Eine flotte Vormittagstour stand bei Melanie und mir heute am Programm. Einigermaßen bergschuh-tauglich sollte sie auch noch sein, da Melanies linker Fuß immer noch nicht in einen Kletterschuh passte. So verschlug es uns zur Gramaialm zu Fußen der mächtigen Südostwand des Sonnjochs. In genau dieser Wand war auch unsere Tour, sie erklimmt jedoch nur einen Bruchteil der gesamten Wandhöhe auf einem vorgelagerten Pfeiler. Und nicht einmal der Pfeiler wirde ganz überwunden, die Tour machte unterhalb eines steilen Wandbereiches schluss - ca. ein bis zwei Seillängen bevor der Pfeiler aus wäre. Aber zurück zum Anfang: Wir parkten das Auto bei der Gramaialm und starteten in den Zustieg. Kuhwiese und Elektrozaun meidend führte uns ein trockenes Bachbett zur Wand und dort folgten wir Steigspuren zum Einstieg. Zumindest glaubten wir in der Nähe des Einstieges zu sein und tauschten Zustiegsschuhe gegen Kletterschuhe, Gurt und restliche Kletterutensilien. Naja, ich tauschte Zustiegsschuhe gegen Kletterschuhe - Melanie tauschte nur eine Schuh. Nach einiger Sucherei im Schrofengelände bestätigte sich meine Annahme, dass wir bereits in der Nähe des Einstieges waren. Nur die Richtung die ich einschlug war zu Beginn nicht ganz richtig. Wie auch immer, nun hatten wir die Hakenreihe gefunden und da war es schwer sie wieder zu verlieren. Schließlich war die Tour recht dicht mit Bohrhaken abgesichert. Die erste Seillänge war herrlich abwechslungsreich und relativ steil, zumindest im Vergleich zur restlichen Tour. Im steilen Gelände geht es normalerweise besser mit Bergschuhen, da dann auch größere Tritte vorhanden sind. Hin und wieder musste sich Melanie aber doch mehr anstrengen, da die großen Tritte oft genau auf der falschen Seite waren. Insgesamt kam sie aber problemlos hinauf. Die nächsten drei Seillängen waren recht gemütlich mit einigen netten Kletterstellen und immer wieder kaum störendem, schottrigem Schrofengelände. In der letzten Seillänge ging es dann noch mal zur Sache; Plattenschleicherei vom Feinsten war angesagt. Mit Kletterschuhen tat ich mir nicht schwer, da waren die Platten mehr oder weniger zum konzentriert hinaufspazieren. Aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass man da mit einem Bergschuh seine Freude haben kann. Melanie belehrte mich aber eines Besseren. Nicht nur, dass sie die Platten auch mit Bergschuh problemlos hinaufspazierte, sie hatte auch noch Freude dabei. Meine Hochachtung für diese Leistung.
Am Ende der Tour angekommen dachten wir uns Beide das selbe: 'Wieso gehts do ned weita?' Die nächsten Meter über uns sahen zwar nicht geschenkt aus, aber verlockend wäre es allemal. Ich vermute mal, dass der Erschließer hier umkehrte, um eine einigermaßen homogene Tour zu hinterlassen. Egal, auch für uns ging es wieder abwärts. Die erste Seillänge ließ sich noch ganz gut abseilen, die schottrig-schrofig-flachen drei Seillängen in der Mitte waren weniger lustig. Ich hatte ganz schön zu tun um die Seile hinunter zu bringen. Außerdem mussten wir tatsächlich jeden einzelnen Stand nutzen, da die 60 m Halbseilen um ein paar Meter zu kurz waren um die Seillängen zusammen zu hängen. Die Abschlussseillänge ging dann wieder gut zum Abseilen. Unten angekommen war der Abstieg zum Auto auch bald erledigt und wir schaffte es noch am Vormittag wieder zu Hause zu sein.
Die Tour 'Der Strom der Zeit' ist eine nette, gut abgesicherte und relativ kurze Mehrseillänge in wunderschönem alpinen Ambiente. Wenn schon eine andere Seilschaft in der Tour ist, würde ich eher davon abraten einzusteigen, da es sich beim Abseilen kaum vermeiden lässt Steinschlag auszulösen.
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