Sonntag, 10. Februar 2019

Schönachtal

Heute wollten Melanie und ich uns mal im Eis versuchen. Unsere Wahl viel auf das Schönachtal bei Gerlos. Die Höhenlage ließ mich hoffen, dass wir dort gutes Eis finden würden und bei Lawinenwarnstufe 2 hätte ich gedacht, dass es stabil genug ist um sich kaum Sorgen um Lawinen machen zu müssen. Schwer bepackt starteten wir beim Parkplatz vor dem Schranken im Schönachtal mit den Schi los. Die Straße zur Lackneralm ließ sich mit den Schi gut gehen, auch wenn wir hinauf zu Fuß auch nicht langsamer gewesen wären. Ab dort folgten wir der beeindruckend schönen Langlaufloipe zur Issalm, wo uns die markanten Eisfälle westlich des Talbodens ins Auge stachen. Auch wenn die Eiszapfen und Eissäulen in den steilen Felswänden wirklich spektakulär aussahen, uns zog es ganz klar zu den netten Eisglasuren auf der gegenüberliegenden Seite. Für die letzten Meter verließen wir die Langlaufloipe und spurten eine Forststraße hinauf. Spätestens hier machte sich die Schitourenausrüstung bezahlt, das wäre zu Fuß um einiges mühsamer gewesen. Die Forststraße führte uns entlang einiger schönen Eisfällen bis uns schließlich der letzte in der Reihe am meisten anlachte. Während wir unsere Schitourenausrüstung ablegten und die Eisausrüstung anlegten, donnerte eine Staublawine über einen Eisfall am südlichen Ende der gegenüberliegenden Talseite. Verunsichert sahen wir uns an und wunderten uns über diesen nicht ganz kleinen spontan ausgelösten Lawinenabgang bei Lawinenwarnstufe 2. Nach ein wenig hin und her überlegen und einem Versuch, die Hänge über unserem Eisfall einzusehen, hatte ich den Eindruck, dass unsere Seite des Talbodens sicherer wäre als die gegenüberliegende Seite. Daher fingen wir an uns im Eis ein wenig zu spielen. Eisschrauben setzten, Stand bauen, Vertrauen in die Steigeisen und Eisgeräte aufbauen und so weiter. Bald donnerte noch eine weitere Staublawine auf der gegenüberliegenden Talseite herab, diesmal einen Wasserfall weiter nördlich.
Ich war immer noch im Glauben, dass unsere Talseite sicherer sein sollte und so machten wir noch ein wenig weiter. Bald darauf bekam Melanie aber ein ungutes Gefühl und überzeugte mich davon abzubauen. Mit meiner noch wenigen Erfahrung im Eis brauchte ich eine Weile zum Material einsammeln, Eissanduhr bohren und abseilen. Keine Minute zu spät waren wir zurück bei unserem Schidepot ehe eine Staublawine über den Wasserfall donnerte an dem wir kurz zuvor noch geklettert waren. Ein wenig streifte uns die Lawine noch und verstreute etwas Material im Hang unterhalb. Mehr als den immer noch gewaltigen Druck am Lawinenrand bekamen wir aber nicht zu spüren. Da hatte Melanies Bauchgefühl uns heute einen sehr guten Dienst erwiesen. Das verstreute Material im Hang sammelten wir beim Abstieg geschwind ein und fuhren mit den Schi gemütlich entlang der sicheren Loipe zurück zum Auto.
So ganz klar ist es mir immer noch nicht, warum wir bei Lawinenwarnstufe 2 heute so viele spontan ausgelöste Lawinen beobachte konnten. Vermutlich ist es auf die im Lagebericht beschriebenen Schwachschicht in der Altschneedecke zwischen 2300 und 2600 Metern in Kombination mit den hohen Tagestemperaturen und dem starken Südfohn zurückzuführen. Jedenfalls werden wir nach diesem Warnschuss in Zukunft die Lawinenlage und Wetterverhältnisse beim Eisklettern noch sorgfältiger miteinplanen, die Anzeichen für Lawinen währenddessen ernster nehmen und auf jeden Fall wieder auf Melanies Bauch hören. Was das Eis angeht in den Wänden rund um die Issalm, das ist (zumindest meiner unerfahrenen Meinung nach) in einem scheinbar ziemlich gutem Zustand.

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