Samstag, 8. Juli 2017

Teischnitzkees

Unglaublich wie groß der Parkplatz beim Lucknerhaus ist und noch unglaublicher, dass er am Freitag Abend um 22:00 Uhr zum Bersten voll war. Aber Frechheit siegt und so fanden wir eine kleine Lücke ganz vorne. Während die meisten am Parkplatz bereits schliefen oder sich zum Schlafen bereit machten, schlüpften wir in unsere Bergschuhe und marschierten los. Zu Beginn dachte ich mir noch, dass der Wetterbericht wirklich zutraf und die wenigen Wolken über uns sich im Laufe der Nacht vollständig auflösen würden. Mehr und mehr lachte der fast ganz volle Mond heraus und ließ die Landschaft hell erstrahlen.
Traumhaft schön schimmerte der tosende Bach im Mondschein und Melanie und ich konnten eine Ruhe und Einsamkeit beim Zustieg zur Stüdlhütte genießen, die einem bei Tageslicht üblicher Weise verwehrt ist. Nur ein weiterer Bergsteiger war uns bis zur Lucknerhütte auf den Fersen, ab dort fiel er ein wenig zurück. Leider strengte sich nicht nur unser Verfolger nicht mehr so sehr an, auch der Mond schwächelte ein wenig und spätestens als wir bei der Stüdlhütte waren gab der Mond scheinbar den Kampf gegen die Wolken auf. Übrigens gab auch der Bergsteiger hinter uns den Aufstiegskampf bei der Stüdlhütte auf, vielleicht war es ja der Mann im Mond. Für uns ging es weiter aufwärts und beim weiteren Aufstieg zog es immer weiter zu. Ich vertraute nach wie vor darauf, dass es spätestens um Mitternacht aufklaren sollte. Als wir am Teischnitzkees ankamen, war es schon deutlich nach Mitternacht und anstatt aufzuklaren, sahen wir immer wieder Gewitterzellen in einigen Kilometern Entfernung von uns vorbei ziehen. Das Wetter wurde immer schlechter statt besser und als es auch noch zu regnen anfing, beschlossen wir doch umzukehren. Nach wenigen Schritten talwärts wurde unsere Entscheidung bestätigt: Es regnete immer stärker, sodass wir zum Ablegen der Gletscherausrüstung das Vordach der Stüdlhütte nutzten. Ich musste mich ein wenig überwinden, um wieder in den Regen zu gehen und das trockenen Plätzchen unter dem Vordach zu verlassen. Als wir wieder im Gehen waren, störte der Regen aber kaum. Mit abnehmender Höhe nahm auch der Regen ab und beim Parkplatz kamen wir klatschnass, aber regenfrei an. Auch bei der Heimfahrt schüttete es immer wieder und um uns zu zeigen, wie richtig unser Entschluss zum Umkehren war, hagelte es sogar kurze Zeit ganz leicht.
Auch wenn wir umkehrten, die Mondscheinwanderung zu Füßen des Großglockners war wirklich herrlich. Wenn man an diesem prestigeträchtigsten Berg Österreichs Einsamkeit genießen will, ist die Nacht eindeutig die erfolgversprechendste Zeit dafür.

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