Freitag, 16. September 2016

Bischofsmütze

Hans und Corina haben sich eine wirklich schöne Gegend ausgesucht um sich das JA-Wort zu geben. Da bot es sich an, dass Josef und ich einen Tag früher nach Filzmoos anreisten, um eine flotte Bergtour zu unternehmen. Ursprünglich hätte Melanie auch dabei sein sollen, aber ihre Knie waren noch nicht fit genug für den doch nicht ganz kurzen Abstieg. Aufgrund des tagsüber schlechter werdenden Wetters und der Tatsache, dass wir uns um 10:00 mit Melanie in Filzmoos treffen wollten, stand klarerweise ein Frühstart am Programm. Um 3:30 Uhr läutete der Wecker in Puch und um kurz nach fünf parkten wir bei der Unterhofalm. Der zu Beginn noch hell leuchtende Mond verschwand langsam hinter dem Horizont und es begann allmählich zu Dämmern. Bei der Hofpürglhütte erwischten wir nicht den kürzesten Weg ins Eiskarl, aber schlussendlich trafen wir hinein und am Eiskarlsattel war die Sonne schon fast aufgegangen. Vor dem Eiskarlquergang tauschten wir Stirnlampe gegen Helm und ein wenig leichte Kraxelei später standen wir vor dem Einstieg in die Kletterei in der Mützenschlucht. Dort legten wir das Seil an und ich sicherte Josef über die kurze Schlüsselstelle des Normalweges auf die Bischofsmütze. Weiter ging es am laufenden Seil über zwei nette, aber deutlich leichtere Aufschwünge und ein schöner Quergang leitete uns in die Mützenscharte. Genau habe ich den Originalweg in die Mützenscharte nicht erwischt, aber unsere Alternative war wahrscheinlich sogar schöner und auch nicht schwerer. Bohrhaken fand man dort halt keine. Nach der Mützenscharte nahm ich Josef ans Kurzseil und wir sprinteten die restlichen, vergleichsweise leichten Höhenmeter zum Gipfel hinauf.
Mittlerweile war die Sonne aufgegangen und die Bischofsmütze warf einen riesigen, pyramidenförmigen Schatten bis in den Höchkönig, ein wirklich beeindruckender Anblick. Wir genossen ein wenig die Aussicht, gönnten uns ein Stück Torte und machten uns bald wieder an den Abstieg. Bis zu den beiden Steilaufschwüngen in der Mützenschlucht stiegen wir am Kurzseil ab. Dort seilten wir uns einmal ab, gingen das leichte Zwischengelände wieder zu Fuß und seilten uns über die Einstiegsstufe noch mal ab. Etwas Gegenverkehr hatten wir mittlerweile, drei Seilschaften kamen uns beim Abseilen entgegen. Also hieß es nichts wie weg aus dem Steinschlagbereich. Etwas weiter unten packten wir Gurt und Seil wieder ein und stiegen noch mal konzentriert den Vorbau bis nach dem Eiskarlquergang ab. Ab dort nahmen wir ordentlich Fahrt auf und so schafften wir es mit glühenden Oberschenkeln tatsächlich noch vor zehn wieder zurück bei der Unterhofalm zu sein. Auch wenn meine Führer-Fähigkeiten noch verbesserbar sind, eine traumhafte Bergtour war heute trotzdem drin. Schließlich glich Josefs bergsteigerische Leistung meine fehlende Führer-Erfahrung allemal aus.
Es ist schön zu sehen, dass der Klettersteig-Boom scheinbar doch Grenzen kennt und so große Klassiker wie die Bischofsmütze von ihm verschont bleiben. So verlangt dieser majestätische Berg seinen Besteigern doch noch immer ein Mindestmaß an bergsteigerischem Können ab und ist nur sehr gut besucht und nicht heillos überlaufen.

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