Nähe des Col du Midi kann ich die Auffahrt von Chamonix zur Aiguille du Midi sehr empfehlen. Will man aber (so wie auch wir ursprünglich geplant hätten) im Becken unterhalb des Grand Capucin nächtigen, so würde ich sehr zur Auffahrt von Courmayeur zum Pointe Helbronner raten. Von dort gelangt man relativ gemütlich und mit wenigen, eher unproblematischen Spaltenbereichen zum Zeltplatz, während man von der Aiguille du Midi einen weiten Weg hat und einen massiven Spaltenbereich queren muss.
Die Überquerung des Pointe de Lachenal ist als klassische Eingehtour für Mont Blanc Gipfel Aspiranten, vermutlich so gut wie immer gespurt und dadurch auch bei geringer Sicht gut machbar.
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