Samstag, 6. Juni 2015

Hinter den Kulissen

Lang hat es heuer gedauert bis Alex und ich zu unserer ersten gemeinsamen Klettertour kamen. Heute war es endlich so weit, auf den Hochschwab fiel unsere Wahl, genauer auf die Tour 'Hinter den Kulissen' im Zinken. Bereits beim Bodenbauer sticht diese Wand markant ins Auge und die Tour führt direkt durch die markanten Platten im zentralen Bereich der Wand. Doch bevor die Kletterei los ging stand noch der Zustieg bevor. Bis unter den Vorbau fanden wir schnell, schließlich kannten wir den Weg bereits vom Zustieg zum Zinkenecho. Von dort ging es links haltend eine schrofige aber großteils angenehm zu gehende Rinne empor. Am Ende der Rinne wäre es eigentlich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit nach rechts gegangen, wir entschieden uns aber leider dafür ein Grasband höher zu queren, welches in einer Sackgasse endete. Nach einigen unangenehmen Metern in der steilen Grasleiten, einer Abseilfahrt an einem Baum und ein paar Metern Kraxelei fanden wir den richtigen Zustieg. Wenige Meter vom Einstieg entfernt verstiegen wir uns noch einmal und ließen im nicht immer ganz festen, leichten Fels noch mehr Zeit liegen. Schlussendlich nahm die Odyssee aber doch ein Ende und wir standen beim Einstiegsbohrhaken. Zusammengefasst noch mal der richtige Zustieg: nach der Rinne die erste sich bietende Möglichkeit rechts und dann leicht ansteigend um die erste Kuppe, ab der man zwischen den Latschen auf deutliche Pfadspuren trifft und in Einstiegsnähe links haltend. Meine ersten Klettermeter waren nach dem nervenaufreibenden Zustieg etwas wackelig, das besserte sich aber bald und ich kam in einen brauchbaren Kletterfluss. Eigentlich hatte ich mir gedacht, dass die Kletterei etwas steiler ist. Tatsächlich handelt es sich aber großteils um schöne Plattenschleicherei.
Leider waren Alex und ich heute nicht besonders fit und wir mussten uns dort und da etwas mehr anstrengen als normal nötig wäre. Insbesondere in der eigentlich schönen Schlüsselseillänge ließ ich viel Energie liegen und musste mich oft ins Seil setzen. Alex war auch schon ein wenig erschöpft und so überließ er mir seinen letzten Vorstieg. Am Ausstieg angekommen packten wir rasch zusammen und traten den Abstieg an. Im ersten Schneefeld genoss ich es sehr, meine Füße zu kühlen und ging danach noch einige Meter Barfuß weiter - es war herrlich. Da ich am Abend noch zum Essen eingeladen war, beeilten wir uns beim Abstieg. Schließlich hatten wir vor allem beim Zustieg viel Zeit liegen gelassen, die wir bei der teils unübersichtlichen Plattenschleicherei in der Tour nicht mehr aufholen konnten.
Die Tour selbst ist sehr schön mit vielen interessanten Klettermoves in hauptsächlich schönen, leicht geneigten Platten. Der Fels ist leider teilweise etwas splittrig und im Nachstieg hatten wir gelegentlich auch größere Steine in der Hand. Wenn man fokussiert und vorsichtig klettert, findet man aber eigentlich immer eine Linie mit festem Fels. Die Absicherung ist großteils gut, lediglich der erste Haken nach dem Stand ist gelegentlich etwas hoch. Dort ist dann aber auch die Kletterei normalerweise nicht so schwer. Bei den Standplätzen sind zwar immer kleine Felsvorsprünge, richtig gut stehen kann man auf ihnen aber selten, weshalb ich viel im Gurt gesessen bin. Zusammengefasst handelt es sich um eine sehr schöne Tour in genialer Linienführung mit herrlicher Kletterei in nicht immer ganz festem Fels, bei der man sich im Zustieg besser nicht versteigen sollte.

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