Sonntag, 12. Juli 2015

Diagonale

Juhujuhu, ab ins Xeis und obendrein ging es auch noch in die Dachl Nordwand. Da war ich aufgeregt wie ein Kind vor seinem ersten Schultag. Gegen halb 7 starteten Alex und ich vom Parkplatz in Richtung Haidlkarhütte. Laut Topo dauert der Zustieg 3h, als wir nach gut 1,5h beim Rucksackdepot unter der Dachlschlucht waren, hätte ich mir nicht gedacht, dass wir so lange brauchen würden. Aber ich wurde eines Besseren belehrt, die Kraxelei zum Einstieg nahm doch noch einige Zeit in Anspruch und schlussendlich stiegen wir ziemlich genau 3h nachdem wir unten losgegangen waren in die Tour ein. Nach einem leichten Einstiegsquergang durfte Alex die Seitelberger Platte im Vorstieg genießen, ein wunderbarer und angenehmer Start in die Tour. In der nächsten Seillänge warteten auf mich ein netter Bauch und eine nicht ganz einfache aber kurze und durchaus schöne Plattenstelle. In der Schlüsselseillänge holte sich Alex einen ordentlichen Pump ab und auch ich schaffte es im Nachstieg nicht den steilen, ausdauernden Riss durchzusteigen.
Die anschließende 5. Seillänge war grundsätzlich wunderschön und die erste Hälfte löste sich sehr gut auf mit einigen brauchbaren Rastpunkten. Leider hatte ich mir in der vorherigen Seillänge aber einen zu großen Pump abgeholt und auch in dieser Seillänge wurde der Riss nach und nach wieder steiler. Somit wurden die Unterarme wieder dicker und dicker bis schließlich selbst die Henkel in der Hand nicht mehr hielten. So musste ich mich leider auch ein paar Mal ins Seil setzen. Beim Stand angekommen war ich froh, dass sich meine dicken Unterarme endlich ausruhen durfte. Einen so gewaltigen Pump hatte ich mir schon lange nicht mehr abgeholt. Die anschließende Seillänge war vergleichsweise entspannend mit einer etwas diffizilen Stelle über dem Bauch im Mittelteil und bald standen wir am Fußballplatzl wo wir eine Trink- und Müsliriegelpause einlegten. Top motiviert und ausgeruht startete ich in die nächste Seillänge. Die beiden Bäuche lösten sich beide sehr gut auf und das abschließende Kriechband war auch noch sehr lustig. Keine Ahnung ob man auf dem Band wirklich kriechen muss, aber bei mir hat es sich irgendwie angeboten und Spaß gemacht. Nach dem kurzen Quergang, den wir etwas zu hoch angetragen hatten, wartete noch eine traumhaft schöne Abschlussseillänge auf uns. Der breite Riss, der auch teilweise als Verschneidung oder sogar Kamin kletterbar war, rundete diese geniale Tour noch mal perfekt ab. Am Ausstieg angekommen taten die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf der Haut unglaublich gut, in der schattigen Nordwand war mir doch teilweise recht kühl geworden. Beim Abstieg über den Peternpfad hatten wir keine Eile und so standen wir ungefähr 3h später beim Auto.
Durch den langen und nicht immer Trampelpfad-Wanderweg-mäßigen Zu- und Abstieg ist diese Tour sicher keine Plaisierkletterei. Wer aber Freude an den Bergen hat und bereits beim Zustieg begeistert die geniale Landschaft aufsaugt, der ist hier genau richtig. Eine derart schöne Kletterei in genialer Linienführung und wunderschönem Ambiente findet man nicht alle Tage. Die Tour selbst ist durch die Sanierung im Grunde sehr gut abgesichert, mobile Sicherungsmittel haben wir nicht benötigt (aber jede Menge Expressen).

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