Mittwoch, 12. März 2014

Hochwilde

4:00, der Wecker läutet, bereits jetzt war mir klar, dass ein anstrengender Tag auf mich wartete. Leider war mir auch klar, dass er nur auf mich wartete, ich konnte gestern niemanden für die Tour gewinnen und frühstückte alleine. Noch in der Dunkelheit ging es die Langlaufloipe von Pfleders in Richtung Lazins. Bald darauf begann es zu dämmern und als ich vor dem ersten Steilaufschwung stand, strahlte mein Ziel bereits im Sonnenschein. Der Wind hatte den Schnee im ersten Abschnitt zu einem kompakten Panzer werden lassen, weshalb ich zunächst mit Harscheisen und als es steiler wurde sogar zu Fuß unterwegs war. Als es wieder abflachte begrüßte mich die Sonne mit ihren angenehm wärmenden Strahlen. Eine teils bereits etwas aufgeweichte, jedoch großteils harschige Schneedecke geleitete mich unter dem Felsband der Ostflanke vorbei zum Einstieg in die Nordostflanke. Bei den Touren der letzten Tage hatte ich bereits viele Blicke auf diesen Wandteil geworfen und drei Schneebänder entdeckt, welche mich scheinbar ohne Felsberührung hinauf führen sollten. Beim Aufstieg entschied ich mich für das oberste Schneeband, da ich dort am wenigsten unangenehmen Quergang erwartete. Im Nachhinein wäre es jedoch klüger gewesen, das mittlere Band zu nehmen, da ich beim oberen doch einige Male mühsame Felsberührungen hatte. Egal, nach viel schnaufen und schwitzen gelangte ich in flacheres Gelände, legte die Schi an und stand bald über der Nordostflanke mit einem traumhaften Blick auf den Langtaler Ferner. Ich erkannte eine Schitourenspur zum Einstieg des Ostgrates und hoffte, dass ich mir zumindest die paar Höhenmeter Spurarbeit ersparte. Beim Schidepot angekommen musste ich jedoch feststellen, dass die Spuren nicht hinauf führten. Was solls, noch einen Müsliriegel eingeworfen und schon ging die Stapferei von neuem los. Der Grat führte relativ viel Schnee und ich kam im allgemeinen gut voran, ein paar einfache, kombinierte Stellen und ein wenig Schneegewühle später stand ich endlich am Gipfel.
Das Gipfelfoto lässt vermuten, dass ich etwas erschöpft war dort oben. Wieso sonst hätte ich das Gipfelkreuz abschneiden sollen ;-). Ich hatte noch reichlich Zeit und gönnte mir eine ausgiebige Pause bei Sonnenschein und Windstille. Akkus aufgetankt, genialen Rundblick fertig genossen und Jause eingepackt - es konnte wieder los gehn. Den Grat zum Schidepot ließ ich bald hinter mir und stand höchst konzentriert vor der Einfahrt in die Nordostflanke. Der Schnee war perfekt für die Abfahrt, weich zu fahren und trotzdem bröselte kaum etwas mit. Ich entschied mich für das untere Schneeband und so stand ich nach einigen gekonnten Rinnensprüngen leider mitten in den Felsen. Also nochmals Schi auf den Rucksack und nach ein paar leichten Klettermetern und einer guten Position zum Schi anschnallen wedelte ich die restliche Nordostflanke hinab. Im leichten Gelände angekommen war ich froh, das Gröbste hinter mir zu haben, jetzt lagen nur mehr ein paar Höhenmeter Bruchharsch vor mir. Wie es halt so ist wenn man im leichteren Gelände kraftsparend und nicht mehr ganz so hoch konzentriert unterwegs ist, fädelte ich noch einmal im Bruchharsch ein und verstreute meine beiden Schi in der Landschaft. Einen erwischte ich noch schnell genug, den zweiten jedoch sammelte ich einige Höhenmeter tiefer ein. Leider kannte dieser Schi die Abfahrtsroute nicht und war in das falsche Kar abgebogen. Also war nochmal Auffellen und Zusatzhöhenmeter sammeln angesagt. Zu dem Zeitpunkt war ich jedoch schon so entspannt, dass mir das alles egal war. Die letzte Steilstufe hinab trug mich diese Gleichgültigkeit wie auf Wolken und auf der abschließenden Langlaufloipe zum Parkplatz hinaus wurde ich immer noch von ihr beflügelt. So nahm eine anstrengende, lange, teils anspruchsvolle und jedenfalls traumhaft schöne Schitour ein entspanntes Ende. Noch ein Tipp für zukünftige Begeher: nehmt das mittlere Schneeband.

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