Samstag, 7. Februar 2015

Kerschkern

Um 14:00 war heute noch Hochzeiten angesagt, nicht meine Hochzeit sondern die Hochzeit von einem Onkel von mir. Trotzdem war damit in Kombination mit dem wunderschnönen Wetter das Tagesprogramm bereits festgelegt; früh aufstehen, eine flotte Schitour genießen und anschließend Schitourenanzug gegen Steirertracht tauschen. Alex ist sowieso bei jeder Schitour dabei wenn es sich irgendwie einteilen lässt und Flo und Sylvia hatten mittlerweile auch die Freuden des Frühstarts zu schätzen gelernt. Bei hellem Mondschein gingen wir vier kurz nach 6 vom Gasthof Bergerhube los. Bei den tiefen Temperaturen, immerhin hatten wir um die -12°C beim Auto, waren die ersten Schritte etwas schneller, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Zunächst funkelten die umliegenden Berge noch im Mondlicht, bald jedoch begann es zu dämmern und etwas später strahlten die höchsten Bergspitzen im Glanz der ersten Sonnenstrahlen. Kurz vor dem Krügltörl beschlossen meine Felle, dass sie nicht mehr auf den Schi halten wollten. Belag frisch vom Service und nicht mehr ganz neuer Fellkleber vertragen sich leider nicht so gut. Egal, dann heißte es Schi auf den Buckel schnallen und Wandertag ist angesagt. Alex erklärte sich solidarisch und stapfte mit mir. Großteils fanden wir eine Linie, wo der Schnee entweder stark windgepresst war oder der Rücken abgeblasen. Dementsprechend kamen wir ohne große Verzögerungen voran und standen bald am Gipfel.
Dank unseres frühen Aufbruches waren wir klarer Weise völlig alleine am Gipfel und konnten die Ruhe und das geniale Wetter in vollen Zügen genießen. Da wir beim Aufstieg bereits alles von Pulverschnee bis Bruchharsch-deluxe vorgefunden hatten, waren wir bei der Abfahrt auf das Schlimmste gefasst. Zunächst waren die Verhältnisse noch stark wechselnd, wobei es von Anfang an besser ging als ich befürchtet hatte. Anstatt entlang des Aufstiegsweges abzufahren, entschieden wir uns kurz vor dem Krügltörl eine relativ flache und breite Rinne abzufahren. Die Rinne selbst war auch großteils gut zu fahren und führte über weite Strecken schönen Pulverschnee. Im oberen Drittel löste Flo ein kleines Schneebrett aus; Anrisshöhe ~25cm und ~10m breit. Das Brett löste sich am Rand der Rinne unterhalb einer Geländekante in der eingewehten Nordwest-Exposition bei einer Neigung von knapp 40° und kam ~30m weiter unten wieder zum Stillstand. Passiert ist bei einem derart kleinen Schneebrett natürlich nichts, jedoch war Flo etwas verärgert über sich selbst und wir reflektierten den Vorfall in der Gruppe. Im Nachhinein hat man natürlich leicht reden, der Grund für den Lawinenabgang war schnell gefunden; zu steil, zu kammnah, genau die falsche Exposition und eine Gleitschicht zur Altschneedecke bzw. zum Untergrund. Bemerkenswert jedoch ist, dass die Auslösung nicht direkt beim Einfahren in den Hang passierte, sondern erst ein paar Metern weiter unten. Im oberen Bereich war die Schneedecke bereits so stark vom Wind komprimiert, dass Flo auf der harten Oberfläche fuhr. Erst als die Verfestigung nicht mehr bis zum Boden reichte und eine Zwischenschicht vorhanden war, brach er durch die harte Schneedecke durch und löste das Schneebrett aus (siehe Fotos). Das Schneebrett kam anschließend sehr schnell zum Stillstand, weil einerseits die Hangneigung abnahm und andererseits der relativ lockere Pulver in der Mitte der Rinne die Schollen des Schneebrettes gut bremste. Auf Flo's Blog ist ein gutes Video zu dem Lawinenabgang zu finden (ca. ab 1:15). Na gut, genug gefachsimpelt, zurück zur Tour. Unterhalb des Schneebrettes fanden wir perfekten Pulverschnee und wedelten juchizend talwerts. Weiter unten schoben sich bereits die Massen voran und am Parkplatz waren kaum noch Plätze frei. Tjaja, so ein nicht ganz freiwilliger Frühstart hat schon auch seine Vorteile.

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