Samstag, 17. August 2019

Großer Geiger Ost-West Überschreitung

Nachdem die Nachmittags-Sonne gestern doch noch einigen Schnee aus den Graten herausgeputzt hatte, wollten Melanie und ich heute einen neuen Grat-Touren-Versuch wagen. Dabei fiel unsere Wahl auf die Überschreitung des Großen Geigers. Den Ostgrat soll es hinauf gehen und den Westgrat hinab. Von der Kürsingerhütte startend, erwarteten uns zunächst einige Meter Abstieg. Kurz nach einer Abzweigung in der Senke zwischen Kürsingerhütte und Obersulzbachtörl verloren wir die Wegmarkierungen und suchten uns einen Weg durch die Bäche und das Blockgelände in Richtung Bleidächer. Ich dachte eigentlich, dass der Steig in Richtung Obersulzbachtörl nicht markiert wäre. Doch nach ein wenig lustiger Hüpferei im Blockgelände, fanden wir den ziemlich frisch und gründlich markierten Steig wieder. Dank der fleißigen Wegearbeiter kamen wir über den aufwändig angelegten Wanderweg gemütlich zum Obersulzbachtörl. Dort waren wir zwar einige Meter östlich vom gedachten Einstieg in den Grat, ein paar mehr nette Gratmeter waren uns aber auch recht. Im unteren Abschnitt des Ostgrates kamen wir gut voran und erreichten bald sein Ende. Nun stellte sich uns die Frage, wo denn bloß der Ostgrat weiter ging. Gerade vor uns erkannten wir keinen Grat. Rechts baute sich der Nordgrat auf. Also blieb nur mehr der Grat links von uns. Dazu mussten wir einige Meter nach links gehen. Auf dem vermeindlich richtigen Grat angekommen, stiegen wir durch teils schneebedecktes Blockgelände höher. Der Schnee war kompakt, was das stapfende Vorankommen am Blockgrat recht einfach gestaltete. Im obersten Drittel des oberen Ostgrates erwarteten uns noch einige schöne und großteils schneefreie Kletterstellen. Die kurzen, kompakten Aufschwünge am Grat machten richtig Spaß und leiteten uns schnurstracks zum Gipfel.
Dort genossen wir das herrliche Wetter und die Ruhe in vollen Zügen und machten eine ausgiebige Jausenpause. Erst als wir den technisch leichten Westgrat wieder abgestiegen waren, trafen wir die nächsten Gipfelstürmer des Tages. Bezüglich des weiteren Abstieges waren wir uns noch nicht sicher, ob wir lieber direkt über die Scharte westlich des Großen Geigers hinunter sollten oder doch den Gegenanstieg zum Maurertörl in Angriff nehmen wollten. Eigentlich tendierten wir zum Maurertörl, doch der Bergführer der Gipfelstürmer-Gruppe machte uns den vermeindlich kürzeren Alternativabstieg wieder schmackhaft. Also wagten wir einen Blick aus der Scharte Richtung Norden. Als wir einen Abseilstand hinter dem großen Steinmann fanden, waren wir dann endgültig überzeugt von dieser Abstiegsvariante. Drei Abseilfahten mit jeweils ungefähr 20 Metern Abseilstrecke später standen wir über dem Bergschrund am Gletscher. Da es oberhalb des Bergschrundes teilweise eisig und nicht ganz flach war, sicherten wir uns mit Eisschrauben bis wir am Bergschrund vorbei waren. Durch die kleineren Spaltenzonen weiter unten fanden wir gut durch und trafen bald auf die Spuren, die vom Obersulzbachtörl nördlich vom Großen Geiger vorbei über das Obersulzbachkees talwärts zogen. Der Steig hinab zum Sulzsee stellte auch keine Hürde dar. Doch der Wiederaufstieg von dort über den Klettersteig zur Kürsingerhütte kostete mich noch mal einiges an Schweiß. Angenehm war jedoch, dass wir am Klettersteig meist ein Stahlseil zur Verfügung hatten, an dem wir uns mit den Händen hinaufziehen konnten und so die Füße ein wenig entlasteten.
Dank des aufwändig angelegten Wanderweges zum Obersulzbachtörl ist der Zustieg zum Ostgrat des Großen Geigers sehr gemütlich. Der nette untere Abschnitt des Ostgrates eignet sich gut zum Eingehen am Blockgrat ehe ganz am Ende des oberen Ostgrates ein paar schöne Passagen auf einen warten. Über den Westgrat geht es ohne große Schwierigkeiten hinab. Ob es schlauer ist, über die Scharte direkt westlich des Großen Geigers abzusteigen oder doch über das Maurertörl kann ich nicht sagen. Möglich und technisch relativ einfach ist beides, zeitlich dürfte es nicht viel Unterschied machen und bezüglich der Spaltensturzgefahr ist vielleicht das Maurertörl etwas sicherer.

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