Samstag, 16. April 2016

Guffert Südgrat

Bei einem so schneeschwachen Winter könnte man meinen, dass die Alpinklettersaison schon begonnen hat. Ob das wirklich der Fall ist, davon wollten Melanie und ich uns heute überzeugen. Wir wählten den Guffert Südgrat, da ein Südgrat besonders schnell ausapern sollte. Und tatsächlich lachte uns bereits vom Parkplatz in Steinberg der schneefreie Grat entgegen. Auf dem Bärenwaldweg machten wir motiviert Höhe, so motiviert, dass wir bei der Abzweigung Richtung Einstieg gleich vorbeieilten. Doch als uns der Wanderweg immer weiter in die falsche Richtung führte, bemerkten wir es bald und stiegen wieder zur Abzweigung ab. Bald darauf stapften wir ein schneegefülltes Bachbett hinauf, da hat es sich doch ausgezahlt, die schweren Bergschuhe an zu ziehen. Besonders schnell kamen wir zwar nicht voran, aber immerhin fanden wir den Einstieg ohne weitere Umwege. Die Kletterei war für eine klassische Führe von 1911 erstaunlich unschlurfig mit schönen offenen Verschneidungen und Platten. In der Schlüsselstelle gehörte mein voller Respekt den Erstbegehern, die diese nahezu strukturlose Reibungsplatte mit dem damaligen Schuhmaterial und ohne die Chance irgendwo eine Sicherung anzubringen gemeistert haben. Das Gehgelände zwischendrin war großteils schneefrei und störte das Gesamterlebnis nicht.
Am Gipfel gönnten wir uns einen Apfel, bevor wir über den Ostgrat abstiegen. Der Wanderweg war teilweise unter einem formschönen Firngrat versteckt und so machte auch der Abstieg noch mal richtig Freude. Weiter unten stand noch mehr Spaß am Programm; die Schneebänder in den Latschenfeldern formten ein Labyrinth, durch das wir hinabsurften. Wie es sich für ein Labyrinth gehört, verliefen wir uns ein wenig und legten eine Extraschleife ein, bevor wir wieder auf den Wanderweg trafen, der uns zurück zum Auto brachte.
Eigentlich unglaublich, dass diese Tour zu dieser Jahreszeit schon top Bedingungen aufweist. Die teilweise vorhandenen aber kaum störenden Begehungsspuren deuten darauf hin, dass die Tour an schönen Sommertagen, trotz des eher langen Zustieges und alpinen Charakters, ziemlich überlaufen sein dürfte. Wir genossen die Einsamkeit heute sehr und erfreuten und nicht nur an der genialen Kletterei, sondern auch am abwechslungsreichen Zu- und Abstieg und der herrlichen Landschaft. Einfach ein rundum perfekter Tag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen