Sonntag, 16. Juni 2019

Ave Maria und Kongoplatten

Heute verschlug es Uli und mich mal wieder ins Grazer Bergland. Um vor den prognostizierten Gewitterschauer am Nachmittag wieder zuhause zu sein, starteten wir relativ früh bei noch angenehmen Temperaturen. Der Himmel war zwar zumeist bedeckt, doch wenn sich die Sonne zeigte, dann heizte sie ordentlich ein. Zum Anfangen suchten wir uns die Tour 'Ave Maria' aus, da ich sie noch nicht kannte und sie in meinem Kopf war seit Alex sie mir vor einigen Jahren empfohlen hatte. Bereits in der erste Seillänge stießen wir auf herrlich griffigen Fels und interessante Kletterei. Im Vergleich zu manch andere Tour im Grazer Bergland, kam ich hier auch wirklich ins Klettern und musste nicht andauernd Klinken. Die anschließenden leichteren Seillängen führten genüsslich über kompakte, henkelige Platten. Die spannende Plattenquerung in der vierten Seillänge löste sich nach einiger Sucherei und Reibungstritt-Eierei doch gut auf und die darauffolgende Länge war wirklich richtig genial. Die herrlich griffige Wand wollte kein Ende nehmen und ich wollte auch nicht, dass sie ein Ende nimmt. Nach dieser langen und schönen Platte war sogar mal ein bisschen Fels unter uns und nicht nur Grünzeug. Eine ungewohnt schöne Aussicht für das Grazer Bergland.
Auch die letzte Seillänge war noch mal sehr fein. Die Plattenstelle zu Beginn löste sich mit meiner Größe wunderbar auf, doch auch Uli hatte kein Problem. Etwas überraschend rutschte mir im leichteren Gelände weiter oben der linke Fuß ab und ich baumelte ein wenig im Seil. Na gut, ein bisschen Konzentrieren sollte ich mich wohl auch im Nachstieg. Am Ausstieg hatte ich definitiv noch nicht genug und auch Uli war noch für eine zweite Tour zu Begeistern. Die 'Kongoplatten' waren wir zwar sogar gemeinsam schon mal gegangen, das lag aber ewig zurück und die Erinnerungen waren sehr verschwommen. Die lange und anhaltende Einstiegslänge war wirklich ein Traum. Verschneidung, Leistenplatte, herrliche Schuppe und am Ende noch eine interessante Reibungsstelle - diese Seillänge hat wirklich für jeden Geschmack etwas zu bieten. Die darauffolgende Seillänge gefiel mir zwar auch sehr gut, trifft aber vermutlich nicht den Geschmack von jedem. Die abdrängende, steile Verschneidung löste sich zwar ganz gut auf, die Handklemmer wollten bei mir aber irgendwie nicht so richtig halten. Daher knüppelte ich ein paar kleinere Griffe her, ehe ich einen Henkel weit außerhalb der Verschneidung fand. Die zweite Hälfte dieser Seillänge war eher unangenehme Erd-Gras-Bröselfels Wühlerei. Auch die dritte Seillänge hatte einen hohen Wühl-Anteil. Nur der erste Aufschwung bot schönen Fels. Danach wurde es aber wieder deutlich besser mit schöner und großteils gemütlicher Kletterei. Bald standen wir am Ausstieg und entschlossen uns, es für heute gut sein zu lassen. Zwar schien das Wetter doch länger zu halten als gedacht, der Donner rundherum war aber definitiv kein Schönwetterbote. Und tatsächlich, bei der Heimfahrt fing es bald an zu Regnen.
Die Tour 'Ave Maria' beginnt zwar schon gut, wird aber nach oben hin immer besser. Außerdem dürfte sie in den letzten Jahren mal saniert worden sein, jedenfalls ist sie gut und allemal ausreichend mit Bohrhaken bestückt. Ganz mithalten können die 'Kongoplatten' da nicht. Auch wenn die erste Seillänge vermutlich die schönste des Tages war und wir immer wieder auf herrlichen Fels stießen, der Erd-, Gras- und lose Felsbrocken-Anteil ist doch deutlich höher. Die Absicherung ist im Vergleich zur 'Ave Maria' auch etwas spärlicher aber immer noch ganz gut.

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