Samstag, 4. Juli 2015

Pinzga Wurm

Bereits bei der Schitour im März auf das Birnhorn hatte ich Hans gesagt, dass wir heuer im Sommer hier heroben stehen werden. Und jetzt ist es sich tatsächlich ausgegangen. Aber wollen wir mit der Geschichte mal am Anfang starten. Gestern waren Hans und ich ins Ullachtal angereist und hatten uns am Nachmittag noch den Zustieg und die ersten drei Seillängen des Pinzga Wurms in der Birnhorn Südwand ausgecheckt, um am nächsten Tag bei Dämmerung keine Zeit zu verlieren. Nach einem köstlichen und ausgiebigen Abendessen legten wir uns zum Schlafen in mein komfortables, caravan-ausgebautes Auto. Heute um 3 Uhr läutete der Wecker und wir begannen im Halbschlaf Zähne zu putzen und zu frühstücken. Wenig später fuhr ein Auto vor und zwei Menschen stiegen entschlossenen Schrittes aus. Wir befürchteten schon das Schlimmste, wer außer Kletterer sollte so früh von hier aus starten? Beim Zustieg bewahrheitete sich unsere Befürchtung, tatsächlich steuerten die Beiden auf die Birnhorn Südwand zu. Dank unseres gut ausgecheckten Zustieges gelang es uns, die Beiden noch vor dem Einstieg zu überholen und dort ließen uns die beiden Leoganger netterweise den Vortritt. Hans war heute insbesodere wegfindungs-technisch in Höchstform und so kamen wir im leichten Gelände rasch voran. Ich hatte heute nicht ganz so gute Augen, einen Stand fand ich nicht (was beim simultan klettern aber sowieso eher egal ist) und in der 15. Seillänge querte ich nicht lange genug und ließ ungefähr 5 Minuten bei einem kurzen Versteiger liegen. Nach der 26. Seillänge machten wir das erste Mal eine Pause und verschlangen eine Banane. Bis zur 25. Seillänge war die Tour eher leicht und über weite Strecken etwas schrofig-grasig und gelegentlich auch splittrig. Ab der 26. Seillänge begann dann aber der traumhaft schöne, kompakte, zwar schwerere aber dennoch genussvolle Teil der Tour. Nach der kurzen Stärkung führte uns eine leichte Querung unter die Headwall. Zufälliger Weise war ich gerade dran mit vorsteigen und so durfte ich mir die 8- Stelle ansehen. Diese Seillänge war traumhaft schön, auch wenn ein glatter 7er der Schwierigkeit eher gerecht werden würde. Auch die daran anschließenden Seillängen waren absolut traumhaft, schöne Kletterei an genialen Strukturen leitete uns genussvoll und schnell aufwärts. Mittlerweile machten sich die Zehen bemerkbar und die etwas längere Suppenpause nach der 36. Seillänge tat ihnen richtig gut. Weiter ging es in traumhafter Kletterei bis unter den Bauch vor der 42. Seillänge, wo Hans und ich uns noch einen Energieriegel hinein stopften. Top motiviert und voller Energie startete ich in den Bauch hinein und hatte ihn auch bald überwunden. Anschließend kam noch eine etwas diffizile Piazstelle, die mir aber auch auf ging und schon standen wir unter der letzten schweren Seillänge. Hans meisterte auch den Bauch in der 43. Seillänge und so standen wir bald beim Wandbuch.
In ungefähr 9 1/4 h hatten wir den Durchstieg geschafft und vor lauter Übermut über die gelungene Rotpunktbegehung und Vorfreude auf den Radler auf der Passauer Hütte, vergaßen wir leider uns in das Wandbuch einzutragen. In das Kletterbuch auf der Passauerhütte trugen wir uns dann aber doch ein und dort fanden wir heraus, dass wir angeblich die 32. Begehung dieser großartigen Tour geschafft hatten. Zum Radler gönnte ich mir dann noch einen köstlichen Schokokuchen, der mir ausreichend Energie für den Abstieg geben sollte. Etwas später kam dann auch die Leoganger Seilschaft zur Passauer Hütte, auch sie hatten den Pinzga Wurm bis zum Ende geritten. Beim langen Abstieg ins Ullachtal fingen die Knie wieder an zu rauchen und unten angekommen nahm ich den kürzesten Weg zum Birnbach, um einen kräftigen Schluck zu trinken. Wir hatten zwar beide 3 Liter Wasser mit, bei einem derart heißen und langen Tag in der Birnhorn Südwand ging uns das Wasser dennoch beim Abstieg endgültig aus.
Vielen Dank an Adi Stocker und Toni Niedermühlbichler für diese großartige Tour in genialer Linienführung. Auch wenn die erste Hälfte etwas durchwachsen ist, so entschädigt die absolut geniale Kletterei im kompakten Fels in der zweiten Hälfte allemal für den 'langen Zustieg'. Lieber Adi, lieber Toni, da habt ihr euch ein Denkmal gesetzt.

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