Samstag, 22. Juni 2019

Via Lunga

Klettern und Strand, das lässt sich in Finale Ligure gut kombinieren. Ein paar Mehrseillängen gibt es hier auch. Da liegt es ja fast auf der Hand, dass Melanie und ich uns eine davon genauer anschauen wollten. Dank dichter Bewaldung und dornigem Gestrüpp machte die für ein neues Gebiet übliche Zustiegs-Extrarunde in kurzer Hose besonders viel Spaß. Immerhin konnten wir auf der Extrarunde ein paar imposante Felsgebilde bewundern. Beim Einstieg angekommen entschieden wir uns nicht für den original Einstieg sondern die einladende Alternative ungefähr 15 Meter rechts davon. Die Schwierigkeit der schöner Plattenkletterei dürfte ungefähr bei 5b bis 5c liegen und war definitiv lohnend. Es folgten zwei nette Seillängen mit jeweils einem schönen, felsigen Abschnitt und rundherum ein bisschen Waldspaziergang. Die Stände in diesem Bereich machten wir jeweils an Bäumen. Im dritten Stand trafen wir auf zwei Kletterer, die sich wieder abseilten, was bis da hin noch relativ brauchbar an Bäumen gehen dürfte. Im Anschluss kam ein etwas botanischerer Abschnitt. Insbesondere die fünfte Seillänge, bei der man vor den 'no climbing' Schildern scharf links auf ein etwas unübersichtliches und dorniges Bändersystem abbiegt, forderte mich wegfindungstechnisch heraus. Danach durften wir dafür eine grandiose Grotte bewundern wärend wir eine leckere Riegelpause machten.
Nach dem etwas durchwachsenen Zwischenspiel auf dornigen Bändersystemen wurde die Kletterei nun wieder deutlich schöner. Das Gehgelände etwas weiter oben störte das Gesamterlebnis überhaupt nicht, da auf dem Weg so manches landschaftliche Schmankerl zu bestaunen war. Vom Kletter-Erlebnis her war der Abschluss der Toun noch mal unvorstellbar beeindruckend mit variantenreichen Felsformationen und einem atemberaubend ausgesetzten Quergang am Ende. Auf gemütlichen Vorsprüngen ging es direkt an der Abbruchkante oberhalb eines massiv überhängenden Bereiches entlang. Einen derart ausgesetzten, steilen und gleichzeitig leichten Quergang hatte ich zuvor noch nie erlebt. Beim Abstieg legten wir noch eine Extrarunde ein, gewisse Kernkompetenzen muss man schon immer wieder pflegen. Ein paar Regentropfen erwischten uns beim Rückweg auch noch. Doch dank unserer Extrarunde war mein Gewand bis zum Auto schon wieder aufgetrocknet.
Die Tour 'Via Lunga' ist eine Tour zwischen Genie und Wahnsinn. Wenn man beim Kampf durch Dornengestrüpp schon kurz vor der endgültigen Verzweiflung ist, eröffnet sich plötzlich eine andere Welt mit Kletterei durch Felsformationen die ich in der Schwierigkeit bisher noch nie auch nur ansatzweise erlebt hatte. Diese Tour ist definitiv ein Erlebnis der besonderen Art. Ein Hinweis noch zur Wegfindung: immer den am wenigsten dornigen Spuren folgen. Wenn man die Route richtig erwischt, kann man sich vermutlich so manchen Kratzer um die Knöchel ersparen.

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