Mittwoch, 6. September 2017

Baquet Rebuffat Aiguille du Midi

Nach den Strapazen des letzten Tages stand heute Ausschlafen am Programm. Einen langen Zustieg wollten wir auch vermeiden. Um zu testen, ob meine linke Hand vom Steinschlag von gestern schlimmer beliedigt worden war, sollte die Kletterei auch eher leichter bleiben. Unsere Wahl fiel daher auf die von unserem Zelt aus bereits zu sehende Südwand der Aiguille du Midi und dort die beliebteste Linie: der Baquet-Rebuffat-Weg. Als wir beim Einstieg ankamen, war bereits eine Seilschaft vor uns. Also mussten wir gleich mal warten. In der Sonne ließ es sich aber gut aushalten und nach etwas Warterei konnten wir bald einsteigen. Einen Rucksack mit Bergschuhen, Steigeisen, etwas zu Trinken und ein paar Müsliriegel hatten wir heute dabei. Also eigentlich nur das Nötigste, dennoch machte sich der Rucksack beim Nachsteigen bemerkbar. Im ersten Stand mussten wir wieder warten, leider war die Seilschaft vor uns nicht besonders schnell. Im zweiten Stand ließen sie uns netterweise überholen und die Bahn war frei für uns. Die Kletterei bis dahin war wundervoll, insbesondere der Riss der dritten Seillänge war ein wahrer Genuss. Nach meiner schwachen Leistung am Vortag tat es gut zu spüren, dass ich das Klettern nicht ganz verlernt hatte. In den folgenden Seillängen machten wir gut Meter und brachten einigen Abstand zwischen uns und unsere Verfolger. Anhaltend genussvolle Kletterei führte uns aufwärts bis ich in der siebten Seillänge etwas mit der Reibung zu kämpfen hatte. Ich kam nicht bis zu der leichten Rampe, die zum letzten Gipfelaufschwung führt, sondern musste früher Stand machen. Ein alter, solider Normalhaken und ein Friend machten sich gut als Standplatz. Mühsam holte ich das Seil ein und freute mich, als Hans endlich bei mir war. Er ging wenige Meter weiter nach links und fand den richtigen Stand. So weit wäre ich aber in diesem verwinkelten Gelände, aufgrund der massiven Seilreibung, niemals mehr gekommen. Egal, leichtes Gelände führte uns zu der letzten und angeblich schwersten Seillänge.
Dort erwartete uns eine herrlich leistige und relativ kurze Platte ehe wir am Gipfel standen. Die kurze (ca. 25 Meter lange) Abseilfahrt auf die Plattform der Bergstation war auch bald erledigt und nach einem Toilettenbesuch stapften wir wieder zurück zum Einstieg und zu unserem Zelt. So hatten wir heute eine problemlose Genusskletterei erlebt, genau das richtige um die Moral wieder aufzubauen, nach den Scherereien vom letzten Tag.
In der Südwand der Aiguille du Midi sind einige schöne Touren zu finden und unter ihnen ist der Baquet-Rebuffat-Weg sicherlich die Beliebteste. An manchen schönen Tagen, insbesondere um das Wochenende herum, sieht man in jedem einzelnen Stand zwei bis drei Menschen stehen. Wir hatten heute Glück, die einzige Seilschaft vor uns ließ uns bald überholen und so konnten wir diese herrliche Kletterei in vollen Zügen genießen.

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