Samstag, 29. Juli 2017

Immer der Nase nach

Viel Überzeugungsarbeit hat es heute nicht benötigt, um Ulrich die Tour 'Immer der Nase nach' am Röthelstein schmackhaft zu machen. Nach kurzer Beratung im Zug von Graz nach Mixnitz stand unser Plan fest und wir starteten motiviert vom Bahnhof Mixnitz-Bärenschützklamm los. Schon fast traditionell legten wir beim Zustieg im Grazer Bergland mal wieder eine kleine Extrarunde ein. Heute war es aber auch besonders gemein. Ich wollte es nämlich einfach nicht wahr haben, dass wir mitten durch das Brennnesselfeld mussten. Nachdem wir alle Zustiegsalternativen ausgecheckt hatten, mussten wir uns aber eingestehen, dass alle durch das juckende Grün führten. Immerhin fanden wir einen passablen Weg hindurch und kamen mit nahezu heilen Waden am Einstieg an. Die erste Seillänge war noch etwas erdig-grasig-schrofig. Ab dem ersten Stand fing aber perfekter Fels an. Ulrich sicherte sich in der darauffolgenden Seillänge den einzig nenneswerten onsight des Tages und meisterte die herrlichen Platten mit einem guten Riecher für die passende Linie. Mein Plattenschleicher-Herz frohlockte auch im Nachstieg, ein wirklich gelungener Einstieg in die Tour. Aus Respekt vor dem noch Kommenden, pausierte ich in der nächsten Seillänge einige Male um Kraft zu sparen. Den Großteil der ebenfalls sehr schönen dritten Seillänge konnte ich mir aber zumindest recht gut auschecken und so standen wir, nach einem sehr kurzen Quergang zur Nase, unterhalb der imposanten Schlüsselseillänge. Die Schwierigkeiten sind gleich zu Beginn, bis zum dritten Haken geht es richtig zur Sache. Da war bei mir leider nicht viel mit auschecken. Ich musste eher zusehen, dass ich mich überhaupt irgendwie von Haken zu Haken nullte. Um zum dritten Haken zu gelangen musste ich mich mit einer Trittschlinge hinaufarbeiten. Danach kommt noch ein anspruchsvolles, aber nicht mehr ganz so schweres Stück zum nächsten Haken. Da ich vom vorherigen Abschnitt aber schon gut ausgepowert war, nutzte ich auch dort noch mal eine Trittschlinge. Ab dem vierten Haken wurde es deutlich leichter. Nichts desto trotz waren auch diese henkeligen Meter erstaunlich mühsam nach der Plagerei davor. Das darauffolgende Gehgelände zum nächsten Stand meisterte ich dann aber brauvourös. Ein Schlückchen zu Trinken gab es im nächsten Stand mal wieder und Ulrich stieg motiviert in die letzte Seillänge ein. Irgendwie fand er beim Einstieg in die Schwierigkeiten aber die Linie nicht und so übernahm doch ich den Vorstieg. Etwas weiter links und mit mehr Reichweite löste sich die Stelle gut auf. Es ging über interessante Platten in nicht mehr ganz grasfreiem Gelände relativ steil aufwärts. Im Grunde löste sich alles gut auf, nur am Ende kam noch eine richtig glatte Plattenschleicher-Passage. Meine Auscheck-Motivation war nicht mehr allzu hoch und so schummelte ich mich mit Exenhilfe drüber. Den letzten Stand übersah ich scheinbar, also nutzte ich einen Baum am Ausstieg zum Nachsichern.
Oben genossen wir noch ein wenig den Ausblick und tranken unseren letzten Schluck Wasser ehe wir den Abstieg über das Friesenband angingen. Problemlos kamen wir wieder hinunter, nur das erneute queren des Brennnesselfeldes machte nicht so viel Spaß. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass wir uns beeilen müssten um den nächsten Zug noch zu erwischen, also ging es im Laufschritt zum Bahnhof und tatsächlich ging es sich noch aus. Keine fünf Minuten mussten wir warten ehe uns der Zug gemütlich nach Graz zurück brachte.
Die Schlüsselseillänge der Tour 'Immer der Nase nach' ist wirklich knackig. Da werde ich wohl noch ein paar Trainingseinheiten brauchen, ehe ich sie mir ordentlich auschecken kann. Die restliche Tour ist aber deutlich leichter und bietet herrliche Kletterei in großteils genialem Fels, lediglich ein paar kaum störende erdig-grasige Stellen sind zu Beginn und am Ende der Tour.

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