Sonntag, 26. Juni 2016

Feuervogel

Heute haben Melanie und ich ein weinig gepokert. Nach den Regenfällen in der Nacht war es nicht sicher, ob die Rote Wand trocken ist. Aber wenn sie es nicht gewesen wäre, hätten wir immer noch ein Ersatzwanderprogramm gehabt. Benötigt haben wir den Ersatzplan glücklicherweise nicht. Der warme Fels in der südseitigen Wand hatte um kurz nach 8, als wir beim Einstieg der Tour Feuervogel ankamen, bereits den gesamten Regen der Nacht weggedampft und es war selbst in der Einstiegsverschneidung so gut wie alles trocken. Die Kletterei in den ersten beiden Seillängen, durch die markant rote Verschneidung, war wirklich herrlich und die Absicherung war nicht so übersichert wie in manchen anderen Touren im Grazer Bergland. Auch die Kletterzüge waren nicht immer ganz offensichtlich, zusammengefasst also ein großartiger Start.
Die anschließende, dritte Seillänge legte noch mal ein Schäufelchen nach, der geniale Plattenpfeiler ist Genusskletterei vom Feinsten. Nachdem die erste Hälfte der Tour dermaßen stark vorgelegt hatte, konnte die zweite Hälfte den nun hohen Ansprüchen leider nicht mehr ganz gerecht werden. Die leichte, vierte Seillänge war zwar großteils felsig und nur wenig grasig, mit den vorangegangenen Seillängen konnte sie aber natürlich nicht mithalten. Am Ende erwischte Melanie leider eine Abzweigung nicht ganz richtig und wir landeten im fünften Stand der Tour Hühnerbrust. Ein schräges Grasband leitete uns aber problemlos zurück in die fünfte Seillänge unserer Tour. Diese hatte zwar auch ein paar sehr schöne Kletterstellen, war aber durch ein grasig, erdiges Zwischenstück unterbrochen. Die abschließende, sehr leichte Seillänge war dafür völlig grasfrei. Beim Abstieg machte sich der Regen dann doch noch bemerkbar. Die steileren, erdigen Abschnitte waren teilweise ziemlich rutschig. Schlussendlich kamen wir aber dennoch heil zum Rote Wand-Parkplatz zurück.
Die markante, feurig rote Einstiegsverschneidung der Tour Feuervogel lässt auch den Kletterenthusiasmus Feuer fangen und der direkt anschließende, herrliche Plattenpfeiler lässt die Flammen noch mal höher lodern. Da nimmt man gerne in Kauf, dass die zweite Hälfte der Tour die übliche Grazer Bergland Grasigkeit aufweist.

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